Was bedeutet der Begriff „Erbsünde“?

Artikel von R.C. Sproul
11. November 2017 — 2 Min Lesedauer

Erbsünde hat mit der Gefallenheit der menschlichen Natur zu tun. Jonathan Edwards schrieb eine außergewöhnliche Abhandlung über die Erbsünde. Er widmete sich nicht nur einer ausführlichen Auslegung dessen, was die Bibel über die Gefallenheit des Menschen und seine Neigung zum Bösen lehrt, sondern er studierte auch die säkulare und rationale Perspektive und antwortete auf die Philosophie, die zu seiner Zeit weitverbreitet war: Jeder in dieser Welt wird unschuldig geboren, im Zustand moralischer Neutralität, in dem er keine Vorliebe für Gut oder Böse hat. Es ist die Gesellschaft, die unschuldige Menschen korrumpiert. Indem wir dem sündhaften Verhalten um uns herum ausgesetzt sind, wird unsere normale, natürliche Unschuld durch den Einfluss der Gesellschaft ausgehöhlt. Aber das geht an der eigentlichen Frage vorbei. Wie ist die Gesellschaft anfänglich korrumpiert worden? Die Gesellschaft besteht aus Menschen. Wieso haben so viele Menschen gesündigt? Es ist in unserer Kultur fast ein Grundsatz, dass niemand vollkommen ist. Aber Edwards stellte die Frage: Warum eigentlich nicht? Wenn jeder in einem Zustand moralischer Neutralität geboren wird, könnte man erwarten, dass statistisch gesehen ungefähr 50 Prozent der Menschen aufwachsen und niemals sündigen. Aber das sehen wir nicht. Wir sehen überall Menschen, die gegen die moralischen Gebote und Normen des Neuen Testaments handeln. Die Menschen halten sich noch nicht einmal vollkommen an die moralischen Normen der Kultur, in der sie leben. Selbst die Ehre, die unter Dieben herrscht, wird von Dieben verletzt. Egal wie niedrig die moralischen Standards in einer Gesellschaft sind, die Menschen brechen sie.

Es gibt also etwas Unbestreitbares über die Gefallenheit unseres menschlichen Charakters. Alle Menschen sündigen.

Das Dogma der Erbsünde lehrt, dass Menschen sündigen, weil sie Sünder sind. Es ist nicht so, dass wir Sünder sind, weil wir sündigen, sondern umgekehrt, wir sündigen, weil wir Sünder sind; das heißt, seit dem Fall der Menschheit haben wir eine verdorbene, sündige Natur geerbt. Wir haben jetzt eine sündige Natur. Das Neue Testament besagt, dass wir unter der Sünde sind; wir haben eine Neigung zum Bösen, sodass wir alle Sünden begehen, weil es unsere Natur ist, Sünden zu begehen. Aber das ist nicht die Natur, die uns ursprünglich von Gott gegeben wurde. Wir waren ursprünglich unschuldig, aber jetzt ist das Menschgeschlecht in einen Zustand der Verdorbenheit gefallen.