„Tue das Werk eines Evangelisten

Artikel von Steven J. Lawson
1. August 2017 — 5 Min Lesedauer

In seinem letzten Brief ruft Paulus seinen Sohn im Glauben Timotheus dazu auf: „…tue das Werk eines Evangelisten“ (2Tim 4,5). Durch diese Worte begründet der betagte Apostel den zeitlosen Standard für den pastoralen Dienst, nicht nur des jungen Timotheus, sondern für alle Pastoren in jeder Generation und an jedem Ort.

Dieser Befehl kommt zu uns aufgrund der apostolischen Autorität mit bindender Wirkung. Alle Pastoren müssen das Werk eines Evangelisten tun. Sie müssen die Evangeliumsbotschaft aufrichtig verkünden und die Menschen aufrufen, Jesus Christus allein für ihre Rettung zu vertrauen. Also, wo sollte diese pastorale Evangelisation anfangen?

Sich selbst

Erstens, jeder Pastor muss sich selbst das Evangelium verkünden. Bevor ein Pastor andere dazu aufrufen kann, umzukehren, muss er selbst an Jesus Christus glauben. Der Apostel Paulus ermahnt Timotheus, indem er spricht: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören“ (1Tim 4,16). Das heißt, jeder Prediger muss zuerst seine eigene Seele prüfen. Der Erfolg der eigenen Evangelisation hängt zuallererst davon ab, ob man selbst in der Gnade steht.

In seinem Buch „Das Predigeramt aus Sicht eines Puritaners“ spricht Richard Baxter zu den Predigern seiner Zeit, von denen viele unbekehrt waren: „Sieh zu, dass das Werk der rettenden Gnade tiefgehend in deiner eigenen Seele vor sich gegangen ist. Achte auf dich selbst, damit du nicht der rettenden Gnade Gottes ermangelst, die du anderen anbietest.“ Einfach gesagt, Pastoren müssen sich die Botschaft zu eigen machen, die sie anderen verkündigen.

Charles Spurgeon schrieb:

Ein gnadeloser Pastor ist ein Blinder, der als Professor für Optik berufen wurde. Er philosophiert über Licht und Wahrnehmung und hält Vorträge über die schönen Schattierungen und brillanten Übergänge der Spektralfarben, während er selbst vollkommen im Dunkeln sitzt! Er ist ein Stummer, den man auf den Lehrstuhl für Musik gesetzt hat; ein Tauber, der fließend über Symphonien und Harmonien spricht! Er ist ein Maulwurf, der jungen Adlern etwas beibringen möchte.

Traurigerweise gibt es unbekehrte Pastoren. Martin Luther war Doktor der Theologie und Professor für Bibelkunde bevor er von Neuem geboren wurde. John Wesley war vor seiner Bekehrung Missionar in Übersee. Jeder Pastor muss sich seiner eigenen Rettung gewiss sein, bevor er das Evangelium anderen kraftvoll verkündigen kann.

In seiner Familie

Zweitens, jeder Pastor muss das Evangelium seiner Familie verkündigen. Evangelisation daheim beginnt damit, die eigene Ehefrau in ihrer Beziehung zu Christus zu führen. Ich werde nie ein Ältestentreffen vergessen, bei dem einer unserer Pastoren berichtete, dass seine Frau sich letzte Nacht bekehrt hatte. Sie war eine der nettesten Personen in der Gemeinde, aber, was uns nicht bekannt war, noch nicht bekehrt. Wie oft ist dies der Fall? Deshalb muss jeder Pastor sich aufmerksam dem geistlichen Zustand seiner Ehefrau widmen.

Auf gleiche Weise muss er auf seine Kinder achten. Diese Evangelisation sollte früh beginnen und die Disziplinen der Bibellese, Katechese und Familienandacht beinhalten. Ich kam zum Glauben an Christus, weil mein Vater mir jeden Abend aus der Bibel vorlas. Weiterhin sollte Evangelisation zuhause informelle Gespräche, gezielte Fragen und ein beständiges gottesfürchtiges Leben als Vorbild für die Kinder umfassen.

In der Gemeinde

Drittens, jeder Pastor muss das Evangelium seiner Herde verkündigen. Es muss ein nüchternes Bewusstsein dafür geben, dass nicht jedes Gemeindemitglied von neuem geboren ist. Das evangelistische Werk jedes Pastors muss sich auf den Kanzeldienst konzentrieren, wo er regelmäßig das Evangelium mit klaren, bestimmten Aufrufen präsentiert. Er muss seine Gemeinde inständig aufrufen, auf das Evangelium zu reagieren und gerettet zu werden. Es sollte eine Dringlichkeit in seiner Stimme spürbar sein, während er seine Herde ermahnt und sie sogar anfleht, sich zu bekehren.

Sicherlich sollte dieser evangelistische Eifer nicht mit Missbrauch und manipulativen Methoden verwechselst werden. Ich fordere hier nicht, dass Leute ihre Hand heben, nach vorne kommen, ein Gebet nachplappern und für gerettet erklärt werden – alles innerhalb von fünf Minuten. Aber ich bestehe darauf, dass unsere Verkündigung des Evangeliums überzeugend sein muss. Sie muss geprägt sein von mutiger Verkündigung des Kreuzes, warmer Einladung, zu Christus zu kommen und leidenschaftlicher Überzeugungskraft, die Menschen dazu auffordert, durch Glauben allein zu reagieren. Pastoren müssen Evangeliumsbotschaften verkünden, die zur Buße aufrufen und ernste Warnungen beinhalten, dass Unglauben ewige Konsequenzen hat.

In seinem Umfeld

Viertens, jeder Pastor sollte seine Umgebung evangelisieren. Die Strategien werden von Mann zu Mann unterschiedlich sein, abhängig von seinen Gaben und Möglichkeiten. Als Menschenfischer muss er dort hingehen, wo die Fische sind. Er muss das trockene Land verlassen, in tiefe Gewässer segeln und sein Netz auswerfen. Pastoren müssen sich raus in die Gesellschaft trauen, das Evangelium weitergeben und Menschen dazu aufrufen, an Christus zu glauben. Dies kann beinhalten, Brücken zu Ungläubigen zu bauen. Es kann beinhalten, dass man eine Bibelgruppe in einem Büro, einem Restaurant oder einer Wohnung betreut. Es kann Radioarbeit, Beiträge in der Zeitung oder einen Internetblog beinhalten. Es bedeutet, Dienste der Barmherzigkeit mit einer Evangeliumspräsentation zu verbinden. Egal welche Strategie: Um Wirkung zu entfalten, muss man dahingehen, wo unbekehrte Menschen sind und furchtlos Christus bezeugen.

Es stimmt, wenn man sagt, dass die größte Freude darin besteht, Christus zu kennen, und die zweitgrößte Freude darin, ihn bekannt zu machen. Möge jeder Pastor freudig diese privilegierte Aufgabe annehmen, das Werk eines Evangelisten zu tun.