Was hat die Adventszeit mit Mission zu tun?
Der Advent ist eine Zeit, in der Christen zusammenkommen. Er kann uns aber auch daran erinnern, dass wir berufen sind, uns zu zerstreuen.
Im Missionsbefehl sendet Jesus seine Nachfolger aus, um Jünger aus allen Nationen zu machen (vgl. Mt 28,19). Wir übersehen manchmal, dass dieser Auftrag in dem Bericht von Jesu Geburt bereits angedeutet wird (vgl. Mt 1–2). Die Mission begann nicht erst, als Christi Wirken auf der Erde zu Ende ging. Schon die Geburt Jesu deutet an, dass die Mission unter allen Nationen der eigentliche Grund seines Kommens war.
Alle Nationen
Viele Nationen sind bei der Geburt Jesu anwesend. In Matthäus 2 lesen wir von einer ungewöhnlichen Menschengruppe, die kommt, um Jesus anzubeten. Während Jerusalem nicht bereit ist, seinen König zu empfangen (vgl. Mt 2,3), kommen Weisen, um Jesus anzubeten.
„Das Kommen der Weisen deutet darauf hin, dass alle Völker ihre Knie vor dem Sohn beugen werden.“
Matthäus betont ausdrücklich, dass diese Weisen aus dem Morgenland kommen, d.h. aus dem „Osten“ (vgl. Mt 2,1). Dies kann sich auf verschiedene Orte beziehen und manche vermuten, dass sie aus Babylon stammen. Das Kommen der Weisen deutet darauf hin, dass alle Völker ihre Knie vor dem Sohn beugen werden. Doch es stellt sich die Frage: Wie wird er sie zu sich ziehen? Der Missionsbefehl beantwortet diese Frage – durch die königliche Autorität Jesu.
Jesus sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker“ (Mt 28,18 LUT; Hervorhebung hinzugefügt). Dieser Autoritätsanspruch stammt aus Daniels Vision des Menschensohnes. Dieser steigt in den Himmel empor „und ihm wurde Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen, und alle Völker, Stämme und Sprachen dienten ihm“ (Dan 7,14). Seit Jesus auf den höchsten Thron erhoben ist, haben wir eine Mission, die sich an alle Völker richtet.
Der Stern und die Zerstreuung der Nationen
Ein wandernder Stern, der die Weisen zu Jesus führt, deutet auf ein übernatürliches Geschehen hin (vgl. Mt 2,2.7.9.10; 4Mose 24,17).
Unter Auslegern herrscht eine offene Diskussion über die Natur dieses Sterns. Eine Möglichkeit ist, dass der Stern ein Engel ist. In der Antike wurden Sterne als übernatürliche Wesen angesehen – die himmlischen Heere (vgl. 1Mose 2,1; Neh 9,6; Ri 5,20; Hi 38,7). Von Engeln wird gesagt, dass sie herabsteigen (vgl. 1Mose 28,12; Lk 10,18; Offb 18,1) und Menschen führen (vgl. 2Mose 14,19; 23,20). Oft werden sie mit Glanz in Verbindung gebracht (vgl. Apg 10,30; 12,7; 2Kor 11,14; Mt 28,3).
Zudem zeigt ein biblisch-theologischer Blick auf den Text, dass es sich um eine Umkehrung der Aufteilung der Nationen unter den Engelwesen handelt (vgl. 5Mose 32,8–9; Ps 82). Jetzt, wo der Menschensohn geboren ist, führt ein gehorsamer Engel die Nationen zu ihrem wahren König.
Wenn der Stern in Matthäus 2 tatsächlich ein Engel ist, der die Nationen zu Jesus führt, um ihn anzubeten, so deutet dies auf die Mission der Gemeinde hin. Nur durch Jesus werden die Nationen zu Jahwe strömen, denn ihre bösen Wächter wurden durch ihn besiegt (vgl. Kol 1,13; Eph 1,20–21). Als die Jünger in der Apostelgeschichte auf Mission gehen, sind sie mit viel geistlichem Kampf konfrontiert, da die gescheiterten Wächter in den Nationen ihre Opfer nicht ohne Widerstand ziehen lassen.
