
Vernünftig glauben
Daniel Facius liefert mit Vernünftig glauben: 365 Argumente zum Weiterdenken ein bemerkenswertes Buch, das christlichen Glauben und vernunftbasierte Argumentation auf eine einladende Weise miteinander verbindet. In 365 kurzen Andachten widmet er sich den „großen Fragen“ und eröffnet damit einen anregenden Zugang zum weiten Feld der Apologetik, der Verteidigung des christlichen Glaubens.
Als sich mir die Möglichkeit bot, dieses Buch zu rezensieren, war meine Neugier sofort geweckt – umso mehr, da es von einem Christen und Juristen verfasst wurde. Mit hohen Erwartungen begann ich also die Lektüre – und wurde keineswegs enttäuscht.
Klare Struktur und interdisziplinärer Ansatz
Die Struktur des Buches ist bewusst einfach gehalten: Ein prägnanter Impuls pro Tag mit einer oder mehreren weiterführenden persönlichen Fragen zur Reflexion. Doch Vernünftig glauben ist kein klassisches Andachtsbuch, sondern ein apologetisches Werk in einem besonderen Format.
Facius ordnet seine Andachten thematisch und widmet jeden Monat einer zentralen Fragestellung. Dabei beginnt er mit allgemeinen weltanschaulichen Überlegungen und führt schrittweise über zu konkreten Argumenten – ähnlich einer gut strukturierten Debatte, die zunächst grundlegende Fragen klärt, bevor sie tiefer in die Materie eindringt. Er beginnt bei der Frage nach Wahrheit und führt den Leser von der Existenz Gottes über die Vertrauenswürdigkeit der Bibel bis hin zur Theodizee-Frage und der Bedeutung von Jesu Tod und Auferstehung für das persönliche Leben.
Besonders hervorzuheben ist hierbei der interdisziplinäre Ansatz des Autors. Neben biblischen Bezügen integriert er Erkenntnisse aus Philosophie, Naturwissenschaft und Geschichte. Facius bedient sich klassischer apologetischer Argumente – wie etwa dem kosmologischen Gottesbeweis – und verbindet sie mit modernen Fragestellungen.
Was das Buch auszeichnet
Eine der großen Stärken von Vernünftig glauben ist seine didaktische Aufbereitung. Die täglichen Andachten sind prägnant formuliert und enden mit gezielten Reflexionsfragen, die zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Inhalten anregen. Gerade die kompakte Form macht das Buch ideal für den täglichen Gebrauch – sei es als Morgenimpuls oder Denkanstoß vor dem Schlafengehen.
Besonders wertvoll ist auch die Art und Weise, wie Facius auf kritische Einwände eingeht. Er stellt sich gängigen atheistischen Argumenten und zeigt, dass christlicher Glaube nicht im Widerspruch zur Vernunft steht, sondern vielmehr auf einer soliden erkenntnistheoretischen Grundlage beruht. Meist gelingt es dem Autor, auch schwierige Konzepte verständlich zu erklären, ohne dabei die intellektuelle Herausforderung zu scheuen.
Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die einladende und dialogorientierte Sprache. Anstatt den Leser mit vorgefertigten Antworten abzuspeisen, regt das Buch dazu an, eigene Gedanken zu entwickeln und sich aktiv mit den Argumenten auseinanderzusetzen. Vernünftig glauben erhebt keinen belehrenden Ton, sondern lädt zu einem offenen Austausch ein. Insbesondere die offene Formulierung der Reflexionsfragen lässt viel Raum für Gespräche – vor allem auch mit Andersdenkenden. Ich selbst habe das Buch als Anlass genommen, mich mit nichtchristlichen Freunden über die aufgeworfenen Fragen auszutauschen, und durfte dabei bereichernde Diskussionen erleben.
Wo Knappheit regiert, zeigen sich auch Schwächen
Die Kürze der Impulse geht gelegentlich zulasten der Tiefe einzelner Argumente. Die knappen Darstellungen können es dem Leser an der ein oder anderen Stelle schwer machen, den Gedankengang des Autors vollständig nachzuvollziehen. Das gilt besonders für kritische Leser und für jene, die mit apologetischen Fragestellungen noch nicht vertraut sind.
Doch muss man dem Autor zugestehen: Das Buch will keine fertigen Antworten präsentieren, sondern Türen öffnen, Gedanken wecken, den Blick weiten. Es lädt dazu ein, sich nicht mit dem Offensichtlichen zufriedenzugeben, sondern weiter zu fragen. Und es führt den Leser Schritt für Schritt zu der einen Wahrheit, die alles übersteigt: Jesus Christus. Es hat sich für mich wie ein lebendiges Gespräch angefühlt, das in mir den Wunsch geweckt hat, mit Menschen über Jesus und ein Leben mit ihm und für ihn zu sprechen.
Fazit
Vernünftig glauben ist ein informatives und zugleich inspirierendes Buch, das sowohl für überzeugte Christen als auch für Glaubenszweifler wertvolle Impulse bietet. Es regt dazu an, den Glauben nicht nur emotional, sondern auch intellektuell zu durchdringen. Es ist anders als klassische apologetische Werke – und genau das macht dieses Buch lesenswert.
Mich persönlich hat das Buch ermutigt, den Dialog mit Andersdenkenden zu suchen. Es kommen Themen auf den Tisch, die die Menschen bewegen und herausfordern. Lasst uns mit Vernunft glauben, mit Mut bekennen und mit Liebe verkünden – denn Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Buch
Daniel Facius, Vernünftig glauben: 365 Argumente zum Weiterdenken, Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 2024, 400 S., 24,90 Euro.
Das Buch kann auch direkt beim Verlag bestellt werden.