Gottes Vision von Gemeinde
Erste Evangelium21-Regionalkonferenz Südost in Schwabach
(München, 18.11.2024) Jesus gab alles auf, um sich eine Gruppe von Menschen aus allen Nationen, Völkern, Sprachen und Kulturen zu erwerben – seine Gemeinde. Diese elementare Tatsache wirft in der Praxis jedoch vielfältige Fragen auf: Wie hat sich Gott Gemeinde konkret gedacht? Wer kann Mitglied einer Gemeinde sein? Was sagt uns die Bibel über die Gestaltung des Gottesdienstes? Ist es bei all den online verfügbaren Ressourcen überhaupt noch notwendig, Teil einer Ortsgemeinde sein?
Unter dem Motto „GeMEINde: Gottes Vision lieben und leben“ fand am 16. November 2024 die erste Evangelium21-Regionalkonferenz im Großraum Nürnberg statt. Etwa 170 Teilnehmer hatten sich aufgemacht, um über diese und weitere Fragen nachzudenken. Hauptreferent war Jonathan Leeman aus Washington, D.C. (USA), Redaktionsleiter der Organisation 9Marks, die den Aufbau gesunder Ortsgemeinden fördern will. Leeman wurde von Kai Soltau unterstützt, der zum Vorstand von Evangelium21 gehört und als Pastor und Gemeindegründer in Wien arbeitet.
Gottes Vision für die versammelte Gemeinde
„Wenn wir uns versammeln, versammeln wir uns als begnadigte Sünder“, so Soltau im ersten Vortrag, in dem es um den Gottesdienst ging. Das Besondere an einer christlichen Gemeinde sei, dass Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen zusammenkommen, weil sie in Christus miteinander verbunden sind. Unser Verständnis von Gemeinde präge unsere Gottesdienstgestaltung.
Unser Gottesdienst müsse vor allem im Wort Gottes gegründet sein, denn allein dieses habe die Kraft, lebendig zu machen. Einzig das Evangelium verändere Herzen. „Gesunde Lehre wird nicht nur durch die Predigt verkündigt, sondern auch durch die restlichen Gottesdienstelemente.“ Letztlich versammeln wir uns zum Gottesdienst, „weil Gott uns einlädt, ihn anzubeten.
Gemeindemitgliedschaft – heute noch nötig?
Nach einer Kaffeepause zeigte Leeman auf, wie die Ortsgemeinde seit den Erweckungsbewegungen des 18. Jahrhunderts zunehmend aus dem Fokus geraten sei. Heute gebe es vielfältige Ressourcen, um geistliche Nahrung zu bekommen, vor allem im Internet. Dennoch sei die Mitgliedschaft in einer Ortsgemeinde wichtig, mehr noch: „Als Christ bist du ein Gemeindemitglied.“ Das Evangelium schaffe nicht nur (die universelle) Gemeinde, sondern auch (lokale) Gemeinden. Es mache aus dem „ich“ ein „wir“.
Wir können unserem Auftrag als Christen in verschiedener Hinsicht nur gemeinsam nachkommen. So bestehe gemäß Johannes 13,34–35 unser Zeugnis vor der Welt in unserer Liebe zueinander. Dafür sei offensichtlich eine Gemeinschaft von Christen nötig. „Christen ohne Gemeinde sind ineffektive Christen.“ Unser Leben müsse der Beweis für die Wahrheit des Evangeliums sein.
Repräsentant des Himmels
Im Lauf der Heilsgeschichte habe es unterschiedliche Orte gegeben, an denen sich Himmel und Erde überlappten, so Leeman in einem weiteren Vortrag. Nach der Zeit der Stiftshütte, des Tempels und Jesu sei heute die Gemeinde der Repräsentant des Himmels auf der Erde. Leeman verglich die Gemeinde mit der Auslandsvertretung eines Landes: Die deutsche Botschaft in Washingten, D.C. sei deutsches Staatsgebiet und eine Insel deutscher Kultur inmitten der USA. Das lasse sich auf die Gemeinde in dieser Welt übertragen: „Gemeinde ist der Ort, an dem die Flagge des Himmels weht und an dem die Kultur des Himmels erlebt werden kann.“
Dabei sei Gemeindemitgliedschaft gerade keine Sache der Starken, sondern sie stehe den Sündern offen, die Buße tun und sich taufen lassen (vgl. Apg 2,38). Auf unserem Weg als Christen seien wir darauf angewiesen, uns gegenseitig immer wieder anzuspornen, zu ermutigen, aber auch zu korrigieren. Für Korrektur gelte gemäß Matthäus 18,15–17 das Prinzip, sie „möglichst klein zu halten“. Es sei aber ein Gebot der Liebe, sie nicht zu unterlassen.
Zwischen den einzelnen Vorträgen gab es viel Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen, neue Bekanntschaften zu schließen und sich mit Literatur zu versorgen.
Ausblick: Weitere Konferenzen
Vom 29. bis 30. November findet in Schwäbisch Gmünd eine Frauenkonferenz mit Nicola Vollkommer statt. Diese Konferenz unter dem Thema „Wahres Leben in einer zerbrochenen Welt“ ist bereits ausgebucht, eine Teilnahme ist nur noch online im Rahmen von Watchpartys oder von zu Hause aus möglich. Das Jahr 2025 beginnt mit der Regionalkonferenz Schweiz vom 24. bis 25. Januar 2025 in Aarau. E21-Vorstandsmitglied Ron Kubsch spricht dort über das Thema „Liebe und Wahrheit: Trotz Spannung kein Gegensatz“. Am gleichen Wochenende findet auch die Regionalkonferenz Süd in München statt. Als Hauptredner konnte Gavin Ortlund zum Thema „Einig … aber wie? Wie Reformation zu wahrer Einheit führt“ gewonnen werden. Die Hauptkonferenz in Hamburg ist für den 22. bis 24. Mai 2025 geplant.
Zum Netzwerk Evangelium21 gehören Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Sie verbindet das uneingeschränkte Vertrauen in die Heilige Schrift sowie eine Theologie, die auf die von den Reformatoren wiederentdeckten Wahrheiten ausgerichtet ist: Gnade allein, Glaube allein, die Schrift allein, Christus allein und zu Gottes.