Drei Orte, an denen Gottes Füße den Boden berührten
Eine der wunderbarsten Wahrheiten der Heiligen Schrift ist, dass Gott uns nahe sein will. Er ist keine entfernte Gottheit, die sich nicht um die Angelegenheiten der Welt kümmert. Gott hat sich tatsächlich entschlossen, von den himmlischen Höhen herabzusteigen und mit seinen Füßen in unserer Mitte den Boden zu berühren. Hier sind drei Orte, an denen laut der Bibel Gottes Füße den Boden berührten.
Gottes Gegenwart im Tempel
David beschrieb den Tempel, den er für Gott bauen wollte, als „eine Ruhestätte für die Bundeslade des HERRN, den Schemel der Füße unseres Gottes“ (1Chr 28,2). In den Psalmen wird diese Sprache vom „Schemel“ wieder aufgegriffen: „Wir wollen kommen zu seiner Wohnung, wir wollen anbeten bei dem Schemel seiner Füße!“ (Ps 132,7; vgl. 99,5). Das Bild hier ist erstaunlich. Gott sitzt auf seinem göttlichen Thron und seine Füße ruhen in Jerusalem. Seine Füße berühren im Tempel den Boden, wo er verheißen hat, seinem Bundesvolk nahe zu sein. Als Gott dem Propheten Hesekiel die Herrlichkeit des Tempels beschrieb, sagte er: „Menschensohn, dies ist der Ort für meinen Thron und die Stätte für meine Fußsohlen, wo ich inmitten der Kinder Israels ewiglich wohnen will!“ (Hes 43,7) Die Fußsohlen Gottes berührten im Tempel den Boden und dort konnte Gottes Volk vor seinem Schemel anbeten.
Man kann sich demnach vorstellen, wie schrecklich es gewesen sein muss, als König Nebukadnezar den Tempel circa 586 v. Chr. zerstörte. Das war nicht nur eine nationale Katastrophe; es war auch eine religiöse Katastrophe. Die Babylonische Gefangenschaft war ein Gericht über Gottes Volk für ihre Jahre des Götzendienstes. Der Dichter der Klagelieder lamentierte: „Ach! Wie hat doch der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion in Wolkendunkel gehüllt! Er hat die Zierde Israels vom Himmel zur Erde geschleudert und an den Schemel seiner Füße nicht gedacht am Tag seines Zorns“ (Klgl 2,1). Zeitweilig schien es so, als ob Gott seine Füße irgendwo anders hinbewegt hatte.
Wenn es keinen Tempel in Jerusalem gibt, wo würde Gott leben und seine Füße ruhen lassen? Gott beantwortete genau diese Frage durch den Propheten Jesaja: „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße! Was für ein Haus wollt ihr mir denn bauen? Oder wo ist der Ort, an dem ich ruhen soll?“ (Jes 66,1). Gott war während der Babylonischen Gefangenschaft nicht obdachlos; denn in Wirklichkeit ist die ganze Welt der Schemel seiner Füße. Jesus bestätigte dies in Matthäus 5: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs“ (Mt 5,34–35).
Dieses Bild des weltweiten Tempels wies auf die Tatsache hin, dass Gott schon immer geplant hatte, mit seiner Gegenwart die ganze Erde zu erfüllen. Jesus sagte der Frau am Brunnen, dass Anbetung sich nicht länger auf einen Ort konzentrieren würde (Joh 4,21–24). Gott möchte nicht nur ein paar Wenigen in einer bestimmten Ecke der Welt nahe sein; er will, dass die Erde erfüllt wird von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken (Hab 2,14).
