Fünf Tipps für eine bessere Schriftlesung im Gottesdienst

Artikel von Trent Hunter
17. November 2014

Ihnen wurde die Aufgabe zugeteilt, im nächsten Gottesdienst einen Text aus der Hl. Schrift vorzulesen. Das sollte nicht allzu schwer werden, oder? Schließlich lesen die meisten von uns schon seit Kindesbeinen. Aber es ist in mancher Hinsicht besonders, einen Text aus der Bibel vorzulesen. Die Schriftlesung im Gottesdienst ist die öffentliche Übermittlung der Stimme Gottes – der Stimme, die die Welt ins Dasein rief, die Wälder kahl werden lässt und die das Leben in Toten erweckt.

Die Schriftlesung im Gottesdienst ist auch ein Weg, den Gott gebraucht, um das Leben seines Volkes zu erhalten. Deshalb fordert Paulus Timotheus auf, auf das Vorlesen, das Ermahnen und das Lehren achtzugeben (1 Tim 4,13). Wir haben es nötig, Gottes Wort zu hören. Und wir müssen es gemeinsam hören.

Wir wissen bestimmt, was es heißt, auf Ermahnung und Lehre zu achten. Aber was bedeutet es, auf das öffentliche Vorlesen der Hl. Schrift zu achten? Zu einem heißt es auf jeden Fall, dass wir uns darum bemühen sollen, dass es getan wird. Wir tragen hoffentlich viel Sorge um die Vorbereitung einer Predigt. Aber wie können wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten?

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle fünf Tipps für eine bessere Schriftlesung geben.

Erstens: Widmen Sie sich dem Autor selbst.

Als Paulus Timotheus schrieb, dachte er an Gott. Das wird besonders durch sein Lob im ersten Kapitel deutlich: „Dem König der Zeitalter aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (1 Tim 1,17). Das ist Paulus‘ Hauptanliegen, wenn er Timotheus dazu auffordert, die Hl. Schrift vorzulesen, zu predigen und zu lehren. Gott hat seinen Namen und sein Wort über alle Dinge erhöht. Und durch sein Wort wird er unter seinen Kindern erhöht werden (Ps 138,2).

Wenn wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten, sollten wir zunächst an Gott denken. Denn es ist Gott, der nicht nur gesprochen hat, um uns Worte zu geben, sondern auch, um sich selbst zu geben. Deshalb konnte Jesus sagen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (Matt 4,4) Gottes Wort kommt aus seinem Mund, sodass jedes Wort ein Ausdruck seiner selbst ist. Das bedeutet, dass wir uns zuallererst dem widmen müssen, dessen Worte wir weitergeben, wenn wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten.

Zweitens: Widmen Sie sich den Worten.

Wenn wir gebeten werden, öffentlich einen Text vorzulesen, ist es verständlich, dass wir manchmal ins Stocken geraten. Wir werden Worte lesen, die wir vorher vielleicht noch nicht gelesen haben und wir werden Sätze beginnen, ohne zu wissen, wie diese enden. So läuft es ungefähr ab, wenn wir einen Text ohne Vorbereitung öffentlich vorzulesen haben. Eine Lesung wie diese wird wahrscheinlich etwas stockend verlaufen. Aber eingeplante Schriftlesungen sollten auf jeden Fall geplant werden. Wir sollten uns mit dem Klang der Worte und dem Satzverlauf vertraut machen.

Das bedeutet, dass man sich den Text in der Vorbereitung zunächst selbst mehrere Male laut vorliest. Dann haben auch die Möglichkeit, zu lernen, schwierige Personen- oder Städtenamen richtig auszusprechen. Und was noch wichtiger ist: Die Beschäftigung mit den Worten wird uns helfen, die Bedeutung des Textes mit der richtigen Betonung und einem angemessen Tonfall zu überbringen, was uns zu dem dritten Punkt bringt.

Drittens: Widmen Sie sich der Bedeutung.

