‚Leben vom Meister lernen‘ – in der Gemeinde!

Eine Analyse von John Mark Comers Ansatz

Artikel von Noah Senthil
30. April 2025 — 14 Min Lesedauer

„Protestanten brauchen eine neue pädagogische Strategie“, forderte Carl Trueman kürzlich.

„Es ist bemerkenswert, dass im Neuen Testament und frühen 2. Jahrhundert (vgl. z.B. die Didache) Christen und Heiden sich nicht nur in dem, was sie glaubten, voneinander unterschieden, sondern auch in dem, wie sie sich verhielten. Christliche Gemeinschaften müssen sich durch ein ihnen eigenes praktisches, moralisches Handeln auszeichnen.“

Man könnte argumentieren, dass sich John Mark Comer dieser Herausforderung gestellt hat: Der von ihm popularisierte Ansatz christlichen Lebens zeichnet sich durch ein ihm eigenes „praktisches, moralisches Handeln“ aus. Comer scheint – aus meiner Perspektive als Christ der Generation Z – die einflussreichste Figur für meine evangelikalen Altersgenossen zu sein. Das ist natürlich mit viel Lob (vgl. Brad East) und Kritik (vgl. Tim Challies und Marius Kraus) verbunden. Aber was auch immer wir von Comer halten: Wir sollten zumindest versuchen, zu verstehen, warum er so bekannt und beliebt ist.

Comer weiß, dass sich Christen durch ihr Verhalten von anderen unterscheiden sollten – und er versteht sich gut darauf, dies einem jüngeren Publikum (das spürt, dass das oftmals nicht der Fall ist) zu vermitteln. Diese jungen Menschen haben das Gefühl, dass ihrem Glauben etwas fehlt. Comer füllt dieses Loch auf eine mundgerechte, ästhetisch ansprechende und gut verdauliche Weise.

Lebensregel und/oder Ortsgemeinde?

Die Wiederentdeckung und Neuauflage der sogenannten „Lebensregel“, wie sie von Pop-Theologen wie Comer befürwortet wird, wendet sich gegen Schnelllösungsstrategien für das christliche Leben. Comer definiert eine Lebensregel als einen „Zeitplan und eine Reihe von Praktiken und Beziehungsrhythmen, die uns Raum geben, mit Jesus zusammen zu sein, ihm ähnlich zu werden und – in Übereinstimmung mit unseren tiefsten Sehnsüchten – zu tun, was er getan hat“. Dieser Ansatz kann sehr hilfreich sein, und großen Teilen von Leben vom Meister lernen habe ich (trotz der problematischen Aspekte in Comers Theologie) zugestimmt.

Dennoch frage ich mich, ob Comer seine Leser – auch wenn er argumentiert, dass die Erstellung und Befolgung einer Lebensregel ein Akt des kulturellen Widerstands ist – in etwas verankert, das fest genug ist, im Sturm zu überstehen. Das Problem ist, dass die Aufforderung, eine eigene Lebensregel zu erstellen, das Christentum immer noch auf eine individualistische Art lebt und praktiziert. Comer sagt zwar Dinge wie „Man kann Jesus nicht allein folgen“ und „Die Gemeinschaft ist der Inkubator für unsere geistliche Formation“, aber ausdrücklich entfaltet wird dies nur auf etwa vier der fast 300 Seiten des Buches.

Das ist auch Myles Werntz aufgefallen, der argumentiert, dass man keine Lebensregel, sondern eine Ortsgemeinde braucht. Er erklärt, dass von Benedikt bis Bonhoeffer alle eine moralische Vision innerhalb der christlichen Gemeinschaft entwickelt haben: „Um diese ältere Vision wiederzugewinnen“, so Werntz, „müssen wir damit beginnen, die tief sitzenden Gewohnheiten abzulegen, allein zu lesen und zu beten und Zeiten der Abgeschiedenheit und Stille zu planen“. Dies ist eine falsche Dichotomie, aber Werntz’ Ermutigung, sich weg von der Isolation und hin zur Gemeinschaft zu bewegen, ist ein notwendiges Korrektiv. Was wir in vielen zeitgenössischen Lebensregeln sehen, ist nicht nur die Erneuerung einer alten Vision – sondern eine andere Vision.