Gottes Gegenwart in der Menschwerdung
Jesus identifizierte sich selbst als der wahre Tempel Gottes, weil er das ultimative Zusammenkommen zwischen Gott und den Menschen ist (Joh 2,19). Wenn man zum Tempel in Jerusalem ging, ging man zu Gottes Fußschemel. Wenn man jedoch auf Jesus blickte, sah man tatsächlich Gott – Kopf, Hände und Füße! Bei der Menschwerdung nahm die zweite Person der Dreieinigkeit – das Wort – im Bauch der Jungfrau Maria Menschlichkeit an. Deshalb war es so, dass überall, wo Jesus hinging, Gott wandelte. Eine sehr beliebte Bibelstelle hat mit dem Gehen von Jesus zu tun: Der Bericht, wie Jesus über Wasser ging. Er sieht, wie die Jünger in der Ferne segeln und gegen den Wind und die Wellen ankämpfen:
Und er sah, dass sie beim Rudern Not litten; denn der Wind stand ihnen entgegen. Und um die vierte Nachtwache kommt er zu ihnen, auf dem See gehend; und er wollte bei ihnen vorübergehen. Als sie ihn aber auf dem See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien. Denn sie sahen ihn alle und erschraken. Und sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Und sie erstaunten bei sich selbst über die Maßen und verwunderten sich. (Mk 6,48–51)
Es gibt zwei Dinge, mit denen das Markusevangelium hier unterstreicht, dass dies ein Moment war, wo Gottes Füße den Boden berührten (oder in diesem Fall das Wasser!). Erstens, im Alten Testament wird von Gott gesagt, dass er auf den Wellen des Meeres schreitet: „Er gebietet der Sonne, und sie geht nicht auf; er verschließt die Sterne mit einem Siegel. Er allein spannt den Himmel aus und schreitet auf Meereswogen einher“ (Hiob 9,7–8). Zweitens, Markus gebraucht eine eigentümliche Sprache über Jesus: „Und er wollte bei ihnen vorübergehen“. Auf den ersten Blick scheint es etwas Seltsames für Jesus zu sein, aber Markus bezieht sich auf alttestamentliche Bibelstellen, wo Gott an seinem Volk vorüberging und ihnen dabei seine Herrlichkeit offenbarte. Als Gott sich dem Mose offenbarte, wird uns gesagt: „Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue“ (2Mo 34,6). Die gleiche Sprache wird in 1. Könige 19,11 gebraucht, als Gott an Elia vorüberging und sich ihm offenbarte. Für Jesus war das Gehen über das Wasser und das Vorübergehen bei den Jüngern eine Offenbarung seiner Göttlichkeit. Das waren Gottes Füße auf dem Wasser mitten unter den Jüngern!
Gottes Gegenwart in der Gemeinde
Obwohl Jesus in den Himmel auffuhr, macht die Schrift deutlich, dass seine Gegenwart immer noch unter uns ist. Die Gemeinde heute wird beschrieben als Gottes weltweiter Tempel (1Kor 3,16–17; 2Kor 6,16; 1Petr 2,5). Treue Gemeinden sind wie Gottes Fußschemel auf der Erde; Orte, wo seine Gegenwart inmitten eines Dienstes von treuer biblischer Lehre weilt. Jesus beschrieb sich selbst als derjenige, der „der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt“ (Offb 2,1), eine Referenz auf die sieben Gemeinden Kleinasiens. Wo Christi Wort verkündigt sowie Taufe und Abendmahl gespendet werden, ist Jesus gegenwärtig!
Diese Metapher wird sogar noch erweitert mit dem biblischen Bild für die Gemeinde als Leib Christi. Paulus sagte in 1. Korinther 12: „Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib! – gehört er deswegen etwa nicht zum Leib?“ (1Kor 12,14–15). Jesus Christus schenkt seinem Leib auf Erden Leben und die, die mit ihm im Glauben verbunden sind, spielen in diesem Leib jeweils eine wichtige Rolle.
Gott war mit seinem Volk im Tempel Davids. Er wandelte unter den Menschen im fleischgewordenen Tempel und er erfüllt mit seinem geistlichen Tempel, der Gemeinde, die Welt auch heute. Jesus verhieß, dass seine Gegenwart für immer in diesem Tempel bleiben würde und er lädt uns jede Woche ein, zu kommen und am Schemel seiner Füße anzubeten (Mt 28,20)!
Die großartige Nachricht ist, dass diese Orte in der Bibel niemals nur Orte waren, an denen Gott uns nahe war, sondern Orte, an denen Gott für uns war. Denn, die Nähe eines heiligen Gottes ist eine schlechte Nachricht für Sünder, wenn Gott nicht einen Weg geschaffen hätte, wie wir uns ihm nahen können. Das Evangelium offenbart uns, dass der Gott, der die Welt zum Schemel seiner Füße gemacht hat, sich herabließ, um unsere dreckigen Füße zu waschen (Joh 13,1–5). Als Gottes Füße den Boden berührten, wusch er uns rein!