Du kannst (mit der Zeit) frei werden!

Pornographie hat Gen Z-Männer geprägt. Die Bibel kann das auch.

Artikel von Luke Simon
29. Juli 2025 — 9 Min Lesedauer

Für den modernen Mann ist Pornographie kein heimliches Laster. Sie ist ein tägliches Ritual. In einem Artikel in Psychology Today aus dem Jahr 2020 schätzt Michael Castleman, dass männliche Singles im Durchschnitt 25 Minuten pro Tag Pornographie konsumieren, Männer in einer Beziehung etwa 7,5 Minuten am Tag. Für viele ist die tägliche Pornopause so zwanglos wie die Kaffeepause auf der Arbeit, stellt Castleman fest. Für Männer der Generation Z, die mit einem unbegrenzten Zugang zu Pornographie aufgewachsen sind, sind die Auswirkungen verheerend. Pornographie hat meine Generation geformt – oder besser gesagt: verformt.

Natürlich ist Pornographie ein kompliziertes Problem. Selbst für christliche Männer – die anerkennen, dass Pornographie nicht nur eine „schlechte Angewohnheit“, sondern eine schwere Sünde ist, die es unbedingt auszumerzen gilt – sind die Lösungen nicht einfach oder leicht. Schließlich geht es bei Pornographie nicht nur um Lust. Es geht auch um Isolation, Scham, digitale Reizüberflutung und eine Kultur, die sofortige Befriedigung im Überfluss, aber keine Hilfestellungen für langfristiges Gedeihen und Glück bietet. Wir leben in einer Welt, die Sex als das Nonplusultra ansieht, um ihn dann zu einem Produkt herabzuwürdigen. Wir sind überstimuliert und übersatt – und hungrig nach Beziehungen. Für ein so tief reichendes Problem gibt es kein Patentrezept. Aber manchmal gibt es selbst inmitten eines komplexen Problems einen Punkt, an dem man ansetzen kann.

Wie Pornographie die Generation Z geprägt hat

Ich habe kürzlich eine Highschool-Kleingruppe von Gen Z-Männern geleitet. Ich fragte sie: „Wenn ihr ein Jahr lang jeden Tag Pornos schauen würdet, glaubt ihr, das würde euer Leben beeinflussen?“ Die Antwort war eindeutig. Natürlich würde es das. Man brauchte es ihnen nicht extra zu sagen. Das ist ihre Realität. Sie kennen den Frust und die Scham – sie wissen, wie Pornographie ihr Leben verändert hat. Und sie sind erschöpft.

  • Pornographie hat unser Denken über Sex geprägt: Sie verzerrt Erwartungen, ermutigt zu Extremen und erzieht uns dazu, Neuartigkeiten der Intimität vorzuziehen.
  • Sie hat geprägt, wie wir über Beziehungen denken: Wir bevorzugen das vorhersehbare, abrufbare Vergnügen eines Bildschirms gegenüber der Komplexität (und den Herausforderungen) eines anderen Menschen.
  • Sie hat unser Selbstwertgefühl geprägt: Wenn wir uns mit den digital aufbereiteten Körpern und sexuellen Darbietungen messen, die wir konsumiert haben, untergräbt das unser Selbstvertrauen und greift unseren Selbstwert an.

Pornographie ist eine Droge. Die Liste der Nebenwirkungen und Langzeitfolgen ist immens. Und wie bei jeder Sucht ist eine Alltagsrealität: Aufhören erscheint unmöglich.

Ich stellte meiner Kleingruppe eine Folgefrage: „Wenn 10 Minuten Pornokonsum pro Tag euer Gehirn geformt haben, was könnten eurer Meinung nach 10 Minuten Bibellesen pro Tag bewirken?“ Die Frage schlug zwar nicht mit der Wucht ein, die ich mir vorgestellt hatte, aber auf ihren Gesichtern flackerte ein Funken Hoffnung auf, als sie begannen, über diese überraschende Realität nachzudenken.

Pornographie hat uns geprägt. Aber die Bibel kann uns noch viel stärker prägen.

Pornographie lehrt eine biblische Wahrheit

Als junger Mann weiß ich aus erster Hand, warum sich so viele Männer schwertun, ihre Bibel zu lesen: Tief drinnen glauben sie nicht, dass es ihnen helfen wird. Ja, der Psalmist betete um körperliche und geistliche Heilung: „Heile mich, o HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken“ (Ps 6,3). Es gab zwar Hoffnung für ihn, glaubte ich, aber nicht für mich.

