Auch für Studierende ist Produktivität ein Thema
Peter Krol ist ein Freund von Tim Challies. Er liebt die Bibel, er liebt Studierende, und er liebt es, durch die Studentenmission DiscipleMakers beides zusammenzuführen, damit Studierende die Bibel besser verstehen und schätzen lernen und ihr besser gehorchen können. Vor kurzem hat Tim Challies mit Peter Krol über einige der Herausforderungen gesprochen, denen heutige Studierende gegenüberstehen. Tim hat ihn gefragt, ob die Prinzipien, die er in seinem Buch über Produktivität darlegt, ihnen vielleicht eine Hilfe sein könnten. Als Antwort verfasste Peter Krol freundlicherweise den nachfolgenden Artikel, der erklärt, warum Produktivität auch für Studierende ein großes Thema ist.
Die Absicht des allmächtigen Gottes, jede Nation zu segnen, hat sich immer auch auf junge Erwachsene und Studierende erstreckt.
Wie war es bei Joseph? Mit 17 Jahren entführt und in die Sklaverei verkauft, verbrachte er seine letzten Teenagerjahre damit, im Hause des Leibwächters des Pharaos zuerst zu dienen und später dann den Haushalt zu leiten. Nach einer falschen Anklage fand er sich für einige weitere Jahre im Gefängnis wieder. Aber „der HERR war mit ihm, und der HERR ließ alles gelingen, was er tat“ (1Mose 39,23). Diese Jahre dienten ihm als Training, das ihn darauf vorbereitete, die Lebensmittellager des Pharaos zu verwalten und die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren. Als er seinen Entführern später wieder gegenüberstand, konnte er mit Zuversicht sagen: „Zur Lebensrettung hat mich Gott vor euch hergesandt“ (1Mose 45,5).
Wie war es bei Daniel? Ebenfalls im jungen Alter entführt und versklavt, wurde er in der Uni Babylon zwangsimmatrikuliert, um die Literatur und die Sprache der Chaldäer zu studieren. Nach drei Jahren in dieser öffentlichen Indoktrinationsanstalt übertraf er die Beamten und Berater des Reiches seiner Zeit an Weisheit um das Zehnfache (Dan 1,20). Er überlebte und überflügelte nicht nur den König, der ihn gefangen weggeführt hatte, sondern auch dessen beiden Nachfolger. Daniel sollte den Zusammenbruch jenes Reiches und den Aufstieg des nächsten erleben (Dan 1,21).
Wie war es bei Maria? Diese „Begnadigte“, frisch verlobt und mitten in den Hochzeitsvorbereitungen, hätte sicher Anspruch auf BAföG gehabt, hätte es das in den Tagen gegeben, als Gabriel sie mit einer lebensverändernden Botschaft besuchte (Lk 1,26–33).
„Die Absicht des allmächtigen Gottes, jede Nation zu segnen, hat sich immer auch auf junge Erwachsene und Studierende erstreckt.“
Natürlich halfen diese drei Paarundzwanzigjährigen dabei, die Welt auf einen weiteren jungen Erretter vorzubereiten. Ein Sohn Josephs und der Maria stand einer Falschanklage gegenüber, und persische Weise, die vermutlich durch die Lehren des Weisen Daniel ausgebildet wurden, sollten sich vor dem verbeugen, der als König der Juden geboren wurde. Der junge Jesus selbst sollte noch an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen zunehmen (Lk 2,52) und sich so auf seine fruchtbarsten Jahre vorbereiten.
Kurzum: Gottes Absicht, alle Nationen zu segnen, hat immer motivierte junge Erwachsene und Studierende mit einbezogen. Vielleicht bist auch du eine(r) von ihnen.
Mehr besser machen
In seinem Buch Do More Better (Mehr besser machen) legt Tim Challies eine Vision und ein System zur biblischen Produktivität vor. Bei der Vision geht es darum, Gott die höchste Ehre und der Menschheit das höchste Gut zukommen zu lassen. Zum System gehört die Anwendung guter Werkzeuge (Kalender, Aufgaben und Informationen) auf die eigenen Verantwortungsbereiche (das persönliche Leben, Familie, Gemeinde, Arbeit usw.). Die Vision und das System funktionieren bei Studierenden genauso gut wie bei anderen vielbeschäftigten Erwachsenen; Studierende müssen bloß den Wechsel zwischen Studium und Semesterferien im Jahresablauf an der Uni berücksichtigen. Es folgen einige Vorschläge dafür, wie du als Vorbereitung für das kommende akademische Jahr das System in die Tat umsetzen kannst.
