Gestatten? Die vollkommene Familie!

Artikel von Nancy Guthrie
27. Oktober 2025 — 7 Min Lesedauer

Nur zwei Menschen hatten das Potential, vollkommene Eltern zu sein. Nach dem Bild Gottes geschaffen, erhielten sie den großen Auftrag:

„Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan.“ (1Mose 1,28)

Ihre Kinder sollten dieses Bild ebenfalls widerspiegeln und in freudigem Gehorsam gegenüber Gott leben. Mit jedem neuen Familienmitglied sollte sich Eden weiter ausdehnen, bis schließlich die ganze Erde ein einziger Garten wäre, erfüllt von Nachkommen, die Gottes Herrlichkeit sichtbar machten.

Doch Adam und Eva versagten darin, ihrer Berufung nachzukommen. Ihr Ungehorsam führte dazu, dass die Geburt von Kindern mit Schmerzen verbunden war – den Schmerzen von Sündern, die wiederum Sünder zur Welt brachten.

Adam und Eva waren nicht nur die ersten menschlichen Eltern, sondern erlebten auch, dass Kinder, die im selben Elternhaus aufwuchsen, sich unterschiedlich entwickelten. Sie waren die Ersten, die Geschwisterrivalität erlebten. Sie waren die Ersten, die mit dem Tod konfrontiert wurden. Bestimmt waren sie auch die Ersten, die sich fragten, was sie wohl anders hätten machen können, damit alles nicht so furchtbar schiefgelaufen wäre.

Aber sie waren mit Sicherheit nicht die Letzten.

Zahllose unvollkommene Eltern

Als sich die Menschen vermehrten, vermehrte sich auch das Böse. Darum begann Gott mit Noah und seinen Söhnen noch einmal von vorn. Noah und seine Frau erzogen ihre Söhne in der Sicherheit der Arche; und als sie wieder herauskamen, gab es keine Kultur mehr, die sie hätte in die Irre führen können. Doch das Böse in ihrem eigenen Herzen führte sie auf Abwege. Ham wurde der Vater der Kanaaniter, während zu den Nachkommen Sems auch Abraham gehörte.

Wenn wir die Geschichte weiterverfolgen – von Abraham, der Ismael und Isaak zeugte, über Isaak, den Vater von Esau und Jakob, bis hin zu Jakob, der 12 Söhne bekam (von denen manche so verabscheuungswürdige Taten begingen, dass wir uns wünschen, sie stünden nicht in der Bibel) –, sehen wir, dass Kinder, die im gleichen Elternhaus aufgewachsen sind, sehr unterschiedliche Entscheidungen treffen und ganz verschiedene Wege einschlagen. Am Ende des Alten Testaments lesen wir von den elterlichen Versäumnissen des Hohenpriesters Aaron, des großen Richters Samuel und des gesalbten Königs David. Und wir fragen uns: Kann dies wirklich die Familie sein, durch die Gott alle Familien auf der Erde segnen will (vgl. 1 Mose 12,3)?

Ein vollkommener Vater

Während das Alte Testament von vielen unvollkommenen Eltern berichtet, erzählt es auch die Geschichte eines vollkommenen Vaters mit rebellischen Kindern. Adam und Eva glaubten der Lüge der Schlange, Gott würde ihnen etwas Gutes vorenthalten. Sie rebellierten und mussten das liebevolle Zuhause verlassen, das Gott im Garten Eden für sie vorbereitet hatte.

Dann hatte Gott einen weiteren Sohn: das Volk Israel. Er befreite es aus der Sklaverei und gab ihm sein wunderbares Gesetz, damit es als sein kostbarer Besitz in dem Heimatland leben konnte, das er ihm in Kanaan bereitet hatte. Doch auch Israel weigerte sich, ihm zu gehorchen. Wie ein Vater, der sehnsüchtig daran zurückdenkt, was hätte sein können, hören wir den Herrn durch den Propheten Hosea von seiner Liebe zu seinem Kind sprechen:

„Als Israel jung war, liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Aber sobald man sie rief, wandten sie sich vom Angesicht [der Rufenden] ab. Den Baalen opferten sie, und den Götzenbildern räucherten sie. Und ich war es doch, der Ephraim gehen lehrte, der sie auf seine Arme nahm. Aber sie haben nicht erkannt, dass ich sie heilte.“ (Hos 11,1–3)

Wie ein Vater mit gebrochenem Herzen spricht der Herr durch seinen Propheten:

„Ich habe Kinder großgezogen und emporgebracht, sie aber sind von mir abgefallen. … Israel hat keine Erkenntnis; mein Volk hat keine Einsicht. … Same der Übeltäter, verderbte Kinder! Sie haben den HERRN verlassen.“ (Jes 1,2–4)

Adam und Eva lebten in einer perfekten Umgebung. Doch selbst das idealste Zuhause schützt Kinder nicht vor der Anziehungskraft des Bösen.

