Liebe und Wahrheit

Pressemitteilung von Evangelium21
27. Januar 2025 — 3 Min Lesedauer

(München, 27.01.2024). „Ein Gott der Liebe kann doch nicht …“ – so oder ähnlich hören wir es immer wieder. Wie kann es etwa sein, dass ein liebender Gott uns zumutet, zu glauben, dass Menschen verlorengehen? Um diese und ähnliche Fragen drehte sich die diesjährige Regionalkonferenz von Evangelium21 in der Schweiz. In der Zeit vom 24. bis 25. Januar trafen sich rund 160 Teilnehmer in Schönenwerd bei Aarau.

Harte Wahrheiten für die Seelsorge

„Wahrheit und Liebe erscheinen uns Menschen, die wir in einer gefallenen Schöpfung leben, oft als Gegensätze. Bei Gott aber gehören beide untrennbar zusammen“, sagte Thomas Wohler, Leiter des Martin Bucer Seminars in der Schweiz und Mitarbeiter von Zukunft CH (Winterthur). Gerade in der Seelsorge werde diese Spannung deutlich, da dogmatische Wahrheiten oft mit der unmittelbaren Lebenserfahrung kollidierten. Es sei wichtig, zu verstehen, dass es oft lange dauere, bis Menschen Gottes Perspektive annehmen könnten. Seelsorger müssten das in Seelsorgeprozessen berücksichtigen und Ratsuchenden Zeit geben. Letztlich seien es aber die biblischen Wahrheiten, die uns Menschen in die Freiheit führten.

Es gibt einen Wahrheits- und Liebesmangel

Ron Kubsch, der Hauptreferent der diesjährigen Tagung, setzte sich mit den Begriffen „Wahrheit“ und „Liebe“ aus gesellschaftlicher und biblischer Sicht auseinander. Nach Jahrhunderten, in denen das christliche Verständnis von Wahrheit als Offenbarungswahrheit vorherrschend und prägend war, erleben wir seit der Aufklärung bis hin zur Postmoderne ein Verschwinden der Wahrheit. Der spätmoderne Mensch lehne nicht nur die Wahrheiten der Bibel, sondern auch Vorgaben durch die natürliche Welt ab (vom Klimawandel abgesehen). Er ist nicht mehr bereit, sich an einer von außen gegebenen Ordnung auszurichten, er will selbst die Ordnung setzen. Der Mensch, vielleicht sogar jeder einzelne Mensch, ist das Maß aller Dinge. Wir können durchaus sagen: Der spätmoderne Mensch tritt selbst wie ein „Gott“ auf.

„Wenn wir als Christen unseren Zeugendienst jedoch treu ausüben wollen, ist es von höchster Wichtigkeit, dass wir uns der göttlichen Wahrheit im Gehorsam unterstellen und sie lieben.“ Liebe dürfe nicht mit dem zeitgenössischen, von der Popkultur geprägten Verständnis, verwechselt werden. Liebe sei das Gegenteil von Selbstbezogenheit. Liebe liebt nicht, um etwas zurückzubekommen. Dietrich Bonhoeffer habe einmal in einer Predigt zu 1. Korinther 13,4–7 gesagt: Liebe „will nichts von dem anderen, sie will alles für den anderen“. Es gebe heute in den Kirchen nicht nur einen Wahrheitsmangel, sondern auch einen Liebesmangel. Dazu stellte er zwei Fragen in den Raum: „Sind wir Gemeinden von versöhnten Brüdern und Schwestern, und praktizieren wir die Gabe der Gastfreundschaft?“ Kubsch schloss seinen dreiteiligen Beitrag mit Überlegungen zu Wahrheit und Liebe in der Zusammenschau. Auch er betonte: „Wahrheit und Liebe gehören wesensmäßig zusammen, da sie Eigenschaften des einen Gottes sind“ und „Die Wahrheit freut sich an der Liebe“.

Vom Umgang mit Gewissensfragen

Peter Prock, Pastor der Baptistengemeinde Basel und Mitarbeiter am Martin Bucer Seminar Schweiz, sprach über einen Vers aus dem 1. Timotheusbrief, in dem der Apostel Paulus betont, dass „das Ziel des Gebotes Liebe ist“ (1Tim 1,5). Er zeigte, dass das Umsetzen von Geboten und Anweisungen aus dem Wort Gottes nicht mit Gesetzlichkeit verwechselt werden dürfe.

Christian Schmid, Pastor der Immanuel Gemeinde Bern, widmete sich in seinen Ausführungen mit dem Titel „Wenn deine Wahrheit nicht meine Wahrheit ist“ der herausfordernden Fragestellung des Umgangs mit Gewissensfragen unter Glaubensgeschwistern und in der Gemeinde. Dabei stellte er heraus, dass nicht alle Wahrheiten von gleicher Wichtigkeit seien. Er forderte Christen dazu auf, theologische Diskussionen demütig zu führen.

Die Vorträge der Regionalkonferenz werden zeitnah in der Mediathek von Evangelium21 bereitgestellt.

Zu Evangelium21 gehören Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Sie verbindet das uneingeschränkte Vertrauen in die Heilige Schrift sowie eine Theologie, die auf die von den Reformatoren wiederentdeckten Wahrheiten ausgerichtet ist. Das Netzwerk will Impulse setzen, durch die Kirchengemeinden geistlich gestärkt werden. Das Thema der nächsten Hauptkonferenz, die zwischen dem 22. bis 24. Mai 2025 in der Arche-Gemeinde in Hamburg ausgetragen wird, lautet: Der Heilige Geist.

Fotos

Peter Prock (Bild E21, Tigran Avakian)
Christian Schmid (Bild E21, Tigran Avakian)
Thomas Wohler (Bild E21, Tigran Avakian)
Ron Kubsch (Bild E21, Tigran Avakian)