Gottes Geschenk an Frauen von Pastoren

Artikel von Erin Wheeler
1. Dezember 2016 — 7 Min Lesedauer

An einem beliebigen Samstag im Jahr kannst du dir sicher sein, dass sich bei uns zu Hause auf jeden Fall zwei Dinge abspielen: Mein Ehemann arbeitet an seiner Predigt – und ich bete für ihn. Das klingt jetzt ziemlich einfach, aber bis es soweit war, war eine Menge – sagen wir mal – Übung nötig.

Als Brad mit dieser anstrengenden und Respekt einflößenden Aufgabe des Predigens begann, gab es für uns beide als Team viel zu lernen. Denn es lief wirklich nicht alles wie geschmiert!

Es knarrte und stöhnte, oft im wahrsten Sinne des Wortes, als wir mit dem Leben im Dienst begannen und plötzlich solche Dinge wie „Predigtvorbereitung“ zu unserem Leben gehörten. Anstatt ihm eine geeignete Gehilfin zu sein, hatte ich eher das Gefühl, ihn mit meinem Verhalten abzulenken und dadurch vielmehr ein Ballast für ihn zu sein.

„Eine Ehefrau, die
im Dienst steht,
muss sicherlich
Opfer bringen, aber
es gibt auch enorme Segnungen.“
 

Eine Ehefrau, die im Dienst steht, muss sicherlich Opfer bringen, aber es gibt auch enorme Segnungen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich gelernt habe, wie ich für meinen Mann und den Dienst, dem wir uns verschrieben hatten, zu beten konnte. Gott musste mich erst einmal von meinen eigenen Wünschen entwöhnen und mich stattdessen zu ihm hinziehen. Ich musste lernen zu beten: „Herr, in der Frühe wirst du meine Stimme hören. In der Frühe rüste ich dir ein Opfer zu und spähe aus“ (Ps 5,4). Mein himmlischer Vater hatte mich eingeladen, ihm meine Bitten und Wünsche zu bringen und mit erwartungsvollem Glauben darauf zu warten, dass er eingreift – nach seinem guten Plan und Ziel.

Achtung: Im Gebet steckt Kraft!

Glaube nicht der Lüge, dass Gebet nicht viel bewirkt. Vielleicht denkst du, dass Gebet wichtig ist, aber spiegelt sich das auch in deinem Leben wider, indem du regelmäßig, konkret und erwartungsvoll betest?

Traurigerweise müssen wir oft zugeben, dass wir nicht genug in einer solchen Haltung beten! Gebet ist harte Arbeit und der Verführer wird alles daran setzen, um uns davon abzuhalten. Sicher, wir können Jakobus 5,17 rezitieren und die Verheißung aussprechen, dass das Gebet des gerechten Mannes viel vermag in seiner Wirkung. Trotzdem widmen wir und doch eher selten dieser harten Arbeit echten Gebetes!

Elisabeth Elliot hat es sehr treffend formuliert:

Gebet ist kein Sport. Es ist Arbeit. Gebet ist deswegen Arbeit, weil es schlichtweg für das geistliche Überleben eines Christen unerlässlich ist. Der Apostel Paulus sagt, dass wir im Gebet „ringen“. Aber dieses Ringen eines Christen im Gebet „richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen“ (Eph 6,12).

Gebetsarbeit ist so herausfordernd, weil das meiste davon im Verborgenen geschieht. Um uns herum gibt es so vieles, was uns die Freude daran rauben möchte. Der Betrüger wird versuchen, so viel Lärm wie möglich zu machen, um uns von unserer Berufung abzuhalten, eine gute Gehilfin für unseren Mann in seinem Dienst zu sein. Und wenn Satan uns auf diese Weise herunterzieht, dann folgen leider oft auch unser Ehemann und sein Dienst. Traurigerweise habe ich das bei einigen guten Freunden im Dienst erlebt. Da sie die Zeit mit dem Herrn nicht an erste Stelle gesetzt haben, entfernten sie sich von den Geschwistern und wurden durch all die Kämpfe und Schwierigkeiten des Gemeindelebens desillusioniert. Schwestern, betet zu Gott, dass er euch und eure Männer bewahrt in der Arbeit für sein Reich!

„Gebetsarbeit ist so herausfordernd, weil das meiste davon im Verborgenen geschieht.“
 

Als Frauen von Männern im Dienst gibt es vieles, was wir auf verschiedene Weise mitbekommen. Wir kennen die Arbeit, in die sich unsere Männer so sehr hinein investieren. In alledem dürfen wir uns trotzdem nicht der Angst oder den Sorgen hingeben. Wir sollten auch nicht der Versuchung unterliegen, das Ruder übernehmen zu wollen, um schnelle Lösungen für die Gemeindeprobleme zu forcieren. Aber gleichzeitig sollten wir uns auch nicht selig zurücklehnen und die zahlreichen Bedürfnisse unserer Männer und Gemeinden ausblenden.

