Workout mit Gott

Artikel von Garret Conner
13. November 2024 — 6 Min Lesedauer
„Der innere Zustand eines Pastors (wie bei jedem anderen bekennenden Christen auch) kann völlig anders sein, als das äußere Leben uns vermuten lässt.“[1] – Robert Yarbrough

Bevor ich Pastor wurde, beobachteten meine Glaubensgeschwister Eigenschaften an mir, die lobenswert sind: Ich war fleißig, wollte von Älteren lernen und hatte ein großes Anliegen für die Ortsgemeinde. Ich liebte es, dem Wort Gottes zu lauschen und zu evangelisieren. Doch vieles an meinem Charakter war mangelhaft.

Was ich zu Beginn meines Trainings für den Dienst als Pastor brauchte, war Jüngerschaft. Ich brauchte einen älteren Mann, der sich mit mir und meinen Entscheidungsfindungen, Dating-Gewohnheiten, praktischen Diensten und meinen geistlichen Disziplinen befasste. Im Alter von 21 Jahren nahm ich stolz an, dass sich meine Unzulänglichkeiten mit der Zeit von selbst erledigen würden.

In 1. Timotheus 4,16 macht Paulus klar, dass Timotheus’ Charakter einen spürbaren Einfluss auf die Fruchtbarkeit seines Dienstes haben wird. Der Apostel sagt: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören.“

„Unser Charakter kann von Gott zum ewigen Guten genutzt werden – doch ein Mangel an Charakter kann verheerende Folgen haben.“
 

Unser Charakter kann von Gott zum ewigen Guten genutzt werden – doch ein Mangel an Charakter kann verheerende Folgen haben. Egal ob du in Zukunft als Pastor arbeiten wirst, eine funktionierende Teamarbeit anstrebst oder in der Heiligung wachsen willst – hier findest du drei einfache „Trainingstipps“ für deinen Charakter.

Aufwärmphase: Sei überzeugt, dass Jesus dich liebt

Manchmal sind Pastoren die stolzesten Menschen. Ein stolzer Mensch ist ein Prahler, stellt sich selbst in den Mittelpunkt oder täuscht falsche Bescheidenheit vor. Es gibt aber auch den heimlichen Stolz, der sich als Selbsthass manifestiert. Er ignoriert die demütigende Wahrheit der Liebe Jesu zugunsten unserer eigenen törichten Innenschau.

Unser Stolz und unser Unglaube lassen uns vergessen, dass Gott uns liebt und sich in Christus über uns  freut. Ich möchte dich ermutigen, dir selbst zuzusprechen, dass Gott für dich da ist. Nimm dir das zu Herzen: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8).

Die Welt, das Fleisch und der Teufel erinnern dich daran, wie unschön du in deiner Sünde bist. Das ist wahr. Aber vor diesem dunklen Bühnenbild steht die Liebe Gottes im Rampenlicht. Er hat uns geliebt, als wir noch Feinde waren. Er hat dir seinen Heiligen Geist gegeben, um dir in Liebe zu helfen – auch jetzt. Rufe dir diese Wahrheiten täglich in Erinnerung!

Workout: Investiere in persönliche Anbetung

Seit meiner Kindheit hatte ich Probleme damit, mich zu konzentrieren. Doch Gott hat durch die Gemeinschaft mit ihm erstaunliche Veränderungen in meinem Leben bewirkt. Baue die folgenden „Übungen“ zur geistlichen Erbauung in deinen Alltag ein:

Achte aufs Wesentliche

Während der Ausbildung ermutigte mich mein Mitbewohner Peter, Gott darum zu bitten, dass ich mich besser konzentrieren kann. Ich fing an, Ablenkungen und Dinge zu beseitigen, die meiner Seele nicht guttaten. Was ich brauchte, waren weniger weltliche Musik, Medien und Nachrichten. Ich brauchte mehr Loblieder, die Bibel und das Gebet. Ich brauchte mehr persönliche Zeit mit Jesus. Und je länger ich Pastor bin, desto mehr brauche ich davon.

