Warum Augustinus sein Leben auf die Dreieinigkeit ausrichtete

Artikel von Brandon Smith
3. Januar 2018

Im ersten Abschnitt seiner Bekenntnisse schrieb Augustinus die mittlerweile berühmte Zeile: „Du schaffest, dass [der Mensch] mit Freuden dich preise, denn zu deinem Eigentum erschufst du uns, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“

Dieser Ausdruck ist eine angemessene Zusammenfassung von Augustinus‘ Theologie. Erstens, offenbart er, dass der Mensch ohne Gott vollkommen ruhelos ist, verloren und umherirrend. Zweitens, offenbart er, dass nur Gott die wahre Ruhe für das menschliche Herz geben kann. Augustinus findet großen Trost und Rührung im Charakter, Wesen und den Werken Gottes.

Augustinus‘ Verständnis vom Leben und der Bekehrung ist verbunden mit dem Rettungswerk des dreieinigen Gottes in seinem eigenen Leben. Er kann seine Errettung nur durch die Linse von Gottes Souveränität und Erlösungsratschluss verstehen, durch das Werk der Gottheit. Für Augustinus fließt die ganze Theologie und das Leben aus Gott. Indem er über seine eigene Verwandlung reflektiert, bekennt Augustinus: „Du, mein Gott, brachtest das zustande … Wie kann die Rettung erlangt werden, außer indem deine Hand neu macht, was du einst geschaffen hast?“

Augustinus‘ Dreieinigkeitslehre ist ein hilfreicher Bezugspunkt für uns. Seine Sicht kann, zumindest teilweise, eine Schablone bieten, um in unserem Leben über die Dreieinigkeit nachzudenken. Wir können die Lehre des Augustinus so zusammenfassen:

1. Der Vater als Initiator

Für Augustinus besteht die Rolle des Vaters in der Schöpfungserzählung darin, den Sohn durch den Geist zu zeugen und alle Dinge durch beide zu erschaffen. Das ist eine der wichtigsten Betonungen von Augustinus in Bezug auf das Werk des Vaters.

Jedoch lehrt er keine Hierarchie. Er behandelt den Sohn und den Geist nicht als bloße Reservespieler. Augustinus erklärt, dass „die Dreieinigkeit, mein Gott – Vater und Sohn und Heiliger Geist - der Erschaffer der ganzen Schöpfung ist.“ Folglich schafft der Vater mit und durch Gott, den Sohn, und Gott, den Geist, und gibt den göttlichen Personen gleiche Anerkennung für die Erschaffung aller Dinge. Dies leitet sich für Augustinus von der Aussage ab: „… lasst uns Menschen machen nach unserem Bild“ (1Mo 1,26).

2. Der Sohn als Mittler

In den Bekenntnissen kritisiert er den eigenen Neuplatonismus aus der Zeit vor seiner Bekehrung und sagt, dass er dadurch Aspekte des Bleibens in Christus verstehen konnte, aber es fehlten die Aspekte „zur bestimmten Zeit [ist er] für Gottlose gestorben“ (Röm 5,6) und „der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat“ (Röm 8,32). Ohne diese Punkte ist der Neuplatonismus bloße Torheit, die sich als Weisheit verkleidet. Ohne die Fleischwerdung oder die Passahaspekte des Werkes Christi gibt es keine wahre Reflektion über sein Werk für die Menschen.

Für Augustinus muss eine lebendige Beziehung mit Christus Versöhnung mit Gott durch die Bezahlung für Sünden beinhalten. Deshalb „erschien [der Sohn Gottes] unter sterblichen Sündern als der unsterblich Gerechte, sterblich wie die Menschheit, gerecht wie Gott. Denn der Lohn der Gerechtigkeit ist Leben und Frieden (Röm 6,23). Christus „kam in den Bauch der Jungfrau … damit das sterbliche Fleisch nicht für immer sterblich bleibe.“

Dass Gott selbst sich zur Erde herablässt, nach dem Ungehorsam der Menschen, bedeutet, dass es für den Gläubigen keine Arroganz geben sollte. Es ist die Demut Gottes, die uns demütigt. Das ist es, was die Neuplatonisten übersahen. Sie waren arrogant, weil sie dachten, dass das göttliche Leben aus eigener Kraft erreicht werden könne, durch menschliche Mittel. Aber nur durch den „wahren Mittler“, Gott im Fleisch, kann der Mensch Rettung finden.

