Ist dein Christsein zu leise?

Artikel von Greg Morse
6. Juni 2025 — 7 Min Lesedauer

Ist dein Christenleben zu privat, zu sehr in sich gekehrt?

„Ihr seid das Licht der Welt“, spricht der Herr. „Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben“ (Mt 5,14). Einige von uns, so scheint es, wollen diesen Anspruch auf die Probe stellen.

Wir können in unseren Gemeinden und Kirchen Jesus noch so laut bekennen – es muss hinter den Mauern bleiben. Das öffentliche Leben gilt als tabu. So verlangt es angeblich das Wohl der Gesellschaft. Wie soll eine multikulturelle, multireligiöse Gemeinschaft gedeihen, wenn Christen darauf bestehen, dass andere Götter falsch sind und Jesus der einzige Weg zum Himmel ist? Was ist mit den Atheisten, Muslimen und Juden? Unsere vermeintlich erhabenen Ideale drängen uns, die Altäre auf den Höhen unangetastet zu lassen.

Obwohl der Himmel ihn nicht fassen kann und die Erde sein Schemel ist, versuchen wir kleinen Grashüpfer in seinem Garten, den lebendigen Gott in Kirchengebäuden und an Esstischen einzusperren? Wir sagen, er sei zu wild und zu grenzüberschreitend für die Öffentlichkeit. Damit haben wir nicht Unrecht. Er ist gekommen, um zu trennen: Licht von der Dunkelheit, Wahrheit von der Lüge, seine Söhne von den Söhnen Satans. Unser Gott erhebt seinen Sohn. Sein Sohn hält allen anderen Göttern und Menschen den Siegelring zum Kuss hin. Weigere dich, und sein Zorn ist schnell entfacht. Segen ist nur für diejenigen, die in ihm Zuflucht suchen.

Der Mensch mag keinen Gott, der Anspruch auf alles und jeden erhebt. Und wir als seine Boten werden schnell müde, andere darin zu unterrichten, alles zu befolgen, was er geboten hat. Wir passen uns lieber den Grenzen der Gesellschaft an als den Worten unseres Erlösers – sind Schafe, die zufrieden damit sind, bloß Schäfchen zu sein. So wird der Sonntagsgottesdienst zum einzigen Ort für bekennendes Christentum. In der Öffentlichkeit muss Christus draußen bleiben: beim Sport, in Einkaufszentren, in Restaurants, am Arbeitsplatz und überall sonst, wo er unerwünscht ist. Allzu schnell geben wir uns damit zufrieden, uns einmal die Woche auf der eingezäunten grünen Weide zu versammeln. Pappsatt, selbstzufrieden – und schläfrig.

Werden die Steine schreien?

Charles Spurgeon, ein Mann, der zu den Menschen ging und unter freiem Himmel predigte und evangelisierte, trifft den Nagel auf den Kopf:

„Wir müssen wirklich auf die Gassen und Landstraßen hinausgehen … Die Jäger bleiben nicht zu Hause und warten, bis ihnen die Vögel in die Stube fliegen; Fischer werfen ihre Netze nicht im Innern des Bootes aus; die Händler ziehen auf die Märkte, sie folgen ihren Kunden und laufen dem Geschäft nach, wenn es nicht zu ihnen läuft. So müssen wir's auch machen.” [1]

Wie bringen wir das Evangelium dahin, wo die Leute sind? Christus lehrt uns, Menschenfischer zu sein, doch werfen wir unsere Netze im Boot aus anstatt ins Wasser?

Wie viel Christentum leben wir unter uns selbst, für uns selbst? Ja, das Zusammenkommen der Erwählten Gottes ist das bemerkenswerteste Ereignis des Kalenders. Himmel und Erde treffen sich, wenn die Heiligen zusammenkommen, um von ihrem Herrn zu hören. Dennoch, so sehr die Gemeinde selbst das Ziel ist, lasst uns doch unsere Kräfte vereinen, um andere dazuzuholen! Wir werden erfrischt, ausgerüstet und ermutigt, rauszugehen, auf Mission zu gehen und in der kommenden Woche mit mehr Menschen zurückzukehren.

Stört es dich, wenn der Zuwachs deiner Gemeinde stagniert? Bist du besorgt, dass so viele in dieser Welt zugrunde gehen, ohne von Christus zu hören? Wenn die Versammlungen weitergehen, die Kinderprogramme reibungslos laufen und du am Sonntag einen gewissen geistlichen Nutzen ziehst, reicht es dir dann schon, um zu singen, „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn“?

Wird das Gebäude, das fast unser ganzes Licht gesehen hat, am letzten Tag gegen uns aussagen?

