Viererpack für eine gesunde Gemeinde

Predigt, Gebet, Beziehungen und Geduld

Buchauszug von Paul Alexander  und Mark Dever
4. November 2024 — 16 Min Lesedauer

Bei meinem Vorstellungsgespräch in der Capitol Hill Baptist Church, bevor ich dort zum Pastor berufen wurde, fragte mich jemand, ob ich ein Programm oder einen Plan für Gemeindewachstum hätte. Vielleicht zur Überraschung jener Person (und vielleicht auch zu Ihrer Überraschung!) antwortete ich, dass ich eigentlich keine großen Pläne oder Programme umzusetzen hätte. Ich sei nur mit einem „Viererpack“ ausgerüstet – ich würde predigen, beten, persönliche Jüngerschaftsbeziehungen aufbauen und geduldig sein.

Predigt

Was manche vielleicht noch mehr überraschte, war mein Kommentar, dass ich es gern hinnehmen würde, wenn nötigenfalls jeder Aspekt meines öffentlichen Dienstes misslänge ... außer der Verkündigung von Gottes Wort. Das ist nicht unbedingt das, was ein Pastorenkandidat zu einer Gemeinde sagen sollte, oder? Was ich vermitteln wollte, war, dass es nur eines gibt, das zum Bau der Gemeinde von der Bibel her notwendig ist, und das ist das gepredigte Wort Gottes. Andere konnten jede andere Aufgabe übernehmen, doch nur ich war für das öffentliche Lehren von Gottes Wort verantwortlich und von der Gemeinde dazu ausgesondert. Das musste die Quelle unseres geistlichen Lebens sein, sowohl für jeden Einzelnen als auch für die ganze Gemeinde. Sein Wort war schon immer Gottes Mittel der Wahl, um sein Volk zu erschaffen, zu überführen, zu bekehren und ihm ähnlicher zu machen. Von der allerersten Ankündigung des Evangeliums in 1. Mose 3,15 über die erste Verheißung an Abraham in 1. Mose 12,1-3 bis zur Bestimmung dieser Verheißung durch sein Wort in den Zehn Geboten (vgl. 2Mose 20) schenkt Gott seinem Volk mittels seines Wortes Leben und Gesundheit und Heiligkeit. Von den Reformen unter Josia in 2. Könige 22–23 an, über die wunderbare Vision vom Tal der Totengebeine in Hesekiel 37,1–14, wo Gott seinem toten Volk durch die Verkündigung seines Wortes das Leben seines Geistes einhaucht, bis hin zur Wiederbelebung von Gottes Werk unter Nehemia und Esra in Nehemia 8–9, sendet Gott sein Wort immer dann, wenn er den Seinen neues Leben schenken und sie zu seiner Ehre versammeln will. Gott wirkt durch sein Wort. In Jesaja 55,10–11 sagt er es sogar ganz direkt:

„Denn gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, bis er die Erde getränkt und befruchtet und zum Grünen gebracht hat und dem Sämann Samen gegeben hat und Brot dem, der isst – genauso soll auch mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe!“

