
Fünf Lügen unserer Zeit
„In unserer Welt herrscht ein Krieg zwischen dem Guten und dem Bösen. … An vorderster Front stehen heute die Kämpfe um Geschlecht, Gender und Identität“ (S. 12). Auf der bösen Seite steht der Teufel, dessen Lügen und zerstörerischen Gedanken sich nicht nur in die Gesellschaft, sondern auch das christliche Umfeld einschleichen. Deshalb müssen Christen mit Gottes Wahrheit gewappnet sein, um den guten Kampf zu kämpfen. Rosaria Butterfield möchte Christen mit ihrem Buch Fünf Lügen unserer Zeit ausrüsten, indem sie Lügen und Halbwahrheiten beim Namen nennt, entlarvt und durch biblische Wahrheiten widerlegt.
In der Einführung schreibt die Autorin, dass es ihre Hoffnung ist, vorrangig christliche Frauen zu ermutigen und zuzurüsten, um ihre von Gott empfangene Berufung als Frauen, Ehefrauen und Mütter auszuleben und sich nicht für ihre gottgegebene Rolle zu schämen. „Dieses Buch zielt darauf ab, Frauen mit Mut und Trost aus Gottes Wort auszustatten“, (S. 19) damit sie diejenigen, die den „Lügen unserer Zeit“ zum Opfer gefallen sind, von Herzen lieben und dabei selbst standhaft bleiben können. Wenngleich die Anwendungen schwerpunktmäßig Frauen im Blick haben, kann das Buch auch für Männer wertvoll sein, die das Denken unserer Kultur besser verstehen und sich für den Kampf gegen diese Lügen wappnen wollen.
Fünf Lügen, die sich in unserer Kultur verbreitet haben und der biblischen Lehre widersprechen
„Homosexualität ist normal.“
Im ersten Kapitel gibt die Autorin einen Einblick in ihre eigene Geschichte als ehemalige Lesbe, die zum Glauben gekommen ist und erkennen durfte, dass Homosexualität Sünde ist. An ihrer Geschichte wird auf berührende Weise deutlich, dass man nicht „einmal homosexuell, immer homosexuell“ (S. 57) ist, sondern dass Gott aus einer lesbischen Feministin eine Frau machen kann, die gottesfürchtig leben, sich ihrem Mann unterordnen und Mutter sein möchte.
Um diese Lüge zu entlarven, erklärt Butterfield, was sich hinter der Begrifflichkeit „sexuelle Orientierung“ verbirgt. Sie greift dabei auf Freud und Darwin als Begründer dieser „von Menschen geschaffene[n] Theorie der Anthropologie“ (S. 85) zurück und zeigt auf, wie es dazu gekommen ist, dass Sexualität und Personalität miteinander verschmolzen sind und „persönliche Gefühle als Quelle der Wahrheit“ (S. 90) angesehen werden.
Außerdem geht die Autorin ausführlich auf die christliche Homosexuellenbewegung ein. Sie beschreibt die Entwicklung dieser Bewegung, ihre Strömungen und die Irrlehren, die ihr zugrunde liegen. Danach liefert sie eine biblische Einordnung und einen alternativen Umgang für Christen, die entweder selbst mit Homosexualität kämpfen oder anderen in diesem Kampf beistehen.
„Spirituelle Menschen sind barmherziger als bibeltreue Christen.“
Auch dieser Abschnitt wird mit einem persönlichen Beispiel eingeleitet, das einen „spirituellen Menschen“ vorstellt, der exemplarisch für unsere Kultur steht, in der es als unbarmherzig gilt, wenn Christen an der Wahrheit der Bibel festhalten. Christen und Kirchen, die nach Akzeptanz in der Gesellschaft streben, stehen deshalb in der Gefahr, von der biblischen Wahrheit abzuweichen, da sie den Menschen mehr gefallen wollen als Gott.
