Das Sündenbekenntnis

Artikel von Bradley Green
7. April 2025 — 6 Min Lesedauer

Das Bekenntnis der Sünden ist ein zentraler Bestandteil des christlichen Lebens. Wir beschäftigen uns daher hier damit und werden uns dabei auf das Neue Testament konzentrieren. Auch mit einigen zentralen Begriffen und Hintergründen aus dem Alten Testament beschäftigen wir uns.

Es gibt drei Hauptbegriffe im Neuen Testament: homologeo (ein Verb: versprechen, bekennen, kundtun, preisen), exomologeō (ein Verb: versprechen, bekennen, preisen) und homologia (ein Substantiv: Bekenntnis).

In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (der Septuaginta) werden verschiedene hebräische Wörter mit dem griechischen Wort homologeo übersetzt: yada (preisen), nadar (ein Gelübde ablegen) und saba (schwören). Die hebräischen Wörter nedabah (freiwilliges Opfer), neder (Gelübde) und todah (Preis, Ehre) werden mit dem griechischen Wort homologia übersetzt. Das hebräische Wort yada (preisen, bekennen) wird rund 120 Mal mit exomologeō übersetzt. Exomologeō wird gemeinsam mit psallo verwendet, um „lobsingen“ auszudrücken sowie mit aineo, was „danken“ bedeutet.

Für unsere Zwecke ist es nützlich zu erwähnen, dass das hebräische Wort yada im Alten Testament mehrfach vorkommt, mit der Bedeutung „preisen“, „Ehre geben“, „einen Fehltritt bekennen“ oder den Herrn zu würdigen (vgl. Jos 7,19; 1Kön 8,33–36; 2Chr 6,24–27). Diese Bedeutung stimmt mit dem überein, was wir im Neuen Testament – bezogen auf das Sündenbekenntnis eines Christen – sehen werden.

Homologeo ist ein zusammengesetztes Wort, dessen Wortherkunft auf „sich nicht verändern bzw. gleich bleiben“ hinweist. Das hilft uns zu verstehen, warum der Begriff auf unterschiedliche Weise verwendet werden kann: 1) das eigene Sündenbekentnis (man bekennt vor Gott, dass man sündig ist); 2) bekennen, dass Gott gerecht in seinem Urteil ist; und 3) Gott loben (d.h. bekennen, dass Gott Gott ist). In allen drei Bedeutungen stimmt man mit dem Herrn und seinem Blick auf die Realität überein.

Christsein und Bekennen

Lasst uns kurz einige passende Stellen aus dem Neuen Testament anschauen:

  • Markus 1,5: „Und es ging zu ihm hinaus das ganze Land Judäa und die Bewohner von Jerusalem, und es wurden von ihm alle im Jordan getauft, die ihre Sünden bekannten.“
  • Matthäus 3,6: „… und es wurden von ihm im Jordan getauft, die ihre Sünden bekannten.“
  • Jakobus 5,16: „Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.“
  • 1. Johannes 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
  • Apostelgeschichte 19,18: „Und viele von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und erzählten ihre Taten.“

Am Anfang des christlichen Lebens bekennen wir, dass Jesus der Herr ist bzw. erkennen ihn als solchen an (vgl. Röm 10,9). Diese erste Unterordnung unter Christus beinhaltet notwendigerweise auch das Bekenntnis, gegen ihn gesündigt zu haben (vgl. Mt 3,6; Mk 1,5; Apg 3,19; 5,31). Das ist unsere anfängliche Bekehrung. In all dem ist natürlich der Heilige Geist am Werk (vgl. 1Kor 12,3), der uns neu macht (vgl. 2Kor 5,17), der uns von innen heraus verändert (vgl. Röm 6,1–2) und uns in eine neue Richtung lenkt. Trotzdem ruft Gott uns – als Gläubige – auf, erneuert zu werden (vgl. Röm 12,1–2). Obwohl also schon eine große Veränderung stattgefunden hat, haben wir noch keine Vollkommenheit erreicht (vgl. Phil 3,12–14). Und für Fehler auf dem Weg müssen wir ein ehrliches Bekenntnis vor Gott ablegen.