Arbeitsstunden festlegen
Viele Studierende beschweren sich darüber, wie beschäftigt sie sind. Teilweise liegt das daran, dass zu wenige von ihnen ihr Studium so betrachten, wie sie ihre Arbeitsstelle betrachten würden. Gegen diese Tendenz kannst du angehen. Du identifizierst dich vielleicht primär als „Student“, aber das bedeutet nicht, dass dein Studium dein Leben bestimmen soll – genauso wenig wie deine künftige Karriere dein Leben bestimmen soll. Wenn du vorhast, Zeit für Hobbies, persönliches Wachstum, Mitarbeit in der Gemeinde und Familie im späteren Leben einzuplanen, dann solltest du jetzt schon damit anfangen.
„Du identifizierst dich vielleicht primär als ‚Student‘, aber das bedeutet nicht, dass dein Studium dein Leben bestimmen soll.“
In meinem letzten Post zum Thema Semesterende habe ich vorgeschlagen, eine Arbeitswoche mit höchstens 60 Stunden festzulegen. Als ich Student war, erstreckten sich meine Arbeitsstunden montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr von (mit einer Stunde Mittagspause) und samstags von 9 bis 15 Uhr. Stunden, die um 8 Uhr anfingen, mied ich wie die Pest. In einigen Semestern waren Abendkurse vorgeschrieben, und dann passte ich meine Arbeitsstunden entsprechend an, um Zeit für mich rückzugewinnen.
Das Festlegen von Arbeitsstunden ist jedoch der leichte Teil. Der schwierige Teil besteht darin, sie konsequent auch als Arbeitsstunden zu behandeln. Das heißt: Wenn du solche Stunden hast, sollst du auch arbeiten. Schalte alle Ablenkungen aus. Finde gute Orte, an denen du studieren kannst. Beschäftige dich immer mit der nächsten Arbeit, auch wenn sie nicht sofort eingereicht werden muss. Widerstehe dem Drang, herumzugurken, wenn nichts da ist, was deine Aufmerksamkeit beansprucht.
Wenn du eine Vorlesung um 9 Uhr und die nächste um 11 Uhr hast, verschwende nicht die Stunde dazwischen. Suche einen ruhigen Freizeitraum oder einen nicht benutzten Raum und nutze die Stunde aus. Eines Tages, wenn deine Zeit einmal vielfach beansprucht wird und deine Kinder dich ständig unterbrechen, wirst du es schätzen, dir die Fähigkeit, das Leben aus deinen unregelmäßigen freien Zeiten herauszuquetschen, angeeignet zu haben.
Und das Schönste daran, festgelegte Arbeitsstunden zu haben: Wenn sie vorbei sind, hast du für den Tag keine Arbeit mehr. Ohne Schuldgefühle kannst du die Studienarbeiten beiseitelegen und das tun, was dir Spaß macht. Verbringe Zeit mit anderen. Lerne deine Mitbewohner im Wohnheim kennen. Besuche oder leite eine Bibelstunde. Schließe dich einer Kleingruppe in deiner Gemeinde an. Werde in Vereinen aktiv. Lese etwas einfach zum Spaß. Oder gehe eine Runde joggen.
Melde dich für Aktivitäten außerhalb der Uni verbindlich an, einschließlich Gemeinde
Dieses Prinzip folgt aus dem ersten: Wenn du Arbeitsstunden festlegst, bist du frei, in den anderen Stunden an anderen Aktivitäten verbindlich teilzunehmen. Du kannst deine Versprechen halten, Termine außerhalb des Studiums wahrzunehmen. Du kannst dich einer Gemeinde am Studienort anschließen und dort dienen. Du kannst ein Jüngerschaftstraining anbieten oder selbst eines machen. Du kannst eine neue Sportart lernen oder dich für eine wichtige Sache engagieren. Du kannst deine Kommilitonen näher kennenlernen und einige für Christus gewinnen. Du kannst dich richtig ausruhen.
