Wenn Paulus Freunde brauchte, dann auch wir
Wenn wir uns das Leben des Apostels Paulus anschauen, sehen wir seinen festen Glauben an die Genügsamkeit des Evangeliums und seine Bereitschaft, dafür zu leiden. Aber es gibt ein weiteres, oft übersehenes, Merkmal der paulinischen Mission: Freundschaft. Als Paulus in der ganzen römischen Welt Gemeinden gründete, tat er das nicht als Einzelkämpfer.
Paulus war mit Beziehungen gesegnet. Er reiste mit Freunden, er übernachtete bei ihnen, er besuchte sie. Er arbeite mit ihnen zusammen, er predigte mit ihnen, er wurde gemeinsam mit ihnen geschlagen. Er sang sogar im Gefängnis mit Freunden. Er ermutigte sie und wurde durch sie ermutigt. Manchmal war Paulus anderer Meinung als seine Freunde. Und manchmal versöhnte er sich mit ihnen.
Ein Überfliegen der Apostelgeschichte offenbart die Hingabe und echte Fürsorge von Paulus gegenüber seinen Freunden: Barnabas, Titus, Silas, Lukas, Priszilla, Aquila, Lydia, Onesiphorus, Epaphroditus, Johannes Markus, die Ältesten aus Ephesus und viele mehr.
In Römer 16 nennt er mehr als dreißig Namen. Die ganze Liste strömt von brüderlicher Liebe über, sie verherrlicht auch das Evangelium, zeigt ihre wunderbare Vielfalt (Herkunft, Ansehen, Geschlecht) und beinhaltet bewegende Ausdrücke der Ehrerweisung.
„In unserer evangeliumszentrierten Bewegung sollten wie das Muster von Paulus betonen, die Gnade Christi zu verkünden. Aber wir sollten auch seine tiefe Hingabe für die Freundschaft hervorheben.“
In unserer evangeliumszentrierten Bewegung sollten wie das Muster von Paulus betonen, die Gnade Christi zu verkünden. Aber wir sollten auch seine tiefe Hingabe für die Freundschaft hervorheben.
Paulus’ dauernde Interaktion mit seinen Freunden war ein Zeichen der Reife, nicht des Mangels. Selbst der mächtige Apostel brauchte Freunde – und er brauchte sie aus den gleichen Gründen wie wir.
Hier sind drei einfache, aber herrliche Vorteile von Freundschaft.
1. Gemeinschaft
Als Menschen, die das Ebenbild Gottes widerspiegeln, sind wir für Beziehungen geschaffen worden. Im Garten Eden war alles herrlich, alles „sehr gut“, außer einer Sache: Adam war allein.
Aber warte – es gab noch keine Sünde. Wie konnte Adam etwas fehlen? Er war im Paradies! Wieso sehnte sich sein Herz nach etwas? Timothy Keller drückt es gut aus:
Gott hat uns so geschaffen, dass wir noch nicht einmal das Paradies ohne Freunde genießen können. ... Adam hatte jeden Tag 24 Stunden lang eine perfekte stille Zeit für sich. Dennoch brauchte er Freunde.
Wir brauchen Freunde, weil wir menschliche Wesen sind und keine Bäume. Unsere Herzen leiden, wenn ein Freund oder Geliebter gestorben ist. Wir vermissen ihre Gesellschaft. Und wenn wir auf unserem Sterbebett liegen, dann werden wir nicht unsere Erfolge festhalten wollen (Bücher, Diplome, Trophäen, Hausschlüssel, usw.); wir werden Menschen festhalten wollen.
„Gemeindegründung ist kein Einzelgängerdienst, bei dem wir als Pioniere das Evangelium in einem kargen Gebiet ausbreiten.“
Lass nicht zu, dass der christliche Dienst – besonders Gemeindegründung – dich entmenschlicht. Du bist mehr als ein Inhaltserzeuger. Du bist keine Predigtmaschine, die mechanisch Predigten erzeugt. Und Gemeindegründung ist kein Einzelgängerdienst, bei dem wir als Pioniere das Evangelium in einem kargen Gebiet ausbreiten. Wir müssen Freundschaften wertschätzen und kultivieren als Menschen, die im Ebenbild Gottes geschaffen sind.
2. Trost
Gott stärkt uns regelmäßig durch die Gegenwart und den Dienst anderer Menschen. Bedenke die Aussage von Paulus über Titus: „Denn als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern wir wurden auf alle Art bedrängt, von außen Kämpfe, von innen Ängste. Aber Gott, der die Geringen tröstet, er tröstete uns durch die Ankunft des Titus“ (2Kor 7,5–6). Gott gebrauchte Titus, um Paulus zu ermutigen und zu stärken.
