Acht Wege, das Ziel von Kleingruppen zu verfehlen

Artikel von Kristen Wetherell
17. Juli 2017 — 5 Min Lesedauer

Donnerstagabend. Die Bibeln sind aufgeschlagen. Sechs Männer der Ortsgemeinde beten gemeinsam. Einer liest Psalm 31 vor und wendet den Text auf das persönliche Leben an. Ein starkes Gefühl der Abhängigkeit von Gott erfüllt den Raum.

Sonntag nach dem Mittagessen. Die Gemeinde ist nach einem belebten Sonntagvormittag ruhig. Kinder spielen im Nachbarraum, während fünf Paare über die Predigt reden. Sie hungern und dürsten nach Gottes Wahrheit.

„Das Ziel ist Gemeinschaft und Ermutigung durch Gottes Wort.“
 

Kleingruppe. Hauskreis. Missionarische Gemeinschaft. Wie auch immer man das Treffen einiger Christen in vertrauter Runde außerhalb des Gottesdienstes nennen mag, das Ziel ist dasselbe: Gemeinschaft und Ermutigung durch Gottes Wort.

Allerdings können wir sehr schnell das Ziel verfehlen. Trotz unserer besten Absichten werden wir oft abgelenkt und vergessen den eigentlichen Grund, warum wir uns treffen. Manchmal verfolgen wir lieber, was einfacher und bequemer ist, doch diesem Ansatz fehlt die verändernde Kraft, uns näher zu Gott und zueinander zu bringen.

Kleingruppen haben ein Ziel und wir tun gut daran, dieses nicht zu verfehlen. Hier sind acht Wege, wie wir das Ziel von Kleingruppen oft verfehlen. 

1. Macht die Bibel optional!

Haltet die Bibel in der Kleingruppe für nebensächlich und nicht für das Zentrale – für einen Weg, um Hilfe zu bekommen und euch über euer Leben besser zu fühlen. Haltet die Bibel nicht für das Leben selbst. Statt sie als Gottes Reden wertzuschätzen, solltet ihr sie auf ein paar hilfreiche Aussagen und Anweisungen reduzieren. Anstatt sie für den Kern eures Treffens zu halten, solltet ihr sie optional machen, falls euch am Ende noch etwas Zeit bleibt oder jemand noch eine Frage zur Bibel haben sollte.

2. Macht die Kleingruppe zu einer geselligen Runde!

Wenn die Bibel uns bereits in den Gottesdiensten vorgelesen und gepredigt wird, sollten Kleingruppen dann nicht anderen Zielen dienen, wie Beziehungen zu vertiefen und gemeinsame Interessen zu pflegen? Konzentriert euch in der Gruppe ausschließlich darauf, Freundschaften zu bilden und Gemeinschaft zu bauen, statt diese durch die Ausrichtung auf Gottes lebendiges und wirksames Wort zu vertiefen.

3. Schließt Leute aus!

Öffnet die Gruppe auf keinen Fall für neue oder schwierige Leute. Neue Leute können eine andere Gruppe starten, wenn sie wollen, denn eure hat mittlerweile eine Vertrauensbasis entwickelt und es ist bequem, so wie es momentan läuft. Gesteht euch nicht den Nutzen von Multiplikation ein, sondern seht nur die negativen Seiten einer „Spaltung“, falls die Gruppe zu groß werden sollte. Außerdem solltet ihr sichergehen, schwierige Leute, mit euch wohlbekannten Nöten, auszuschließen, da es belastend werden kann, sie zu tragen.

4. Priorisiert die Kleingruppe vor der Gemeinde!

Besucht die Gottesdienste am Sonntag nicht regelmäßig. Letzen Endes ist doch Gemeinde dort, wo auch immer Christen sich treffen, nicht wahr? Statt unter von Gott gegebenen Predigten zu sitzen, mit einer Gemeinde zu singen, an Taufen und Abendmahl teilzunehmen und dem „Leib“ mit euren Gaben zu dienen, solltet ihr die Kleingruppe priorisieren. Macht sie zum Selbstzweck – nicht aber zum Mittel für ein größeres und ewiges Ziel.