Kyle Strobel hat die Unterschiede klug herausgearbeitet:

„Abgesehen von den (nicht wenigen) historischen Ungenauigkeiten liegt da ein tieferes Problem vor. In vielerlei Hinsicht ist das, was Leute heute meinen, wenn sie von einer ‚Lebensregel‘ sprechen, das genaue Gegenteil der Tradition, die sie vorgeblich zurückgewinnen wollen. Es sind nicht nur kleine Details, die sich unterscheiden, sondern der gesamte Zweck, das Ziel und die Struktur sind der historischen Vision entgegengesetzt.“

Strobels längere Analyse zeigt, dass die neuen Lebensregeln auf individuellen Wünschen beruhen und vom eigenen Ich bestimmt werden; die älteren Lebensregeln hingegen beruhten auf einer Vision des Lebens, die vor allem darauf aus war, sich der Autorität eines anderen zu unterstellen:

„Es handelt sich um eine Art Gesamtpaket von Lebensregel, Autorität und Berufung, wobei zu bedenken ist, dass sich Berufung im weitesten Sinne auf das Leben im Leib Christi bezieht. Wenn wir also über eine Lebensregel sprechen, müssen wir auch über Ekklesiologie sprechen.“

Comer bevorzugt zwar einen gemeinschaftsorientierten Ansatz für die Lebensregel und beklagt „das Raster des westlich geprägten Individualismus, bei dem einzelne Menschen ihre Lebensregel schreiben“, doch man kann schwerlich behaupten, seine eigene Definition einer Lebensregel würde dieser Kritik entgehen: „Sie entspringt deinen eigenen inneren Sehnsüchten, ist sehr flexibel, basiert auf Beziehungen (nicht auf Moral) und ist so konzipiert, dass sie dich auf deine Vision des guten Lebens verweist.“

Verblüffend ist, wie dieser Punkt andere von Comer dargelegte Grundsätze untergräbt.

Obwohl er offensichtlich von der Regel des Hl. Benedikt inspiriert ist, scheint er einige der ersten Worte dieses Buches nicht zu beherzigen, in denen die alten „Sarabaiten“ (ein konträrer Mönchsorden) verurteilt werden. Benedikt beschreibt sie folgendermaßen:

„Zu zweit oder zu dritt oder auch einzeln, ohne Hirten, sind sie nicht in den Hürden des Herrn, sondern in ihren eigenen eingeschlossen: Gesetz ist ihnen, was ihnen behagt und wonach sie verlangen. Was sie meinen und wünschen, das nennen sie heilig, was sie nicht wollen, das halten sie für unerlaubt.“

Dies ist das Resultat einer aus den eigenen inneren Wünschen abgeleiteten Lebensregel, die darauf ausgelegt ist, einen auf die eigene Vision des guten Lebens zu verweisen.

Comer scheint eine gemeindeähnliche Gemeinschaft ohne solide Ekklesiologie anzustreben. Er behauptet, Protestant zu sein, ignoriert aber (und beklagt manchmal auch) einen Großteil des traditionellen Protestantismus. Er bezieht sich oft auf mystische Christen in der östlich-orthodoxen, katholischen und quäkerischen Tradition. Und viele Evangelikale werden es mehr als nur ein wenig verdächtig finden, dass das Eingangszitat des Buches („Mögest du mit dem Staub deines Rabbiners bedeckt sein“) der Titel einer Predigt von Rob Bell ist, die später im ersten Kapitel zitiert wird. Was auch immer es bedeutet, das „Leben vom Meister [zu] lernen“, es scheint nicht zu bedeuten, Wort und Sakrament sowie Beichte und Bekenntnis in den Vordergrund zu stellen. Natürlich leugnet Comer nicht den Wert dieser Dinge. Sie sind nur nicht wichtig genug, sie zu berücksichtigen.