Lies die Bibel

Vor Jahren forderte mich Robert, ein alter Freund und Pastor, heraus, mit ihm in einem Jahr die Bibel durchzulesen. Ich habe bis heute nicht aufgehört. Es gibt nichts Besseres, als immer wieder dem roten Faden der Bibel nachzuspüren. Charles Spurgeon sagte: „Eine Bibel, die auseinanderfällt, gehört normalerweise jemandem, der das nicht tut.“ Entdecke das Wort Gottes zusammen mit jemandem aus deiner Gemeinde.

Führe Tagebuch

Ein anderer Freund, Dominik, ermutigte mich, meine Gebete aufzuschreiben. Zuerst war ich zögerlich, doch es stellte sich als eine der lebensveränderndsten und stärksten Übungen für mein geistliches Leben und den Dienst heraus. Das Aufschreiben hat mir geholfen, mich zu konzentrieren, in meiner Gemeinschaft mit Gott nachdenklicher zu sein und meine Liebe zu ihm zu vertiefen. Es zwingt mich, mich hinzusetzen, meine Sünden zu prüfen und mich an Gottes Verheißungen im Evangelium zu erinnern.

Sing dem Herrn

Fülle dein Leben mit guter christlicher Musik. Erhebe Gott und juble in ihm! Dreh das Radio leiser und stelle Lieder ab, die den Blick von Gott abwenden. Wenn du deine Hände zum Lobpreis Gottes erhebst, gibt er dir neue Kraft, die Sünde zu bekämpfen.

Cool-Down: Strebe nach lebendiger Nachfolge

Während meiner Ausbildung war ich stärker mit den Diensten meiner Gemeinde beschäftigt als mit gelebter Jüngerschaft. Mir war nicht klar, dass ich jemanden bitten könnte, mich zu begleiten. Ich strebte nach Coaching durch persönliche Beziehungen, aber damals war „Jüngerschaft“ noch nicht das Modewort, das es heute ist.

Ich brauchte dringend jemanden, der mir beibrachte, wie man lästige Sünden wie Selbstmitleid, Lust, Bitterkeit, ständiges Vergleichen und Alltagsflucht abtötet. Es macht keinen Spaß, diese Sünden aufzudecken. Es demütigt uns und lässt uns zurückschrecken. Aber Jesus ist ja nicht für die Gesunden gekommen, nicht wahr?!

„Wenn du dich in einer theologischen Ausbildung befindest, lautet mein Rat an dich: Suche dir einen engagierten Pastor und bitte ihn, in dein Leben zu sprechen.“
 

Charakterliche Reife kommt mit dem Wissen, dass man beständig in der Heiligung wachsen muss. Um uns wachsen zu lassen, benutzt Gott vorrangig die Beziehungen in einer Ortsgemeinde. Traurigerweise gibt es Männer, die einen Abschluss an einem christlichen Seminar machen, aber – wenn überhaupt – nur eine sehr schwache Beziehung zu einer Ortsgemeinde haben. Ist es nicht ironisch, dass sie meinen, eine Gemeinde leiten zu können, obwohl sie sich selbst nie einer untergeordnet haben?

Wenn du dich in einer theologischen Ausbildung befindest, lautet mein Rat an dich: Suche dir einen engagierten Pastor und bitte ihn, in dein Leben zu sprechen. Bitte ihn, eine Diagnose über deine persönlichen Gewohnheiten und dein Gedankenleben zu stellen. Wenn du ledig bist, sprich mit ihm über deine Herausforderungen und die Partnersuche. Wenn du verheiratet bist, tausche dich immer wieder mit ihm über deine Partnerschaft und deine Kinder aus. Du brauchst Ermutigung, und ein guter Pastor wird dich ermutigen. Diese Jüngerschaftsbeziehung wird deinen Charakter wachsen lassen und dich lehren, wie du eines Tages ein besserer Pastor sein kannst.

Möge der Herr dich in deiner Trainingszeit reichlich segnen![2]


1Robert W. Yarbrough, The Letters to Timothy and Titus, Hg. D.A. Carson, Pillar New Testament Commentary, Grand Rapids, MI; London: William B. Eerdmans Publishing Company; Apollos, 2018, S. 254.

2Weitere Quellen zum Thema: Dangerous Calling von Paul David Tripp, Character Matters von Aaron Menikoff, The Pillars of Christian Character von John MacArthur und The Path to Being a Pastor von Bobby Jamieson.