Gottes Liebe ruft zur Umkehr auf

Maleachis Botschaft an ein zynisches Volk

Artikel von Iain Duguid
6. Mai 2025 — 5 Min Lesedauer

Gott richtete durch den Propheten Maleachi eine herausfordernde Botschaft an das nachexilische Volk. Das Buch Maleachi besteht aus einer Folge von sieben prophetischen Streitgesprächen, die jeweils mit einer Anklage des Volkes beginnen, auf die wiederum Gott antwortet. Die meisten dieser prophetischen Aussprüche enthalten scharfe Vorwürfe gegen die Einstellungen und Handlungen der Zeitgenossen Maleachis. Doch bevor Gott das Volk zurechtweist, bekräftigt er zunächst seine Liebe zu ihnen. Sie ist der Grund, warum Israel trotz des Gerichts in der babylonischen Gefangenschaft überhaupt noch existiert. Bevor Gott sagt: „Das habe ich gegen euch“, erklärt er zuerst: „Ich habe euch geliebt“ (Mal 1,2).

Gottes erwählende Liebe steht immer am Anfang

Das Volk aber antwortet mit einer Abfuhr: „Worin hast du uns geliebt?“ (Mal 1,2). Gottes Antwort auf diese Frage ist überraschend. Man hätte erwarten können, dass er auf den Exodus und die Eroberung des Landes Kanaan hinweist, als er mächtige Wunder getan hatte, um sein Volk zu schützen und ihm sein Erbe zu geben. Stattdessen verweist Gott Israel auf ein noch weiter zurückliegendes Ereignis: die Erwählung ihres Vorvaters Jakob und die im Kontrast dazu stehende Verwerfung seines Bruders Esau (vgl. Mal 1,3). Diese völlig unverdiente Liebe ist der Grund dafür, dass es nach der babylonischen Zerstörung Jerusalems und dem Exil noch ein Israel gibt. Israel hatte zwar für seine Sünden leiden müssen, war aber dennoch aufgrund der großen Liebe Gottes wiederhergestellt worden. Edom, die Nachkommen Esaus, überlebten die babylonische Zeit relativ unbeschadet, weil sie den Babyloniern halfen (vgl. Obd 1,10–14). Aber schon bald würde Edoms gegenwärtige Sicherheit zerstört werden und ihr Fall vollständig und endgültig sein (vgl. Mal 1,4–5). Gottes auserwähltes Volk mag aufgrund seiner Sünden straucheln, aber es wird nicht völlig fallen, weil Gott es aus Liebe aufrecht hält (vgl. Ps 37,23–24).

Menschen neigen zu Zynismus, wenn das Leben schwer ist

Im Buch Maleachi reagiert das Volk von Anfang bis Ende zutiefst zynisch auf Gott. Zu Beginn weisen sie Gottes Liebeserklärung zurück (vgl. Mal 1,2). Am Ende erklären sie, dass es sich nicht lohnt, dem Herrn zu gehorchen, da die Übeltäter Erfolg hätten und die Hochmütigen gesegnet würden (vgl. Mal 3,15). Wo bleibt die angebliche Gerechtigkeit Gottes (vgl. Mal 2,17)? Diese zynische Haltung gegenüber Gott zeigt sich in der halbherzigen Anbetung des Volkes (vgl. Mal 1,12–13), in der Untreue gegenüber den israelitischen Frauen, die sie geheiratet hatten (vgl. Mal 2,14–16), und im geizigen Geben (vgl. Mal 3,8–9). Sogar die Priester hatten sich von dieser Haltung anstecken lassen (vgl. Mal 2,1–9), indem sie dem Volk erlaubten, mangelhafte Opfer darzubringen, und gegen Bestechungsgelder parteiische Urteile fällten (vgl. Mal 2,9). Harte Zeiten bringen oft kalte Herzen gegenüber Gott hervor, sowohl damals als auch heute.

Gott ehrt diejenigen, die ihn ehren

Doch nicht alle Menschen zur Zeit Maleachis teilten diese zynische Haltung gegenüber Gott. Einige fürchteten den Herrn immer noch, und Gott sah diese Haltung und behütete sie als sein „auserwähltes Eigentum“ (segullah; Mal 3,17) – dasselbe Wort, mit dem Israel in 2. Mose 19,6 beschrieben wird. Gott kündigt an, bald in seinem Tempel zu erscheinen, um die Gerechtigkeit zu bringen, nach der die Menschen lautstark verlangten (vgl. Mal 3,1–2). Er würde ein für alle Mal die Gerechten von den Bösen trennen, und diejenigen, die den Herrn fürchten, als sein wahres Volk wiederherstellen, während die Bösen gerichtet und vernichtet würden (vgl. Mal 3,19–21). In der Zwischenzeit sollte sich der gläubige Überrest an das Gesetz Moses, Gottes Maßstab für ein heiliges Leben, erinnern und freudig einen neuen Elia, den wahren Propheten, erwarten, der das Volk Gottes zur Umkehr aufrufen würde (vgl. Mal 3,22–24). Diejenigen, die nicht auf seine Botschaft reagierten, würden mit einem Bann (herem; vgl. Mal 3,24) belegt werden.

Wenn wir aber alle Sünder sind, die das Gesetz bei weitem nicht halten (vgl. Röm 3), wie kann Gott dann beim Endgericht zwischen Gerechten und Ungerechten unterscheiden, ohne uns alle zu verurteilen? Wie kann Gott den ungerechten Jakob retten, den er liebt und erwählt hat? Die Prophezeiung Maleachis gibt uns einen Hinweis auf die Antwort. Wir finden sie im Neuen Testament:

In Lukas 1,17 wird Johannes der Täufer vor seiner Geburt als der Elia bezeichnet, der Jesus Christus bei seinem ersten Kommen vorausgehen würde. Es ist bezeichnend, dass sich die Botschaft des Engels ausschließlich auf die positive Seite der Prophezeiung Maleachis konzentriert, und er erklärt: „Er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“ Der Bann aus Maleachi wird gar nicht erwähnt, denn bei seinem ersten Kommen kam Jesus, um die Verlorenen zu suchen und zu retten (vgl. Mt 1,21).

Auf dem Berg der Verklärung traf Jesus sowohl mit Mose als auch mit Elia zusammen und sprach über seinen Auszug (exodon) aus Jerusalem, durch den er seinem Volk die Erlösung bringen würde (vgl. Lk 9,31). Für alle, die Christus heute ablehnen, gibt es allerdings ein zweites Kommen zu erwarten: Dann wird Christus als Reiter auf dem weißen Pferd wiederkommen, um über die Unbußfertigen das Verderben zu bringen (vgl. Offb 19,11–21). Aber für diejenigen, deren Gottesfurcht sich im Glauben an Christus zeigt, wird dieser Tag wie die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne im Frühling sein, die die Haut angenehm erwärmen, und nicht wie ein glühender Ofen, der alles verbrennt, was er berührt (vgl. Mal 3,19–20).