Die Schatzkammer des Hebräerbriefs

Artikel von Dennis Johnson
10. Januar 2025 — 5 Min Lesedauer

Der Hebräerbrief ist eine Schatzkammer voller lebensverändernder Wahrheit und Ermutigung. Wenn du mehr über Jesus von Nazareth wissen möchtest, wirst du ihn im Hebräerbrief kennenlernen, und zwar als ewigen Sohn, der die Herrlichkeit Gottes ausstrahlt (vgl. Hebr 1,2–3), als königlichen Messias, der von Gott „Gott“ genannt wird (vgl. Hebr 1,8), und als den Schöpfer von Himmel und Erde (vgl. Hebr 1,10–12).

Der Hebräerbrief zeigt auch, wie dieser herrliche, göttliche Sohn zu uns kam, indem er wie wir zu Fleisch und Blut wurde (vgl. Hebr 2,9–16), Leiden und Prüfungen ertrug wie wir (vgl. Hebr 2,17–18) und unsere Schwachheit empfand, um uns in unseren Krisen zu helfen (vgl. Hebr 4,15–16).

Möchtest du verstehen, warum Christen all ihre Hoffnungen – und ihr Leben – auf diese paradoxe Verbindung von göttlicher Majestät und menschlicher Schwachheit gründen, die wir in der Person Jesu finden? Der Hebräerbrief zeigt uns die Vollkommenheit Jesu als des einzigen Mittlers zwischen Gott und den Menschen, durch den wir mit Gott Gemeinschaft haben können (vgl. Hebr 7,22; 8,6; 9,15). Gott hat uns geschaffen, um seine Freunde zu sein; aber unsere schlechten Entscheidungen haben unser Wesen befleckt, uns von Gott entfremdet und eine Kluft geschaffen, die wir nicht überwinden können. Der Sohn kam in die Welt, um Gottes Willen zu tun. Er ertrug Versuchungen, ohne zu sündigen. Er brachte seinen Leib als untadeliges Opfer dar, das unser Gewissen entlastet und uns nach Hause führt (vgl. Hebr 4,15; 7,26; 9,14; 10,5–10). Dieser Sohn wurde von den Toten auferweckt (vgl. Hebr 13,20), „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Hebr 2,9) und zur Rechten Gottes eingesetzt (vgl. Hebr 1,3.13; 8,1), wo er für immer bleibt, um für uns zu beten (vgl. Hebr 7,24–25).

Möchtest du verstehen, ob (oder wie) die verwirrenden Vorschriften und Gottesdienstrituale aus den Mose-Büchern uns heute noch etwas zu sagen haben? Der Hebräerbrief hilft uns, die Dinge zu verstehen, die Gott Israel gab: das verflochtene System der Architektur (vgl. Hebr 9,1–15), der priesterlichen Befähigungen und Verhaltensweisen (vgl. Hebr 5,1–4; 7,11–16, 23–28), der Opferriten (vgl. Hebr 9,13–22) und des Festtagskalenders (vgl. Hebr 9,6–7; 10,1–3; 11). Der Hebräerbrief durchbricht die Komplexität, indem er den Kernpunkt aufzeigt: Die Gläubigen müssen vollkommen gemacht werden – nicht nur ihr Fleisch, auch ihr Gewissen muss gereinigt werden, damit sie sich Gott in seiner Heiligkeit nähern können (vgl. Hebr 7,11.19;  9,9–14; 10,1–4). Das komplexe Netzwerk des alten Gesetzes diente als „Schatten der zukünftigen Güter“ (Hebr 10,1), als Vorgeschmack auf die endgültige Gewissensreinigung, die den Weg zur Gemeinschaft mit Gott öffnen würde. Dieser Wendepunkt war Jesu Opfer am Kreuz (vgl. Hebr 9,14; 10,10–14), sodass wir jetzt durch ihn zu Gott kommen können (vgl. Hebr 4,14–16; 10,19–22).

