Die Schönheit eines gemeindezentrierten Lebens
Warum es sich lohnt, der Ortsgemeinde Priorität einzuräumen
Jeder einzelne von uns sehnt sich nach innerem Gleichgewicht, doch leider zieht uns das Leben oft in verschiedene Richtungen.
Auf der Suche nach Ausgewogenheit gelangen manche Christen zur Überzeugung, dass sie mehr vom Leben haben werden, wenn sie weniger Gemeinde leben. Doch in Wirklichkeit sollten wir Christen die Gemeinde als zentrales Element in unserem Leben willkommen heißen. Und zwar nicht nur als eines von vielen Elementen, die einander die Waage halten sollen.
Ja, ihr habt richtig gelesen – Gemeinde im Zentrum. Ein auf Christus ausgerichtetes Leben ist ein auf Gemeinde ausgerichtetes Leben.
Dieser Artikel soll erklären, warum die Ortsgemeinde der Schlüssel ist, das Gleichgewicht zu finden, nach dem wir so verzweifelt suchen.
Gefahren eines vernachlässigten Gemeindelebens
Die Vernachlässigung des Gemeindelebens führt zu einer Verschlechterung in anderen Bereichen des Lebens. Wir denken vielleicht, dass der Verzicht auf Gemeindeversammlungen zugunsten von Familientreffen unsere Familie segnen wird, dass ein Umzug weit weg von der Gemeinde (um der Karriere willen) den Preis wert ist, dass die Sonntagsschule entbehrlicher ist als eine zusätzliche Stunde Schlaf oder dass weniger Beziehungen und Verpflichtungen in der Gemeinde unseren Stress verringern werden. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Die oben beschriebenen Denkweisen sind aus der Vergessenheit heraus geboren. Wir vergessen, dass Christus unsere größte Segensquelle ist und dass seine Gemeinde oft das wichtigste Mittel ist, das er benutzt, um uns wachsen zu lassen, zu erhalten und zu ermutigen. Die gewöhnlichen Gnadenmittel der Gemeinde sind der modus operandi (d.h. die Vorgehensweise, Anm. d. Red.), um Christus besser kennenzulernen.
Ein Gemeindemitglied, das nur halbherzig an der Gnade teilnimmt, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch der ganzen Gemeinde. Die Gesundheit einer Gemeinde hängt weitgehend davon ab, welche Priorität ihre Mitglieder ihr einräumen. Eine bloße Anwesenheit führt zu einer leblosen Gemeinde, einem Ort, an dem geistlich isolierte, einsame Menschen leben. In solchen Gemeinden spüren Alleinstehende ihren Beziehungsstatus am stärksten, ältere Menschen fühlen sich unwichtig, Ehepaare verbergen ihre Probleme, und Kinder äußern nie ihre Zweifel. Das sind Gemeinden, „in denen die Sünde lauert“, verdeckt von oberflächlichen Beziehungen, weit weg von den aufmerksamen Blicken der anderen Jünger.
So wie körperliche Unterernährung zum Verfall, zum Verhungern und schließlich zum Tod führt, so ist es auch mit der Vernachlässigung der Gemeinde.
Die Schönheit des gemeindezentrierten Lebens
Im Gegensatz dazu ist eine Gemeinde, deren Mitglieder die zentrale Rolle der Ortsgemeinde anerkennen, voller Leben. Die Mitglieder kennen einander gut, weil sie gemeinsam am Tisch gesessen haben. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst finden sich Teenager, die Babys im Arm halten, um gestressten Müttern, die wenig Schlaf haben, einen Moment Zeit zu gönnen, über die Predigt nachzudenken. Kinderlose Paare unterhalten sich mit Kleinkindern. Witwen werden in die Häuser junger Familien eingeladen.
Tief verwurzelte Sünde wird ausgegraben, wenn sich Männer und Frauen bei der Gartenarbeit, beim Frühstück oder beim Fußballschauen treffen. Bei gewöhnlichen Tätigkeiten leisten sie Außergewöhnliches, indem sie die Kämpfe ihres Herzens offenbaren und die Ermutigung teilen, die sie in Gottes Wort finden. Gemeinsames Beten ist so selbstverständlich, dass es in den Kirchenbänken nach dem Gottesdienst oder spontan bei Gemeinschaftstreffen stattfindet. Die Kinder wachsen an einem Ort auf, an dem Jüngerschaft und Gemeinschaft als wichtiger angesehen werden als der Gewinn von Pokalen oder Stipendien.
Die Gemeinschaft der Gemeinde unterscheidet sich von anderen Gemeinschaften aus einem Grund: Christus. Allein durch Christus sind wir geeint, und so ist unsere Gemeinschaft auf dem Kreuz aufgebaut, einem teuren Fundament. Mit Christus als unserer Stärke und unserem Vorbild lernen die Gemeindeglieder, sich selbst zu sterben, unsere Sünde zu bekennen, um nach Heiligkeit zu streben, Unrecht zu vergeben, und uns für das Wohl anderer aufzuopfern. Wir nehmen dieses Kreuz nicht nur auf uns, um einander näher zu kommen, sondern auch, um Christus näher zu kommen, der sowohl der Urheber als auch der Siegespreis der Gemeinde ist.
Der Preis für den Erhalt der Gemeinde
Um eine solche Gemeindekultur zu erreichen, müssen wir unsere Prioritäten rücksichtslos neu sortieren. Wenn die Gemeinde im Mittelpunkt unseres Lebens stehen soll, dann dürfen keine anderen Dinge im Vordergrund stehen. Die kulturellen Normen, nach denen unser Leben um Haus, Beruf und Familie herum organisiert werden muss, müssen im Licht der Heiligen Schrift, die der Gemeinde die höchste Priorität einräumt, neu bewertet werden.
Wenn wir unsere Perspektive neu ausrichten, werden wir die regelmäßigen Versammlungen der Gemeinde als die wichtigsten Stunden in unserer Woche betrachten. Wir werden tiefe Beziehungen innerhalb der Gemeinde nicht nur als wünschenswert, sondern als wesentlich ansehen. Vielleicht müssen wir zu Dingen Nein sagen, zu denen wir bisher immer Ja gesagt haben – etwa zu verschiedenen außerschulischen Aktivitäten für unsere Kinder, zu beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten, zu ständigen und längeren Abwesenheiten, die uns von der Gemeinschaft wegziehen.
Aber wenn wir Nein sagen, sagen wir Ja zu dem, was unsere Seele wirklich bereichert und uns auf die Ewigkeit vorbereitet.