Sprich zu Gott in seiner eigenen Sprache

Artikel von Donald S. Whitney
4. April 2025 — 8 Min Lesedauer
„Ich habe gelernt ..., meine Gebete mit dem Wort Gottes zu würzen. Es geht darum, mit Gott in seiner Sprache zu reden – seinen Dialekt zu sprechen, seine Umgangssprache und seine Redewendungen zu gebrauchen.“ – Joni Eareckson Tada

Wenn der Heilige Geist in uns wohnt, veranlasst er uns dazu, „Abba, Vater“ zu rufen (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6). Der Geist schafft in allen Gläubigen eine neue Ausrichtung auf den Himmel und den Vater. Anders gesagt: Alle, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, wollen wirklich beten.

Die meisten Gläubigen entwickeln in ihrem Gebetsleben unterschiedliche Formen von Routinen. Das ist nicht ungewöhnlich; manche Routinen können hilfreich sein, andere sind es weniger.

Das Problem: Ein trockenes Gebetsleben

Eine der häufigsten und problematischsten Gebetsgewohnheiten ist die Tendenz, immer nur das Gleiche über das Gleiche zu sagen. Für viele führt dies zu Langeweile im Gebet. Worte ohne Abwechslung können zu Worten ohne Bedeutung werden. Jesus selbst hat vor dem Problem gewarnt, im Gebet zu „plappern“ und „viele Worte“ zu machen (vgl. Mt 6,7). Wenn wir das tun, schweifen wir im Gebet ab, unser Geist ist nicht wirklich dabei und unsere Herzen bleiben kalt, anstatt die Gemeinschaft mit Gott zu genießen und von ihr zu profitieren.

Das Problem ist nicht, dass wir für dieselben altbekannten Dinge beten. An den meisten Tagen werden unsere Gedanken von denselben Dingen beherrscht – Familie, unsere Zukunft, Finanzen, Arbeit, Schulaufgaben, andere alltägliche Verpflichtungen, Gemeinde, Dienst oder die aktuelle Krise in unserem Leben (solche Krisen können gut sein, wie zum Beispiel eine neue Arbeitsstelle, oder schlecht, wie Probleme am Arbeitsplatz). Glücklicherweise verändern sich die meisten dieser Faktoren nicht allzu häufig.

Wenn du also an einem bestimmten Tag für dein Leben betest, ist es nicht ungewöhnlich, für das zu beten, was routinemäßig ansteht und deinen Alltag ausmacht. Das Problem liegt in dem, was wir sagen bzw. aussprechen: Es sind dieselben altbekannten Worte, die uns über dieselben altbekannten Dinge über die Lippen kommen. Schon bald können diese Gebete zu bloß auswendig gelernten mentalen Skripten verkommen, die ein herzloses und unbefriedigendes Gebetsleben hervorbringen. Wir wissen, dass das Gebet keine trockene Wiederholung von Routinefloskeln sein sollte, aber entweder haben wir nicht die Zeit (oder geistige Energie), um uns neue Gebetsweisen zu überlegen, oder wir haben einfach keine Ahnung, was wir gegen das Problem unternehmen können.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass dies eine nahezu universelle Erfahrung ist. Du kannst dennoch ermutigt sein: Wenn du vom Heiligen Geist erfüllt bist, gibt es eine einfache, dauerhafte und biblische Lösung.

Eine einfache Lösung

Da der Heilige Geist jeden Gläubigen zu einem betenden Menschen macht, muss Gebet sowohl einfach als auch bedeutsam sein. Gottes Volk umfasst alle Altersgruppen, Bildungsniveaus, intellektuellen Fähigkeiten und Grade christlicher Reife. Wenn also jeder von uns beten soll, muss das Gebet im Grunde einfach sein. Kann sich irgendein Gläubiger vorstellen, es wäre Gottes Wille und Absicht, dass das Gebet langweilig ist? Nein, natürlich nicht. Das Gebet sollte sich – da es sich um ein Gespräch mit Gott selbst handelt – durch eine tiefgehende Bedeutsamkeit auszeichnen.

Ich hoffe also, dass du überzeugt bist, dass jeder Christ (auch du) ein nahrhaftes und erfüllendes Gebetsleben haben kann. Ich möchte, dass du glaubst, dass es wirklich eine einfache, dauerhafte und biblische Lösung dafür gibt: Wenn du betest, dann bete die Bibel. Mach die Worte der Bibel zu den Worten deiner Gebete.

Deine Gebete in den Worten Gottes

Der einfachste Startpunkt dafür sind die Psalmen. Ich will dir einmal zeigen, wie es aussehen könnte, durch Psalm 23 zu beten. Du liest die erste Zeile: „Der Herr ist mein Hirte.“ Dann könntest du etwa so beten:

„Herr, ich danke dir, dass du mein Hirte bist. Du bist ein guter Hirte und hast mich mein ganzes Leben lang behütet. Behüte heute bitte meine Familie; sie sind deine Schafe, sie gehören zu dir. Führe sie deine Wege. Sorge dafür, dass sie dich als ihren Hirten lieben, so wie ich dich als meinen Hirten liebe. Und bitte leite mich in der Entscheidung, die ich hinsichtlich meiner Zukunft treffen muss. Ich möchte deinen Willen tun. Behüte auch die Hirten in meiner Gemeinde, die du eingesetzt hast. Wache über sie, wie sie über uns wachen.“

