Gottes Wort bleibt ewiglich

Rezension von Ron Kubsch
29. Oktober 2016 — 5 Min Lesedauer

Die Bibel ist kein Buch wie jedes andere. Sie ist das Buch der Bücher, das Gott seiner Gemeinde als Richtschnur des Glaubens geschenkt hat. Sie will das Denken, Fühlen und Handeln aller Christen maßgeblich gestalten.

Diesem Anspruch wird die Christenheit leider oft nicht gerecht. Obwohl die Schrift auch heute viel Aufmerksamkeit erfährt, herrscht bezüglich ihrer Autorität, Glaubwürdigkeit und Klarheit tiefe Verunsicherung. Die moderne Bibelwissenschaft stellt kritische Fragen, wie: Können wir der Heiligen Schrift noch vertrauen? Enthält sie wirklich alles, was nötig ist, um ein Leben zu führen, das Gott gefällt? Sind diese antiken Texte noch verständlich? Sollten wir unsere Aufmerksamkeit nicht lieber Jesus als der Bibel schenken?

Ich möchte zwei Bücher vorstellen, die helfen können, Vertrauenskrisen im Blick auf die Bibel zu überwinden.

Gott beim Wort nehmen

Das erste Buch stammt von Kevin DeYoung und heißt Gott beim Wort nehmen. Kevin DeYoung ist Hauptpastor an der University Reformed Church in East Lansing (Michigan, USA). Er gehört zur Gospel Coalition und ist seit Anfang des Jahres außerdem Professor für Systematische und historische Theologie am Reformed Theological Seminary (RTS). Auf der E21-Konferenz 2016 in Hamburg war er der Hauptreferent (seine Vorträge gibt es hier).   

Zwei Fragen, die heute besonders umkämpft sind, behandelt der Autor trefflich gründlich: nämlich die Klarheit und die Genugsamkeit der Schrift.

Klarheit der Schrift bedeutet: „Die errettende Botschaft von Jesus Christus wird offen in der Bibel gelehrt und kann von allen, die Ohren haben zu hören, verstanden werden. Wir brauchen kein offizielles Lehramt, das uns die Bibel erklärt“ (S. 40). Luther, der nicht nur gegen das Auslegungsmonopol der römischen Kirche, sondern auch gegen den Skeptizismus des Humanisten Erasmus und die Schwärmer kämpfte, sprach ganz entschieden von der Klarheit der Schrift. Die Bibel ist „in sich völlig gewiss, leicht zugänglich und durch und durch offen“. Sie „richtet und erleuchtet allen alles“. Gegen die Schwarzmalerei ihre Zeit bekannte die Reformation: „Die Heilige Schrift legt sich selbst aus. Gott, der Heilige Geist, sorgt selbst dafür, dass er verstanden wird.“

Viele Bibellehrer sehen das heute kritisch und setzen die Unklarheit der Bibel voraus. Was bleibt, ist, verschiedenen Auslegungen nebeneinanderzustellen und die Entscheidung für die eine oder andere Auslegung dem Einzelnen oder der Gemeinde zu überlassen. DeYoung malt uns nicht nur vor Augen, was die Klarheit der Schrift ist (und nicht ist), er begründet sie auch.

Genugsamkeit der Schrift heißt: „Die Bibel enthält alles, was wir über die Errettung und ein gottgefälliges Leben wissen müssen. Wir brauchen keine neue Offenbarung vom Himmel.“ Diese Auffassung ist vor allem innerhalb der Gemeinden umkämpft. Viele Christen wollen grundsätzlich mehr als die Bibel. Die Bibel ist für sie ein antikes Buch und spricht zu allen Christen in sehr abstrakter Weise. Christen, die Gott besonders lieb hat, so meinen sie, rede Gott hingegen persönlich an. Kürzlich hat es jemand (ironisch) so gesagt: „Die Bibel ist einfach zu wenig, denn unsere heutige Zeit ist viel komplizierter geworden, und da muss Gott einfach Zusatzerklärungen abgeben, sonst geht’s nicht. Von einer Allgenugsamkeit der Bibel kann freilich längst keine Rede mehr sein, und wir wissen das auch längst.“

Kevin DeYoung zeigt, weshalb dieses Verlangen nach mehr verführerisch ist. Er arbeitet allerdings zugleich heraus, dass das Wort lebendig ist (vgl. Hebr 4,12) und Gott nicht schweigt, sondern auch heute durch dieses lebendige Wort zu uns Menschen spricht.

Die Wahrheit der Bibel

Das zweite Buch stammt von Brian H. Edwards und trägt den Titel Die Wahrheit der Bibel. Brian H. Edwards war 29 Jahre lang Pastor einer Gemeinde in Surrey (England) und hat insgesamt ca. 20 Bücher geschrieben. In dem Buch greift er viele der Fragen auf, mit denen er in seinem Dienst konfrontiert worden ist. Wer sind die Bibelkritiker und was sagen sie? Was verstehen wir unter Inspiration? Was sagt die Bibel über sich selbst? Wie können wir die Bibel auslegen? Was ist mit den scheinbaren Widersprüchen in der Bibel? Edwards geht sogar auf die Textkritik und verschiedene Bibelübersetzungen ein.

Das Buch enthält 466 Seiten und ist damit viel umfangreicher als das von Kevin DeYoung, das nur 140 Seiten dünn ist. Dabei ist das Buch gleichfalls gut lesbar. Edwards behandelt die Themen gründlich und eingehend, ohne vom Leser zu viel zu abzuverlangen. Es ist für Leute geeignet, die sich gründlich mit dem Thema beschäftigen wollen, aber weder die Zeit noch das Geld haben, verschiedene Einzelwerke anzuschaffen. Zur Zielgruppe gehören Leute, die sich schon mit der Bibel befasst haben.

Gott beim Wort nehmen eignet sich hervorragend für Einsteiger und fortgeschrittene Anfänger (für Experten gibt es noch einen Anhang mit weiteren empfehlenswerten Büchern zur Vertiefung). Kevins Buch wurde vor allem für junge Leute geschrieben, die selbst an der Autorität der Heiligen Schrift zweifeln. Es eignet sich für Zweifler und obendrein sehr gut zum Weitergeben an Leute, die verunsichert sind. Doch auch Jugendpastoren, Pastoren und Mitarbeiter in den Gemeinden profitieren von dem Buch, da es heiße Themen, die in fast jede Gemeinde vordringen, mit Humor und eingängig anpackt.

Beide Bücher stärken das Vertrauen in Gottes Wort. Möge dieses Wort, das ewiglich bleibt (vgl. Ps 119,89 u. Mt 5,18), unsere Herzen festmachen (vgl. Hebr 13,9).

Bücher

DeYoung, Kevin, Gott beim Wort nehmen: Warum die Bibel es wert ist, sie zu kennen und ihr zu vertrauen, Waldems: 3L, 2016, 9,95 €.

Edwards, Brian H., Die Wahrheit der Bibel: Autorität, Inspiration und Geschichte, Waldems: 3L Verlag, 2013, 17,50 €.