Die Lehren der Gnade

Artikel von Steven J. Lawson
26. Februar 2018 — 7 Min Lesedauer

Die zentrale Wahrheit über die rettende Gnade Gottes wird in dieser prägnanten Aussage zusammengefasst: „Die Rettung kommt von dem Herrn“. Diese starke Erklärung bedeutet, dass jeder Aspekt der Errettung eines Menschen von Gott kommt und absolut abhängig von Ihm ist. Den einzigen Beitrag, den wir leisten, ist die Sünde, die am Kreuz auf Jesus Christus gelegt wurde. Der Apostel Paulus bekräftigt dies, wenn er schreibt: „Von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge“ (Röm 11,36). Das heißt, die Errettung wird von Gott bestimmt, erkauft, angewendet und gesichert. Von Anfang bis Ende kommt die Errettung von dem Herrn allein.

Diese Wahrheit wird am besten in den Lehren der Gnade zusammengefasst, welche sind: totale Verdorbenheit, bedingungslose Erwählung, bestimmte Sühne, wirksame Berufung und bewahrende Gnade. Diese Wahrheiten stellen den dreieinigen Gott von Anfang bis Ende als den Autor der Errettung dar. Jedes Mitglied der Dreieinigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist – spielt in der Erlösung eine Rolle, und sie arbeiten als ein Gott zusammen, um die zu retten, die unter dem Zorn Gottes zugrunde gehen. In vollkommener Einheit vollbringen die göttlichen Personen das Werk, welches Sünder niemals tun könnten, die gänzlich unfähig sind, sich selbst zu erretten.

Totale Verderbtheit

Der erste Mensch, Adam, sündigte und seine Übertretung und seine Schuld wurden unmittelbar der ganzen Menschheit zugerechnet (ausgenommen von Christus). Durch diesen einen Akt des Ungehorsams wurde er moralisch vollkommen verdorben in jedem Teil seines Wesens – seinem Sinn, Gefühl, Körper und Willen. Durch diese Sünde kam der Tod in die Welt, und Adams Gemeinschaft mit Gott wurde zerbrochen.

Adams Schuld und Verdorbenheit wurde im Moment der Empfängnis auf seine natürlichen Nachkommen übertragen. Wiederum ererbte jedes seiner Kindeskinder die gleiche radikale Gefallenheit. Anschließend wurde sie an jede Generation weitergegeben bis zum heutigen Tag. Adams verdorbenes Wesen hat sich auf das ganze Wesen jedes Menschen ausgebreitet. Ohne Gnade sind unsere Sinne durch die Sünde verfinstert und unfähig, die Wahrheit zu verstehen. Unsere Herzen sind unrein und unfähig, die Wahrheit zu lieben. Unsere Leiber sterben und schreiten fort in Richtung Tod. Unser Wille ist abgestorben und unfähig, das Gute zu wählen. Moralische Unfähigkeit, Gott zu gefallen, plagt jeden Menschen vom Zeitpunkt seiner Geburt an. In seinem unerneuerten Zustand sucht keiner nach Gott. Niemand ist fähig, Gutes zu tun. Alle stehen unter dem Fluch des Gesetzes, welcher ist der ewige Tod.

Bedingungslose Erwählung

Lange bevor Adam sündigte hatte Gott schon die Errettung von Sündern beschlossen und bestimmt. In der ewigen Vergangenheit erkor sich der Vater ein Volk in Christus, die errettet werden würden. Vor Anbeginn der Zeit erwählte Gott aus der Menschheit viele, die er vor seinem Zorn erretten wollte. Diese Wahl war nicht gegründet auf einen vorgesehenen Glauben in denen, die er erwählte. Auch war sie nicht durch eine inhärente Güte bei den Menschen bestimmt. Stattdessen wandte Gott in seiner unendlichen Liebe und unergründlichen Weisheit seine Huld den Erwählten zu.

Der Vater gab die Erwählten seinem Sohn zur Braut. Jeder Erwählte wurde vom Vater dazu vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden und ihn für immer zu preisen. Der Vater beauftragte den Sohn, in die Welt zu kommen und sein Leben für die Erwählten zu geben. Er beauftragte gleichfalls den Heiligen Geist, die Erwählten zum Glauben an Christus zu bringen. Der Sohn und der Geist stimmten in all diese Entscheidungen freiwillig ein, weshalb die Errettung ein ungeteiltes Werk des dreieinigen Gottes ist.

Bestimmte Sühne

Als die Zeit erfüllt war sandte der Vater seinen Sohn in diese gefallene Welt auf der Mission, sein Volk zu erlösen. Er wurde von einer Jungfrau geboren, ohne sündige Natur, um ein sündloses Leben zu führen. Jesus wurde unter das göttliche Gesetz getan, damit er vollkommen gehorsam sein kann anstelle von ungehorsamen Sündern, die das Gesetz wiederholt gebrochen haben. Dieser aktive Gehorsam Christi erfüllte die gerechten Ansprüche des Gesetzes. Indem er das Gesetz hielt, erlangte der Sohn Gottes eine vollkommene Gerechtigkeit, die nun gläubigen Sündern zugerechnet wird, damit sie vor Gott für gerecht erklärt oder gerechtfertigt werden können.