„Feminismus ist gut für die Welt und die Kirche.“
Von dieser Lüge war Rosaria Butterfield einst selbst zutiefst überzeugt. Sie hat sich vehement für die feministische Überzeugung der „Gleichheit der Frau mit dem Mann in allen Dingen – bis hin zur Leugnung der Schöpfungsordnung und der grundlegenden Biologie“ (S. 178) eingesetzt. Die Kapitel zu dieser Lüge machen deutlich, dass der Feminismus im völligen Widerspruch zu Gottes Wort und den Rollen, die er Mann und Frau zugewiesen hat, steht. Es werden Themen wie Abtreibung und Unterordnung angesprochen und sowohl aus feministischer als auch aus biblischer Sicht eingeordnet. Auch der Feminismus innerhalb des Christentums wird thematisiert und kritisiert.
„Transgenderismus ist normal.“
In unserer Gesellschaft ist Transgenderismus so „normal“, dass an staatlichen Schulen (in den USA) LGBTQ+ Förderung zum verpflichtenden „Anti-Mobbing“ Fach gehört und wissenschaftlich korrekte Arbeiten nicht anerkannt werden, da sie das „Selbstwertgefühl von Trans-Menschen“ (S. 249) gefährden würden. Butterfield unterscheidet deutlich zwischen „Geschlechtsdysphorie“, welche eine Krankheit und Folge des Sündenfalls ist, und „Transgenderismus“ als einer Ideologie. Auch andere Phänomene wie „Rapid-Onset Gender Dysphoria (ROGD)“, „Intersexualität“ und die „Gehirngeschlechts-Theorie“ werden hilfreich voneinander unterschieden und erklärt. Die Autorin vertritt die These, dass das Grundproblem von Transgenderismus die Sünde des Neids sei. Auch wenn sich das im ersten Moment sehr pauschal anhört, erläutert sie überzeugend, was sich in diesem Kontext hinter Neid verbirgt, was ihn kennzeichnet und zu welch katastrophalen Folgen er führen kann („Genitalverstümmelung“, S. 234). Christen werden an mehreren Stellen dazu aufgerufen, Menschen, die im Transgenderismus gefangen sind, nicht in ihrer Verwirrung zu bestätigen, sondern ihnen in Liebe und Wahrheit zu begegnen. Der Abschnitt endet mit der Ermutigung an Christen, die mit Geschlechtsdysphorie kämpfen: Es ist möglich, „in der Einheit mit Christus zu wachsen und ein vitales und blühendes Leben in der Gemeinde und der Familie Gottes“ zu führen (S. 275). Dabei stellen die Einheit mit Jesus, aufrichtige Buße und Zufriedenheit statt Neid die Grundlage für Veränderung dar.
„Sittsamkeit ist eine überholte Zumutung, die der männlichen Vorherrschaft dient und Frauen einschränkt.“
Butterfield sieht Sittsamkeit als den biblischen Gegensatz zu der in unserer Kultur populären Selbstdarstellung, die durch die sozialen Medien verstärkt wird. Sie ermutigt christliche Frauen demnach, nach „Tapferkeit, Wissen, Selbstbeherrschung, Ausdauer, Frömmigkeit, Nächstenliebe und Liebe“ (S. 296) zu streben, und so die „überwältigende Verkörperung moralischer Schönheit“ (S. 297) zu erlangen. Warum Sittsamkeit in unserer Kultur als überholt gilt, wird nicht genauer erläutert.
Bewertung
Mit ihrem Buch trifft Rosaria Butterfield den Nerv unserer Zeit. Jeder von uns ist auf unterschiedliche Art und Weise mit diesen Lügen konfrontiert und es tut gut, dass sie beim Namen genannt und aufgedeckt werden. Die Kernaussagen werden für die meisten von uns nicht neu sein, aber vielleicht haben wir uns an der einen oder anderen Stelle schon an die Lügen unserer Zeit gewöhnt. Das Buch rüttelt wieder wach, sensibilisiert dafür, wie schwer diese Lügen wiegen, und spornt dazu an, sie nicht einfach zu tolerieren, sondern aktiv gegen sie anzukämpfen. Dabei wird einen nicht jede „Lüge“ gleich ansprechen; ich finde die Kapitel über Homosexualität und Transgenderismus am eindrücklichsten – das sind auch die ausführlichsten.
Die Einleitung ist mit 36 Seiten relativ lang, und ich habe sie eher als irreführend empfunden. Hier schneidet die Autorin einige ihrer grundlegendsten Überzeugungen und jede Lüge bereits kurz an, ohne ihre Thesen weiter zu begründen. Es ist nicht wirklich ein roter Faden erkennbar, und man wird vorerst mit pauschalen Aussagen stehengelassen.
