Wie man Familienandachten (nicht) einführen sollte

Artikel von Douglas Sean O’Donnell
31. Januar 2025 — 8 Min Lesedauer

Wenn die Familienandacht zu kurz kommt

Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich bin Vater von fünf Kindern, war Pastor einer Gemeinde und habe ein Kinderbuch geschrieben – aber in Sachen Familienandacht mit meinen fünf Kindern würde ich mir keine gute Note geben. Inzwischen sind sie alle erwachsen und wohnen (bald) nicht mehr zu Hause, aber als sie noch jünger waren, haben wir es nicht geschafft, einen guten Rhythmus für die Familienandacht einzuführen und aufrechtzuerhalten. Die Andachten waren zu lang oder zu kurz. Ich stellte Fragen, die zu einfach oder zu schwierig waren. Der Austausch (wenn er denn stattfand) war oft flach (oder wurde durch Lärm, Geschrei, themenfremde Fragen, Toilettenpausen oder die Notwendigkeit unterbrochen, einen bockigen oder ungehorsamen Sprössling aus meiner Nachkommenschaft zurechtzuweisen).

Kennst du das auch? Nun, vielleicht kannst du ja noch von den Lektionen profitieren, die ich gelernt habe. Manches habe ich (denke ich) richtig gemacht, manches aber auch (das weiß ich) falsch. Beginnen wir damit, wie man Familienandachten nicht einführen sollte.

Wie man Familienandachten nicht einführen sollte

Erstens sollten Familienandachten nichts Schweres, sondern vielmehr etwas Schönes sein. Deine Haltung und dein Ton, mit denen du an Gottes Wort herangehst, werden deine Kinder beeinflussen. Vermeide es daher, mit Strenge oder einer verurteilenden Haltung zu reagieren, wenn deine Kinder nicht begeistert davon sind, stillsitzen und zuhören zu müssen.

Mute dir zweitens nicht zu viel zu (ich werde weiter unten mehr dazu sagen). Dir sollte klar sein, dass es dich und deine Familie nicht automatisch geistlicher oder reifer macht, wenn ihr einfach nur viel Material durcharbeitet.

Drittens: Wenn du eine vorbereitete Andacht verwendest, dabei aber merkst, dass deine Familie nicht wirklich bei der Sache ist, solltest du nicht darauf bestehen, diese bis zum Ende durchzuziehen. Wir alle haben mal einen schlechten Tag. Und wenn du merkst, dass heute einer dieser Tage ist, dann lies einfach einen kurzen Bibeltext, sprich ein kurzes Gebet und schlag deiner Familie vor, zusammen ein Spiel zu spielen.

Solltest du, viertens, schlecht gelaunt sein, ist es vielleicht besser, die Andacht ausfallen zu lassen, bis du deine Gefühle verarbeitet hast und wieder im Reinen mit dir selbst bist. Kinder sollten Familienandachten nicht als etwas in Erinnerung haben, das durch den Ärger oder die Kritik ihrer Eltern überschattet wird. Sie werden sich an ihre Gefühle bei den Familienandachten länger erinnern als an die Lehrinhalte.

Halte fünftens keine Vorlesungen. Kleinen Kindern fällt das Zuhören schwer.

Sechstens: Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, ob du originell bist. Einfach nur die Bibel mit minimalen (oder gar keinen) Kommentaren zu lesen, kann eine wunderbare Möglichkeit für deine Familie sein, gemeinsam die wichtigste aller christlichen Haltungen einzuüben – nämlich zuzuhören: „Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen [hören] werdet …“ (2Mose 19,5); „Höre Israel …“ (5Mose 6,4; Hervorhebung hinzugefügt); „Habt acht, dass ihr den nicht abweist, der redet!“ (Hebr 12,25; Hervorhebung hinzugefügt). Die Gebete und Überlegungen anderer Christen – sowohl aus der Geschichte als auch aus der Gegenwart – können ebenfalls hilfreich sein. Deine Familie dazu anzuleiten, auf die Worte der Bibel sowie die Worte von anderen Gläubigen zu hören (anstatt immer nur etwas Eigenes an die Familie weiterzugeben), bringt tatsächlich Abhängigkeit von der Fürsorge Gottes, Liebe für die Gemeinschaft der Heiligen und demütige Lernbereitschaft zum Ausdruck.

Wie dann?

Erstens: Sei realistisch. Nimm dir nicht vor, an jedem Wochentag eine Familienandacht durchzuführen, wenn du weißt, dass dein Zeitplan (und der deiner Kinder) das nicht zulässt. Fang mit einem Tag an. Vielleicht kannst du den Sonntagabend dafür nutzen. Oder du versuchst es mit drei Tagen in der Woche, ohne viel Aufhebens darum zu machen, welche Tage es nun werden. Wenn am Montag- und Mittwochabend Fußball und am Donnerstagabend Ballett ist, dann nimm den Sonntag, Dienstag und Freitag. Flexibilität (oder Freiheit!) ist das Gebot der Stunde. Um es mit den Worten Jesu zu sagen: Die Familienandacht ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für die Familienandacht (vgl. Mk 2,27)! Es steht dir frei, einmal pro Woche oder an jedem Abend in der Woche eine Andacht zu halten. Es steht dir frei, schnell oder langsam vorzugehen. Es steht dir frei, viel zu lesen (ein ganzes Buch, zum Beispiel 2. Petrus) oder wenig (einen Schlüsselvers). Schätze die Kürze der gemeinsam verbrachten Zeit nicht gering. Denk daran, dass Gottes Wort nie leer zurückkommt (vgl. Jes 55,11), dass Gott sich an kleinen Dingen erfreut (vgl. Mt 13,31; 19,14; Lk 2,1–4) und dass er aus dem, was uns klein und schwach erscheint, oft viel macht (vgl. 2Kor 12,9).

