Die alles verändernde Frage: Hat Gott sich offenbart?
Wir brauchen Gott nicht als Erklärung für die Entstehung des Universums. Diese These vertrat Stephen Hawking, der gefeierte britische Astrophysiker und bekennende Atheist, der am 14. März 2018 verstarb. Nach Hawking besitzen wir heute Erklärungsmodelle für die Entstehung des Lebens, die auch gut ohne Gott auskommen. Ich war nie besonders gut in Mathe und Physik und könnte nicht einmal ansatzweise mit einem so brillanten Geist wie Hawkings es nach menschlichen Maßstäben sicherlich war, über dessen Fachgebiet diskutieren. Wer einen guten Überblick über seine Theorien sucht, wird hier fündig.
Doch so plausibel Hawkings´ Theorie auch sein und so intelligent er auch gewesen sein mag, so ist das noch lange kein Grund den Glauben an Gott über Bord zu werfen. Denn selbst, wenn er mit seinem Ansatz richtig läge und es denkbar wäre, dass unser Universum auch ohne göttliche Intervention hätte entstehen können, so bleibt eine wichtige Frage dadurch völlig unberührt: Hat Gott sich uns offenbart?
Hat Gott geredet?
Christen und Atheisten können viel über den Ursprung des Lebens diskutieren, wer dafür verantwortlich war, wann und wie es geschah. Agnostiker, also jene die die Frage nach der Existenz Gottes offenlassen, würden es dabei belassen. Doch als Christen dürfen wir dabei nicht stehenbleiben. Denn das Christentum steht und fällt mit der Frage, ob Gott sich in der Menschheitsgeschichte offenbart hat oder nicht! Das trifft insbesondere auf das Kommen Jesu in diese Welt zu. Als Christen sind wir davon überzeugt, dass Gott sich uns in seinem Wort, der Bibel, offenbart. Wir glauben, dass Gott zu Menschen gesprochen hat. Wir haben schriftliche Berichte darüber, dass ein ganzes Volk, Israel, die Stimme Gottes akustisch hörte und sich Gott ihnen auf eine unheimlich majestätische Art und Weise offenbarte, dass sie Angst hatten zu sterben (vgl. 2Mose 19). Doch nicht nur das. Denn wir sind davon überzeugt, dass mit der Menschwerdung Jesu Gott sich uns auf die größtmögliche Art und Weise offenbarte, indem er selbst zu uns Menschen kam und unter uns lebte. Der Schreiber des Hebräerbriefes drückt es folgendermaßen aus: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn (Hebr 1,1-2). Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit folgenden Worten: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. [...] Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut (Joh 1,1.14). Später, in seinem ersten Johannesbrief, bezeugt der Apostel, dass sie Gott, in Gestalt von Jesus Christus, dem Wort Gottes, erfahren haben, wie man andere Menschen auch erfahren kann: Was von Anfang an war, was wir gesehen, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens (1Joh 1,1).
Der Theologe James I. Packer schrieb darüber: „Die atemberaubendste Botschaft des christlichen Glaubens ist, dass Gott in Jesus von Nazareth Mensch wurde. Die zweite Person der Gottheit wird zum ‚zweiten Adam’ (1 Kor 15,47), der das menschliche Schicksal bestimmt und der Stellvertreter des Menschengeschlechts ist“ (James I. Packer, Gott erkennen, Leun: Herold, 2016, S. 60).
Selbst wenn wir die Frage, was oder wer war vor dem Urknall nicht befriedigend beantworten können, so dürfen wir die Frage nach Gott nicht einfach unter den Tisch schieben, solange viele Menschen über die Jahrtausende lautstark behaupten, dass Gott sich ihnen offenbart hat. Natürlich muss dieser Anspruch kritisch geprüft werden, und das Christentum ist nicht die einzige Religion, die mit dieser Überzeugung auftritt. Doch die Wahrheit muss eine kritische und faire Überprüfung nicht fürchten.
Ist Christus auferstanden?
Gerade jetzt in der Osterzeit sollten wir Christen uns daran erinnern, dass unser Glaube nur dann etwas wert ist, wenn sich die Evangelienberichte über Jesu Tod und Auferstehen auch tatsächlich in der Geschichte zugetragen haben. Der Apostel Paulus war sich dessen durchaus bewusst. An die korinthischen Christen schrieb er: Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt; wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube. [...] Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. [...] Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendsten von allen Menschen (1Kor 15,13–19).
Paulus war alles andere als naiv. Er war sich darüber im Klaren, dass wenn die Predigt von der Auferstehung Jesu auf einer Lüge basierte, dass ganze Christentum zum Scheitern verurteilt wäre. Doch Paulus war sich sicher, dass die Auferstehung Jesu keine Lüge war. Denn er selbst begegnete Christus, als er dabei war, dessen Anhänger auszurotten. Sein Leben wurde radikal verändert. Das scheute er sich nicht, vor den Mächtigen der damaligen Zeit zu bekennen, als er sich vor König Agrippa für seinen christlichen Glauben verantwortete. Als der Apostel schließlich von seiner Auferstehungshoffnung sprach, unterbrach ihn Festus, Statthalter des römischen Kaisers in Palästina, und meinte, dass Paulus verrückt geworden sei. Doch dieser antwortete darauf: Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern ich rede Worte der Wahrheit und Besonnenheit. Denn der König weiß um diese Dinge, zu dem ich auch mit Freimütigkeit rede; denn ich bin davon überzeugt, dass ihm nichts hiervon verborgen ist, denn nicht in einem Winkel ist dies geschehen (Apg 26,25–26).
Paulus konnte mit Leichtigkeit von seiner Überzeugung sprechen, weil die Lehre von der Auferstehung Jesu große Wellen in Jerusalem und darüber hinaus geschlagen hatte. Auch wenn er Jesus nie vor seiner Auferstehung begegnete, so scheute er sich nicht auf Menschen zu verweisen, die Jesus sowohl vor, als auch nach dessen Auferstehung begegnet waren: und das er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übrig geblieben, einige aber auch entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; zuletzt aber von allen, gewissermaßen der Missgeburt, erschien er auch mir (1Kor 15,5-9). Paulus war sich seiner Sache so sicher, dass er bereit war, sein Leben dafür zu geben. Er schrieb an die Philipper: Denn das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn (Phil 1,21).
Viele von uns, die wir heute Christus nachfolgen, werden vermutlich nicht den Märtyrertod sterben, wie Paulus es tat. Ich gehe davon aus, dass keiner meiner Leser Christus so begegnet ist, wie Paulus es von sich bezeugen konnte. Dennoch dürfen wir als Nachfolger Jesu bezeugen, dass der Auferstandene uns begegnet ist – in seinem Wort und der Verkündigung des Evangeliums – so dass unsere ganze Sicht auf uns und die Welt vollkommen verändert wurde. Gott existiert und er hat sich uns offenbart. Dies gilt es zu bezeugen.