1. Johannes 1,9 ist ein besonders wichtiger Vers. Im Kontext dieser Stelle lernen wir, dass Gott Licht ist und, dass in ihm keine Finsternis ist (V. 5). Wir können nicht sagen, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben, wenn wir in der Finsternis wandeln (V. 6). Nur wenn wir im Licht wandeln (ein Leben führen, das Gott gefällt), können wir zeigen, dass das Blut Jesu uns von aller Sünde reinwäscht (V. 7). Wir können aber nicht leugnen, dass wir doch sündigen (V. 8). Aber Gott hat dafür in Christus vollkommen vorgesorgt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, unsere Sünden zu vergeben und uns von aller Unreinheit zu reinigen“ (V. 9). Das christliche Leben ist geprägt vom Streben nach Gerechtigkeit, und doch gibt es für unsere Verfehlungen Vergebung – eine Vergebung, die auf das Erlösungswerk Christi gegründet ist.

Das größte Beispiel aus dem Alten Testament dafür, wie ein Sündenbekenntnis aussehen kann, finden wir in Psalm 51. Hier bekennt David Gott seine Sünde: „[I]ch erkenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist allezeit vor mir“ (V. 5). Das hebräische Wort für „erkennen“, das hier verwendet wird, ist yada, das in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments sowohl mit homologeo als auch exomologeō übersetzt wird. Im Deutschen wird es oft mit „bekennen“ wiedergegeben. In seinem Sündenbekenntnis fleht David Gott um Erbarmen an. Er verknüpft sein Flehen mit Gottes beständiger Güte und Barmherzigkeit (V. 3) und bittet Gott um Reinigung und Vergebung (V. 4).

Zwei Warnungen

Wir lernen daraus, dass Sünde eine ernste Angelegenheit ist. Wir müssen ehrlich sein vor Gott, unserem Vater, wenn wir unsere Sünde bekennen. Und wir müssen zu ihm aufschauen, um Vergebung durch Christus zu finden. Wir können Sünde nicht ignorieren. Aber wir müssen uns vor einem Fehler hüten, der daraus folgen könnte. Im Lichte dieses Versprechens der Sündenvergebung sollten wir aufpassen, nicht ständig alte Sünden hervorzuholen, die wir schon bekannt haben und die schon vergeben sind. Das zu tun, würde – wenn auch unbewusst – Gottes Treue und Gerechtigkeit in Frage stellen. Es würde – vielleicht entgegen unserer Intuition – zu viel Aufmerksamkeit auf Sünde lenken, die bereits vergeben ist. Wir müssen unsere Sünden ehrlich bekennen, aber wir müssen Gott auch vertrauen und ihm für die Vergebung danken, die er versprochen hat.

Außerdem sollten wir uns vor der Beichte, dem Bekennen von Sünde gegen über einem Priester, hüten. Katholische und viele anglikanische Christen belegen diese Praxis mit Jakobus 5,16: „Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Ohne Zweifel bestätigt der Apostel hier, dass es gut ist, sich gegenseitig Sünden zu bekennen. Aber das ist weit entfernt von der römisch-katholischen Praxis [des Beichtsakraments]. Wir erkennen keinen menschlichen Priester außer Christus an, unseren alleinigen Mittler (vgl. 1Tim 2,5).

Leseempfehlungen

Systematische Theologie: ältere Werke

Es ist immer hilfreich, mindestens ein bis zwei systematische Theologien zur Hand zu haben, die man studieren und zu Rate ziehen kann. Hier einige ältere Werke, die man sich anschauen kann:

  • Herman Bavinck, Reformed Dogmatics, Bd. 4: Holy Spirit, Church, and New Creation, übersetzt von John Vriend und herausgegeben von John Bolt, Grand Rapids, Michigan: Baker Academic, 2017, S. 161–162; 192; 225; 143; 148, 166–169; 409; 422.
  • Johannes Calvin, Unterricht in der christlichen Religion: Institutio Christianae Religionis, übersetzt von Otto Weber und hrsg. von Matthias Freudenberg, Neukirchen-Vluyn: Neukirchner Verlag, 2022, III.IV.1–19; IV.XII.15.
  • Francis Turretin, Institutes of Elenctic Theology, Bd. 3, übersetzt von George Musgrave Giger, hrsg. von James T. Dennison, Jr., Phillipsburg, New Jersey: P & R Publishing Company, 1997, S. 551–554. Hier kritisiert Turretin die Praxis der sogenannten aurikulären (= gehörten) Beichte und das römisch-katholische Sakrament der Buße.

Systematische Theologie: neuere Werke

Wayne Grudem, Biblische Dogmatik: Eine Einführung in die systematische Theologie, übersetzt von Volker Jordan, Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2013, S. 1053–1055.