Was du über das Kreuz wissen solltest

Artikel von Patrick Schreiner
16. April 2025 — 7 Min Lesedauer

1. Das Kreuz ist ein Ereignis der Trinität

Der christliche Glaube ist unverwechselbar trinitarisch und kreuzzentriert. Daher muss das Kreuz die Trinität offenbaren. Gott, der Vater, hat den Sohn gesandt, um die Welt zu retten, der Sohn hat sich dem Willen des Vaters unterworfen und der Geist überträgt das Erlösungswerk auf die Nachfolger Jesu. Die Erlösung ist vom Vater vorherbestimmt (vgl. Eph 1,3–6), vom Sohn vollbracht (vgl. Eph 1,7–10) und vom Geist übertragen (vgl. Eph 1,13–14). Gott hat den Sohn nicht zurückgehalten und der Sohn hat sich dem Vater unterworfen. Doch der Vater opfert den Sohn nicht. Der Vater, der Sohn und der Geist besitzen alle einen einzigen Willen. Das Opfer ist zwar einzig und allein das Werk des Sohnes, aber auch der Wille der drei Personen.

2. Das Kreuz ist das Zentrum der Geschichte der Heiligen Schrift

Eine Bibel ohne Kreuz ist eine Bibel ohne Höhepunkt, eine Bibel ohne Ende, eine Bibel ohne Lösung. Die Spirale der Sünde, die in Genesis 3 begann, muss gestoppt werden; der Kreuzestod von Jesus beendet die Abwärtsspirale. In Jesu Körper nahm er die Sünde der Welt auf sich und bezahlte den Preis für die gesamte Menschheit. Am Kreuz tritt der neue Adam, Abraham, Mose, David auf den Plan, um eine neue Menschheit, eine neue Familie und ein neues Reich zu schaffen. Deshalb sagt Paulus nicht, er habe beschlossen, nichts außer der Menschwerdung, der Auferstehung oder der Himmelfahrt Jesu zu kennen, sondern nichts außer Jesus Christus und dem Gekreuzigten (vgl. 1Kor 2,2). Die Weisheit wurde nicht jenseits des Kreuzes gefunden, nicht über dem Kreuz, nicht unter dem Kreuz, sondern im Kreuz.

3. Das Kreuz definiert die Macht im Reich Gottes neu

Die Ankündigung Jesu, dass das Reich Gottes gekommen ist, wird im Christus-Ereignis am Kreuz abschließend offenbart. Die Heilige Schrift berichtet, wie Gott sein Königtum auf der Erde manifestieren wird. Er überträgt Adam und Eva die Aufgabe, als seine Stellvertreter über die Erde zu herrschen und zu regieren, aber sie versuchen, die Macht für sich zu ergreifen (vgl. 1Mose 3,5). In der Tat tun alle ihre Kinder dasselbe. Babel (oder Babylon) ist die Stadt, die sich der Herrschaft Gottes widersetzt. Jesus kommt als der wahre Sohn und definiert die Macht neu, indem er Stärke durch Schwäche zeigt. Er nutzt seine Macht nicht wie Adam aus, sondern entäußert sich (vgl. Phil 2,5–6). Er wird zum Diener aller und wird dadurch zum Herrscher über alle erhöht (vgl. Phil 2,9–11).

4. Das Kreuz ist der Beginn des neuen Bundes

Beim letzten Abendmahl deutet Jesus seinen Tod als Einsetzung des neuen Bundes an. Durch seinen Leib und sein Blut wird seine neue Gemeinschaft gebildet. So wie das Volk Israel mit Blut besprengt wurde, als es in den Bund mit Jahwe eintrat, so sind die Jünger durch das Vergießen von Jesu Blut Mitglieder der neuen Gemeinschaft. Die Gemeinschaft des neuen Bundes hat nun die Tora auf ihre Herzen geschrieben, und sie alle kennen den Herrn durch die Gabe des Geistes (vgl. Jer 31,33–34).

Das Kreuz ist nicht nur der Ort, an dem für unsere Sünde bezahlt und der Teufel besiegt wurde, sondern auch die Gestalt des Christentums.

5. Das Kreuz besiegt Sünde und Tod

Das Kreuz löscht den Schuldschein, der auf der Menschheit lastete (vgl. Kol 2,14). Am Kreuz trug Jesus unsere Sünden an seinem Leib, damit wir der Sünde und dem Tod sterben können (vgl. 1Petr 2,24). Der Fluch der Sünde und des Todes wurde auf Jesus gelegt, damit wir den Segen Abrahams erlangen können (vgl. Gal 3,13). Es ist wichtig, das Kreuz und die Auferstehung als ein einziges Ereignis zu verstehen, denn durch den Tod und die Auferstehung Christi ist der Tod verschlungen in Sieg (vgl. 1Kor 15,54–55).