Vielleicht denkst du daran, wie der auferstandene Herr Jesus seinen Aposteln alles erklärte, was über ihn „im Gesetz des Mose und in den Propheten und in den Psalmen“ (Lk 24,44) geschrieben steht. Du sehnst dich danach, zu verstehen, wie diese alten Schriften, die Jahrhunderte vor seiner Geburt in Bethlehem entstanden, seinen Auftrag vorhersagten. Der Hebräerbrief ist voll von alttestamentlichen Passagen und aufschlussreichen Auslegungen, die Aussagen über den Messias beinhalten. Mose bezeugte im Voraus das Priestertum Christi (vgl. Hebr 3,5), das in dem geheimnisvollen Melchisedek vorhergesagt wurde (vgl. Hebr 7,1–10; 1Mose 14,18–20), und das levitische System nahm das einzigartige Opfer Christi vorweg (vgl. Hebr 9,1–10,14). Spätere Propheten sagten das Kommen eines neuen Bundes durch Christus voraus, der den alten, gebrochenen Bund vom Sinai übertreffen und ablösen sollte (vgl. Hebr 8,5–13; Jer 31,31–34). In den Psalmen werden die Überlegenheit des Sohnes gegenüber den Engeln (vgl. Hebr 1,5–13; Ps 2; 45; 97; 102; 104), seine Verbindung mit der Menschheit (vgl. Hebr 2,5–14; Ps 8), sein Opfergehorsam (vgl. Hebr 10,5–10; Ps 40) und seine glorreiche Erhebung zur Rechten Gottes (vgl. Hebr 1,3.13; 8,1; 10,12; Ps 110) erklärt. Wenn du das Alte Testament so lesen willst, wie Jesus es seine Apostel lehrte, solltest du genau darauf achten, wie der Hebräerbrief es behandelt.

Sehnst du dich danach, zu erkennen, ob dein eigenes kleines Leben und die menschliche Geschichte einen Sinn haben? Der Hebräerbrief offenbart einen Gott, der den Lauf der Zeit souverän steuert. Er lenkte den Lauf der Jahrtausende bis zu den „letzten Tagen“ (Hebr 1,2), dem „Ende der Zeitalter“, als der Sohn in die menschliche Geschichte eintrat, „um die Sünde aufzuheben“ (Hebr 9,26). Der Herr lenkt die Geschehnisse noch immer auf eine triumphale Vollendung hin, „die zukünftige Welt“ (Hebr 2,5) und „die zukünftige Stadt“ (Hebr 13,14), ein unerschütterliches Reich (vgl. Hebr 12,28), das denen vorbehalten ist, die ihm vertrauen (vgl. Hebr 1,14; 6,12; 10,35–36). Der Bund – eine Verpflichtung zwischen dem Herrn und seinem Volk – ist die Struktur des Planes Gottes für die Geschichte. Die Einsetzung eines neuen Bundes durch Jesus, der den durch Mose vermittelten Bund ablöst, ist der Beginn der Ära der Vollkommenheit, nach der sich die Gläubigen des Altertums sehnten (vgl. Hebr 8,6–13; 9,8–10.13–26). Dein Leben und das gesamte Universum sind nach Gottes Plan auf eine herrliche Bestimmung ausgerichtet.

Bist du müde von der Eintönigkeit der Kämpfe in deinem Leben und entmutigt von Widerständen? Bist du bestürzt von Gefahren und zweifelst an Gottes Verheißungen einer besseren Zukunft? Der Hebräerbrief stellt ein realistisches, aber hoffnungsvolles Paradigma vor, um deinem Alltag einen Sinn zu geben: Wie die Israeliten, die mit Mose Ägypten verließen, ist auch dein Leben eine Wanderung durch eine feindliche Wüste. Du bist auf dem Weg zu einer Heimat, die weit jenseits dieser von Sünde befleckten Erde liegt (vgl. Hebr 3,7–4.13; 11,9–10.13–16; 13,14).Der Hebräerbrief stärkt schlaffe Hände und erlahmte Knie, indem er uns Jesus zeigt, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der das Kreuz ertrug und seine Schande für nichts achtete (vgl. Hebr 12,2–3), um seine Brüder und Schwestern zu befreien und sie zur Herrlichkeit zu führen (vgl. Hebr 2,10–15).