Eine tüchtige Frau – wer findet sie?

Sprüche 31 neu denken

Artikel von Adrien Segal
23. März 2018 — 8 Min Lesedauer

Wenn wir in Gottes Wort nach Weisung suchen, wie wir zur besten Ehefrau und Mutter werden können, dann kommen wir nicht um Sprüche 31 herum. Wer wäre nicht gern so talentiert, produktiv, stark, fürsorglich und furchtlos wie diese Frau?

Aber als normale menschliche Wesen schrecken viele von uns davor zurück, wenn uns diese scheinbar perfekte Frau als Vorbild vorgesetzt wird. In der Tat, wer kann sie finden?! Nicht jeder hat einen guten Geschäftssinn oder die Möglichkeiten dazu. Viele haben nicht die Gaben und die Kreativität, Kleidung für ihre Familie und ihren Haushalt zu fertigen. Und ich weiß nicht, ob ich schon mal irgendjemanden getroffen habe, der sowohl ein Morgenmensch als auch ein Abendmensch wie diese Frau ist.

Wenn die Frau aus Sprüche 31 in uns nur Schuldgefühle weckt und wir selbst an unseren besten Tagen nicht in der Lage sind, den Maßstab unserer Berufung zu erfüllen, was für eine Hilfe ist sie dann für Frauen, die danach streben, Gott zu ehren?

Was hat sie getan?

Gott drängt uns nie dazu, uns schuldig zu fühlen, dass wir nicht die Gaben haben, die uns nicht gegeben worden sind, oder weil wir nicht das Gute tun, zu dem wir physisch gar nicht in der Lage sind. Wenn die Frau aus Sprüche 31 uns also nur ein Gefühl von Schuld und Unzulänglichkeit vermittelt, dann verstehen wir sie wahrscheinlich nicht so, wie Gott dies beabsichtigt hat.

Ein Grund für unsere Verwirrung dürfte die Gegenwartsform der Verben in unseren Übersetzungen sein. Ein Gelehrter des Alten Testaments bemerkt, dass die Verben in Sprüche 31 in der Vergangenheitsform stehen. Die Gegenwartsform kann suggerieren, dass eine Frau all diese Dinge in einer Phase ihres Lebens tut, aber die von Jason DeRouchie vorgeschlagende Lesart, deutet darauf hin, dass diese Verse das fruchtbare Leben einer Frau über viele produktive Jahre zusammenfassen und die treuen Dinge herausstreichen, die sie in verschiedenen Zeiten ihres Lebens getan hat.

Wenn er recht hat, dann bin ich sehr erleichtert, wenn ich über meine Bemühungen in der Vergangenheit nachdenke und mein Bestreben heute eine gottesfürchtige Frau zu sein.

Die Frau hinter der Frau

Aber egal, wie wir die Verben übersetzen, wir verpassen, was die Frau aus Sprüche 31 den Frauen von heute zu sagen hat, wenn wir nur darauf schauen, was sie tut. Sie wird nur Schuld und Scham erzeugen, wenn wir diese Bibelstelle als To-Do-Liste studieren, statt den Geist und die Motivation nachzuvollziehen, die sie antreiben.

Wir finden in diesem Abschnitt mehrere Hinweise darauf, was ihr weises Herz leitet, aber die wichtigste Motivation – diejenige, die alles bestimmt, was sie tut – wird am Ende erwähnt. Wir sollten das ganze Kapitel – jedes Verb – im Licht eines Verbes in Vers 30 lesen: „Anmut ist trügerisch und Schönheit vergeht, aber eine Frau, die den HERRN fürchtet, die wird gelobt werden“ (Spr 31,30).

Diese Frau fürchtet den Herrn. Dieser Vers sagt sogar aus, dass dies der Grund ist, warum sie gelobt werden soll. Die Frau aus Sprüche 31 fürchtet den Herrn – mit anderen Worten, sie sieht die Weisheit darin, Gott gehorchen zu wollen in dem, was er ihr zu tun gebietet, und den Herrn mit ihrem ganzen Leben zu ehren. Und was ist „die Furcht des Herrn“ in den Sprüchen? Der Anfang der Weisheit (Sprüche 1,7.29; 2,5; 9,10; 15,33).

Es ist ihr Herzensanliegen, den Herrn mit ihrem Leben zu ehren und so in wahrer Weisheit zu leben. Gott will, dass Frauen dies nachahmen und ihm folgen. Wenn du zurückgehst und alles, was sie tut, im Licht von Vers 30 liest, dann fängst du an, den Geist dieser Frau zu spüren.

Vertrauenswürdig

Eine Frau, die den Herrn fürchtet, möchte ihren Ehemann lieben und ehren. Es ist offensichtlich, dass der Ehemann der Frau aus Sprüche 31 ihre Bemühungen anerkennt, denn es heißt, dass sein Herz sich auf sie verlässt (Spr 31,11). Er vertraut ihr nicht nur grundsätzlich, sondern aus tiefstem Herzengrund.

Und dieses Vertrauen ist gut begründet, denn Vers 12 sagt: „Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens“. Sie erweist ihm nicht gelegentlich Gutes, sondern jeden Tag – was impliziert, selbst und besonders dann, wenn sie fühlt, dass sie Grund hat, wütend oder verärgert über ihn zu sein. Es ist wichtig für sie, dass ihr Ehemann ihr vertraut. Sie möchte, dass er ihr vertrauen und wissen kann, dass sie seinen Rat befolgen wird. Sie möchte seine Ehre schützen und nicht negativ über ihn vor anderen reden. Selbstverständlich kann er sich darauf verlassen, dass sie die Zusagen, die sie ihm gegenüber gemacht hat, einhält. Sie führt kontinuierlich den Haushalt so, dass er sich sicher fühlt, ihn ihr anzuvertrauen.

