Sagt die Bibel etwas über Gottesdienstbesuche?

Artikel von Caleb Davis
5. Februar 2025 — 8 Min Lesedauer

Vielleicht hast du folgende Worte schon einmal gehört oder sogar selbst gesagt: Wir gehen nicht in die Gemeinde, wir sind die Gemeinde. Ich habe eine Beziehung zu Gott, dazu brauche ich weder eine Institution noch ein Gebäude. Zum Gottesdienst zu gehen, ist eine von Menschen gemachte, moderne Erfindung. Gott möchte, dass wir mit ihm und anderen in Verbindung treten. Das tue ich auf eine andere Weise – bei einer Mahlzeit, in der Natur, durch den Dienst an anderen – das ist meine Kirche.

Manche Menschen behaupten, sie seien Christen, gehen aber nie in den Gottesdienst. Sie meinen, die Bibel würde uns nicht dazu auffordern. Haben sie Recht? Sagt die Bibel etwas über den Gottesdienstbesuch aus? Wir wollen uns mit sieben verschiedenen Antworten auf diese Frage beschäftigen.

1. Gott hat seinem Volk befohlen, sich wöchentlich zu versammeln

Woher stammt die Idee, zum Gottesdienst zu gehen? Typischerweise werden als die Schuldigen entweder Kaiser Konstantin oder amerikanische Geschäftsmodelle angesehen, wahlweise auch alte Menschen oder Pastoren, die dringend einen Job brauchen. Aber wessen Idee ist das eigentlich ursprünglich gewesen?

Folgendes sagt Gott:

„Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Das sind die Feste des Herrn, zu denen ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt; dies sind meine Feste: Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Herrn, in allen euren Wohnorten.“ (3Mose‬ ‭23‬,2–3)

Gottesdienstliche Versammlungen sind keine menschliche Idee. Gott selbst versammelte sein Volk einmal in der Woche zu einer heiligen Zeit der Anbetung.

2. Das Volk Israel versammelte sich wöchentlich zu Gesang, Lehre und Gebet

Manche Leute finden „Kirche“ zwar schon wichtig, sagen aber, dass dazu eine Vielzahl von Aktivitäten gehören könne. Für eine Verbindung mit Gott sei keine institutionelle Versammlung notwendig. Also sei es in Ordnung, etwas zu finden, das für einen selbst funktioniert. Sie übersehen dabei aber, dass es in der Tat bestimmte Bestandteile von Gottesdiensten gibt, die Gott seinem Volk befohlen hat, wenn es sich als Gemeinde versammelt.

Die Wallfahrtslieder (Ps 120–134) wurden geschrieben, um die Menschen auf den Gottesdienst in Jerusalem vorzubereiten. Aus Psalm 122 geht hervor, dass sie an einen bestimmten Ort gingen (vgl. V. 1), Lob und Dank darbrachten (vgl. V. 4), beteten (vgl. V. 6a) und einen Segen empfingen (vgl. V. 6–7). Diese Bestandteile eines Gottesdienstes wurden in den Synagogen übernommen.

„Kirche leben“ bedeutet nicht nur, herauszufinden, welche geistlichen Praktiken für einen selbst funktionieren. Gott hat die Absicht, unser Verständnis von unseren Bedürfnissen und Wünschen durch Handlungen zu verändern, die er angeordnet hat.

3. Die Urgemeinde versammelte sich

Zu den vorherigen Ausführungen könnte man jetzt vielleicht sagen: „Diese Verordnungen galten ja nur im Alten Testament“. Aber das stimmt nicht. Die ersten jüdischen Christen gestalteten den gewohnten Gottesdienst zwar um, schafften ihn aber nicht ab. Über die Anfangszeit der ersten Gemeinde heißt es: „Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten“ (‭‭Apg ‭2,42‬).

Mit „Brotbrechen und Gebet“ ist nicht gemeint, dass man mit Freunden am Wochenende zusammensitzt und vor dem Essen betet. Es geht um formelle gottesdienstliche Versammlungen.

Als sich das Evangelium ausbreitete, organisierten sich die Christen in Ortsgemeinden und setzten die traditionellen Gottesdienste fort. Jakobus warnt vor Versuchungen, die entstehen können, „wenn jemand in eure Versammlung kommt, der einen goldenen Ring trägt und in feine Kleider gekleidet ist“ (Jak 2,1–4; vgl. Röm 16,5; 1Kor 16,19; Kol 4,15; Phlm 2).

Man geht davon aus, dass regelmäßige Versammlungen stattfanden – und nicht nur ein zwangloses Beisammensein. Das griechische Wort für „Versammlung“ wird normalerweise mit „Synagoge“ übersetzt; Jakobus spricht von formellen gottesdienstlichen Zusammenkünften. Die frühen Christen zeigen uns, dass Gemeindeleben bedeutet, sich zu Gottesdiensten zu versammeln.

4. Die Urgemeinde versammelte sich zu bestimmten Handlungen

Christen können viele gute Dinge tun, wenn sie zusammen sind, aber das bedeutet nicht, dass sie „eine Gemeinde“ sind. Es ist nicht „Gottedienst“, wenn Christen zusammen zelten gehen, anderen in Not dienen, eine Mahlzeit einnehmen oder beim Kaffee über Gott reden. Das sind gute Dinge, machen aber noch kein Gemeindeleben aus.

Der Gottesdienst der Urgemeinde umfasste dieselben Handlungen, die wir bereits besprochen haben: das gelehrte Wort, Gesang, Gebet und Danksagung (vgl. Kol 3,15–16) sowie zusätzlich das Abendmahl (vgl 1Kor 11,18–21).

