Durch die Welt geprägt?

Artikel von Nancy Guthrie
16. August 2017 — 5 Min Lesedauer

Es gibt eine neue Abteilung in den Kaufhäusern namens „Formwäsche.“ Es gibt sie sowohl im Frauen- als auch im Männerbereich. Diese Läden rechnen mit unserer Sorge um die Form unserer Körper und unserer Bereitschaft, in Kleidung zu investieren, die verheißt, uns die Form zu geben, nach der wir streben.

Aber wenn wir den Brief des Paulus an die Kirche von Rom lesen, dann entdecken wir, dass es ihm nicht hauptsächlich um die Form unserer Leiber geht. Worum es ihm geht, ist, was unsere Perspektive, unsere Prioritäten, unsere Ambitionen und unsere Meinungen formt. Er schreibt:

Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Röm 12,2)

Seine Worte zwingen uns dazu, uns zu fragen: Welche externen Kräfte formen meinen internen Dialog über das, was wichtig ist? Was drängt mich zu den Entscheidungen, die ich darüber treffe, wie ich mein Geld, meine Zeit und meine Energie einsetze? Bin ich mir dessen überhaupt bewusst?

Natürlich mögen wir es nicht, uns selbst als beeinflussbar vorzustellen. Wir mögen es, uns als unabhängig in unserem Denken vorzustellen. Aber die Wahrheit ist, dass wir solche Produkte des Umfelds sind, in dem wir leben, dass wir oft gar nicht merken, was Druck auf uns ausübt. Oder wir merken den Druck vielleicht gar nicht, weil wir ihm einfach nachgeben. Es macht für Paulus jedoch überhaupt keinen Sinn, dass die Leben derer, die dazu berufen, vorhererkannt und vorherbestimmt wurden, dem Bild des Sohnes gleichgestaltet zu werden, sich stattdessen diesem Weltlauf anpassen.

Statt uns anzupassen, lehrt uns Paulus, uns verwandeln zu lassen. Es gibt hier einen Kontrast zwischen etwas, das Druck von außen auf uns ausübt und uns dazu bringt, uns anzupassen, und etwas, das in uns geschieht und uns dazu bringt, verwandelt zu werden. In welchem Teil von uns geschieht das? In unserem Sinn. Und was passiert in unserem Sinn? Er wird erneuert. Es findet ein Renovierungsprojekt statt.

Hast du schon mal etwas renoviert? Das Wort, das Paulus für „Erneuerung“ unseres Sinnes gebraucht, bedeutet buchstäblich „zu renovieren“ – das Alte rauszureißen und Neues einzubauen. Derjenige, der die Renovierungsarbeit vollbringt, ist der Heilige Geist. Aber es gibt auch etwas für uns zu tun. Das Werkzeug, das der Heilige Geist gebraucht, ist das Wort. Das bedeutet, dass wir uns dem Einfluss des Wortes aussetzen müssen.

In seinem Buch Growing Your Faith erklärt Jerry Bridges, dass der Prozess ähnlich dem ist, wie wenn wir unserem Sohn sagen, der gerade vom Spielen im Schmutz zurückkommt: „Geh und dusch dich.“ Es sind die Seife und das Wasser, die den Schweiß und den Schmutz abwaschen. Aber Tommy muss sich selbst ihrer reinigenden Wirkung aussetzen, um sauber zu werden. Deshalb sagen wir zu ihm: „Geh und dusch dich.“

Auf gleiche Weise, wenn Paulus zu uns spricht: „Lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes“, dann lehrt er uns, uns dem verändernden Einfluss des Wortes Gottes auszusetzen. Wenn das Wort Gottes sich über uns ergießt, dann wird der Geist es gebrauchen, um sein reinigendes, erneuerndes, renovierendes Werk in unserem Sinn zu bewirken. Unser Sinn wird anfangen, richtig zu arbeiten. Unsere Gedanken werden sich genauer an Gottes Gedanken ausrichten. Wie wir Dinge bewerten, wird sich genauer daran ausrichten, wie Gott Dinge bewertet. Auf diese Weise wachsen wir in unserer Fähigkeit zu wissen, was Gott will.

Wir werden nicht auf ein außerbiblisches, übernatürliches Wort von Gott warten müssen, welches in unsere unterbewussten Gedanken gesprochen wird, um zu wissen, was wir tun sollen. Wir werden befähigt, die weise Handlungsweise zu erkennen. Gott trifft nicht die Entscheidung für uns und teilt sie uns dann mit. Wie ein guter Vater lehrt er uns zu unterscheiden, was gut, wohlgefällig und vollkommen ist. Wie? Indem er unseren Sinn erneuert, wenn wir unter das Wort kommen. Indem er uns den Sinn Christi gibt.

Die Welt um uns herum versucht, uns in ihre individualistische Form zu pressen. Aber das Wort verwandelt uns zu Menschen, deren Identität daraus fließt, ein Knecht Jesu Christi zu sein und nicht länger Sklave unserer eigenen Unabhängigkeit oder Selbstverwirklichung.

Die Welt um uns herum versucht, uns in ihre Konsumform zu pressen. Ihre Werbung will uns überzeugen, dass wir nicht zufrieden sein können, ohne das Produkt, das sie verkauft. Aber das Wort verwandelt uns zu Menschen, die sagen können: „Ich habe das Geheimnis gelernt, sowohl mit Sattsein als auch mit Hunger klarzukommen, mit Überfluss als auch mit Mangel. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht.“

Die Welt um uns herum versucht, uns in ihre Form zu pressen, bei der das Ziel dieses Lebens in Annehmlichkeit und Sicherheit besteht. Aber das Wort Gott erneuert unsere Sinne, damit wir ganz andere Ambitionen haben als einfach ein annehmliches Leben mit einer ansehnlichen Rente. Wir wollen uns für das Evangelium verausgaben bis zu dem Tag, an dem wir sterben. Wir glauben so tief daran, dass unser himmlischer Vater für uns sorgt und eine Zukunft für uns sichergestellt hat, in der wir alles erlangen, dass wir nicht so besorgt sind, hier etwas zu verpassen. Wir jagen auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Die Welt um uns herum versucht, uns in ihre Form zu pressen. Und wir können einfach nachgeben. Wir können uns von der Welt formen lassen. Aber das muss nicht geschehen. Wir können uns stattdessen vom Wort Gottes formen lassen. Indem wir es aufnehmen, darüber nachdenken und es ausleben, wird es uns auf tiefe und angenehme Weise verändern. Wir werden zunehmend wissen, wie wir in der Welt um uns herum leben sollen.