Adam und Eva wussten, was passieren würde, wenn sie von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen würden. Doch auch wenn sie die Warnung Gottes hören, heißt das nicht, dass Kinder sie beherzigen werden.

Adam und Eva waren nackt und schämten sich weder voreinander noch vor Gott. Gesunde, intime Beziehungen garantieren nicht, dass sich Kinder nicht von der elterlichen Liebe abwenden.

Der Vater Israels gab ihnen sein gutes Gesetz. Selbst wenn Gottes Gesetz klar vermittelt wird, gibt das einem Kind noch nicht die Kraft, es auch zu befolgen.

Der Vater Israels gab ihnen ein Zuhause in einem Land voller Überfluss und Sicherheit. Großzügige Versorgung führt nicht automatisch zu dankbarer Hingabe.

Adam und Eva gehorchten nicht dem Wort Gottes, das er zu ihnen gesagt hatte. Israel gehorchte nicht dem Wort Gottes, das für es aufgeschrieben wurde. Sie verspielten Segen und Chancen. Sie hielten Gottes Gnade für selbstverständlich.

Manchmal handeln unsere Kinder genauso. Die Verantwortung dafür, dass sie nicht auf das hörten, was gesagt, gegeben und versprochen wurde, lag bei Adam und Eva und auch bei Israel – und nicht bei dem, der sprach, gab und versprach.

Liebe Eltern, denkt nicht, dass das Versagen eurer Kinder, das in Christus Angebotene zu ergreifen, euer Versagen ist.

Das vollkommene Kind

Am Ende des Alten Testaments wurde klar, dass ein weiterer Sohn benötigt wurde – ein Sohn, der das Ebenbild seines Vaters sein und dessen Plan erfüllen würde. Schließlich kam der Tag, an dem ein Engel Maria die Botschaft überbrachte, dass sie ein Kind bekommen würde, das „heilig sein und Sohn Gottes genannt werden“ würde.

Jesus war sich von Anfang an seiner einzigartigen Bestimmung und Stellung als Sohn Gottes bewusst. Als seine Eltern ihn im Alter von zwölf Jahren in der Synagoge fanden, sagte er zu ihnen: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49).

Jesus verkörperte alles, was Israel sein sollte. Er war alles, was sich Gott von einem Sohn wünschte. Durch seinen vollkommenen Gehorsam tat er, was Adam versäumt hatte und was dem Volk Israel niemals gelingen würde.

Zuflucht für unvollkommene Eltern

Was bedeutet das für Eltern wie uns? Wir können Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater haben. Er kennt die große Freude, ein Kind zu haben, das all seinen Wünschen entspricht – ein Kind, das ihm vollkommen gehorcht, ihn bedingungslos liebt und seine ganze Herrlichkeit widerspiegelt.

Aber Gott kennt auch den großen Schmerz, Kinder zu haben, die ihm nicht gehorchen wollen, ihn nicht lieben und hinter seiner Herrlichkeit zurückbleiben. Er zeigt nicht mit dem Finger auf Eltern oder Kinder, die Probleme haben. Er kommt ihnen nahe. Er ist ein sicherer Zufluchtsort, wenn das Elternsein schwer wird und bleibt. Er versteht.

Als Eltern hoffen wir auf den Sohn und glauben, dass sein vollkommenes Leben all unsere Unvollkommenheiten bedeckt. In ihm erfahren wir Gnade im Überfluss, die auch unseren Kindern zugutekommt. Wenn wir in ihm bleiben, werden wir mehr und mehr in sein Ebenbild verwandelt, sodass wir unsere Kinder so fürsorglich begleiten können, wie er uns. Und weil wir wissen, dass alles Gericht, das wir verdient hätten, an ihm vollzogen wurde, können wir ehrlich zu unserem Versagen als Eltern stehen – im Vertrauen darauf, dass es keine Verdammnis gibt für die, die in Christus geborgen sind.

Als Eltern haben wir nicht die Macht, geistliches Leben in unseren Kindern zu schaffen. Das kann nur der Heilige Geist.

Oftmals haben wir weder den Willen noch die rechten Worte, um für unsere Kinder zu beten. Aber der Heilige Geist besitzt beides. Er tritt für uns und für sie mit unaussprechlichen Seufzern ein, die nicht in Worte zu fassen sind.

Bei der lebenslangen Reise als Eltern geht es nicht darum, alles richtig zu machen. Es geht vielmehr darum, sich radikal auf die Gnade dessen zu verlassen, der die vollkommene Elternschaft vorgelebt hat.

Buchempfehlung

Für Eltern, die gezielt für ihre Kinder beten möchten, hat Nancy Guthrie ein Andachtsbuch geschrieben. Es enthält einen Bibelleseplan, der in einem Jahr durch die gesamte Bibel führt, eine Andacht für jeden Tag und ein kurzes Gebet, das als Einstieg für das eigene Gebet dienen kann.