Am Anfang jedes Kapitels steht ein Bibelvers, dessen Zusammenhang mit dem Kapitel mal mehr und mal weniger deutlich wird, da nicht bewusst Bezug auf ihn genommen wird. Auch die Unterüberschriften sind nicht immer aussagekräftig für den Inhalt des Kapitels.
Insgesamt setzt sich der Inhalt aus persönlichen Geschichten, Kulturwissenschaft, Literaturkritik und Theologie zusammen. Der Leser wird dabei mit interessanten Zusammenhängen, neuem Wissen und guten Argumenten versorgt. Um diese nachvollziehen zu können, bedarf es für den Großteil des Buches Konzentration beim Lesen. Meines Erachtens ist es aber nicht das Hauptanliegen der Autorin, mit Argumenten zu überzeugen. Vielmehr appelliert sie immer wieder an das Herz. Ihr eigenes Herz ist voll von Liebe und Mitleid für die Verlorenen und Verwirrten. Das spornt an, die Nähe zu denen, die in Lügen gefangen sind, zu suchen und ihnen zu helfen. Letztlich stärken die theologischen Wahrheiten den eigenen Glauben und bestätigen einen darin, die Berufung, die Gott uns als Frauen (und Männern) gegeben hat, auszuleben.
Für die Autorin ist die Bibel ganz klar „ein irrtumsloses, unfehlbares, inspiriertes, vollkommen genügendes, verbindliches und lebendiges Buch …, das untrennbar mit unserem Herrn und Erlöser, seinem Königtum und seinem Liebesopfer für alle Gläubigen verbunden ist“ (S. 167). Dem Buch und den darin vertretenen Überzeugungen liegt demnach die Bibel als Fundament zu Grunde. Bereits in der Einleitung macht Butterfield deutlich, dass sie an die biblische Schöpfungsordnung glaubt, die u.a. „die Binarität der Geschlechter“ begründet und die „Rollen und Aufgaben“ (S. 27) von Mann und Frau offenbart. Das Buch enthält die Heilsgeschichte Gottes und ist durchdrungen vom Evangelium. Immer wieder weist die Autorin darauf hin, dass echte Veränderung nur in und durch Jesus möglich ist. Sie gibt keine moralistischen Ratschläge, sondern macht an ihrer eigenen Geschichte deutlich, dass es zuerst einem Eingreifen Gottes und einer Herzensveränderung bedarf, bevor sich das Leben grundlegend ändern kann. Gleichzeitig fordert Butterfield in aller Klarheit heraus, keine Kompromisse mit der Sünde zu machen, sondern sie zu erkennen, zu bereuen, zu bekennen, sich für sie zu schämen, sie zu hassen und sich von ihr abzukehren. Rosaria Butterfield schämt sich nicht, die Hässlichkeit der Lügen aufzudecken, sie zu verurteilen und so für die angefochtene Wahrheit einzustehen.
Fazit
Fünf Lügen unserer Zeit ist ein sehr lesenswertes Buch für diejenigen, „die sich nicht für die Bibel oder ihre Lehren schämen – und für solche, die es doch tun und sich verändern möchten“ (S. 17). Es zeigt das Chaos und die Verwirrung auf, die in unserer Kultur herrschen, und lenkt den Blick auf den Anker, den wir als Christen in Gottes Wort und seinem Evangelium haben. In Rosaria Butterfield hat das Buch eine verständnisvolle Autorin, da sie diese Lügen früher selbst geglaubt hat und gleichzeitig vehement für die Wahrheit eintritt. Ich glaube, dass aufkommende Gedanken wie: „Was würden meine Arbeitskolleginnen denken, wenn sie wüssten, dass ich das glaube?“ zeigen, dass Butterfield recht hat und wir alle in der Gefahr stehen können, uns für Gottes Wahrheiten zu schämen.
Buch
Rosaria Butterfield, Fünf Lügen unserer Zeit, Dillenburg/Bad Oeynhausen: Christliche Verlagsgesellschaft/Verbum Medien, 2024, 400 Seiten, 24,90 EUR.