Vielleicht geht Comer nur auf Nummer sicher und versucht, so viele Menschen wie möglich anzusprechen, indem er (sozusagen als Einstieg) mit einer flexiblen und individuellen Regel beginnt. So weit, so gut. Aber der interessanteste Teil des Buches kommt in einer Nebenbemerkung: „Wenn irgend möglich, solltest du das in Gemeinschaft tun, mit ein paar Freunden, deiner Kleingruppe oder Tischgemeinschaft, oder – in einer Traumwelt – mit deiner ganzen Gemeinde.“ Die darauffolgende Fußnote präsentiert eine Version von Comer, die an keiner anderen Stelle des Buches auftaucht:

„An meine Pastorenkollegen: Ich träume davon, dass die Gemeinden der Zukunft (wie die Gemeinden der Vergangenheit) sich um eine Lebensregel herum organisieren – eine Art des Zusammenseins, die ihrer Zeit, ihrem Ort und ihren Menschen angepasst ist. Das ist möglich. Würdet ihr darüber nachdenken?“

Zu behaupten, dass „die Gemeinden der Vergangenheit“ um eine Lebensregel herum organisiert waren, hat mehr mit anachronistischer Phantasie als mit historischer Realität zu tun. Aber die Kirchen der Zukunft könnten genau das tun. Stell dir vor, das ganze Buch würde diese Fußnote entfalten.

Es ist nicht falsch, darüber nachzudenken, wie man seine Zeit strategisch nutzen kann. Aber zuerst müssen wir anerkennen, dass es dabei nicht nur darum geht, eine alte Vision zurückzugewinnen – denn schließlich sprechen wir hier von einer Vision, die sich von der unserer monastischen Vorväter unterscheidet. Zweitens müssen wir erkennen, dass der Weg nach vorn darin besteht, ineinandergreifende und sich gegenseitig verstärkende Sphären ekklesiologisch-gemeindlicher, familiärer und individueller Gewohnheiten zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Nenn mich einen Träumer, aber diese unterentwickelte Idee, die in Comers Arbeit angedeutet wird, könnte wirklich etwas Gutes bewirken.

Sich das moralische Versagen der Gemeinde eingestehen

Die einzige Möglichkeit, wie eine Gemeinde wirklich „vom Meister lernen“ kann, ist unter der Leitung treuer Pastoren, die sie mittels geistlicher Disziplinen anleiten. Podcasts zu hören oder Bücher (oder Artikel wie diesen hier) zu lesen, reicht einfach nicht aus. Wir brauchen Älteste, keine Gurus. Wir brauchen die gewöhnlichen Mittel der Gnade. Wir müssen zum gemeinschaftlichen Leben der Gemeinde zurückkehren. Aber wie Trueman hervorgehoben hat, brauchen wir von unseren Pastoren auch eine neue pädagogische Strategie (vielleicht auch eine alte, die wir zurückgewinnen müssen), die unser moralisches Leben formt und formiert.

Wir sollten damit beginnen, uns einzugestehen, dass wir eine ganze Reihe von moralischen Kämpfen innerhalb unserer Gemeinden verloren und unsere ethische Glaubwürdigkeit durch ein eklatantes Versagen bei der Ausübung von Gemeindezucht untergraben haben. Um nur das Beispiel von Sex und Ehe zu nennen: Evangelikale haben dazu beigetragen, den Weg für das heute weitverbreitete Feiern von Sünde zu ebnen. Wie Matthew Lee Anderson argumentierte,

„haben evangelikale Gemeinden in Fragen von Sex und Ehe seit langer Zeit ziemlich leichtfertig Empfängnisverhütung akzeptiert, ihren Frieden mit der Wiederverheiratung nach einer Scheidung gemacht, stillschweigend die ganze Bandbreite künstlicher Fortpflanzungstechnologien geduldet und eine Generation herangezogen, die das Zusammenleben ohne Trauschein sowie vorehelichen Sex achselzuckend zur Kenntnis nimmt.“

Wir könnten hinzufügen, dass der Mangel an moralischer Anleitung in Bezug auf den Umgang mit Technologie und der Unterhaltungsindustrie vielleicht noch schlimmer ist.