Vertraut dein Ehemann dir? Versuchst du, dein Leben privat und öffentlich so zu führen, dass du ihm jeden Grund gibst, dir zu vertrauen? Redest du gut von ihm – immer? Wir brauchen nicht besondere Gaben, um vertrauenswürdig zu sein; wir müssen einfach nur unsere Ehemänner wertschätzen auf eine Weise, die sie und den Herrn ehrt.

Fleißig

Es kann nicht bestritten werden, dass die Frau aus Sprüche 31 hart arbeitet. Diese Frau hat viele Gaben und tut viele Dinge, aber der Kernaussage dieser Bibelstelle ist nicht, jede Frau dazu aufzurufen, alles zu tun, was sie tut. Es geht darum, dass wir bereit sein müssen, hart an dem zu arbeiten, wozu Gott uns beruft, und dass es Gott gefällt, wenn wir danach streben, unsere Arbeit so gut wie möglich zu tun. 

Diese Frau hat keine Zeit, sich mit anderen zu vergleichen. Sie ist offensichtlich nicht besessen von „Zeit für mich“. Sie „isst nie das Brot der Faulheit“ (Spr 31,27). Sie ist keine chronische Zeitvergeuderin. Vielmehr füllt sie ihre Zeit mit produktiven, nützlichen Tätigkeiten. Es gibt keine Anzeichen, dass sie sich über ihre Verantwortlichkeiten beschwert oder murrt. Sie ist besorgt darum, ihrer Familie und anderen zu dienen, und sie tut das mit einem Geist der freigiebigen Bereitschaft zu dieser Aufgabe.

Mit Gottes Hilfe sind wir alle dazu imstande, fleißig zu arbeiten, keine Zeit zu vergeuden und einen bereitwilligen und gütigen Geist in die Dinge einzubringen, die wir tun.

Stark

Vers 17 sagt: „Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft und stärkt ihre Arme“. Physische Stärke – eine Sorge um den Tempel ihres Leibes – ist eine Priorität. Ihr „Training“ umfasste nie den Besuch eines Fitnessstudios, aber sie war auf den Beinen und bewegte sich, ernährte sich richtig und nahm auch körperlich anstrengende Aufgaben in Angriff.

Und körperliche Kraft ist nicht die einzige Form von Stärke, die erwähnt wird. Sie sorgt sich nicht um das Wetter (Spr 31,21) oder um viel Anderes. „Kraft und Würde sind ihr Gewand, und sie lacht angesichts des kommenden Tages“ (Spr 31,25). Sie ist weise (Spr 31,26). Sie macht sich nicht ständig Sorgen – sondern lacht sogar angesichts der Zukunft (Spr 31,25)! Man hat nicht den Eindruck, dass sie sich sehr darum schert, was andere über sie denken.

Eine Frau, die auf den Herrn vertraut, ist endlich frei, wirklich stark zu sein. Sie macht sich keine Sorgen um Dinge, die sie nicht kontrollieren kann. Sie vertraut Gott, ihr zu helfen und sich um sie und ihre Familie zu sorgen, so wie sie es nie tun könnte, und dann arbeitet sie an den Dingen, die sie tun kann. Es ist ein liebender Gott, der souverän die Zukunft ihrer Familie in Händen hält. Ihre Aufgabe besteht darin, in einer Weise zu leben, zu arbeiten und zu lieben, die Gott ehrt. Er ist verantwortlich für den Rest – und sein Sohn hat ihre vielen Unzulänglichkeiten mit seinem Blut bedeckt.

Freundlich und fürsorglich

Vers 26 sagt: „Freundliche Unterweisung ist auf ihrer Zunge“. Wir sehen Hinweise darauf, wie sie diese Wahrheit auslebt, wenn sie ihrem Ehemann alle Tage Gutes erweist (Spr 31,12), ihre Söhne heranwachsen und sie glücklich preisen (Spr 31,28) und sie ihre Hand dem Unglücklichen und Armen auftut (Spr 31,20). Erfreuen sich die Menschen in unserer Nähe an unserem freundlichen und fürsorglichen Geist? Wir können alle, mit Gottes Hilfe, daran arbeiten, einen freundlichen Umgang mit den Menschen zu haben, die Gott in unser Leben stellt, und wir können uns alle vornehmen, ein gewisses Maß unserer Zeit, Talente und Gaben denen zu widmen, die weniger Glück haben.

Fürchte ihren Herrn

Die Frau, die in Sprüche 31 gepriesen wird, stellt keinen unmöglichen Anspruch dar; sie stellt einen göttlichen Maßstab dar – den wir heute „christusähnlich“ nennen würden. Diese Verse sollten uns dazu inspirieren, uns ihre Furcht des Herrn zu wünschen, ihre Hingabe, das Vertrauen ihres Mannes zu verdienen, ihre Arbeitsmoral und ihre Stärke und Freundlichkeit.

Ihr Herz, ihr Verstand und ihr Körper werden durch ihre Hingabe an den Herrn für ihre Familie und die Aufgaben, die er ihr anvertraut hat, gestärkt. Wenn wir ihrem Beispiel folgen, und der Art von Leben, die aus ihrem Glauben entspringt, werden wir gesegnet und ein Segen für andere sein.