Dieses sündlose Leben qualifizierte Jesus weiterhin dazu, zum Kreuz zu gehen und anstelle von schuldigen Sündern zu sterben. Am Kreuz trug Jesus den ungemilderten Zorn des Vaters über die Sünden seines Volkes. In diesem stellvertretenden Tod transferierte der Vater an seinen Sohn alle Sünden von all den Menschen, die jemals an ihn glauben würden. Als sündetragendes Opfer starb Jesus einen stellvertretenden Tod für die Erwählten Gottes. Am Kreuz versühnte er den gerechten Zorn Gottes über die Erwählten. Durch das Blut des Kreuzes versöhnte Jesus den heiligen Gott mit sündigen Menschen und begründete Frieden zwischen den beiden Parteien. In seinem erlösenden Tod erkaufte er seine Braut – sein erwähltes Volk – aus der Knechtschaft der Sünde und setzte sie frei.

Jesu Tod machte nicht bloß die ganze Menschheit potentiell errettbar. Noch erlangte sein Tod bloß einen hypothetischen Nutzen, der angenommen werden kann oder nicht. Sein Tod machte auch nicht die Menschheit bloß erlösbar. Stattdessen erlöste Jesus tatsächlich ein spezifisches Volk durch seinen Tod und stellte ihre Errettung sicher. Kein Tropfen vom Blut Jesu wurde vergeblich vergossen. Er rettet wirklich alle, für die er starb. Diese Lehre der bestimmten Sühne wird manchmal begrenzte Sühne genannt.

Wirksame Berufung

Mit einem gemeinsamen Ziel sandten der Vater und der Sohn den Heiligen Geist in diese Welt, um die Errettung auf die Erwählten anzuwenden. Der Heilige Geist kam, um die Erwählten von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht zu überführen und alle zum Sohn zu wenden, die der Vater ihm gegeben hat. Zur gottbestimmten Zeit nimmt der Geist aus jedem erwählten Menschen sein ungläubiges Herz aus Stein, das durch die Sünde verhärtet und abgestorben ist, und ersetzt es mit einem gläubigen Herz aus Fleisch, das auf Gott reagiert und lebendig ist. Der Geist pflanzt ewiges Leben in die geistlich tote Seele. Er gewährt den erwählten Männern und Frauen die Gaben der Buße und des Glaubens, wodurch sie befähigt werden, zu glauben, dass Jesus Christus der Herr ist.

Plötzlich wird alles neu gemacht. Ein neues Leben vom Geist erzeugt eine neue Liebe für Gott. Ein neues Verlangen, dem Wort Gottes zu gehorchen, erzeugt ein neues Streben nach Heiligkeit. Es entsteht eine neue Lebensrichtung, mit einer neuen Leidenschaft für Gott. Die von neuem Geborenen geben Zeugnis von ihrer Erwählung durch die Frucht der Gerechtigkeit. Diese Berufung durch den Geist ist wirksam, das heißt die Erwählten werden gewisslich folgen, wenn sie ergeht. Sie werden sich letztlich nicht dagegen wehren. Deshalb wird die Lehre der wirksamen Berufung manchmal die Lehre der unwiderstehlichen Gnade genannt.

Bewahrende Gnade

Nach seiner Bekehrung wird jeder Gläubige ewig sicher bewahrt durch alle Personen der Dreieinigkeit. Alle, die Gott in der ewigen Vergangenheit ersehen und vorherbestimmt hat, wird er in der ewigen Zukunft verherrlichen.  Kein Gläubiger wird abfallen. Jeder Gläubige wird durch die souveränen Hände des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes festgehalten, und kann niemals verloren gehen. Keines von Jesu Schafen, für die er sein Leben gelassen hat, wird zugrunde gehen. Der Heilige Geist versiegelt in Christus nachhaltig alle, die er zum Glauben führt. Einmal von neuem geboren, kann niemand jemals mehr ungeboren werden. Einmal ein Gläubiger, kann niemand jemals mehr ein Ungläubiger werden. Einmal gerettet, kann niemand jemals mehr ungerettet werden. Gott wird sie für immer im Glauben bewahren, und sie werden bis zum Ende ausharren. Deshalb wird die Lehre der bewahrenden Gnade oft die Lehre des Ausharrens der Heiligen genannt.

Von Anfang bis Ende kommt die Rettung vom Herrn. In Wirklichkeit bilden diese fünf Lehren der Gnade einen umfassenden Wahrheitskorpus in Bezug auf die Errettung. Sie sind untrennbar verbunden und folglich stehen und fallen sie gemeinsam. Eine anzunehmen macht notwendig, alle fünf anzunehmen. Eine zu leugnen heißt, die anderen zu leugnen und die Dreieinigkeit aufzuspalten, indem die drei Personen nicht zusammenwirken. Diese Lehren reden zusammen mit einer Sprache und geben Gott die größte Ehre. Solch hohe Theologie erzeugt hohe Doxologie. Wenn richtig verstanden wird, dass Gott allein – Vater, Sohn und Heiliger Geist – Sünder rettet, dann bekommt er allein alle Ehre.