Welche Aufgabe hat das Gesetz?

Artikel von Ligonier
23. November 2017 — 3 Min Lesedauer

Denn die Sünde nahm einen Anlass durch das Gebot und verführte mich und tötete mich durch dasselbe. (Röm 7,11)

Durch die Androhung von Strafe hält das Gesetz Gottes die Sünde zurück. Ob wir dem Moralgesetz, das im Alten Testament niedergeschrieben ist, begegnen oder nur Zugang dazu haben, da es in unser Gewissen geschrieben ist (Röm 2,14–15), wird unser äußerliches Verhalten dadurch gehemmt. Die Menschen gehen nicht all ihren sündigen Begierden nach, weil sie das Urteil des Gesetzes fürchten und dadurch wird die zivile Gesellschaft zum Großteil erhalten.

Doch obwohl das Gesetz den äußerlichen Ausdruck von Sünde hemmt, macht uns die Tatsache, dass wir unsere Verdorbenheit nicht voll ausleben, nicht gerecht. Denn während das Gesetz unsere Handlungen zurückhält, entflammt es auch die bösen Begierden unseres Herzens und vermehrt unsere Übertretungen. Äußerlich mögen wir als gute Menschen erscheinen, aber innerlich führt die Begegnung unseres gefallenen, menschlichen Herzens mit Gottes Gesetz immer - ohne die Gnade Gottes - zu einer Zunahme unseres Verlangens, dieses Gesetz abzulehnen und zu brechen. Das Gesetz offenbart uns, dass Sünde nicht nur eine äußerliche Sache ist, sondern eine innerliche Wirklichkeit, und hilft uns zu erkennen, dass wir weit mehr verdorben sind als wir uns vorstellen möchten.

Paulus macht diesen Punkt in Römer 7,7–13 deutlich, indem er erklärt, wie das Gebot des Gesetzes gegen das Begehren schließlich dazu führt, dass Menschen auf noch sündigere Weise begierig auf die Dinge werden, die ihnen nicht gehören (Röm 7,7–8). Wir begehren die Kontrolle, die Gott hat, also erschaffen wir uns Götzen, die wir manipulieren können. Wir begehen Ehebruch, weil wir den Ehepartner eines anderen begehren und ihn uns zu eigen machen wollen. Das heißt, das Moralgesetz offenbart und verschlimmert unsere bösen Begierden.

Indem Paulus beschreibt, wie das Gesetz Sünde offenbart und anregt, will er nicht sagen, dass wir gänzlich unwissend sind über die Begierde, bevor wir dem Gesetz begegnen oder dass wir ohne das Gesetz keine Sünde hätten (Verse 9-13). Denn er hat es schon in Römer 5,12–21 klargemacht, dass wir in Sünde geboren werden und zur Sünde neigen, bevor wir irgendein Bewusstsein des Moralgesetzes haben. Dr. R.C. Sproul erklärt, dass Paulus sich in diesem Abschnitt von Römer 7 auf jemanden bezieht, der „geistlich tot für jegliches Bewusstsein der Schwere der Sünde ist“. Das Gesetz gibt Sündern nicht so sehr eine Definition der Sünde, als dass es ihnen zeigt, dass ihre Sünde viel tiefer geht als sie zunächst dachten. Bis wir dem Moralgesetz von Angesicht zu Angesicht begegnen, verbringen wir den Großteil unseres Lebens damit, die Sünde zu ignorieren, von der wir wissen, dass sie da ist, oder indem wir uns sagen, dass wir besser sind, als wir eigentlich sind. Johannes Calvin kommentierte das so:

„Ohne das Gesetz sind wir entweder zu begriffsstutzig, um unsere Verdorbenheit wahrzunehmen, oder wir sind völlig unempfindlich durch Selbstschmeichelei.“

Coram Deo

Das Gesetz Gottes zeigt uns die Tiefe unserer Sünde und kann uns so zur Verzweiflung führen. Wir dürfen nie das Gesetz predigen ohne auch das Evangelium zu predigen. Das Gesetz gibt uns die schlechte Nachricht, dass wir Sünder und von Gott getrennt sind. Das Evangelium sagt uns, dass wir mit Gott versöhnt sind und uns vergeben wird, wenn wir auf Jesus allein zur Errettung vertrauen. Als Christen ist es unsere Pflicht, beide Wahrheiten zu verkünden.