6. Das Kreuz besiegt den Teufel

Am Kreuz hat Christus nicht nur Sünde und Tod besiegt, sondern auch die Mächte der Finsternis bezwungen. Auf Golgatha kam es zu einer kosmischen Eruption; eine neue apokalyptische Kraft trat in die Welt ein, und der alte Zauber wurde durch einen tieferen besiegt. Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet, sie zu offener Schande gebracht und am Kreuz über sie triumphiert (vgl. Kol 2,14). Wenn Christus von den Toten auferstanden ist, sitzt er zur Rechten des Vaters in der Himmelswelt, erhaben über alle Herrschaft, Gewalt und Macht (vgl. Eph 2,20–21).

7. Das Kreuz ist stellvertretend

Das Kreuz ist für uns, an unserer Stelle, in unserem Namen. Er hat sein Leben für seine Schafe hingegeben. Er ist unser Opferlamm. „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh 1,29). So wie Abraham seine Augen erhob und einen Widder sah, den er anstelle seines Sohnes als Brandopfer darbrachte (vgl. 1Mose 22,13), so schauen auch wir auf und sehen Jesus als unseren Stellvertreter. Er wurde für uns zum Fluch (vgl. Gal 3,13), d.h. er nimmt den Platz aller Versklavten, der Rebellen, Götzendiener und Mörder ein. Wenn die Überwindung der geistlichen Mächte das Ziel ist, dann ist die Stellvertretung der Grund oder die Grundlage für diese Überwindung (vgl. Gal 1,4). „Das Kreuz steht nicht nur für den großen Austausch (stellvertretende Sühne), sondern auch für den großen Übergang (die eschatologische Zeitenwende).“[1]

8. Das Kreuz ist eine Torheit für die Welt

In einer Fernsehserie sagte der Erzähler: „Das Christentum ist die einzige große Religion, die das Leiden und die Erniedrigung ihres Gottes in den Mittelpunkt stellt.“ Und Paulus räumt ein, dass diese Botschaft vom gekreuzigten Christus für die Juden ein Stein des Anstoßes und für die Heiden eine Torheit sein wird (vgl. 1Kor 1,23). Es ist keine von Natur aus attraktive Botschaft, solange die geistlichen Augen nicht geöffnet wurden. Die Welt blickt auf das Kreuz und sieht Schwäche, Irrationalität, Hass und Abscheu. In den ersten Jahrzehnten der christlichen Bewegung war der Skandal des Kreuzes selbsterklärend. Nicht nur der Tod des Messias, sondern auch die Art und Weise seines Todes war ein Ärgernis.

9. Das Kreuz bringt Frieden, Versöhnung und Einheit

Am Kreuz hat die ganze Welt die Möglichkeit, sich mit dem Vater zu versöhnen. Der Friede, den die Welt gesucht hat, die Einheit aller Menschen, ist im Blut zu finden. „Denn er selbst ist unser Friede, der uns beide eins gemacht hat und in seinem Fleisch die trennende Mauer der Feindschaft niedergerissen hat“ (Eph 2,14). Versöhnung für die Welt, Frieden, Shalom und Einheit gibt es nur durch das Blut des Kreuzes (vgl. Kol 1,20). Kein Blut bedeutet keine Harmonie.

10. Das Kreuz ist der Marschbefehl für Christen

Nachdem Jesus seinen Jüngern erklärt hat, dass er leiden muss, sagt er ihnen: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Paulus verkörpert das Kreuz in seinem Dienst, er wird zum Duft des Todes, als er auf dem Triumphzug mitgeführt wird (vgl. 2Kor 2,14–17), und er sagt sogar, er sei mit Christus gekreuzigt worden (vgl. Gal 2,20). Aber Paulus wendet das Kreuz nicht nur auf seinen eigenen Dienst an, sondern er weist die neue Gemeinschaft in Philippi an, die Gesinnung Christi zu haben (vgl. Phil 2,5), die durch die Demut Jesu am Kreuz definiert ist (vgl. Phil 2,8). Das Kreuz ist nicht nur der Ort, an dem für unsere Sünde bezahlt und der Teufel besiegt wurde, sondern auch die Form des Christentums. „Die Kreuzigung“, so Rutledge, „ist der Prüfstein der christlichen Authentizität, das einzigartige Merkmal, durch das alles andere eine wahre Bedeutung erhält“.[2]


1 Jeremy Treat, The Crucified King: Atonement and Kingdom in Biblical and Systematic Theology, Grand Rapids: Zondervan, 2014, S. 49.

2 Fleming Rutledge, The Crucifixion: Understanding the Death of Jesus Christ, Grand Rapids: William B. Eerdmans, 2015, S. 44.