Die Zeugen Jehovas

Neun Dinge, die du über sie wissen solltest

Artikel von Joe Carter
10. August 2017 — 5 Min Lesedauer

Als der Pop-Sänger Prince 2016 im Alter von 57 Jahren starb, war er wohl der bekannteste Zeuge Jehovas in der Welt. Hier sind neun Dinge, die du über die obskure religiöse Gruppe wissen solltest, die aus der Bibelforscherbewegung in den späten 1870ern hervorgegangen ist:

1. Zeugen Jehovas – ihr Name soll anzeigen, dass sie „eine Gruppe von Christen sind, die die Wahrheit über Jehova verkündigen“ – haben 168.763 Anhänger in Deutschland (Stand: November 2016).

2. Zeugen Jehovas erachten sich selbst als Christen (jedoch nicht als Protestanten), obwohl sie die Lehre der Dreieinigkeit verwerfen. Sie behaupten, dass Jesus nicht göttlich war und dass der Heilige Geist eine „aktive Kraft“ ist, nicht eine Person. Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus Gottes einzige direkte Schöpfung ist, „der Erstgeborene, der über alle Schöpfung ist“ und deshalb mit Recht „Sohn Gottes“ genannt werden kann. Sie glauben jedoch, dass er als geschaffenes Wesen nicht Teil der Dreieinigkeit ist.  Sie glauben, dass Jesus im Himmel lebte, bevor er zur Erde kam, und nach seinem Tod und seiner Auferstehung wieder in den Himmel zurückkehrte. Sie glauben auch, dass Jesus sein vollkommenes menschliches Leben als ein Lösegeldopfer gab und dass er es durch seinen Tod und seine Auferstehung möglich machte, für die, die an ihn glauben, ewiges Leben zu erlangen.

3. Zeugen Jehovas glauben, dass das Reich Gottes eine wirkliche Regierung im Himmel ist, die bald die menschlichen Regierungen ersetzen und Gottes Ziel für die Erde erfüllen wird. Sie glauben, dass Jesus der König über Gottes Reich im Himmel ist und dass seine Herrschaft im Jahr 1914 begann. Eine relativ kleine Zahl von Menschen – 144.000 – wird auferstehen, um mit Jehova im Himmel zu leben und mit Jesus in seinem Reich zu herrschen. Zeugen Jehovas glauben, dass Gott Milliarden von Menschen durch eine Auferstehung vom Tod zurückbringen wird und dass viele, die jetzt leben, später damit beginnen können, Gott zu dienen und dadurch ihre Rettung zu erlangen. Die jedoch, die sich weigern, Gottes Wege zu lernen, nachdem sie zum Leben erweckt wurden, werden für immer aufhören zu existieren (sie werden nicht in einer feurigen Hölle Qualen leiden).

4. Zeugen Jehovas praktizieren Tür-zu-Tür Arbeit, weil sie glauben, dass es ein effektiver Weg ist, um den großen Missionsbefehl zu erfüllen und dass Christen im ersten Jahrhundert ihre Botschaft „öffentlich und von Haus zu Haus“ verbreiteten (sie zitieren Apostelgeschichte 5,42; 20,20). Sie glauben nicht, dass Tür-zu-Tür Arbeit ein Mittel ist, um Erlösung durch gute Werke zu verdienen. Sie glauben auch, dass es falsch ist, Menschen dazu zu drängen, ihre Religion zu ändern, aber sie finden es wichtig, für ihre speziellen Glaubensinhalte zu argumentieren. In ihrer Tür-zu-Tür Arbeit verteilen sie gewöhnlich zwei Zeitschriften: Erwachet!, ein allgemeines religiöses Magazin, und Der Wachturm, ein Magazin, dessen Inhalt sich auf die Bedeutung von Weltereignissen im Licht biblischer Weissagungen konzentriert.

