Wahrer Gott und wahrer Mensch

Artikel von R.C. Sproul
19. März 2018 — 2 Min Lesedauer

Frage: Wie kann ein Mensch eine göttliche und menschliche Natur besitzen, so wie wir es von Jesus Christus glauben?

Eines der größten Probleme in christlich-evangelikalen Kreisen ist der Mangel an Wissen über die Person Christi. Wann immer ich im Fernsehen etwas Christliches anschaue, sehe ich, wie unverfroren eine der fundamentalsten Bekenntnisse des Christlichen Glaubens schlichtweg, wissend oder unwissend, verneint wird. Natürlich liegt es teils auch daran, dass es schwer zu verstehen ist, wie ein Mensch zwei Naturen besitzen kann. Du fragst mich „Wie?“, ich weiß nicht wie. Ich weiß nur, dass Jesus eine Person ist, mit zwei Naturen. Aber wie kann das sein? Vor langer Zeit, als es noch keine menschliche Natur gab, existierte die zweite Person der Dreieinigkeit. Die zweite Person der Dreieinigkeit, wahrer Gott vom wahren Gott, Gott selbst, nahm die menschliche Natur auf sich. Keine Menschenseele wäre in der Lage, sich selbst Gottheit zuzufügen. Es ist nicht so, als hätte Christus von Gottheit zu Menschheit gewechselt. Das ist jedoch, was ich andauernd zu hören bekomme. Ich höre, wie Gott plötzlich aufgehört hat, Gott zu sein und ein Mensch wurde. Das ist nicht, was die Bibel uns lehrt, sondern die göttliche Person nahm die menschliche Natur an. Wir können nicht wirklich verstehen, wie dieses Geheimnis stattfand. Es ist jedoch erdenklich, dass Gott, in seiner Kraft, sich die menschliche Natur anfügt, auf die Art und Weise, beide Naturen in einer Person zu vereinen. Das wichtigste Konzil der Kirche zu diesem Thema, das Konzil von Chalcedon, dessen Bekenntnis jahrhundertelang als Zeichen der christlichen Orthodoxie galt, wird von Lutheranern, Presbyterianern, Methodisten, Römisch-Katholiken, Baptisten –  von nahezu jeder Abzweigung des Christentums – anerkannt. Dieses Konzil wurde im Jahre 451 abgehalten; die Kirche bekannte sich im Glauben zu Christus folgendermaßen: Sie sagten, sie glaubten, dass Jesus, verus homus, verus Deus ist – wahrhaftig Mensch, wahrhaftig Gott. Dann gingen sie einen Schritt weiter und zogen eine Grenze; eine Grenze, die uns weist, den richtigen Bezug zwischen diesen zwei Naturen zu ziehen. Sie sagten, diese zwei Naturen sind in perfekter Harmonie, ohne Vermischung, Teilung, Verwechslung, oder Trennung. Wenn wir über die Verkörperung Jesu nachsinnen, möchten wir diese zwei Naturen nicht durcheinanderbringen. Wir sollten nicht auf die Idee kommen und denken, Jesus hatte eine göttlich-menschliche Natur, oder eine menschlich-göttliche Natur. Wir können sie unterscheiden, aber nicht auseinanderreißen, da sie in perfekter Harmonie existieren.