Schwestern, wir sollten anhaltend beten! Und weil Beten harte Arbeit ist, müssen wir es zur Priorität machen. Wir müssen lernen zu „beten bis wir beten“, wie es ein puritanisches Sprichwort sagt. Arbeite du im Gebet für deinen Mann, während er sich um die Schafe bemüht, die ihm anvertraut sind. Als seine passende Gehilfin bist du besonders in der Lage, ihn auf sehr praktische Weise zu ermutigen, indem du regelmäßig, konkret und erwartungsvoll für ihn – und oft auch mit ihm – betest.

Das Vorrecht: Das Allerbeste, das wir tun können

In Sprüche 31,12 heißt es: „Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.“

„Niemand kann so punktgenau und so mitfühlend beten wie die eigene Ehefrau.“
 

Denk darüber mal kurz nach. Wer anders kennt deinen Mann so gut wie du? Wahrscheinlich beten unzählige Leute aus der Gemeinde für ihn. Er hat vielleicht auch Vertrauenspersonen oder Gebetspartner und vielleicht Älteste, die alle mit und für ihn beten. Aber niemand kann so punktgenau und so mitfühlend beten wie seine eigene Ehefrau.

Schlussendlich bist du als Ehefrau es doch, die davon weiß, dass er wegen seiner chronischen Schmerzen oder wegen kranker Kinder tagelang Schlafmangel hatte. Du weißt von den Selbstzweifeln, die ihn plagen und ihm lauter Lügen des Versagens und der Entmutigung ins Ohr flüstern. Du weißt um die zahlreichen einsamen Stunden, in denen er hingegeben über einem Text brütet und darum ringt, ihn zu verstehen. Du erkennst sofort, was mit ihm los ist, wenn er mit hängenden Schultern zur Tür hereinkommt und einfach nur fix und fertig ist. Du weißt, wie unzulänglich er sich ständig fühlt, aber gleichzeitig auch weiß, dass Aufgeben keine Option ist. Können wir etwas Besseres für unsere Ehemänner im Dienst tun, als für sie zu beten? 

Das Gebet lässt uns still sein vor Gott und genau darin liegt so viel Kraft verborgen; denn in diesem Stillsein wird sein mächtiges Handeln offenbar. Als Ehefrauen von Predigern haben wir oft das Vorrecht, zu sehen, wie Gott sich auf so viele unterschiedliche Weisen als treu erweist. Natürlich bekommen wir auch viel von den unschönen Dingen mit, aber wenn es um die Treue Gottes geht, sitzen wir wirklich in der allerersten Reihe.

Wir sehen, wie kaputte Beziehungen heilen, wie trotz Schlafmangel vollmächtige Predigten gehalten werden, wie das Geld in letzter Minute irgendwie doch noch reicht, wie Freunde geistlich wachsen, indem sie die Sünde mehr hassen und Jesus mehr lieben, und so weiter. Oft erzähle ich meinen Freundinnen, dass ich mich ein bisschen wie Maria fühle, die all diese Dinge „in ihrem Herzen bewegte“, während sie beobachtete wie sich Gottes Plan durch das Leben ihres Sohnes Jesus entfaltete. In meinem Herzen kann ich Gott nur loben, wenn ich sehe, wie er wirkt – nicht nur in unserem Leben, sondern auch im Leben der Gemeinden, zu denen wir viele Jahre gehören durften. Es ist eine schwere Berufung, aber sie ist auf jeden Fall auch ein großes Vorrecht!

„Es ist eine schwere Berufung, aber sie ist auf jeden Fall auch ein großes Vorrecht!“
 

Irgendwie ist es schon etwas Besonderes, am Ende einer anstrengenden Woche in der Gemeinde zu sitzen und dabei zu sein, wenn der Mensch, den du am meisten liebst in dieser Welt, zu der ihm von Gott anvertrauten Herde predigt und dabei, geleitet durch die Kraft von Gottes Geist, dem Wort Gottes ganz hingegeben ist.

Als Pastorenfrauen haben wir ein einzigartiges Vorrecht. Es passiert soviel von einer Woche zur nächsten und unser Vater im Himmel weiß alles schon im Voraus, weit über unser Verstehen hinaus. Dennoch ruft er uns zu sich, um ihm all unser „Insiderwissen“ zu bringen, all die Dinge, die uns Sorgen machen, oder Ärger oder Dankbarkeit oder Freude bereiten.

Liebe Schwestern, ist Gott nicht derjenige „der weit über die Maßen mehr zu tun vermag, als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt“ (Eph 3,20)? Warum dann, oh warum nur, tun wir uns so unendlich schwer, uns zu seinen Füßen zu setzen?