3. Der Heilige Geist als Vereiniger

Um zum ursprünglichen Zitat von Augustinus zurückzukehren: „Du schaffest, dass [der Mensch] mit Freuden dich preise, denn zu deinem Eigentum erschufst du uns, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“ Augustinus greift den Gedanken aus diesem Zitat gegen Ende wieder auf:

Zu anderer Zeit waren wir geneigt, das Gute zu tun, nachdem es dein Geist in unsern Herzen erzeugt hatte; aber es war eine Zeit, wo wir dich flohen und nur zum Bösen geneigt waren. Du aber, einziger und gütiger Gott, hörtest nie auf, Gutes zu tun. … [Wir] hoffen, einst in deiner unaussprechlichen Heiligung zu ruhen. Du aber, du Gut, das keines Gutes bedarf, ruhest immer, weil deine Ruhe du selbst bist.

Der Heilige Geist wohnt in den Gläubigen, um sie mit der Gottheit zu vereinen. Indem sie Gottes Leben teilen, werden die Gläubigen in Ewigkeit seine Ruhe teilen. Demnach ist das Finden von Ruhe in Gott nicht nur eine Gefühls- oder Willensneigung; Ruhe ist etwas Intrinsisches in Gott und daher intrinsisch in den Seelen derer, die mit ihm vereint sind.

Augustinus erklärt auch, dass der Heilige Geist der Geber der Erkenntnis Gottes ist. Feindselig gesinnte Ungläubige „sehen nicht deine Werke mit der Hilfe deines Geistes und erkennen dich nicht in ihnen.“ Niemand erkennt oder liebt die Dinge Gottes außer durch das Empfangen seines Geistes.

Das Evangelium, das nach der Dreieinigkeit gestaltet ist

Augustinus erklärt in den Bekenntnissen auf poetische Weise, dass Gott „das Leben der Seelen, das Leben unseres Lebens ist. Du lebst nur in Abhängigkeit von dir selbst, du veränderst dich nicht, Leben meiner Seele.“ Der dreieinige Gott, der in den Schriften offenbart ist, durch die Glaubensbekenntnisse bekannt und durch das lebensverändernde Werk des Heiligen Geist erfahren wird, war eine Realität, der Augustinus nicht entkommen konnte. Und als er einmal von Gott erfasst wurde, waren Augustinus‘ Theologie und Leben ihm untertan.

Für uns ist die Dreieinigkeit manchmal etwas, das wir als gegeben voraussetzen oder übersehen. Wir sagen: „Die Dreieinigkeit. Natürlich: drei in eins. Wasser, Schnee, Eis. Hab’s verstanden.“ Die Dreieinigkeit wird eine verstaubte Sonntagsschullektion, keine frische, alltägliche Quelle des Staunens. Gott als dreieinig zu verstehen, ist eine theologietreibende, ehrfurchtgebietende, lebensspendende Wahrheit.

Der dreieinige Gott gewinnt sein Reich zurück und erlöst alle Dinge, einschließlich dich und mich. Das Evangelium hat eine unausweichlich dreieinige Gestalt. Der Vater hat sich entschieden, seine Liebe durch das Opfer des Sohnes und das Aussenden des Heiligen Geistes zu offenbaren (Epheser 1,9-14).

Wie Alister McGrath einmal sagte: „Gott ist sowohl das Ziel unserer Reise als auch das Mittel, durch das wir ihn finden.“


Dieser Artikel von Brandon D. Smith erschien zuerst bei Desiring God Ministries. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.