Fünf Wege, wie Menschen ein anderes Evangelium predigen
In seinem Brief an die Gemeinden in Galatien warnt der Apostel Paulus diese frühen Christen davor, sich einem anderen Evangelium zuzuwenden und das Christentum komplett zu verwerfen:
„Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium, während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ (Gal 1,6–9)
Wie kann das Evangelium heute entstellt werden? Was sind einige Wege, wie das Evangelium so anders dargestellt wird, dass es zu einem anderen – gänzlich verschiedenen – Evangelium wird?
1. Gesetz „light“
Immer, wenn das Gesetz leichter gemacht wird, wenn ein Gebot leichter oder einfacher einhaltbar gemacht wird, haben wir das Evangelium entstellt. Gottes rigoroser Standard ist einfach: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ (Mt 5,48) Wenn jemand sagt, dass dies kein schweres Gebot wäre, dann versteht er nicht die Ernsthaftigkeit von Gottes Gesetz und kann auch nicht die Großzügigkeit von Gottes Evangelium wertschätzen. Dein Bestes zu geben und den Rest zu vergessen ist keine gute Nachricht – es ist eine schreckliche Nachricht.
„Dein Bestes zu geben und den Rest zu vergessen ist keine gute Nachricht – es ist eine schreckliche Nachricht.“
Wenn jemand zu dir kommt und etwas sagt wie: „Du musst einfach nur vollkommen sein! Streng dich ein bisschen mehr an“, dann ist das nur ein Versuch, Gottes strenges und gerechtes Gesetz zu vereinfachen, während man die Tatsache ignoriert, dass wir niemals wirklich Gottes Gesetz durch unseren eigenen Gehorsam erfüllen können. Die gute Nachricht – oder „das Evangelium“ – ist, dass Gott das Gesetz in Christus vollkommen für uns gehalten hat. Ich muss mich nur erinnern, dass Jesus sein Bestes getan hat, dann kann ich den Rest (meiner Sünde) vergessen.
2. Evangelium „light“
Wenn das Evangelium verbilligt wird, dann wird die gute Nachricht billig. Manche machen Kompromisse bei der Wahrheit, um relevant zu sein – wenn das passiert, dann passt sich sich die Kirche in Wirklichkeit dem Blutstrom der Kultur an. Dadurch wird das Evangelium entwertet und seine Botschaft hört auf, gute Nachricht zu sein.
3. „Du kannst es schaffen!“
„Die schlechte Nachricht ist, dass du es nicht schaffen kannst, aber die wirklich gute Nachricht ist, dass Jesus es geschafft hat.“
Ein anderer Weg, wie das Evangelium entstellt wird, ist, wenn man uns dafür verantwortlich macht, Gnade zu verdienen und aufrecht zu erhalten. Wenn Gott dafür verantwortlich ist, uns zu erretten, dann ist es das wahre Evangelium. Wenn es ein Gemisch ist aus Gott und uns, dann ist es nicht das Evangelium. Die schlechte Nachricht ist, dass du es nicht schaffen kannst, aber die wirklich gute Nachricht ist, dass Jesus es geschafft hat. Das ist eine Botschaft, die es wert ist, geglaubt zu werden.
4. Klischeechristentum
Andere verfallen in Klischees. Sie wiederholen oft alte Aussagen oder Phrasen, die keine Bedeutung haben. Zum Beispiel, wenn du eine schwere Zeit durchmachst, hörst du das Klischee: „Du musst einfach nur loslassen und Gott ran lassen.“ Die katholische Kirche fiel im Mittelalter in eine Form des gleichen Irrtums, als viele ihrer eigenen Priester nicht wussten, wie man die Bibel liest. Wir sehen das auch im Fundamentalismus, wo Menschen irrelevant für die Kultur sind und nicht wissen, wie man in unserer Zeit und an unserem Ort die Wahrheit in Liebe sprechen soll. Ein ziemlich verbreitetes Klischee in diesen Zirkeln ist die Phrase: „Gott hat es gesagt. Ich glaube es. Damit ist die Diskussion beendet.“ Dadurch wird oft versucht, gegenteilige Meinungen zum Schweigen zu bringen.
Worte werden gesagt, ohne eine Erklärung zu geben, und der Gebrauch eines Wortes reicht aus, um Rechtgläubigkeit zu begründen. Eine verbreitete Aussage heutzutage ist: „Es ist keine Religion, sondern eine Beziehung.“ Das ist ein netter Gedanke, aber er ist nicht wirklich ehrlich gegenüber der Tatsache, dass das Christentum eine „Religion“ ist und auf viele verschiedene Wege institutionalisiert wurde. Klischees wie dieses sind nicht hilfreich, weil sie nur Teilwahrheiten lehren.
Klischeechristentum ist auch aktiv und lebendig in den bedeutungslosen Phrasen, die wir in vielen christlichen Zirkeln hören, dass „Gott dir nicht mehr geben wird, als du tragen kannst“, „Lass los und lass Gott“ oder „Liebe den Sünder, hasse die Sünde“.
5. Ich will …
Dann gibt es noch Selbsthilfe und Psychologie, oder wie es der Soziologe Christian Smith nennt, „moralistischen, therapeutischen Deismus“. Das ist die unchristliche Vorstellung, dass Gott dazu existiert, um mich zu erfüllen und mich glücklich zu machen. Gott ist ein kosmischer Süßigkeitenautomat – ich drücke den richtigen Knopf und das gewünschte Ergebnis kommt raus.
Es gibt eine bessere Nachricht als diese
Letztlich verwandelt diese Art von falscher Botschaft das Evangelium in „guten Rat“ statt guter Nachricht! Das Evangelium wird zu Ratschlägen für ein gesundes und erfülltes Leben statt eine Bekanntgabe dessen, was Gott in Jesus Christus getan hat, um uns von der Welt, dem Fleisch und dem Teufel zu erlösen.
„Falsche Evangelien sind Selbstverbesser-ungspläne ohne Wahrheit und ohne jegliche geistliche Kraft.“
Glaube nicht irgendeinem dieser falschen Evangelien! Sie sind alle Selbstverbesserungspläne und -programme ohne Wahrheit, ohne jegliche geistliche Kraft und wenden deine Augen von Jesus ab.
Weise diese falschen Götter ab und wende dich zu dem einen und einzigen Gott, „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausrette aus dem gegenwärtigen bösen Weltlauf, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ (Gal 1,4–5)