5. Die Christen versammelten sich am ersten Tag der Woche

Wegen der Auferstehung Jesu bezeichnete die erste Gemeinde den Sonntag als den Tag ihrer heiligen Versammlung. Lukas berichtet: „Am ersten Tag der Woche aber, als die Jünger versammelt waren, um das Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen“ (Apg‬ ‭20‬,‭7‬; vgl. 1Kor 16,1–2).

Auch die Didache – zwar nicht die Heilige Schrift, aber doch eines der frühesten christlichen Dokumente aus dem ersten Jahrhundert – schreibt vor, wie der Gottesdienst der Gemeinde aussehen sollte: „An jedem Tag des Herrn versammelt euch und brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein ist.“

Am Sonntag zum Gottesdienst zu gehen ist keine moderne Erfindung. Die Christen haben sich nicht einfach zwanglos getroffen und verschiedene Tage zusammen „erlebt“. Sie waren dazu verpflichtet, sich sonntags zu versammeln.

6. Das Leiten und Predigen der Ältesten setzt eine regelmäßige Versammlung voraus

Über unsere Smartphones können wir heute leicht mit Freunden in Verbindung treten und haben Zugang zu den besten Predigern der Welt, zu Tausenden von Lobpreisliedern und sogar zur Ausbildung in Seminaren. So können wir uns unsere eigene Glaubenserfahrung aufbauen.

Aber die Bibel zeichnet ein anderes Bild. Es wird uns gesagt, dass Christen Älteste brauchen (vgl. 1Tim 3,1), die dafür verantwortlich sind, dass die Gemeinde erbaut wird (vgl. 1Tim 3,14–15), was hauptsächlich durch die Predigt geschieht. Paulus sagt zu Timotheus:

„Dies sollst du gebieten und lehren! Niemand verachte dich wegen deiner Jugend, sondern sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit! Bis ich komme, sei bedacht auf das Vorlesen, das Ermahnen und das Lehren.“ (‭‭1Tim‬ ‭4‬,11‬–‭13‬; vgl. Titus 2,1; 2,15; 2Tim 4,1–2)

Gott hätte auch einen anderen Weg einschlagen können. Er hätte einzelne Christen anweisen können, die Bibel zu lesen oder sich einen Mentor zu suchen. Er hätte uns befehlen können, Freunde zu finden, offen und ehrlich mit ihnen zu sein und ihnen die Erlaubnis zu geben, uns die Wahrheit zu sagen.

Aber Gott weiß, dass wir mehr brauchen als unsere eigenen selbst aufgebauten Ressourcen und Gemeinschaften. Er weiß, dass wir qualifizierte, berufene Leiter mit Autorität brauchen, die Verantwortung für uns übernehmen, und dass eben diese Leiter in unserem Leben predigen und lehren sollten. Dafür gibt es keinen Ersatz.

7. Die Versuchung, sich nicht zu versammeln, wird angesprochen

Für manche ist es einfach zu schwierig geworden, regelmäßig zum Gottesdienst zu gehen. Was früher Gewohnheit war, ist durch irgendetwas unterbrochen worden (Umzug, Sport der Kinder, Hausprojekte usw.). Oder das Leben wurde zu geschäftig. Der Hebräerbrief wurde an Christen geschrieben, denen es ebenfalls schwerfiel, durchzuhalten. Es ist aufschlussreich, dass eine der größten Versuchungen, denen sie ausgesetzt waren, darin bestand, die gemeinsamen Versammlungen aufzugeben. Der Autor sagt, dass dies nicht sein darf: „Und lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen“ ‭‭(Hebr ‭10‬,24‬–25‬).

Meinte er damit nur, dass sie nicht mehr zueinander zum Essen gehen oder nicht mehr gemeinsam in den Park gehen? Nein! Das ganze Kapitel handelt von der öffentlichen Versammlung – den Opfern und Gaben im Tempel, dem Dienst des Priesters und dem Betreten des Heiligtums. All diese Aktivitäten werden durch Jesus erfüllt und verbessert, was ein Grund mehr ist, unsere Zusammenkünfte nicht zu vernachlässigen.

Gott weiß, dass wir den Gottesdienstbesuch nicht vernachlässigen dürfen, wenn wir ihm treu bleiben und alles erfahren wollen, was er für uns bereithält.

Schlussfolgerung

Wir sind die Gemeinde, also gehen wir zu den Gemeindeversammlungen. Das Wort „Gemeinde“ bedeutet „Versammlung“. Gott hat sein Volk aus allen Nationen über Zeit und Raum hinweg gesammelt und tut es immer noch. Aber er sammelt sie nicht nur auf abstrakte Weise, sondern versammelt sie wöchentlich, physisch, an konkreten Orten mit bestimmten Bestandteilen des Gottesdienstes, der Erneuerung des Bundes und der Predigt unter der Leitung befähigter Ältester, von denen er weiß, dass wir sie brauchen.

Gott hat die Gemeinde zu einem der wichtigsten Aspekte deines Lebens als Christ gemacht. Wenn du all das erleben willst, was Gott für dich bereithält – ihn kennen lernen, sich an ihm erfreuen und ihn verherrlichen – dann kannst du das nicht erwarten, wenn du nicht mit einer Ortsgemeinde verbunden bist.

Lasst uns nicht nur die Gemeinde sein. Lasst uns in die Versammlungen der Gemeinde gehen. Das ist Gottes Idee, sein Plan und seine Gabe an uns.