Was das Neue Testament über die Vorrangstellung von Gottes Wort in seinem Wirken sagt, ist ebenso deutlich. Das Wort erhält uns: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!“ (Mt 4,4). Jesus, das fleischgewordene Wort, ist das ultimative, Mensch gewordene Leben: „Im Anfang war das Wort, und ... in ihm war das Leben ... Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,1.4.14). Das Wort breitet sich aus und setzt sich zur Wehr: „So breitete sich das Wort des Herrn mächtig aus und erwies sich als kräftig“ (Apg 19,20; siehe auch Apg 6,7; 12,20–24). Das Wort ist es, was uns aufbaut und aufrechterhält: „Und nun, Brüder, übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, euch aufzuerbauen und ein Erbteil zu geben unter allen Geheiligten“ (Apg 20,32). Das Evangelium, Gottes deutlichste Ausdrucksform seines Wortes, ist seine wirksame Kraft zur Errettung: „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt“ (Röm 1,16; siehe auch 1Kor 1,18). Gottes Wort ist das, was den Glauben schafft: „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17). Das Wort ist das Instrument für Gottes Wirken in den Gläubigen: „[A]ls ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid“ (1Thess 2,13). Gottes Wort überführt: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebr 4,12). Gottes Wort schenkt uns die Neugeburt: „Nach seinem Willen hat er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit“ (Jak 1,18). Das Wort rettet uns, denn wenig später rät Jakobus: „[N]ehmt mit Sanftmut das euch eingepflanzte Wort auf, das die Kraft hat, eure Seelen zu erretten!“ (Jak 1,21). Petrus versichert uns auch, dass Gottes Wort erneuernde Kraft hat: „Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt ... Das ist aber das Wort, welches euch als Evangelium verkündigt worden ist“ (1Petr 1,23.25). Gottes Wort besitzt schöpferische, umgestaltende, lebensspendende Kraft! Das Evangelium ist Gottes Weg, auf dem er toten Sündern – und toten Gemeinden – Leben schenkt (vgl. Hes 37,1-14). Er hat keinen anderen Weg vorgesehen. Wenn wir auf neues Leben und Gesundheit und Heiligkeit in unseren Gemeinden hinarbeiten wollen, dann müssen wir in Übereinstimmung mit Gottes offenbarter Vorgehensweise arbeiten. Andernfalls riskieren wir es, umsonst zu arbeiten. Gottes Wort ist seine übernatürliche Kraft, um sein übernatürliches Werk zu vollbringen. Deshalb sind unsere Sprachgewalt, Neuerungen und Programme sehr viel weniger wichtig, als wir glauben; deshalb müssen wir als Pastoren uns der Predigt und nicht Programmen widmen; und deshalb müssen wir unsere Gemeinden lehren, Gottes Wort höher zu schätzen als Programme. Wenn der Inhalt und die Absicht von Gottes Wort gepredigt werden, wird die Kraft Gottes unter seinen Leuten entfesselt, denn Gottes Kraft zum Aufbau seines Volkes liegt in seinem Wort, besonders in seinem Wort, wie wir es im Evangelium finden (vgl. Röm 1,16). Gottes Wort baut seine Gemeinde. Deswegen ist die Predigt des Evangeliums von allergrößter Wichtigkeit.

Gebet

Das Gebet zeigt unsere Abhängigkeit von Gott. Es ehrt ihn als die Quelle allen Segens und erinnert uns daran, dass die Bekehrung von Menschen und das Wachstum von Gemeinden sein Werk sind, nicht unseres (vgl. 1Kor 2,14–16; 3,6–7). Jesus versichert uns, dass wir, wenn wir in ihm bleiben und seine Worte in uns bleiben, ihn seinem Willen entsprechend um alles bitten und wissen dürfen, dass er es uns geben wird (vgl. Joh 15,10.16). Was für eine Verheißung! Ich fürchte, sie ist vielen von uns so vertraut, dass wir in der Gefahr stehen, sie für banal zu halten. Dennoch müssen wir sie als etwas hören, das uns aus unserer schläfrigen Gebetslosigkeit aufrüttelt und voller Freude auf die Knie treibt.

„Wir müssen unsere Gemeinden lehren, Gottes Wort höher zu schätzen als Programme.“
 