Die Generation Z ist mit sofortiger Bedürfnisbefriedigung aufgewachsen. Alles, was wir wollen – Unterhaltung, Informationen, Essen, Kleidung und sogar soziale Bestätigung –, ist mit einem Klick verfügbar. Wir sind mit Dopamin-Medien und all ihren fabrizierten Höhenflügen, billigen Nervenkitzeln und Sofortergebnissen aufgewachsen.

Wenn also ein junger Mann seine Bibel aufschlägt und ein Kapitel liest, aber keinen Dopaminschub verspürt und auch keine Gänsehaut bekommt, kommt leicht die Frage auf: Was bringt das? Wenn die prägende Kraft der Bibel Jahre braucht, um das zu erreichen, was Algorithmen in wenigen Augenblicken vollbringen, kommt er leicht zu dem Schluss: Bibellesen bringt nichts. Er bleibt mit einer schwelenden Frustration gegenüber Gott zurück, die an ein verwöhntes Kind erinnert: „Es geht um mein geistliches Wachstum, und ich will es jetzt!“

Ironischerweise ist es gerade sein Kampf mit der Pornographie, der die Wahrheit offenbart, an der er zweifelt: Kleine Gewohnheiten formen uns auf tiefgreifende Weise. Zehn Minuten täglicher Pornokonsum führen zu neuen Denkmustern, verschobenen Wünschen, einer anderen Sprache und veränderten Beziehungen. Menschen werden zu Objekten, Intimität zu einer Leistung und Befriedigung ein Orgasmus.

Was, wenn auf dieselbe Weise 10 Minuten am Tag in Gottes Wort – anstelle der 10 Minuten Pornographie – diese Entwicklung umkehren könnten? Nicht sofort. Nicht über Nacht. Aber langsam, sicher und kraftvoll. Was, wenn du jedes Mal, wenn du überlegst, auf einen Porno zu klicken, stattdessen die Bibel aufschlagen würdest? Was, wenn dich 10 Minuten Bibel am Tag umgestalten würden – und Heiligkeit anstelle von Lust zur Standardeinstellung machen würden? Was, wenn sich deine Gedanken Tag für Tag mehr an den Gedanken Christi orientieren würden? Wenn sich deine Wünsche in Richtung Reinheit verlagerten und deine Hoffnungen wiederhergestellt würden?

Die gute Nachricht ist, dass Gott uns genau so geschaffen hat. Geistliches Wachstum funktioniert so.

Der geistliche Kampf um Nervenbahnen

Die meisten Männer meinen, dass das Freiwerden von Pornographie einen dramatischen, lebensverändernden Moment erfordert. Manchmal wirkt Gott auf diese Weise. Viel häufiger jedoch wirkt er durch eine langsame, stetige Erneuerung des Geistes.

Vielleicht rollst du jetzt mit den Augen. Du erzählst mir, wenn ich Bibel lese, höre ich auf, mir Pornos anzusehen? Habe ich schon versucht. Hat nicht geklappt!

Das verstehe ich. Die Bibel aufzuschlagen und zu erwarten, dass die Versuchung verschwindet, fühlt sich an, als würde man versuchen, mit einem Glas Wasser einen Großbrand zu löschen. Es stimmt: Bibellesen allein reicht nicht aus. Aber es ist eine solide Grundlage, die dich mit der Wahrheit, den Gewohnheiten und der Hoffnung ausrüstet, die du brauchst, um gegen die Versuchung anzukämpfen.

Die Bibel fordert dich auf, Teil einer Gemeinschaft zu werden, der gegenüber du rechenschaftspflichtig bist (vgl. Hebr 10,24–25). Sie lehrt dich, deine Sünden zu bekennen (vgl. Jak 5,16). Sie ermutigt dich, freimütig vor den Thron der Gnade zu treten (vgl. Hebr 4,16). Sie gibt dir die Anweisung, ohne Unterlass zu beten (vgl. 1Thess 5,17). Sie lehrt dich, deine Gedanken auf das zu richten, was droben ist (vgl. Kol 3,2). Sie versichert dir, dass nichts dich trennen kann von der Liebe Gottes (vgl. Röm 8,38–39). Die Bibel informiert uns nicht nur einmal, sie erinnert uns täglich.

Es geht nicht um einen einzigen lebensverändernden Moment, der uns von der Sünde befreit. Es geht um die tagtägliche Entscheidung, weiterzukämpfen.