5. Zeugen Jehovas glauben, dass die Bibel Gottes inspirierte Botschaft an die Menschheit ist. Im Jahr 1961 veröffentlichte eine Gesellschaft der Zeugen Jehovas, die Wachturm-Gesellschaft, ihre eigene Übersetzung der Bibel: die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift. Bis 2015 wurde diese Übersetzung als Ganzes oder in Teilen in 129 Sprachen übersetzt. Seit der Veröffentlichung des neutestamentlichen Teils der Übersetzung im Jahr 1950 wurde diese Übersetzung dafür kritisiert, Bedeutungen und Worte des Textes zu verändern, um der Lehre der Zeugen Jehovas zu entsprechen. Ein wichtiges Beispiel ist Johannes 1,1. Die deutschen Bibeln übersetzen diesen Vers gewöhnlich: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Die Neue-Welt-Übersetzung übersetzt diese Stelle: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott.“ Der Zusatz des unbestimmten Artikels „ein“ wurde gemacht, um die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass Jesus Gott ist. In Bezug auf diesen Vers schrieb Bruce Metzger im Jahr 1953: „Es muss sehr deutlich gesagt werden, dass wenn die Zeugen Jehovas diese Übersetzung ernstnehmen, sie dann Polytheisten sind.“ Obwohl sie die Neue-Welt-Übersetzung bevorzugen, gebrauchen Zeugen Jehovas auch andere Übersetzungen der Bibel in ihrem Zeugnisdienst.

6. Zeugen Jehovas feiern weder Weihnachten noch Ostern, weil sie glauben, die Bibel lehre, dass Jesu Tod – nicht seine Geburt oder seine Auferstehung – gefeiert werden sollte. Sie glauben auch, dass Gott keinen Gefallen an Weihnachten und Ostern hat, weil sie in heidnischen Bräuchen und Ritualen wurzeln. Sie feiern auch keine Geburtstage, weil sie glauben, dass auch solche Feierlichkeiten Gott nicht gefallen.

7. Zeugen Jehovas haben einige Glaubensgrundsätze, die für sie besonders sind: Während sie medizinische Versorgung akzeptieren und keine Glaubensheilung praktizieren, verweigern sie sich gegen Bluttransfusionen, weil sie glauben, die Bibel lehre, dass wir kein Blut zu uns nehmen sollen. Sie halten es für unvereinbar mit ihrem Glauben, in den Krieg zu ziehen oder sich politisch zu engagieren, und sie erachten das Kreuz nicht als ein Symbol für das Christentum, weil sie behaupten, die Bibel lege nahe, dass Jesus nicht an einem Kreuz starb, sondern an einem einfachen Pfahl.

8. Zeugen Jehovas nennen ihre Orte der Anbetung nicht Kirchen, sondern „Königreichssäle“. Sie haben keine bezahlten Kleriker, denn sie glauben, dass es das Vorbild des Christentums aus dem ersten Jahrhundert ist, dass alle getauften Mitglieder auch ordinierte Mitarbeiter sind und sich am Predigen und Lehren beteiligen. Sowohl Männer als auch Frauen können christliche Mitarbeiter sein, obwohl in jeder Gemeinde geistlich reife Männer als „ältere Männer“ oder „Älteste“ dienen. Ungefähr 20 Gemeinden bilden einen Kreis. Die Gemeinden bekommen regelmäßig Besuch von reisenden Ältesten, die Kreisaufseher genannt werden. Zeugen Jehovas müssen nicht den Zehnten geben und es wird in ihren Versammlungen keine Kollekte gemacht, obwohl Opferstöcke vorhanden sind.

9. Lehrmäßige Führung geschieht durch ein leitendes Gremium, welches aus langjährigen Zeugen Jehovas besteht und gegenwärtig in den internationalen Büros in Brooklyn, New York, tagt. Eine Reihe von Körperschaften wird von den Zeugen Jehovas unterhalten, auch wenn sie oft gemeinschaftlich als „Die Gesellschaft“ bezeichnet werden; nach ihrer ältesten und bekanntesten Körperschaft, die „Wachturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas“. Es ist nicht viel darüber bekannt, wie sich die Körperschaften der Zeugen Jehovas finanzieren, außer dass sie einen beträchtlichen Grundbesitz in New York City haben. Zum Beispiel stand neulich ihr Hauptquartier für eine Milliarde Dollar zum Verkauf.