Was brauchst du, wenn du „von außen Kämpfe, von innen Ängste“ hast? Freunde.
„Gott stärkt uns regelmäßig durch die Gegenwart und den Dienst anderer Menschen.“
Wir brauchen diese Art von Freunden, weil unsere Herzen unbeständig sind, weil die Sünde niemals schläft, weil der Teufel wütet und weil das Evangelium von oberster Wichtigkeit ist. Wir dürfen die Wichtigkeit nicht unterschätzen, uns gegenseitig im Kampf des Glaubens zu unterstützen.
3. Freude
Nachdem er von seiner Vision berichtet hat, Rom zu besuchen, erklärt Paulus der Gemeinde sein Verlangen, sie zu sehen – persönlich. Er hat ihnen gerade einen langen Brief geschrieben, aber er möchte mehr: „Ich möchte mit Freuden zu euch kommen … und mich zusammen mit euch erquicken“ (Röm 15,32). Auch wenn Paulus durch Briefe kommunizieren konnte, wusste er, dass tiefere Freude und Erquickung nur durch ein persönliches Treffen erfahren werden konnte.
Der Apostel Johannes sagte etwas Ähnliches: „Ich hätte euch viel zu schreiben, will es aber nicht mit Papier und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, damit unsere Freude völlig sei“ (2Joh 1,12).
Gib dich nicht mit Facebookfreundschaften zufrieden. Wir sind ganzheitliche Wesen. Du magst Aspekte von dir online vermitteln können, aber die Onlinewelt wird immer unvollständig sein. Das Internet kann nicht ersetzen, physisch mit anderen Menschen zusammen zu sein. Wir sind Menschen, die fühlen, sich etwas vorstellen und reagieren; wir berühren etwas, bewegen uns und kommunizieren durch nonverbale Gesten.
„Der persönliche Kontakt mit Freunden schafft tiefe, dauerhafte Freude.“
Wir hatten kürzlich unsere erste „Evangeliumsparty“ mit unseren Gemeindeleitern. Wir luden jeden ein, der als Gemeindegründer oder Pastor ausgesandt worden war, uns zu besuchen und für zwei Tage abzuhängen. Es war so ermutigend. Wir hatten Freunde auf unserer Veranda – lachend, spielend, essend, betend, weinend, nachdenkend, träumend, planend und anbetend. All das geschah gemeinsam und alles wurde möglich gemacht durch Jesus Christus, der ein Freund von Sündern wie uns ist.
Übe Freundschaft
Nimm dir also Zeit für deine Freunde im Glauben, deine Mitstreiter im Evangelium. Kultiviere Freundschaften in deiner eigenen Gemeinde. Besuche deine verschiedenen Netzwerktreffen oder übergeordnete kirchliche Treffen. Schätze den „Titusdienst“ (Ermutigung von Mitstreitern). Mögen wir die verschiedenen Sprüche anwenden, die von Freundschaft sprechen:
- Beständigkeit: „Ein Freund liebt zu jeder Zeit, und als Bruder für die Not wird er geboren.“ (Spr 17,17)
- Ehrlichkeit: „Treu gemeint sind die Schläge des Freundes, aber reichlich sind die Küsse des Hassers.“ (Spr 27,1)
- Barmherzigkeit: „Wer Liebe sucht, deckt die Verfehlung zu, wer aber eine Sache weitererzählt, trennt vertraute Freunde.“ (Spr 17,9)
Einer meiner Lieblingsfilmfiguren ist Doc Holiday im Film Tombstone. Er ist nicht ein Vorbild christlicher Frömmigkeit, aber es gibt eine Szene, die mich immer bewegt hat. Doc und Wyatt Earp versuchen, ein Gebiet von den „Cowboys“ zu befreien, aber Doc hat sich Tuberkulose zugezogen.
Nichtsdestotrotz, aus Liebe und Loyalität, erhebt sich Doc von seinem Sterbebett und kämpft gemeinsam mit Wyatt. In einem ernsten Gespräch fragt Turkey Creek Jack Johnson: „Warum machst du das, Doc?“ Doc antwortet: „Weil Wyatt Earp mein Freund ist.“
Treue Evangeliumsfreunde sind unbezahlbare Gnadengaben Gottes. Und es gibt sie durch unsere Einheit mit Christus, dem ultimativen Freund (Joh 15,15), der die Menge unserer Sünden zugedeckt hat. Möge seine Gnade zu uns und durch uns fließen in Form christlicher Freundschaft. Und mögen wir den Freund von Sündern erhöhen durch das Gründen von Gemeinden.