Wie sollten wir nun beten, wenn wir beginnen, auf die Gesundheit und Heiligkeit der Gemeinde hinzuarbeiten? (1) Kann ein Pastor für die Gemeinde, der er dient, etwas Passenderes beten als die Gebete von Paulus für die Gemeinden, die er gegründet hatte (vgl. Eph 1,15–23; 3,16–21; Phil 1,9–11; Kol 1,9–12; 2Thess 1,11–12)? Machen Sie diese Gebete zu einem Ausgangspunkt für ein umfassenderes und konsequenteres Beten anhand von Gottes Wort. Auch das ist eine Möglichkeit, die Kraft des Evangeliums im Leben von Gemeindemitgliedern zu entfesseln. (2) Beten Sie darum, dass Sie das Evangelium treu, richtig und deutlich predigen. (3) Beten Sie, dass die Gemeinde immer reifer wird und dass Ihre Ortsgemeinde in gemeinsamer Liebe, Heiligung und gesunder Lehre wächst, sodass das Zeugnis der Gemeinde in der Umgebung unverwechselbar rein und für Außenstehende anziehend ist. (4) Beten Sie darum, dass sich durch Ihre Verkündigung des Evangeliums Sünder bekehren und die Gemeinde auferbaut wird. (5) Beten Sie um Gelegenheiten zur persönlichen Evangelisation für sich selbst und für die anderen Gemeindemitglieder. Ein sehr praktisches Hilfsmittel für Ihr persönliches Gebetsleben und für das Gebetsleben der anderen Gemeindemitglieder ist ein Gemeindeverzeichnis (wenn möglich mit Bildern), sodass jeder in der Gemeinde für die Menschen darin beten kann, pro Tag eine Seite. In unserem Gemeindeverzeichnis stehen auf einer normalen Seite etwa achtzehn Leute. Wir haben auch Extraseiten für Mitglieder in der Gegend, die nicht zur Gemeinde kommen können; eine Seite für den Leitungskreis, für Älteste, Diakone und Diakoninnen, angestellte Gemeindemitarbeiter und Praktikanten; wir haben Extraseiten für die Kinder von Gemeindemitgliedern, Seminaristen und vollzeitliche Mitarbeiter, die wir unterstützen (z.B. Missionare) und ehemalige Mitarbeiter und Praktikanten. Normalerweise raten wir den Betern, jeweils für die Menschen auf der Seite zu beten, deren Zahl mit dem Tagesdatum übereinstimmt (z.B. 1. Juni – Seite 1; 2. Juni – Seite 2 etc.).

Seien Sie Ihrer Gemeinde ein Vorbild für Treue im Gebet: Beten Sie selbst in Ihrer persönlichen Stillen Zeit für die Menschen im Gemeindeverzeichnis, und ermutigen Sie die Gemeinde, sich das Gebet mit dem Verzeichnis zu einer täglichen Gewohnheit zu machen. Ihre Gebete für die Einzelnen müssen nicht lang sein – nur biblisch. Wählen Sie doch ein oder zwei Sätze aus der Bibel, die Sie an diesem Tag für die Menschen beten wollen, und dann beten Sie ein oder zwei aussagekräftige Sätze zu den Dingen, die Sie aus dem aktuellen Leben der betreffenden Menschen wissen. Lernen Sie Ihre Herde gut kennen, sodass Sie konkreter für Sie beten können. Und für diejenigen, die Sie noch nicht gut kennen, beten Sie einfach, was Ihnen in Ihrer täglichen Bibellese wichtig geworden ist. Wenn Sie so mit Ihrem Gebetsleben ein Vorbild für andere sind und auch die anderen Gemeindemitglieder ermutigen, es Ihnen gleichzutun, kann das ein enormer Wachstumsfaktor für die Gemeinde sein. Es ermutigt zu Selbstlosigkeit im persönlichen Gebetsleben, und ein nicht unwesentlicher Nutzen ist, dass es eine gemeinsame Gebetskultur schafft und fördert, die Ihre Gemeinde nach und nach immer mehr als treu betende Gemeinde kennzeichnet.