5. Betet nicht!

Sprecht als Gruppe über Gebet oder den Wunsch, zu beten, aber betet nicht wirklich. Verbringt die Zeit damit, zu plaudern und euch auf den neusten Stand zu bringen, vielleicht auch Gebetsanliegen auszutauschen. Aber kommt nicht zum Gebetsteil. Wenn doch, dann erledigt es hastig am Ende des Treffens – aber lernt nicht daraus. Haltet dieses Muster jede Woche bei.

6. Sprecht nicht offen!

Bringt euch gegenseitig über euer Leben auf den neusten Stand, aber lasst diesen Teil nicht zu chaotisch werden. Vermeidet es, über Zweifel und Kämpfe zu reden – insbesondere euch eure Sünden zu bekennen oder irgendetwas anderes, das jemanden schwach vor der Gruppe aussehen lassen könnte. Teilt euch mit … aber teilt nicht zu viel. Sagt nichts, was auf Kosten des Rufes oder der Bequemlichkeit der Leute gehen könnte.

7. Trefft euch nicht außerhalb der Kleingruppen!

Kleingruppen sind großartig als beziehungsorientierter Muntermacher in der Wochenmitte. Doch miteinander Zeit verbringen außerhalb davon? Ich bitte dich, die Leute sind zu beschäftigt. Arbeit, Sport, Familie, Freunde und tausend andere Verpflichtungen nehmen uns ganz in Anspruch. Außerdem, ist es nicht so, dass „Leben miteinander zu teilen“ leichter gesagt ist als getan? Geht dem lieber aus dem Weg; es ist einfacher, euch an eure Zeitpläne zu halten.

8. Geh weg, wenn es hart wird!

Wenn deine Kleingruppe mit der Sündenlast von Leuten zu tun bekommt, der Enttäuschung über nicht erfüllte Erwartungen und der Herausforderung als Gruppe zu wachsen, dann tragt es nicht miteinander in geduldiger Liebe. Geh einfach. Finde eine neue Gruppe, die besser zu dem passt, was du brauchst.

Gemeinsames Leben

Ich gebe zu, dass die Aussagen oben ein bisschen ironisch gemeint sind. Wir geben vielleicht nur ungern zu, schon einmal so gedacht zu haben. Doch es sind verschiedene Wege, wie Christen über das Ziel und die Praxis von Kleingruppen reden – das ist zumindest meine Erfahrung. Wenn eine der Aussagen mit deiner Denkweise oder Erfahrung übereinstimmt, keine Sorge: Ich habe auch das Ziel verfehlt, so wie viele andere Glaubensgeschwister.

„Die Absicht des Vaters ist, dass auch unsere Kleingruppe immer mehr abhängig wird von seinem Geist und dieser uns zum Sohn bringt, indem wir in sein Wort eintauchen. “
 

Gott sei Dank geht es in Kleingruppen um mehr als wir auf Anhieb erkennen können. Sie sind die Verlängerung und der Mikrokosmos der Gemeinde. Die Treffen im kleinen Kreis außerhalb der Gottesdienste helfen uns, das Evangelium auszuleben. Wir verwurzeln uns in Gottes Wort als Gemeinde während des Gottesdienstes; danach dürfen wir in Kleingruppen, in denen wir unser Leben miteinander teilen, beobachten, wie dieses Wort in den Herzen und den Umständen von Menschen am Werk ist (Kol 3,16). Die Absicht des Vaters ist, dass auch unsere Kleingruppe immer mehr abhängig wird von seinem Geist und dieser uns zum Sohn bringt, indem wir in sein Wort eintauchen. Er will uns umformen und gestalten nach seinem Wort, während er das Werk vollendet, das er in Jesus Christus begonnen hat.

Gott sei Dank verfehlen wir nicht seine Gnade, auch wenn wir manchmal das Ziel verfehlen. Gott geht uns nach und bietet uns in unseren Beziehungen zueinander mehr als wir denken. Unsere Rettung motiviert uns, am Ball zu bleiben und Christus nachzufolgen – denn es ist das, was wir auf ewig tun werden – und zwar gemeinsam.