Was ist die Kirche?
In der Sprache des Westminster Bekenntnisses umfasst die Kirche die „gesamte Zahl der Erwählten, welche in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer Einheit versammelt wurden oder werden – unter Christus als ihrem Haupt“ (25.1). Dies wird sonst auch die unsichtbare Kirche genannt. In einem anderen Sinn ist die Kirche der Leib der Gläubigen (1Kor 12,27; Eph 2,21–22; Offb 21,2.9), der aus all den Menschen überall in der Welt besteht, die äußerlichen Glauben an Christus bekennen, zusammen mit ihren Kindern (Westminster Bekenntnis 25.2). Dies wird sonst auch die sichtbare Kirche genannt.
Das griechische Wort, welches in der Bibel als „Kirche“ übersetzt wird, ist ekklesia. Obwohl wir uns des etymologischen Fehlschlusses bewusst sein sollten (die Vorstellung, dass ein Wort das bedeutet, was seine zusammengesetzten Wurzelbestandteile bedeuten), scheint es in diesem Fall sinnvoll zu sein. Demnach übersetzt ekklesia das hebräische Wort qahal, die Substantivform, die „Versammlung“ oder „Gemeinde“ bedeutet, und das Verb, welches im Wesentlichen „zu rufen“ bezeichnet.
In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments wird das Wort qahal mit synagoge übersetzt. Den hebräischen und griechischen Wörtern gemein ist der Gedanke, sich zusammen vor dem Herrn zu versammeln. Deshalb gebrauchte die Bibelübersetzung aus der Zeit des Paulus (die Septuaginta) das Wort ekklesia, als sie 5. Mose 4,10 („versammle mir das Volk“) übersetzte – die Versammlung des Volkes Gottes als Bundesgemeinschaft vor ihrem Bundesgott.
Mit diesem etymologischen Anhaltspunkt können wir anhand von drei Gedankensträngen erweitern, was das Wort Kirche im Neuen Testament bedeutet:
Erstens, die Präposition ek (oder ex) in ekklesia deutet eine besondere Dimension für die Bedeutung des Wortes an: Die Kirche ist eine Versammlung von Menschen, die aus der Welt herausgerufen wurden. Die Kirche umfasst die „berufenen Heiligen“ und die „Geheiligten“ (Röm 1,7; 1Kor 1,2), genauso wie ihr alttestamentliches Gegenstück ein „heiliges Volk“ genannt wurde (2Mo 19,6). Wie das Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel (381 n.C.) bekräftigt, ist die Kirche „eine, heilig, katholisch und apostolisch“. Wir sind „geheiligt“ (2Tim 2,21); wir sind auserwählt, um heilig zu sein (Eph 1,4); wir sind „Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte“ (Kol 3,12), „ein heiliges Priestertum“ (1Petr 2,5), „ein heiliges Volk“ (1Petr 2,9) und „ein heiliger Tempel“ (1Kor 3,17). Obwohl wir vollkommen ehrlich über die Unheiligkeit der Kirche sein müssen, ist „die Kirche so heilig, dass jedes ihrer Mitglieder ein Heiliger ist“ (Philip Graham Ryken).
Zweitens, die Kirche ist eine Versammlung, die zusammen in eine homogene, integrale Einheit gerufen ist. Verschiedene Perspektiven im Neuen Testament unterstützen dies. Die Kirche umfasst die „Familie Gottes“. Jedes Mitglied der Kirche ist zu einem „adoptierten Sohn“ (huiothesia; Röm 8,15; 9,4; Gal 4,5; Eph 1,5) geworden. Nun sind wir „Gottes Hausgenossen“ (Eph 2,19), indem Jesus Christus unser älterer Bruder ist. Jesus schämt sich nicht, uns Brüder zu nennen (Hebr 2,11). Wir kommen zu Gott im Gebet und sagen „unser Vater“ (Mt 6,9). Für diejenigen, deren Erfahrung mit Familie in dieser Welt dysfunktional ist, ist die Erfahrung, zu einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu gehören, erlösend und wiederherstellend, besonders, wenn sie die liebevolle Fürsorge (Gemeinschaft [koinonia]) der „Hausgenossen des Glaubens“ (Gal 6,10) erfahren.
Drittens, die Kirche besteht aus denen, die zur Gemeinschaft mit dem Herrn berufen sind. Die Kirche Gottes lebt in Gottes Gegenwart. Paulus, während er das Thema von Ordnung und Interpretation beim Gebrauch der apostolischen Gaben der Prophetie und Sprachenrede bespricht, fügt die Bemerkung hinzu, dass, wenn diese Gaben korrekt gebraucht werden, ein Ungläubiger gezwungen sein wird zu erklären, dass „Gott wahrhaftig in euch ist“ (1Kor 14,29). Von Anfang an war die Gemeinschaft von Gottes Volk zusammengerufen, um den Herrn anzubeten (2Mo 3,12). Die primäre Beziehung ist vertikal, nicht horizontal.
Das bringt uns zum Wesen der Kirche sowohl im Diesseits als auch im Jenseits, sowohl auf Erden als auch im Himmel: „Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als das Blut Abels“ (Hebr 12,22–24).
Die Kirche umfasst demnach diejenigen, die der Herr aus der Welt heraus und in Einheit und Gemeinschaft mit Christus und in Gemeinschaft miteinander gerufen hat. Und, wie Johannes Calvin (indem er den Kirchenvater Cyprian zitiert) sagt: „Wer also Gott zum Vater hat, der muss auch die Kirche zur Mutter haben“ (Institutio 4.1.1). Ich frage mich, ob du ihm zustimmst.