Wir müssen uns eingestehen, was wir getan haben. Es hat keinen Sinn, den evangelikalen Intellektuellen und Pastoren des letzten Jahrhunderts die Schuld zu geben. Es sind unsere Pastoren. Wir haben das getan. Die Frage lautet: „Was werden wir jetzt tun?“ Wir müssen uns darüber klar werden, was es bedeutet, das Christentum heute zu praktizieren – im Einklang mit der Bibel, in Übereinstimmung mit der Tradition und unter der Leitung des Heiligen Geistes, der seine Kirche auch in diese neue Zeit führt.

Die meisten Evangelikalen wären schockiert, wenn sie lesen würden, wie vormoderne Pastoren über das christliche Leben sprachen. Die zum Christentum Neubekehrten, die in der frühen Kirche unter seelsorgerlicher Anleitung standen, wurden „Katechumenen“ genannt. Das alte Wort für christliche Unterweisung ist „Katechese“, die mindestens das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und die Zehn Gebote enthielt.

Es gibt einen verblüffenden Unterschied zwischen diesen Katechumenen – die ihre Berufe, ihre Unterhaltungsformen, ihren Luxus und nicht zuletzt ihre sexuellen Praktiken hinter sich ließen – und dem, was wir heute in den meisten Gemeinden sehen. Bevor die Katechumenen in die Gemeinschaft des Bundes eintraten, lernten sie die Liturgie und den Taufkatechismus, sagten sich von Sünde und Teufel los – und erst danach begannen sie, den Weg des Meisters zu praktizieren.

In seinem kürzlich erschienenen Buch Cultural Sanctification (dt. „Kulturelle Heiligung“) setzt sich Stephen O. Presley mit der moralischen Vision der frühen Kirche auseinander (vgl. meine Rezension). In einem Kapitel über das öffentliche Leben der Gemeinde erklärt er, dass sich die Christen in ihren Berufen weigerten, in einem Umfeld zu arbeiten, das mit dem Vertrieb von Götzen, sexueller Unmoral (z.B. Prostitution und Theater) oder Mord (z.B. Gladiatorenspiele) verbunden war. Handwerker konnten ihre Arbeit nur so lange fortsetzen, wie sie Schönheit statt Götzendienst förderte, und ähnlich verhielt es sich mit Lehrern und öffentlichen Beamten. In einer von Freizeit und Unterhaltung (und zahllosen Lastern und Versuchungen) beherrschten römischen Kultur hielten sich Christen von ihren Festen, Zirkussen und Spielen fern. In allen Dingen ging es ihnen um die Bewahrung der Tugend, nicht um finanzielle, berufliche oder soziale Vorteile.

In allen Bereichen des Lebens gab es moralische Grenzen. Belehrungen über Ehe und Familie waren ein fester Bestandteil der christlichen Katechese. Thematisiert wurden die Pflichten eines jeden Ehepartners, Erwartungen von Zuneigung, Ermahnungen zur Zufriedenheit und das Verbot von Unzucht. Insgesamt ging es in der Ehe, wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, um die Kultivierung der Tugend. Dies war notwendig, damit sich die Christen von den Heiden unterschieden, aber für die Gemeinde war es ebenso wichtig, um das Gedeihen der Menschen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu fördern.

Auch wenn die Entscheidungen der frühen Christen für unsere Zeit nicht unbedingt verbindlich sind, können wir trotzdem von ihnen lernen. Wir müssen uns neben den geistlichen Disziplinen wieder auf die Ausbildung von Tugenden und moralische Katechese konzentrieren, die mit dem Lehren und Praktizieren der Zehn Gebote beginnt – nicht nur um Sünde aufzudecken, sondern um den Weg zu menschlichem Gedeihen aufzuzeigen.

Ermutigend an der Popularität von Comer (oder auch jemandem wie Jordan Peterson) ist, dass es offenbar ein wachsendes Bedürfnis nach Tugendbildung, Selbstdisziplin und „Regeln“ für ein besseres Leben gibt. Manchmal wird dieser Hunger in negative Richtungen kanalisiert (man denke an Andrew Tate), aber der Hunger selbst ist eine Chance für die Gemeinde.