Persönliche Jüngerschaftsbeziehungen

Eine sehr biblische und äußerst wertvolle Zeitinvestition für Sie als Pastor ist es, persönliche Jüngerschaftsbeziehungen aufzubauen. Praktisch bedeutet das, dass Sie sich mit einigen Personen regelmäßig unter vier Augen treffen, um ihnen geistlich Gutes zu tun. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, Leute nach dem Sonntagsgottesdienst dazu einzuladen, sich einmal mit Ihnen zum Mittagessen zu verabreden. Diejenigen, die darauf eingehen und so ihr Interesse signalisieren, sind oft auch offen dafür, sich wieder mit Ihnen zu treffen. Nach näherem Kennenlernen könnten Sie den Vorschlag machen, gemeinsam ein bestimmtes Buch zu lesen und jede Woche, alle vierzehn Tage oder eben so oft es geht, darüber zu sprechen. Dadurch eröffnen sich häufig im Leben der anderen Person Möglichkeiten für Gespräch, Ermutigung, Korrektur, Rechenschaft und Gebet. Ob Sie demjenigen sagen, dass es sich um eine „Jüngerschaftsbeziehung“ handelt oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Das Ziel ist es, ihn kennenzulernen und als einen Bruder in Christus zu lieben, indem Sie ihm geistlich Gutes tun. Seien Sie der Initiator für persönliche Fürsorge und Anteilnahme in Bezug auf andere. Dieses Leben von persönlichen Jüngerschaftsbeziehungen ist in vielerlei Hinsicht hilfreich. Zunächst einmal ist es gut für den „Jüngerschaftsschützling“, weil er so biblische Ermutigung und Ratschläge von jemandem erhält, der vielleicht schon etwas weiter ist, sowohl im Leben als auch auf seinem Weg mit Gott. Auf diese Art und Weise kann die Jüngerschaftsbeziehung als „Kanal“ für Gottes Wort dienen, durch den es in die Herzen der Gemeindemitglieder fließt und in einer persönlichen Beziehung ins Leben umgesetzt wird. Zweitens ist es auch gut für denjenigen, der auf der „Geberseite“ der Jüngerschaftsbeziehung steht, ob nun als bezahlter Pastor oder als nicht-hauptamtliches Gemeindemitglied, denn es ermutigt ihn, Jüngerschaft neu zu betrachten: nicht als etwas, das nur Super-Christen tun, sondern als etwas, das ganz selbstverständlich und unverzichtbar zum eigenen Jüngersein unter Christus gehört. Hauptsächlich auch aus diesem Grund ist es klug, wenn Sie als Pastor die Gemeinde öffentlich dazu aufrufen, sich einmal pro Woche mit einem älteren oder jüngeren Gemeindemitglied zum Essen zu treffen und geistliche Gespräche über Bücher zu christlicher Theologie und christlichem Leben zu führen. Die Gemeindemitglieder müssen wissen, dass es bei geistlicher Reife nicht nur um ihre persönliche Stille Zeit geht, sondern auch um ihre Liebe zu anderen Gläubigen und den konkreten Ausdruck dieser Liebe. Und wenn nicht-hauptamtlich mitarbeitende Mitglieder Jüngerschaftsbeziehungen zu anderen Mitgliedern pflegen, geschieht nebenbei noch etwas anderes Gutes: Es wächst immer mehr eine Kultur der unverwechselbaren christlichen Gemeinschaft, in der die Menschen einander nicht bloß so lieben wie die Welt, sondern als Nachfolger Christi, die gemeinsam sein Wort für ihr Leben verstehen und ausleben möchten. Solche Beziehungen sind sowohl dem geistlichen als auch dem zahlenmäßigen Wachstum zuträglich. Für Sie als Pastor besteht ein gutes Nebenprodukt Ihrer persönlichen Jüngerschaftsbeziehung zu anderen Mitgliedern darin, dass sie dazu beiträgt, eventuellen defensiven Widerstand gegen Ihre Führungsrolle abzubauen. Veränderungen stoßen immer auf Widerstand. Doch wenn Sie Ihr Leben für andere öffnen und diese anfangen, zu sehen, dass Sie ehrlich um ihr geistliches Wohlergehen besorgt sind (vgl. 1Thess 2,1–12), werden sie Sie eher als sorgenden Freund, geistlichen Mentor und gottesfürchtigen Leiter betrachten. Dann wird auch Ihre schrittweise Initiative hin zu biblischen Veränderungen nicht so leicht als persönliche Machtaneignung, Egotrip oder überkritische Negativität missverstanden werden. Jüngerschaftsbeziehungen führen dazu, dass Ihre Gemeindemitglieder Sie persönlich besser kennenlernen, was wiederum dazu beiträgt, das persönliche Vertrauen in Ihren Charakter und Ihre Motive zu stärken. Dementsprechend wird auch ein angemessenes Vertrauen in Ihre Führungsposition in der Gemeinde wachsen können. Dadurch wird das „Wir gegen ihn“ nach und nach abgebaut, das leider oft zwischen einer verletzten Gemeinde und einem neuen Pastor steht, und der Weg für biblisches Wachstum und Veränderung geebnet.

