Die Häresie der Gleichgültigkeit
Lehre ist wichtig – sie entscheidet über Leben und Tod. Was wir glauben, bestimmt über unser ewiges Schicksal. Es beeinflusst nicht nur unsere Sicht auf Gott, sondern unsere Sicht auf alles. Unsere Glaubensvorstellungen prägen uns von Natur aus. Jeder hängt in gewisser Weise einer Lehre an, doch die Frage ist, deckt sich das, was wir glauben, mit dem, was die Bibel sagt? Wenn die Frage nach der rechten Lehre aber von solch großer Bedeutung ist, dürfen wir konsequenterweise nicht gleichgültig damit umgehen. Gleichgültigkeit bei Lehrfragen ist seit jeher die Mutter aller Irrlehren, und in unserer heutigen Zeit verbreitet sich diese Haltung wie ein Lauffeuer auf den Kanzeln und Sitzbänken unserer Gemeinden. Ironischerweise ist die Aussage, „Lehre ist nicht von Bedeutung“, selbst ein Lehrsatz.
Wenn mir Menschen sagen, sie lieben Jesus aber haben es nicht so mit der Lehre, dann antworte ich ihnen: Wer die Lehre nicht liebt, der liebt auch Jesus nicht. Wir können Jesus nicht fernab von der rechten Glaubenslehre erkennen und deshalb können wir Gott auch nicht lieben, wenn wir ihn nicht erkannt haben. Der Weg zur wahren Gotteserkenntnis führt über die Auseinandersetzung mit seinem Wort. Geistliche Lehre stammt von Gott; lehrt uns über Gott und führt uns im Glauben zurück zu Gott, nämlich in die Anbetung, Dienstbereitschaft und Liebe. Die Gleichgültigkeit gegenüber geistlicher Lehre ist gleichzusetzen mit der Gleichgültigkeit gegenüber Gott. Und Gleichgültigkeit gegenüber Gott ist gleichzusetzen mit der Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen ewigen Schicksal.
Pastoren die diesen undogmatischen Umgang mit Lehrfrage für „cool“ und angebracht halten, also jene, die die Notwendigkeit und Wichtigkeit rechter Lehre runterspielen und in ihren Predigten unzulänglich darlegen, versäumen in Wirklichkeit die Chance, das weiterzugeben, was die Seelen ihrer Zuhörer zu erretten vermag. Biblische Lehre unklar zu vermitteln oder deren Wichtigkeit herunterzuspielen ist weder cool noch zeitgemäß und sicher nicht demütig, sondern im Gegenteil schlichtweg arrogant. Nichts ist von größerer Bedeutung und lehrt uns mehr Demut als die rechte Lehre. Nichts richtet unsere Augen schneller weg von uns zur Liebe und Gnade Gottes hin, als die Lehre, die von Gott selbst herkommt.
Die rechte Lehre dient jedoch keinem Selbstzweck, sondern sie hilft uns, Gott zu erkennen, zu lieben, anzubeten und zu verehren, so wie er ist. Weniges wünscht sich der Teufel mehr als Gemeindeglieder, die sich im Lehrstreit so geradlinig wie ein Schusswaffenlauf geben, aber sich bei deren Anwendung als krumm erweisen. Einen Lehrsatz richtig zu verstehen, bedeutet, ihn richtig anzuwenden. Wenn wir die Lehre von unserem Leben trennen, führt sie uns in den Tod. Gott aber hat uns die Lehre, die aus seinem inspirierten Wortes entspringt, gegeben, damit wir dadurch lernen mögen, Ihn mit allem, was wir sind und unseren Nächsten wie uns selbst, zu lieben. Darum müssen wir im Umgang mit Lehrfragen unbedingt dogmatisch sein – nicht barsch, sondern demütig, indem wir uns darum bemühen, zu verstehen, zu lehren und zu verteidigen, was der heilige und liebende Gott, der sein Leben für uns gegeben hat, über sich selbst offenbart hat. Wir müssen um Gottes Ehre willen dogmatisch in der Lehre sein und sie ebenso dogmatisch in unserem Leben anwenden. Denn wie Matthew Henry schreibt: „Diejenigen, die mit Worten lehren, müssen das Gleiche auch mit ihrem Leben verkündigen, sonst reißen sie mit der einen Hand nieder, was sie mit der anderen aufgebaut haben.“
Original ist der Artikel erschienen als: Burk Parsons, „The Heresy of Indifferente“, Tabletalk Magazine,
URL: http://www.ligonier.org/learn/articles/heresy-indifference.
Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung.