Drei Dinge, die du über das Buch Nahum wissen solltest

Artikel von Daniel Timmer
18. Februar 2025 — 4 Min Lesedauer

Das Buch Nahum ist nicht einfach zu lesen. Obwohl die Gerichtsbotschaft über Assyrien deutlich macht, dass Gott dem Bösen keine endgültige Macht lässt, fällt es schwer, die Freude des Propheten über den Untergang Ninives nachzuvollziehen. Außerdem stellt sich die Frage, wie die durchgehende Betonung der Strafe mit dem Evangelium zusammenhängt. Diese und einige andere Auslegungsfragen lassen sich klären, wenn wir die folgenden drei Punkte beachten.

1. Das Evangelium bildet den Kontext für Nahums Botschaft

Der erste Abschnitt (Nah 1,2–8) hat einen ausgesprochen negativen Ton. Nahum geht davon aus, dass alle Menschen – nicht nur die Assyrer (die in diesem Abschnitt gar nicht erwähnt werden) – der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes ausgesetzt sind (vgl. Nah 1,2–3.5–6.8). Es ist daher eine zutiefst gute Nachricht, dass Gott auch eine „Feste zur Zeit der Not“ ist, die denen, die sich seiner Barmherzigkeit anvertrauen, Zuflucht vor ebendiesem Gericht bietet (Nah 1,7 LUT).

Dieser Abschnitt am Anfang ist der Deutungsschlüssel für den Rest des Buches. Judas vergangene Sünden und Gottes gnädige Entscheidung, ihre Bedrängnis zu beenden (vgl. Nah 1,12) sowie der Sturm des Gerichts, der über Assyrien hereinbrechen wird, sind allesamt Prototypen für Gottes zweiseitiges Wirken von Gericht und Erlösung. Auch wenn die Unterwerfung des alten Orients – einschließlich des Nordreichs Israel – durch Assyrien unaufhaltsam zu sein scheint, wird Gottes Eingreifen zeigen, dass die Ansprüche des Reiches auf seine Vorherrschaft falsch waren, ebenso wie seine Behauptungen, dass seine Götter diese Vorherrschaft möglich gemacht hätten.

2. Assyrien ist nicht der ultimative Feind Gottes

Obwohl Nahum Assyrien und insbesondere Ninive als seine Hauptstadt vehement verurteilt, waren die meisten Assyrer nicht an der Aggression beteiligt – einige seiner Bürger waren sogar unterworfene Israeliten. Das Buch konzentriert sich konsequent auf die Könige Assyriens (vgl. Nah 1,11.14), die Streitkräfte (vgl. Nah 2) und andere, die an seinem Programm der Ausbeutung und Selbstverherrlichung beteiligt sind, und zeigt, dass Gottes Gericht in erster Linie sie treffen wird. Zu Königen wie Esarhaddon (regierte 681–669 v. Chr.), der sich selbst als „König der Welt ... der Größte aller Herrscher“ bezeichnete und sich auf „große Götter“ wie Marduk und Nabu stützte, sagt Gott einfach: „[D]u bist nichts wert“ (Nah 1,14 ELB), und demonstriert es. Gottes Vergeltung gegen Assyrien ist ein Vorgeschmack auf sein Gericht über das „Babylon“ der Offenbarung, das nicht nur für Rom steht, sondern auch für Babylon und Ninive sowie für alle menschlichen Mächte danach, die sich durch Gewalt, Materialismus und gottverachtende Selbsterhöhung auszeichnen (vgl. Offb 17–18).

3. Gott wird alle seine Feinde besiegen und sein Volk vollständig befreien

Hätte Gott nicht aus freien Stücken und aus Gnade zugesagt, die Sünder zu retten, würde die Vernichtung seiner Feinde alle Menschen zur Verdammnis und zum Tod verurteilen (vgl. Röm 5,12–14). Aber wunderbarerweise ist Gottes Gnade in eine Welt eingedrungen, die sich voll und ganz der autonomen Selbstverwirklichung verschrieben hat, sei es durch den Imperialismus Assyriens damals oder andere Formen der Rebellion gegen Gott heute.

Angesichts der Macht der Sünde sind sowohl das Gericht als auch die Errettung ein Grund zur Freude. Wenn das Böse und diejenigen, die es praktizieren, fallen, freuen sich ihre Opfer zu Recht (vgl. Nah 3,19; Offb 19,1–5). In ähnlicher Weise feiern diejenigen, die Gottes Heil freudig annehmen, seine Gnade und Barmherzigkeit (vgl. Nah 1,15) und freuen sich auf die volle Verwirklichung seines Heilsplans (vgl. Nah 2,2).

In der Spannung zwischen dem „Schon jetzt“ und „Noch nicht“ der Endzeit fordert Nahums Botschaft uns auf, fest auf Gottes Zusagen zu vertrauen und die Widersprüche der Welt im Licht der göttlichen Wahrheit zu hinterfragen. So wie Nahum die selbstsüchtige und letztlich zerstörerische Natur von Ninives götzendienerischem Imperialismus offenlegte, sind auch Christen dazu aufgerufen, die vielfältigen Formen zu hinterfragen, in denen Einzelne, Gruppen und ganze Kulturen Gottes Autorität an sich reißen. Insbesondere dort, wo der Mensch als völlig autonom, ohne ein angelegtes Wissen um Gott und als selbstgenügsam auf dem Weg zum vollkommenen Glück dargestellt wird, gilt es, biblische Wahrheit entgegenzuhalten.

Nahum fordert uns auch dazu auf, die vergänglichen Güter zu hinterfragen, die der Mensch für das höchste Gut hält – sei es materieller Reichtum, sozialer Status, Moralismus oder der Drang nach Macht. Diese Götzen sind von Menschen erschaffen, unfähig zu retten oder zu befriedigen, und bereits als machtlos erwiesen (vgl. Nah 1,13). Nahums evangeliumsgeprägte Kritik am assyrischen Imperialismus lehrt uns, die Kultur im Licht von Gottes Gericht und Erlösung zu betrachten und als Zeugen Jesu zu leben. Sie bewahrt uns auch davor, falschen Versprechen Glauben zu schenken oder an unserer Hoffnung zu zweifeln, wenn die Welt sich als Quelle alles Guten ausgibt. Gott allein ist diese Quelle und wer ihn kennt, findet in ihm wahre Rettung und Erfüllung (vgl. Nah 1,7).