
Heidelberger Triologie
Der in der christlichen Literatur bewanderte Leser weiß, wie viel Wirkung erzählerische Werke erlangt haben. Denken wir an den Klassiker „Pilgereise“ von John Bunyan. Die allegorische Geschichte von Christian beschreibt seinen Weg von seinem alten Leben fernab von Gott bis zu seinem Eintritt in die himmlische Stadt. Auf diesem Weg hat er mit allerlei Hindernissen und Widerständen zu kämpfen, aber er erfährt dabei immer wieder den treuen Beistand Gottes. Das Buch aus dem 1678 wurde in über 200 Sprachen übersetzt und zählt zu den bedeutendsten Werken der christlichen Literatur.
Marius Timmermans aus Holland, der sich sehr um die Förderung reformierter, christliche Literatur in Deutschland verdient gemacht hat, hat mit seiner dreibändigen Heidelberger Triologie ebenfalls ein Werk vorgelegt, das in erzählerische Weise die drei Hauptpunkte des christliche Glaubens, so wie sie im Heidelberger Katechismus gegliedert sind, verarbeitet. Im ersten Band geht es um die Sünde und das Elend des Menschen, im zweiten Band um die Erlösung und im dritten Band um das christliche Leben aus Dankbarkeit zur Ehre Gottes.
Hauptfigur ist der 18-jährige Johann, der sich im Jahre 1621, aufgewühlt von den Wirren und Schrecknissen des beginnenden Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), Gedanken über das christliche Leben macht. Beunruhigt durch die Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten macht sich Johann auf die Suche nach Gewissheit, Trost und Geborgenheit und findet heraus, dass nur Gott so etwas bieten kann. Zugleich verliebt er sich in das katholische Mädchen Mechthild. So geht er durch viele Kämpfe und Abenteuer, erleidet Rückschläge und findet Ermutigung und Hilfe bei Friedrich, dem alten Waldhüter, und bei Karl, dem jungen Kurier. Wie kann er Gottes Gnade und Schutz empfangen? Wie kann es sein, dass Gott all die schrecklichen Dinge zulässt und dass sie den Gläubigen doch zum Guten dienen? Solche und viele andere Fragen werden auf einfühlsame Weise behandelt.
Johanns Entwicklung und Reise mit ihren anrührend beschriebenen Erlebnissen und Auseinandersetzungen sind Gegenstandslektionen für uns heute. Besonders deutlich wird, welch innerlichen Kampf eine echte Bekehrung bzw. das Ringen um den echten Glauben bedeutet. Das steht im starken Gegensatz zu dem verbreiteten oberflächlichen Christsein der Gegenwart.
Obwohl sich Timmermans, der selbst zur „Reformations-Gesellschaft-Heidelberg“ gehört, stark am Heidelberger Katechismus orientiert, kommt der Katechismus gar nicht so oft vor – es wird vielmehr eine fesselnde Geschichte erzählt. Dabei werden allerdings die Prinzipien und Ziele vermittelt, zu dem der berühmte Katechismus hinführt: allein durch Christus, allein durch Gnade, allein durch den Glauben, allein die Schrift, allein zur Ehre Gottes. Jesus Christus ist der einzige Trost im Leben und im Sterben.
Zielgruppe für das Buch sind vor allem junge Leute ab ca. 13 Jahren. Es eignet sich allerdings auch hervorragend für Erwachsene, denen das Lesen komplizierter Bücher schwerfällt. Am Glauben interessierte Nichtchristen, Neubekehrte sowie gestandene Christen können aus dem Buch viel Gewinn ziehen. Marius Timmermans ist es nämlich gelungen, mit viel Einfühlungsvermögen, erzählerischem Geschick und lehrmäßiger Klarheit Grundeinsichten des Glaubens vor unsere Augen zu malen. Ich wünsche der Triologie eine große Leserschaft.
Buch
Marius Timmermans. Heidelberger Triologie: Auf der Reise zum wahren Glauben. Bd. 1–3. Oerlinghausen: Bethanien Verlag, 2016. Gesamtpaket 41,70 Euro.