Werden die Mauern bezeugen, dass wir zwar den großen Namen kannten, durch den allein Menschen gerettet werden, dass wir um das Verderben der Menschen draußen wussten, dass wir die unermessliche Ewigkeit vor jedem Menschen sahen – und dennoch, wie der reiche Mann im Gleichnis von Lazarus, drinnen weiter feierten, während die meisten ins Verderben rannten?

Wie steht es um die Fenster? Wie viel des prächtigen Buntglases ist verziert durch unsere Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen auf der anderen Seite? Wie viele dieser kunstvollen Ausblicke sind nur Kaleidoskope, durch die wir auf Menschen schauen, die das Evangelium noch nie aus unserem Mund gehört haben.

Und was ist mit den Kirchenbänken? Sicherlich werden diese ihre Unschuld beteuern. Sie sollten ein Übungsplatz sein, ein Ort der Zurüstung. Sie sollten die Sitzenden zur Mission aussenden. Doch diese Kirchenbänke, die auf so viele Sneaker, Stöckelschuhe und Stiefel blickten, haben nur selten schöne Füße gesehen, die hinausgingen, um die gute Nachricht von Frieden und Heil unter den Menschen zu verkünden (vgl. Jes 52,7).

Was ist mit den Wegen, die zu und von der Versammlung führen? Sie haben Gerüchte über den „großen Befehl“ gehört, sahen aber nur Beweise für einen „netten Vorschlag“. Sie wären schreiende Steine gewesen, die bereitwillig für ihren Herrn gepredigt hätten, wenn man ihnen doch nur eine solche Chance gegeben hätte. Sie wiesen hinaus in eine weite Welt, die Christus notwendig hatte. Aber ach! Leider kehrten Woche um Woche nur wenige mit einem Zeugnis der Eroberung zurück.

Geht hin!

Horatius Bonar nennt beim Namen, was wir lieber ungesagt ließen:

„Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, noch ist es in das Herz des Menschen gedrungen, was eine Seele in der Hölle ewig leiden muss. Herr, gib uns ein Herz voll Erbarmen! Auch wir sollten beten: ‚Gib uns deine Tränen zum Weinen, denn unser Herz ist hart geworden gegen unsere Mitmenschen. Wir sehen, wie Tausende um uns herum zugrunde gehen, und dennoch raubt es nicht unseren Schlaf. Keine Vision ihres schrecklichen Schicksals erschüttert uns, kein Schrei ihrer verlorenen Seelen verwandelt unseren Frieden in Bitterkeit.‘“[2]

Liebe Geschwister! Menschen sterben, die Hölle klafft offen, ein furchtbares Verderben erwartet die Untergehenden. Uns wurde das Evangelium von Jesus Christus anvertraut. Geht und evangelisiert auf den Straßen, verteilt Traktate, klopft an Türen, predigt unter freiem Himmel, geht als Missionare nach Übersee, engagiert euch in der Barmherzigkeit, im Kampf gegen die Abtreibung oder im Briefeschreiben. Seid einfach oder werdet kreativ, aber geht! Über einen Ozean, ein Tabu, über die Straße – Geht! Zu ungläubigen Familienmitgliedern, Klassenkameraden, Teamkameraden, Nachbarn – Geht! Zu den Geringsten, den Vergessenen in Gefängnissen oder Pflegeheimen, zu den Armen, den Waisen und Witwen. Geht!

Wozu hat uns der Herr hier auf der Erde gelassen? „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht“ (1Petr 2,9). Wenn du die Tugenden Christi kennst, wer er ist, was er getan hat, was er für dich getan hat: Geh hin und verkündige sie!

„Nun, sie wollen nichts von den Tugenden Christi wissen“ – So sei es! Jesus erinnert uns nicht umsonst an seine höchste Autorität: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker“ (Mt 28,18–19, Hervorhebung durch den Autor). Wegen seiner höchsten Autorität über Himmel und Erde gibt es keinen Ort der Welt, an dem das Evangelium keinen Platz hat. Wo der König sagt, „Geh hin!“ darfst du gehen, musst du gehen – egal, was der Mensch droht. Wenn sie uns streng befehlen, nicht mehr im Namen Christi zu sprechen, antworten die Jünger des Kreuzes: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ (Apg 4,19–20).

Lasst uns Christus zu den Menschen bringen, damit wir die Menschen zu Christus bringen können.


1 C.H. Spurgeon, Ratschläge für Prediger, Wuppertal: Oncken, 1996, S. 138, online unter: https://info1.sermon-online.com/german/CharlesHaddonSpurgeon/Ratschlaege_Fuer_Prediger_1996.pdf (Stand: 06.06.2025).

2 Horatius Bonar, Words to Winners of Souls, S. 12.