Geduld

Als ich meinen Dienst in der Capitol Hill Baptist Church antrat, wartete ich drei Monate, bevor ich zum ersten Mal eine Sonntagmorgenpredigt hielt. Ich nahm einfach am Gottesdienst teil. In den Gesprächen vor meinem Stellenantritt hatte ich um diese Zeit gebeten. Als ich meine Gründe erklärte, willigte die Gemeinde ein. Es war ein Ausdruck des Respekts vor der Gemeinde, gab mir Zeit, zu entdecken, woran sie gewöhnt waren, und zeigte ihnen, dass ich nicht vorhatte, alles von heute auf morgen zu ändern. Mir ist klar, dass nicht alle von uns sich den Luxus leisten können, nach Stellenantritt drei Monate bis zur ersten Predigt zu warten – sollte es aber möglich sein, würde ich es empfehlen. Der schnellste Weg, Ihren Einfluss als Pastor zu verlieren, sind überhastete, erzwungene Veränderungen (so biblisch sie auch sein mögen), bevor die Menschen bereit sind, Ihnen zu folgen und Ihren Rat anzunehmen. Viele von uns täten klug daran, ihre Erwartungen herunterzuschrauben und ihren Zeithorizont zu erweitern. Gesunde Veränderungen in einer Gemeinde zur Ehre Gottes und zur klaren Ausrichtung auf das Evangelium lassen sich nicht im ersten Jahr nach Ankunft eines neuen Pastors erreichen. Gottes Wirken ist für die Ewigkeit, und er wirkt seit aller Ewigkeit. Gott hat es nicht eilig, und wir sollten es auch nicht eilig haben. Daher ist es klug, Umsicht und Rücksicht auf die Einheit der Gemeinde walten zu lassen, indem man nicht so weit vorausläuft, dass Leute auf der Strecke bleiben. Gehen Sie in einer Geschwindigkeit vor, mit der die Gemeinde Schritt halten kann.

„Geduldige Unterweisung ist der biblische Weg, in der Herde Gottes die Grundlage für breite Zustimmung zu einer biblischen Agenda zu legen.“
 

Natürlich gibt es einige Dinge, die sehr schnell verändert werden müssen. Doch diese Veränderungen sollten Sie, soweit möglich, in aller Stille und mit einem ermutigenden Lächeln vornehmen – nicht laut und mit einem missbilligenden Stirnrunzeln. Wir sollen ja „überführe[n], tadel[n], ermahne[n]“, doch mit „aller Langmut und Belehrung“ (2Tim 4,2). Vergewissern Sie sich, dass die Veränderungen, die Sie umsetzen wollen, biblisch (oder wenigstens besonnen!) sind; und dann lehren Sie die Menschen in Ihrer Gemeinde geduldig von Gottes Wort her. Vorher können Sie nicht erwarten, dass sie die Veränderungen annehmen, die Sie vorschlagen. Solch geduldige Unterweisung ist der biblische Weg, in der Herde Gottes die Grundlage für breite Zustimmung zu einer biblischen Agenda zu legen. Wenn erst einmal der Boden für diese breite Zustimmung vorbereitet ist, werden Veränderungen nicht so leicht Spaltungen hervorrufen und die Einheit der Gemeinde ist weniger gefährdet. In Ihren Bemühungen um Veränderung sollten Sie sich auch um ehrliches, christliches Wohlwollen allen Menschen gegenüber bemühen. „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten; er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit“ (2Tim 2,24–25). Beeilen Sie sich, aber langsam ... und freundlich.

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Dieser Buchauszug stammt aus dem Buch Der Weg zur authentischen Gemeinde von Mark Dever und Paul Alexander (S. 31–38). Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
Eine überarbeitete Ausgabe des Buches erscheint im Frühjahr 2025 bei 3L.