Dann betest du weiter über das, was dir noch zu den Worten „Der Herr ist mein Hirte“ einfällt. Wenn dir nichts mehr einfällt, liest du den nächsten Vers: „Mir wird nichts mangeln.“

„Ich danke dir, guter Hirte, dass du es mir nie an etwas hast mangeln lassen. Ich habe nicht viele Mahlzeiten verpasst. Alles, was ich habe und bin, kommt von dir. Aber ich kenne Menschen, die in Not sind. Bitte sorge für sie. Gibt es einen Weg, wie du mich gebrauchen könntest, um ihre Bedürfnisse zu stillen?“

Wenn dir nichts anderes mehr einfällt, gehst du zum nächsten Vers über. Vielleicht verstehst du ihn nicht – kein Problem, du kannst ihn überspringen. Vielleicht verstehst du den darauffolgenden Vers ganz genau, aber dir fällt nichts ein, worüber du beten könntest. Auch das ist in Ordnung, geh einfach zum nächsten Vers. Das machst du so lange, bis dir entweder die Zeit ausgeht oder der Psalm zu Ende ist. Wenn der Psalm zu Ende ist, du aber noch Zeit zum Beten hast, kannst du zum nächsten Psalm übergehen.

Siehst du, wie leicht das ist? Jeder kann das tun – sogar ein Kind. Unabhängig davon, wie gut du die Bibel kennst, kannst du auf diese Weise beten.

Ein echtes, reales und lebendiges Gespräch

Um so zu beten, musst du keine Methode lernen oder dir irgendetwas anderes merken. Alles, was du tun musst, ist, deine Bibel aufschlagen und mit Gott über das sprechen, was du liest.

Das Beste daran, die Bibel zu beten, ist, dass du nie wieder dieselben altbekannten Dinge über dieselben altbekannten Dinge aussprechen musst. Du musst dir auch nichts Neues ausdenken, was du sagen oder worüber du beten kannst. Du wirst für die Dinge beten, für die du tagtäglich beten willst, aber du wirst es auf neue Art und Weise tun. Anstatt jeden Tag „Segne meine Familie“ zu beten, wirst du, wenn Psalm 23 dran ist, sagen: „Behüte und weide meine Familie.“ Wenn du Psalm 139 betest, wirst du so etwas beten wie: „Hilf meiner Familie, deine Gegenwart zu erfahren, wo immer sie heute hingeht.“ Deine Gebete sind so nicht nur jeden Tag anders (auch wenn allein das schon das Beten der Bibel lohnend macht), sondern das Beten der lebendigen Worte der Bibel führt auch dazu, dass dein Herz im alltäglichen Gebet für dich selbst, deine Familie und worüber du sonst noch betest, erweckt und lebendig gemacht wird.

Du wirst nicht nur anders über dieselben Dinge beten, sondern beim Beten der Bibel darüber hinaus auch feststellen, dass dich der Text dazu anregt, für Dinge zu beten, für die du nie zuvor gebetet hast.

Wenn du so betest, wirst du konzentrierter sein und deine Gedanken weniger abschweifen lassen. Deine Gebete werden stärker auf Gott ausgerichtet sein. Du wirst ermutigt, überführt, erbaut und belehrt, weil du Gottes Worte betest – das sind Erfahrungen, die selten eintreten, wenn du immer über dieselben altbekannten Dinge betest.

Du wirst auch feststellen, dass du das Gebet als das erlebst, was es wirklich ist: ein reales Gespräch mit einer realen Person. Das Gebet wird nicht mehr nur ein Aufsagen dessen sein, was du zu Gott sagen möchtest, sondern du wirst mit Gott sprechen. Die Bibel ist Gottes Wort, in ihr spricht Gott tatsächlich. Er spricht zu dir in seinem Wort; und du antwortest auf das, was er gesagt hat – so wie du das in einem realen Gespräch mit einer realen Person auch tun würdest.

Der Geist des Gebets

Georg Müller (1805–1898) gilt weithin als einer der größten Gebets- und Glaubensmänner der christlichen Geschichte. In den ersten zehn Jahren seines Glaubenslebens (zu dieser Zeit war sein Gebetsleben bereits legendär), sagte er, dass er jeden Morgen, wenn er zu beten begann, bis zu einer Stunde benötigte, um zum „Geist des Gebets“ zu gelangen, weil seine Gedanken immer so sehr abschweiften. Erst dann, so Müller, würde er wirklich zu beten beginnen. Als er aber einmal gelernt hatte, die Bibel zu beten, hatte er dieses Problem kaum noch.

Was ist mit den Gläubigen zur Zeit des Neuen Testaments? In Apostelgeschichte 4,24–30 betete die Gemeinde in Jerusalem als Reaktion auf die Verfolgung und bezog die Worte aus Psalm 2,1–2 in ihr Gebet ein. „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren“ (Apg 4,31).

Was ist mit Jesus? Am Kreuz hat er siebenmal kurz gesprochen. Als er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34) und seine letzten Worte – „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ (Lk 23,46) – aussprach, betete er die Psalmen (vgl. Ps 22,2; 31,6).

Georg Müller, einer der Christen, die am meisten gebetet haben, hat die Bibel gebetet. Die Christen der frühen Kirche haben die Bibel gebetet. Jesus hat die Bibel gebetet. Warum nicht auch du?

Warum schlägst du nicht jetzt gleich deine Bibel auf (oder rufst dir einen Vers in Erinnerung, den du auswendig gelernt hast) und beginnst?