Wie geistliche Erneuerung gelingen kann

Evangelikale Christen sollten sich immer wieder intensiv mit ihren Glaubensüberzeugungen beschäftigen. Dazu rief der Leiter des größten Theologischen Seminars der südlichen Baptisten in Louisville, Kentucky, Albert Mohler, am Freitag die rund 1400 Teilnehmer der 7. Evangelium21 Konferenz auf. Am Beispiel seines eigenen Gemeindebundes machte er deutlich, wie schnell auch bibeltreue Gemeinden ihr Fundament verlieren können. Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte der Gemeindebund eine Krise, die fast zur Spaltung geführt hätte. Damals sei von einflussreichen Kirchenleitern die Autorität der Bibel als Gottes Wort in Frage gestellt worden. Zu dieser Entwicklung hätten die theologischen Ausbildungsstätten des Bundes maßgeblich beigetragen: „Der theologische Liberalismus fand seinen Weg über unsere Ausbildungsstätten auf die Kanzeln der Gemeinde“, sagte Mohler. Er bezeichnete es als Gnade Gottes, dass mutige Männer und Frauen in den folgenden Jahrzehnten einen Weg einschlugen, der zu einer der größten geistlichen Erneuerungen der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika führte.

Gottes Wort als Fundament

Mohler warnte bibeltreue Gemeinden vor der Weltflucht oder einer Überbetonung der persönlichen Frömmigkeit: „Weder Isolation noch die Betonung von Gefühlen und Erfahrungen können uns wirksam vor liberalen Einflüssen schützen – was uns ein festes Fundament gibt ist allein Gottes Wort.“, sagte Mohler. Ohne feste Glaubensüberzeugungen verkomme Frömmigkeit schnell zu einer leeren Form ohne Inhalt. Gemeinden und theologische Ausbildungsstätten ermutigte er dazu, Pastoren und Lehrer auf Basis ihres Bekenntnisses zur absoluten Vertrauenswürdigkeit der Heiligen Schrift zu berufen.

Christen sollten Leid erwarten

Auch Mark Dever, Hauptpastor der Capitol Baptist Church in Washington D.C., unterstrich die Bedeutung des persönlichen Bibelstudiums: „Der Heilige Geist spricht durch die Heilige Schrift zu uns, wir sollten Gottes Wahrheit nicht außerhalb der Bibel suchen!“ Er forderte die Konferenzteilnehmer dazu auf, Gottes Wort zu verinnerlichen und ihm ganz zu vertrauen. Gleichzeitig warnte er davor, zu meinen, eine enge Gottesbeziehung schütze vor Leid und Anfechtung. Das Gegenteil sei der Fall: Christus habe seinen Jüngern immer wieder Bedrängnis und Verfolgung angekündigt. „Martin Luther wurde aus der Kirche verbannt, Missionare wurden im Lauf der Geschichte grausam getötet, im 20. Jahrhundert wurden weltweit so viel Christen verfolgt wie noch nie – wieso sollten wir von Leid verschont bleiben?“, fragte Dever. Das christliche Leben folge dem Vorbild Jesu: Erst Leiden, dann die Herrlichkeit. Doch gerade das Wissen um die herrliche Zukunft bei Gott schenke Christen eine Freude, die nicht von den Lebensumständen abhänge.

Rettung nur aus Gnade

Ebenso hängte die Errettung von gläubigen Christen nicht an ihren Werken, sondern nur an Gottes Werken allein, betonte Ligon Duncan in seiner Predigt zu Epheser Kapitel 2. Der sündige Mensch ist tot und unwillig und unfähig Gott zu suchen. „Wir brauchen in Jesus Christus einen Mittler, der uns vor dem gerechten Zorn eines heiligen Gottes retten und uns als Schöpfung in seinem Ebenbild wiederherstellt.“, sagte Duncan. Diese Rettung erfolgt allein aus der Gnade Gottes und wir hätten keinen Anteil daran. Der Glaube an den Sohn Gottes als Voraussetzung der Erlösung ist gleichfalls ein Gnadengeschenk Gottes, dass wir aus Barmherzigkeit erhalten. „Gott erklärt uns gerecht um das Sühneopfer seines Sohnes willen, nicht aufgrund einer eventuellen Mitwirkung des Sünders. Gott arbeitet vor unserer Bekehrung für uns, führt uns zur Buße und transformiert den Gläubigen dann ein Christenleben lang hin zu Guten Werken, die er bereitet hat.“, stellte Duncan klar. Diese Rettung aus Gnade erlaubt auch eine letztendliche Heilsgewissheit, da Gott selbst verlässlich unsere Rettung wirkt und es nicht auf Menschenwerk ankommt.

Die 7. Evangelium21-Konferenz steht in diesem Jahr im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Sie findet in enger Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Pastorenkonferenz „Together for the Gospel“ (T4G) statt, die 2006 von den Pastoren und Theologen Mark Dever, Ligon Duncan, Al Mohler und C.J. Mahaney begründet wurde. Zu Evangelium21 gehören Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden, die ihren Glauben fest auf Jesus Christus gründen. Ausgerichtet auf die von den Reformatoren wiederentdeckten Wahrheiten – Gnade allein, Glaube allein, die Schrift allein, Christus allein und zu Gottes Ehre allein – will das Netzwerk Impulse setzen, durch die Gemeinden neu belebt und gestärkt werden.

Ligon Duncan spricht auf der Evangelium21-Konferenz über „die Gnade allein“ (Übersetzer Kai Soltau). Foto: E21


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