Wir lesen Hl. Schrift nicht, weil es ein Ritual ist oder die Worte etwas „Magisches“ besitzen. Die Worte der Hl. Schrift haben Bedeutung und eine Ausrichtung. Wir lesen sie, weil wir hören wollen, was Gott zu sagen hat – über sich selbst, uns, die Erlösung und die Ewigkeit – und weil wir von Gott durch das Gehörte verändert werden wollen. Es ist also selbstverständlich, dass wir bei einer Schriftlesung wissen sollten, was wir da vorlesen, um so durch unser Lesen Gottes Absichten darzustellen.

Wenn wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten, sollten wir also über den vorzulesenden Text nachdenken. Das heißt unter anderem, dass wir den Text mehrere Male durchlesen, über die Worte nachdenken, Fragen stellen und die Bedeutung des Textes erwägen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir jede theologische oder praktische Frage bedenken müssen, bevor wir einen Text in der Gemeinde vorlesen können. Aber wir stellen mit so einer Vorbereitung dar, was es bedeutet, auf den redenden Gott zu hören.

Viertens: Widmen Sie sich dem Tonfall.

Wenn wir uns mit der Bedeutung des Textes beschäftigt haben, sollten wir uns dem Tonfall widmen. Der Text steht natürlich in schwarz und weiß auf dem Papier, aber Gottes Stimme kann nicht einfach schwarz und weiß sein. Gott spricht im Garten Eden in einem Tonfall zu Adam und in einem anderen Tonfall aus einem Wirbelwind zu Hiob. Gott spricht auf dem Berg Sinai in einem Tonfall zu Mose und in einem anderen Tonfall, wenn er bei der Taufe Jesu sagt: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe.“ (Matt 3,17) Wir können an dieser Stelle natürlich auch übertreiben, indem wir z.B. weinen, wenn wir ein Klagelied vorlesen. Aber wir sollten auf der anderen Seite den Tonfall eines Textes nicht aus den Augen lassen.

Wenn wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten, sollten wir die Fragen des Textes aufnehmen. Bietet uns der Text eine Ermahnung, Trost oder eine ermutigende Erinnerung an unsere Hoffnung? Geht es um Petrus‘ Verleugnung Jesu, seine Versöhnung mit Jesus oder seine mutige Verkündigung Jesu? Diese Texte sollten nicht alle gleich klingen. Unser Tonfall in der Schriftlesung sollte der Bedeutung der Worte, die Gott uns gegeben hat, gerecht werden.

Fünftens: Widmen Sie sich den Zuhörern.

Als Paulus Timotheus dazu aufforderte, auf das Vorlesen der Hl. Schrift achtzugeben, dachte er an Gottes Volk. Einige Verse früher schreibt er, dass „in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten.“ (1 Tim 4,1) Timotheus sollte die törichten Mythen meiden und sich in Gottesfurcht üben, „weil sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen.“ (1 Tim 4,8) Darum geht es auch in der Schriftlesung im Gottesdienst. „[…]; beharre in diesen Dingen! Denn wenn du dies tust, so wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die dich hören.“ (1 Tim 4,16) Die Schriftlesung im Gottesdienst ist ein Weg, auf dem Gott die Seelen seines Volkes erhält und bewahrt.

Aus diesem Grund sollten wir im Gebet verharren, wenn wir uns auf eine Schriftlesung vorbereiten. Wir wollen, dass Gott sein Volk bis in die Ewigkeit erhält. Wir selbst können das nicht tun und Worte allein können das auch nicht. Und so sollten wir beten, dass Gottes Geist den Kindern Gottes hilft, auf sein Wort zu hören und die Hl. Schrift als die Stimme Gottes zu erkennen. Dieser Gott ist der König der Zeitalter, unvergänglich, unsichtbar, alleine Gott. Ihm sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (1 Tim 1,17)


Trent Hunter, Five Tips for Better Public Scripture Readings
© 9Marks Ministries
Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung

Trent Hunter ist Pastor der Heritage Bible Church in Greer (South Carolina, USA). Er ist Mitarbeiter von The Gospel Coalition, 9Marks und Matthias Media. Außerdem ist er Referent bei Workshops von Simeon Trust zum Thema Auslegungspredigt. Er lebt mit seiner Frau Kristi und ihren drei Kindern in Albuquerque (New Mexico, USA).