Das „Bild Gottes“ in der Diskussion mit dem Islam

Artikel von Samuel Green
24. November 2015

Ein Fehler, der Christen im Dialog mit Muslimen über die Gottheit Jesu häufig unterläuft, ist, dass sie mit Jesus starten. Wir nehmen manchmal an, Christen und Muslime wären sich einig in den Themen Gott und Menschheit und hätten bloß eine unterschiedliche Sicht auf Christus. Und so fangen wir an, über die Person Jesu zu diskutieren. Diese Diskussionen finden meist kein Ende.

Wir müssen aber festhalten, dass Christen und Muslime sehr unterschiedliche Konzepte bzgl. Gott und Mensch und ihre Beziehung zueinander haben. Und diese Unterschiede führen auch zu den unterschiedlichen Verständnissen der Person Jesu.

Wenn wir einem Muslim die Gottheit Jesu erklären wollen, müssen wir zunächst darüber reden, wer Gott ist und was es bedeutet, Mensch zu sein. Es ist notwendig, dass wir diese Dinge als Erstes ansprechen, bevor wir zur Person Jesu kommen. Die Lehre vom Bild Gottes ist eine der Schlüssellehren in diesem Zusammenhang.

Das Menschsein in der Bibel

Die Lehre vom Bild Gottes besagt, dass Gott einen Verbindung zwischen sich und der Menschheit errichtet hat: Die Menschen repräsentieren Gottes Herrschaft in der Schöpfung (Gen 1,26), stellen seinen Charakter dar (Lev 19,2; Ps 82) und haben teil an seiner Herrlichkeit (Gen 2,9; 3,22; Ps 8). Diese Verbindung ist eine wichtige Grundlage für die Inkarnation.

Gott hat uns gemacht, damit wir ihn repräsentieren und seinen Charakter und seine Herrlichkeit darstellen. Aber wir haben dieses Ziel verfehlt. Die Sünde hindert uns daran, diese Dinge aus uns selbst heraus zu erreichen. Wir schaffen es nicht, so zu herrschen, wie wir es sollten. Wir spiegeln nicht Gottes Charakter wieder und haben auch keinen Anteil an seiner Herrlichkeit. Aber Gott hat verheißen, all das, was wir nicht schaffen, durch den göttlichen Mann aus Daniel 7 zu tun. Dieser Sohn des Menschen wird Gottes Herrschaft bringen, Gottes Charakter darstellen und Gottes Herrlichkeit weitergeben (Dan 7,13-14). Und er wird diese Dinge für Gottes Volk tun (Dan 7,27). Jesus ist derjenige, der dies erfüllt.

Das Menschsein im Koran

Dagegen gibt es gemäß des Koran und bekannten Lehren des Islam kein Bild Gottes und somit keine Verbindung zwischen Gott und Menschheit. Es gibt auch keinen Plan Gottes, die Menschen an seiner Herrlichkeit teilhaben zu lassen. Das bedeutet, dass Christen und Muslime ein ganz anderes Verständnis von der Beziehung zwischen Gott und Mensch haben, davon, was Menschsein ist und was die Pläne Gottes für die Menschen sind. Deshalb passt die Inkarnation auch nicht in die Gedankengänge eines Muslims, aber sehr wohl in die eines Christen.

Das Bild Gottes ist deshalb eine wichtige Lehre, über die wir mit den Muslimen reden sollten, bevor wir mit ihnen über die Person Jesu reden.

Aber warum sollte ein Muslim diese Lehre glauben? Warum sollten wir dieser Lehre folgen und nicht Mohammeds Aussagen?

Muslime sollten an die Lehre vom Bild Gottes glauben, weil sie in der Botschaft aller Propheten enthalten ist und nicht nur bei einem Mann vorkommt. Diese Lehre wird immer wieder direkt und indirekt im Gesetz Moses, den Prophetenbüchern, den Psalmen und den Evangelien erwähnt. Sie beruht also nicht auf einer christlichen Idee oder hat ihren Anfang im Christentum. Was Christen über Gott und die Menschheit glauben, hat seine Wurzeln bei den Propheten. Muslime behaupten, den Propheten zu glauben, und diese bezeugen alle die Lehre vom Bild Gottes. Deshalb sollten auch sie daran glauben.

Einige Punkte für eine Diskussion:

  • Wissen Sie, was die Bibel alles enthält? Erklären Sie, dass die Bibel viele prophetische Bücher enthält, die über einen Zeitraum von über 1500 Jahren entstanden sind. Weisen Sie darauf hin, dass der christliche Glaube aus dem Lesen aller Propheten kommt und nicht von einem einzelnen Mann.
  • Zeigen Sie auf, dass alle Propheten lehren, dass wir im Bild Gottes geschaffen sind. Fragen Sie, wie Ihre Gesprächspartner diese Lehre verstehen. Gehen Sie auf ihre Äußerungen ein.
  • Gibt es eine Verbindung zwischen uns und Gott? Wenn sie dies verneinen, erklären Sie ihnen, warum es eine Verbindung geben muss: Gott gibt uns Leben und kontrolliert unser Dasein. Gott spricht und wir können verstehen, was er sagt. Gott hört auf unsere Gebete. Wenn Gott nur transzendent ist, sind all diese Dinge nicht möglich. Es muss also eine Verbindung geben. Die Lehre vom Bild Gottes setzt genau hier an.
  • Weisen Sie auf Verse aus der Bibel hin, die zeigen, dass wir den Charakter Gottes darstellen, wenn wir ein heiliges Leben führen.
  • Kommen Sie nun auf Jesus zu sprechen. Erklären Sie, wie Gott sich in Jesus uns gegenüber öffnet. Gott tut das, indem er also selbst eine Verbindung schafft.

    Samuel Green, Image of God in Discussion with Islam
    © TheGospelCoalitionAustralia
    Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.