Lege vor Semesteranfang deine Verantwortungsbereiche fest. Beispiele könnten u. a. Gemeinde, Studentenmission, Sportmannschaft, Verein oder das Leben im Wohnheim sein. Stelle dir für jeden dieser Bereiche ein „Projekt“ auf mit dem Ziel, dich als jungen Erwachsenen vor dem Herrn weiterzuentwickeln.
Indem du deine Aufgaben für jeden Bereich ordnest, meidest du eher die Extreme:
- Einsiedler haben nur Minecraft, Netflix und YouTube als Freunde.
- Einsatzfreudige sind bei jedem Verein dabei, aber bei keinem verbindlich.
- Erlebnissüchtige können keine Gelegenheit auslassen, abzuhängen, Spaß zu haben oder auf eine Party zu gehen.
Das, was du jetzt tust, ist deine Vorbereitung auf einen nachhaltigen und langanhaltenden Dienst für Christus. Was wird dir helfen, ein reifer, denkender, erwachsener Christ zu werden, der auf andere Menschen einen starken Einfluss ausübt? Widme dich solchen Dingen.
Den Taskmanager frühzeitig füttern
Übertrage am ersten Tag des Studiums oder kurz davor deinen kompletten Stundenplan fürs Studium in deinen Taskmanager (z. B. Todoist). „Schade um die zwei oder drei Stunden, die dafür draufgehen“, denkst du vielleicht. Wenn du aber all diese Dokumente zu einem einheitlichen Taskmanager zusammenfügst, wirst du an jedem Tag eines jeden Semesters genau wissen, was du als Nächstes anpacken solltest. Du wirst dir eine Menge Zeit sparen – und dabei Frieden im Herzen haben – Woche für Woche.
Nicht aufgeben
In Do More Better empfiehlt Tim einen täglichen und einen wöchentlichen Rückblick auf Aufgaben, Termine und Prioritäten. Wenn du das System vor Semesterbeginn auf die Beine stellst und dich Woche für Woche daran hältst, ist es gut möglich, dass dein Semester geschmeidiger läuft als eine geölte Bowlingkugel.
Trotzdem wirst du Zeiten erleben, in denen es knirscht und du versucht wirst, „das System“ zugunsten der „dringenden Sachen“ zu verlassen. In manchen Wochen hast du vielleicht drei oder mehr Prüfungen. Oder deine Dozenten verschwören sich gegen dich und überschütten dich mit unangekündigten Aufgaben. Oder du hast Gruppenprojekte, bei denen einige Kommilitonen nicht richtig mitziehen. Oder eine Krise in der Familie hindert dich einige Tage lang daran, dich auf irgendetwas zu fokussieren.
„Weil Gott nie schläft, kannst zu schlafen. Weil Gott immer am Werk ist, kannst du dich ausruhen.“
Denke während solcher harten Zeiten daran, dass Gott dir dieses Los zugeteilt hat. Und er macht alles vortrefflich zu seiner Zeit (Pred 3,10–11). Mit anderen Worten: Du bist nicht Gott, und dein Leben besteht nicht in der Fülle deiner Schmerzpunkte. Weil Gott nie schläft, kannst zu schlafen (Ps 121). Weil Gott immer am Werk ist, kannst du dich ausruhen (Joh 5,17). Die Welt dreht sich nach wie vor, und auch das Leben geht weiter.
Hol dir Hilfe, um festzustellen, was als Nächstes ansteht, und tu es dann. Kehre sobald wie möglich zu den täglichen und wöchentlichen Rückblicken zurück. Falls du das System jedoch aufgeben solltest, kannst du immer aus der Erfahrung lernen und es im nächsten Semester noch einmal versuchen. Gib es nicht für immer auf – es gibt zu viel zu tun.
Sinnloses meiden
„Wenn der HERR nicht das Haus baut, dann arbeiten umsonst, die daran bauen; wenn der HERR nicht die Stadt behütet, dann wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt und sauer erworbenes Brot esst; solches gibt er seinem Geliebten im Schlaf!“ (Ps 127,1–2)
Du musst keine vier Jahre deines Lebens der Sinnlosigkeit opfern, denn auch für Studierende ist Produktivität ein Thema. Möge der Herr diese Tipps gebrauchen, um dich auf einen fruchtbareren künftigen Dienst für ihn vorzubereiten.