Zweitens: Halte die Andacht kurz und bündig. Wecke in deiner Familie Appetit auf mehr, nicht auf weniger: „Schmeckt und seht, wie freundlich der HERR ist“ (Ps 34,9). Familienandachten sollten von einem Gefühl von Freude, Neugier und Gnade gekennzeichnet sein.

Drittens solltest du deine Kinder einbeziehen und ihnen das Wort erteilen. Kinder stellen großartige Fragen und machen interessante Beobachtungen! Lass sie reden und zeig ihnen, dass du ihre Beiträge schätzt.

Wenn du viertens einen Leitfaden für Andachten verwendest, nimm dir ruhig die Freiheit heraus, die Lesungen anzupassen, nur die besten Fragen zu stellen oder eigene Fragen auszuarbeiten, die besser zu deiner Familie passen. Wenn du eigene Fragen erstellst, achte darauf, dass sie dem Alter deiner Kinder und überhaupt den Veranlagungen, Interessen und Erfahrungen in deinem Haushalt entsprechen. Du könntest zum Beispiel mit einer einfachen Ja/Nein-Frage für deine Kindergartenkinder oder einer einfachen Beobachtungsfrage für alle beginnen („War Zachäus klein oder groß?“). Dann kannst du zu etwas Tiefgründigerem übergehen, das vielleicht in einem guten Austausch münden könnte („Was hat Zachäus getan, weil er klein war? Was sagt uns das über ihn aus?“). Gute Fragen sind wichtig, ebenso wie breit gewählte Fragen. Das gilt auch für Fragen, die deinen Kindern beibringen, wie man die Bibel liest: Frag also nach dem Inhalt des Textes (Beobachtung), nach dem zentralen Thema und der Botschaft (Auslegung) und nach praktischen Möglichkeiten, das Gelernte in die Tat umzusetzen (Anwendung).

Fünftens: Fördere in deinen Kindern Neugier und Ehrfurcht, indem du ihnen beides vorlebst, wenn ihr euch Gottes Wort widmet. Offene Fragen wie „Was hat dich an der Geschichte überrascht?“ sind großartig, weil es keine richtige oder falsche Antwort gibt. Wenn deine Kinder eine künstlerische Ader haben, können sie auch gern etwas zeichnen oder ausmalen, das auf der Lektion basiert, und es dann mit der Familie teilen.

Sechstens: Singt gemeinsam! Lass die Kinder abwechselnd ein christliches Lied aussuchen, das sie mögen. Vielleicht besorgst du dir ein Gesangbuch (falls ihr noch keins im Haus habt) oder ihr singt das Lied, das am Sonntag in der Gemeinde gesungen wurde (hier kann das gute alte Gottesdienstblatt sehr hilfreich sein). Den Körper einzubeziehen, kann auch sehr förderlich sein. Hebt eure Hände (vgl. 1Tim 2,8), wenn ihr Gottes heiligen Namen preist. Kniet nieder (vgl. Dan 6,10) oder legt euch mit dem Gesicht auf den Boden (vgl. Lk 5,8), wenn ihr eure Sünden bekennt. Verschiedene Gebetshaltungen können Körper und Geist auf neue Weise ansprechen. „Steht auf, lobt den HERRN, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Neh 9,5). Ihr könnte auch gemeinsam tanzen, singen und Tamburin spielen: „Damals sangen Mose und die Kinder Israels dem HERRN diesen Lobgesang“ und „Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, nahm das Tamburin in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Tamburinen und im Reigen“ (2Mose 15,1.20).

Siebtens: Sei persönlich. Erzähl deiner Familie, warum du Gott und sein Wort liebst. Bekenne deine Sünden und erkenne deine Unzulänglichkeiten an. Bitte um Vergebung.

Achtens: Sei weitsichtig. Eine abendliche Familienandacht mag kurz und simpel sein, aber vergiss nicht, dass alle diese Momente nur ein Teil – nicht das Ganze – davon sind, wie Jesus deine Familie durch seinen Geist nährt und leitet. Mit der Zeit summieren sich die kurzen gemeinsamen Momente, die man in der Bibel und im Gebet verbracht hat. Erwarte nicht, dass sich die Neigungen, Stimmungen, Interessen und Beteiligung deiner Familie über Nacht plötzlich ändern, aber unterschätze auch nicht die langfristigen Auswirkungen, wenn man im Kleinen treu ist.

Achte neuntens auf Wiederholungen. Wenn du regelmäßig dieselben Gebete sprichst und dieselben Bibelabschnitte liest, wirst du feststellen, dass deine Familie diese Worte schon bald und ohne große Anstrengung im Herzen und auf den Lippen tragen wird. Es dauert nicht lange, und deine Kinder können das Schlussgebet oder den Segen (oder ein Kapitel wie Psalm 1 oder Psalm 23) auswendig mitsprechen. Wiederholungen sind ein Geschenk.

Zehntens: Bete. Bete um Weisheit. Bete für deine Kinder. Bete, dass eure Zeit im Wort und im Gebet fruchtbar ist und Gott in deiner Familie die Frucht des Geistes wirkt. Bete, dass die Familienandachten jahrelang andauern und zu den schönsten Erinnerungen deiner Familie werden.