Die Kraft des Geistes
Weil ein übernatürlicher Kampf bevorsteht, brauchen die Jünger übernatürliche Kraft. Aus diesem Grund trägt Jesus seinen Jüngern auf, die Völker „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zu taufen. Anschließend verheißt er ihnen seine Gegenwart (vgl. Mt 28,19–20).
Während viele den Zusammenhang zwischen Emmanuel (Gott mit uns) zu Beginn und Christi Gegenwart zum Schluss des Matthäus-Evangeliums (vgl. Mt 1,23; 28,20) erkannt haben, stellen nur wenige eine Verbindung zur Gegenwart des Geistes und dem Krieg des Kosmos her.
Obwohl Matthäus nicht besonders viele Verweise auf den Geist macht, erwähnt er ausdrücklich die Gegenwart des Geistes in den Ereignissen rund um Jesu Geburt (vgl. Mt 1,18.20) und im Missionsbefehl (vgl. Mt 28,19). Wenn wir diese beiden Texte miteinander verbinden und sie mit unserer obigen Beobachtung verknüpfen, dann lernen wir, dass die Nationen durch die Gegenwart des Geistes von ihrer geistlichen Knechtschaft befreit werden.
Während seines Wirkens auf dieser Erde treibt Jesus immer wieder Dämonen durch die Kraft des Geistes aus (vgl. Mt 4,24; 8,16.28.31; 9,33; 12,24; 17,18; 15,22). Im Streitgespräch mit den Pharisäern bezüglich Beelzebub erklärt Jesus, dass das Reich Gottes zu den Menschen kommt, wenn er Dämonen (gefallene Engel) durch den Geist Gottes austreibt (vgl. Mt 12,28). Dementsprechend stellt Matthäus an einigen Stellen eine Verbindung zwischen Dämonenbesessenheit und Heiden her (vgl. Mt 8,29; 15,22).
An einer Stelle kommt eine kanaanitische Frau (eine Heidin) zu Jesus, weil ihre Tochter stark von einem Dämon gequält wird (vgl. Mt 15,22). Es fällt uns schwer zu verstehen, was Jesus meint, als er sagt, dass ihre Zeit noch nicht da sei. Doch wir müssen uns daran erinnern, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht gestorben und auf den Thron erhoben war. Dennoch heilt er die Tochter dieser Heidin, weil die Zeit hier einerseits gekommen war und andererseits noch nicht reif war.
Advent und Mission
Genauso kann der Advent Jesu mit „schon jetzt, aber noch nicht“ überschrieben werden. Die Nationen sind bei Jesu Geburt anwesend. Sie wurden von einem hellen Stern geführt, der ihnen zeigte, dass sie vom Reich der Dunkelheit befreit würden. Sie werden erlöst werden, indem sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Geistes getauft werden. Möglicherweise verkündigten die Bekehrten aus diesem Grund in alten Tauftraditionen: „Ich entsage dir, Satan, sowie all deinen Dienern und all deinen Werken.“
„Der Advent ist eine Zeit, in der wir an unsere Mission erinnert werden, zu den Nationen zu gehen.“
Der Advent ist eine Zeit, in der wir an unsere Mission erinnert werden, zu den Nationen zu gehen. Jesus wird zuerst von Heiden angebetet, die einem Stern folgen. Heutzutage werden Völker durch Botschafter, die seinen Namen durch die Kraft des Geistes verkünden, zum Glauben an Jesus geführt. Wir gehen in die ganze Welt, und zwar in der Hoffnung der Verheißung Jesu, die von Matthäus (vgl. Mt 8,11) aufgezeichnet wurde. Wie die Weisen werden viele von Ost und West kommen und sich Abraham und seinem bedeutenderen Sohn im himmlischen Königreich anschließen.