Frag deinen Pastor …

Die Erstellung und Verbreitung des New City Katechismus ist ein großartiges Beispiel dafür, wie christliche Lehre und Moral wieder zum Lebenselixier der Gemeinde werden können. Oder denk an John Pipers Ask Pastor John-Podcast, der kürzlich in ein Buch mit 750 pastoralen Antworten umgewandelt wurde.

Ich will damit nicht sagen, dass alle Pastoren dicke Wälzer über verschiedene moralische Dilemmas schreiben können oder sollten, aber getan werden muss die mühsame Arbeit der moralischen Unterweisung auf die eine oder andere Weise – sei es in der persönlichen Jüngerschaft, durch regelmäßige Hausbesuche in den Familien oder durch Fragestunden in der Gemeinde. Unterlässt man das, lagert man diese Verantwortung einfach aus: an Freunde, Therapeuten, Influencer in den sozialen Medien oder Podcaster.

Die jüngere Generation sehnt sich nach geistlichen Disziplinen und moralischer Anleitung. Die von qualifizierten Hirten angeführte Ortsgemeinde ist der einzige Ort, an dem dies auf ausgewogene, gesunde, biblische und nachhaltige Weise geschehen kann.

Als Gottesdienstbesucher tun wir gut daran, nicht zu vergessen, dass Predigen, Bibellesen, Beten, Singen und all die Dinge, die wir in einem Gottesdienst tun, gemeinschaftliche Praktiken sind. Die Verfügbarkeit von Bibel- und Gebets-Apps, Podcast-Predigten und gestreamter Gottesdienstmusik kann leicht dazu führen, dass wichtige christliche Praktiken zu ausschließlich persönlichen, privatisierten Mitteln der Gnade werden. Das macht sie nicht schlecht, aber es macht sie unvollständig.

Stell deinen Pastoren schwierige Fragen, vertraue ihnen und ordne dich den moralischen Grenzen und Mustern der Gemeinde unter. Das Christentum ist in der Tat ein schmaler Weg, aber es ist kein leerer Weg. Wir können mit unseren Brüdern und Schwestern gehen – im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe – und wir haben Hirten, die uns in die Gegenwart Christi führen.

Pastoren sollten erwägen, in ihrer Ortsgemeinde gemeinschaftliche geistliche Gewohnheiten einzuführen. Außerdem sollten sie ihren Gemeindemitgliedern ermöglichen, regelmäßig moralische Anleitung zu erhalten. Ich nenne einige Beispiele: Anstatt zu fasten, um sich selbst herauszufordern und seinen Appetit zu zügeln (so notwendig das auch sein mag), könnte man in Erwägung ziehen, seinen Appetit gemeinschaftlich als Gemeinde zu zügeln, zu beten und zu fasten und dabei auf die Wiederkunft des Messias zu warten – und das vielleicht sogar im Einklang mit dem Kirchenkalender; oder, wie die frühe Kirche, jeden Mittwoch (dem Tag des Verrats Jesu) und Freitag (dem Tag seiner Kreuzigung).

Oder haltet gemeinsam den Sabbat – jedoch nicht bloß mit dem Ziel persönlicher Disziplin, Selbstfürsorge oder eines „digitalen Detox“. Nehmt vielmehr gemeinsam mit den Heiligen teil an der eschatologischen Ruhe Gottes: beim Mahl am Tisch des Herrn, im festlichen Gesang der Versammelten und in der gemeinsamen Freude an der Güte der Schöpfung.

Der große Erfolg und die Anziehungskraft von Comers Leben vom Meister lernen sollten kein Grund zur Sorge sein. Vielmehr zeigt sich darin ein Hunger in unserer Kultur sowie eine spannende Gelegenheit für Ortsgemeinden, einem alten kirchlichen Schwerpunkt – der spirituellen Theologie – auf neue Weise Priorität einzuräumen.