„Ich bin die Auferstehung und das Leben

Artikel von Jordan Stone
9. Dezember 2025 — 4 Min Lesedauer

Der weise Lehrer im Buch Prediger spricht von einem Ort, an dem Gottesfurcht wächst – und dieser Ort mag überraschen. Er sagt, es ist „besser, man geht in das Haus der Trauer als in das Haus des Festgelages“ (Pred 7,2). Zwei Verse später bekräftigt er dies nochmal: „Das Herz der Weisen ist im Haus der Trauer“ (Pred 7,4).

Es ist für uns nachvollziehbar, was er meint. Die Teilnahme an einer Beerdigung oder der Besuch eines Friedhofs kann der Seele guttun, da man mit ewigen Realitäten konfrontiert wird.

Auch Johannes 11 führt uns in ein Trauerhaus. Der Heilige Geist führt uns dorthin, damit wir etwas über die Verzweiflung und Überwindung des Todes lernen. J.C. Ryle bezeichnete das elfte Kapitel des Johannesevangeliums als eines der eindrucksvollsten im ganzen Neuen Testament – in seiner Größe und Einfachheit, in seiner Ergriffenheit und Würde gebe es nicht seinesgleichen.[1]

Die Situation

Der Abschnitt beginnt damit, dass Jesus die Nachricht erhält, dass sein Freund Lazarus krank ist (vgl. Joh 11,3). Maria und Martha hatten sicherlich von Jesu Macht über Krankheiten gehört und sie vielleicht sogar gesehen. Sie glauben, wenn Jesus sich beeilt, kann er Lazarus noch retten.

Jesu Reaktion fällt anders aus, als man erwarten würde.

Johannes berichtet: „Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus. Als er nun hörte, dass jener krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war“ (Joh 11,5–6). Das kleine Wort, das hier mit „als“ übersetzt wird, wird gewöhnlich mit „daher“ übersetzt. Der Text sagt also wörtlich: „Jesus liebte Martha, Maria und Lazarus, daher … blieb er noch zwei Tage.“ Interessanterweise führt seine Liebe also dazu, dass er wartet. Sein Wohlgefallen an seinen Jüngern lässt ihn zögern und das Leiden und die Krankheit ihren vollen Lauf nehmen.

Diese Lektion haben auch wir immer wieder in der Schule Christi zu lernen. Wie oft hast du Gott um etwas gebeten, und er antwortete nicht sofort? Oder antwortete nicht rechtzeitig? Sein Zögern ist in seiner Liebe begründet. Er hat einen Plan, der weit über unser Bitten und Verstehen hinausgeht.

Die Erklärung

Vier Tage nach dem Tod des Lazarus kommt Jesus endlich im trauernden Haus an. Martha eilt ihm entgegen und sagt: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir geben wird, was immer du von ihm erbittest“ (Joh 11,21–22). Ein Keim des Glaubens ist bei Martha deutlich erkennbar. Jesus versichert ihr: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Joh 11,22).

„Ich weiß, dass er am letzten Tag in der Auferstehung auferstehen wird“, antwortet Martha (Joh 11,24). Zu Jesu Zeiten tobte zwischen den Pharisäern und Sadduzäern ein großer Streit über die Auferstehung. Die Frage war, ob es am Ende der Geschichte eine Auferstehung geben würde. Was das anging, stand Martha auf der Seite der Pharisäer. Sie glaubte, dass Lazarus wieder auferstehen würde – irgendwann, am Ende der Zeit. Aber Jesus spricht über das Jetzt. Daher sagt er: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?“ (Joh 11,25–26).

Dies ist das fünfte der „Ich bin“-Worte im Johannesevangelium – und es lässt uns staunend zurück. Jesus sagt: „Ich lehre nicht nur die Auferstehung; ich bin die Auferstehung. Ich predige nicht nur Gottes Kraft für das Leben; ich bin Gottes Kraft für das Leben. Glaube es nicht nur; glaube an mich.“ Wahrer Glaube ist nicht nur Vertrauen in Informationen und Fakten über Jesus. Vielmehr ist es der Glaube an ihn – den einen, in dem alle Wahrheit ist.

Die Gewissheit

Als Jesus mit lauter Stimme ruft: „Lazarus, komm heraus“, wird der zum Leben erweckte Tote zu einem wandelnden Gleichnis der Erlösung. Er ist ein lebendiges Denkmal für Jesus, der die Auferstehung und das Leben ist. Nachdem Lazarus auferstanden ist, befiehlt Jesus: „Bindet ihn los und lasst ihn gehen!“ (Joh 11,44).

Welch eine Veranschaulichung des Evangeliums! Die Bibel sagt, dass wir tot in unseren Sünden sind. Fetzen des Unglaubens fangen uns ein und Gewänder der Sünde bedecken uns. Wie Lazarus können auch wir nichts tun, um uns selbst lebendig zu machen. Aber Gott macht tote Sünder lebendig, wenn sie an Jesus glauben. Der Erlöser starb stellvertretend für Sünder, ist wieder auferstanden und hat somit die Schlüssel des Todes und der Hölle in seiner Hand. Er ruft uns zu: „Komm heraus! Wende dich von deiner Sünde ab und vertraue auf mich. Ich werde dich von den Fesseln der Sünde losbinden und dich befreien.“

Lasst uns das Zeichen sehen, das Wort hören und – wie Martha – auf das fünfte „Ich bin“-Wort antworten: „Ja, Herr! Ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes“ (Joh 11,27).


1 J.C. Ryle, Expository Thoughts on John, Bd. 2, Edinburgh: Banner of Truth, 2012, S. 25.