Das bestätigen auch wissenschaftliche Erkenntnisse: Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass durch wiederholte Verhaltensweisen in unserem Gehirn eingefahrene Nervenbahnen entstehen. Je mehr man eine Gewohnheit praktiziert, desto breiter werden diese Bahnen, wodurch es leichter wird, sie zu wiederholen – und gleichzeitig schwerer, mit ihr zu brechen. Deshalb ist Pornographie nicht einfach nur eine Gewohnheit: Sie ist ein tief eingeprägtes Muster. Und für Gen Z-Männer, die mit unbegrenztem Zugang aufgewachsen sind, sind diese Bahnen keine Trampelpfade. Es sind Autobahnen.

Das heißt nicht, dass sie unveränderbar sind. Wenn man sich wiederholt der Sünde aussetzt, werden sündige Muster verstärkt. Aber wiederholter Kontakt mit der Wahrheit kann neue Muster schaffen. Pornographie konditioniert deine Nervenbahnen darauf, Menschen (insbesondere Frauen) als Objekte zu sehen, die benutzt werden. Die Bibel konditioniert deine Nervenbahnen darauf, Menschen als kostbare Ebenbilder Gottes zu sehen – die dazu erschaffen wurden, um wertgeschätzt und nicht konsumiert zu werden (vgl. 1Mose 1,27). Pornographie prägt deine Nervenbahnen so, dass Lust die Standardeinstellung ist: Zu nehmen, anstatt zu geben. Die Bibel kultiviert deine Nervenbahnen so, dass sie auf keusche Selbstbeherrschung ausgerichtet sind: Zu lieben, anstatt zu konsumieren (vgl. Gal 5,22–23).

Pornographie legt deinen Nervenbahnen nahe, sich in Phantasien zu flüchten, wenn du dich gestresst, ängstlich oder gelangweilt fühlst. Die Bibel legt deinen Nervenbahnen nahe, Gott zu deiner Zuflucht, Stärke und Hilfe zu machen (vgl. Ps 46,2).

Für Gen Z-Männer ist das ein Kampf in Echtzeit. Aber der beste Weg, zu kämpfen, besteht nicht einfach darin, Widerstand zu leisten, sondern sich an etwas Besserem zu erfreuen. Wir müssen diese Realitäten glauben und erfahren: Gottes Liebe ist wirklich besser als Lust. Das Angesicht Gottes ist wirklich besser als Pornographie. Gottes Gegenwart ist wirklich erfüllender als Selbstbefriedigung.

Wir sollten auch nicht vergessen, dass dieser Kampf nicht nur geistlich ist – er ist auch persönlich, gemeinschaftlich und physisch. Pornokonsum findet nicht in einem Vakuum statt. Er gedeiht in Isolation. Er nährt sich von Langeweile (persönlich), Einsamkeit (gemeinschaftlich) und Abgeschiedenheit (physisch). Darum kann man sich auch nicht allein in die richtige Richtung prägen. Wir brauchen Gemeinschaften, die sich um Bekenntnis, Verantwortlichkeit, Ermutigung und Hoffnung drehen. Wir brauchen Freundschaften, die mehr bieten als nur Ablenkung – nämlich Präsenz. Und wir brauchen Gemeinden, die nicht nur „Tu das nicht“ sagen, sondern eine größere und bessere Vision von Sexualität, Arbeit, Ruhe und verkörpertem Leben bieten.

Die Frage, die du dir stellen musst

Irgendetwas wird dich prägen. Die Frage ist nur, was es ist.

Was, wenn es im Kampf gegen Pornographie nicht nur darum geht, eine schlechte Angewohnheit abzulegen, sondern eine bessere zu kultivieren? Die Wahrheit ist: Wenn du dich täglich der Bibel widmest, wird der Heilige Geist neue Nervenbahnen hervorbringen. Langsam, aber sicher wirst du einen Unterschied feststellen. Die einstige Flucht in die Pornographie wird im Vergleich zu der Ruhe, die du in Gott findest, verblassen. Sündigen Begierden wird nicht nur widerstanden – sie werden ersetzt. Mit der Zeit werden die dunklen Begierden durch eine heilige Sehnsucht verdrängt.

Die Bibel wird zum Anker, der dir Halt bietet, wenn die Versuchung zuschlägt, der dir einen festen Grund gibt, wenn die Scham sich einschleicht, und der dich festhält, wenn alles andere versucht, dich in die Tiefe zu ziehen. Das ist nicht der ganze Kampf, aber das ist der Ort, an dem der Kampf beginnt.

Seit Jahren prägt Pornographie unseren Geist und unser Denken – sie verformt Denkmuster, verdreht unsere Wünsche und verzerrt unsere Sicht auf Beziehungen, Sex und sogar auf uns selbst. Aber das muss nicht sein.

Pornographie hat Gen Z-Männer geprägt. Die Bibel kann das auch. Was wird dich prägen?