Der New City Katechismus für die Jugendarbeit

Artikel von Hannes Ramsebner
11. Oktober 2024 — 8 Min Lesedauer

„Was, ein Katechismus? Für die Jugendarbeit? Ist das nicht veraltet? Oder nur etwas für Kinder?“ Solche Reaktionen erwartete ich, als ich den Jugendmitarbeitern den Vorschlag machte, den New City Katechismus (NCK) in unseren wöchentlichen Jugendstunden zu verwenden.

Vielleicht ist deine Reaktion auf den Titel dieses Artikels ähnlich. Doch ich denke, es gibt gute Gründe, Katechese in der Jugendarbeit zu verwenden.

Ich war ziemlich überrascht, dass die Jugendmitarbeiter positiv auf meinen Vorschlag reagierten. Obwohl wir dieses Programm nur für eine begrenzte Zeit probierten, da sich die Gruppe dann veränderte, möchte ich in diesem Artikel unsere Gründe für die Entscheidung, den NCK zu verwenden, erläutern. Meine Hoffnung ist, dich zu inspirieren, diesen Versuch ebenso zu wagen und hoffentlich auf unsere Erfahrung aufzubauen.

Wie kamen wir auf diese Idee und was ist der NCK?

Als Familie lesen wir schon länger gemeinsam Katechismen. So wollte ich dieses Jahr unsere Gemeinde ermutigen, ebenso jede Woche eine Frage des NCK durchzugehen.[1] Dies ist keine neue Methode, sondern hat eine lange Tradition:

„Im Laufe der Kirchengeschichte haben Christen immer wieder Katechismen – Fragen und Antworten, die zum Auswendiglernen und Aufsagen gedacht sind – verwendet, um die zentralen Lehren des christlichen Glaubens zu vermitteln. Der New City Katechismus ist eine moderne Ressource, die Christen diese alte Lehrmethode wieder näher bringen möchte.“[2]

Als die Jugendgruppe auf der Suche nach neuen Lehrmitteln war, lag es für mich auf der Hand, den NCK dort ebenso auszuprobieren. Ich sehe die Jugendarbeit als Erweiterung der Familienarbeit und Jüngerschaft unserer Gemeinde. So erscheint es sinnvoll, dort die gleichen Materialien zur Lehre zu verwenden.

Doch ist dies Grund genug, den NCK zu verwenden? Gibt es nicht bessere Ressourcen, die ausdrücklich für die Jugendarbeit erstellt wurden? Was spricht also dafür?

Dass der Katechismus nicht für eine Altersgruppe bestimmt ist, mag für die Jugendarbeit als Nachteil erscheinen. Und doch spricht gerade der NCK viele Themen an, die gerade für Jugendliche relevant sind. Zudem ist der NCK in der Praxis nicht schwieriger zu verwenden als andere Ressourcen, obwohl zu Beginn etwas mehr Vorbereitung benötigt wird.

Ich möchte daher zuerst kurz erläutern, wie wir den NCK verwendeten, und dann auf seine Breite an Themen eingehen.

Stärken des NCK in Vorbereitung, Durchführung und Nacharbeit von Jugendgruppen

Ich schlage vor, in wöchentlichen Treffen mit den Jugendlichen je eine Frage des NCK in einer Andacht oder gemeinsamen Bibelarbeit zu besprechen. Da der Katechismus 52 Fragen hat, könnte man ihn in einem Jahr durchmachen. Viele Jugendgruppen treffen sich allerdings nicht wöchentlich oder legen Pausen in den Ferien ein. Hier müsste man eventuell manche Fragen zusammenfassen, wenn man den NCK gleichzeitig mit anderen Gruppen der Gemeinde in einem Jahr schaffen möchte. Zu manchen Fragen sind vielleicht mehrere Treffen nötig, andere wirst du aber zusammenfassen können – hier bietet sich eine gewisse Flexibilität an.

Meiner Erfahrung nach ist es bei manchen Fragen hilfreich, diese als Einstieg zu verwenden und dann anhand der vorgegebenen Verse ein gemeinsames Bibelstudium zu machen. Die Antwort des NCK dient dann als persönliche Anwendung zum Schluss. Wir folgten etwa bei Frage 7 („Was fordert das Gesetz Gottes?“) dem Verweis zu Matthäus 22, erarbeiteten anhand des Textes, wie Jesus das wichtigste Gebot definierte, und überlegten, was dies für uns bedeutet.

Eine Alternative wäre, die Bibelstelle als Einstieg in ein komplexes Thema zu nehmen und dieses anhand von verschiedenen Texten zu erarbeiten (z.B. bei Frage 3: „Wie viele Personen sind in Gott?“), oder die einzelnen Punkte einer Antwort aus der Bibel zu begründen (z.B. Frage 2: „Wer ist Gott?“).

In der Vorbereitung sind die Jugendmitarbeiter daher gefordert, sich Gedanken zu machen, wie die einzelnen Fragen und Bibelstellen zusammenhängen und wo diese Themen noch in der Schrift behandelt werden. Wer bisher ausführliche Lehrpläne oder Vorlagen gewöhnt ist, wird hier vielleicht zu Beginn überfordert sein. Es bietet sich daher an, dass erfahrene Mitarbeiter oder Gemeindeälteste sich Zeit für die gemeinsame Vorbereitung nehmen und dadurch andere praktisch in Exegese, Hermeneutik sowie biblischer und systematischer Theologie schulen. Die Ressourcen aus der App wie Kommentare und Gebete dienen ebenso als hilfreiche Anregungen in der Vorbereitung.

Oft werden durch die Fragen dann auch weitere Themen angeregt, die du im Anschluss besprechen oder den Jugendlichen als „Hausaufgabe“ mitgeben kannst. Sie lernen damit auch anhand des NCK, wie man gute Fragen zu Glaubensthemen stellt, und werden entdecken, dass sich oft die nächste Frage im NCK aus der vorigen Antwort ergibt.

Nach der Andacht oder Bibelarbeit könntest du Spiele verwenden, um die Antworten auswendig zu lernen. So bleibt das Gelernte in Erinnerung. Die Jugendlichen können dann einander ermutigen, weiter zu studieren oder auswendig zu lernen. Im Idealfall geschieht das in Ergänzung mit den Eltern oder Mentoren.

So konnte ich in Gesprächen mit jungen Menschen, die ich in der Jüngerschaft begleite, immer wieder auf Fragen des NCK verweisen. Zum Beispiel fragte mich ein junger Mann nach dem Ostergottesdienst, wieso es für unsere Erlösung entscheidend ist, dass Jesus Gott ist. Nach kurzem Überlegen fiel mir ein, dass dies doch Frage 23 des NCK ist! So lud ich ihn ein, diese Frage gemeinsam zu studieren.

Durch solche Erfahrungen wurde mir die Breite an Themen bewusst, die sich in den 52 Fragen und Antworten findet. Dies ist der Grund, wieso ich den NCK für die Jugendarbeit empfehlen würde:

Große Bandbreite an Glaubensthemen

Viele Jugendgruppen sind in einem Dilemma über die Frage: Wie sollen wir uns ausrichten? Sind wir primär eine evangelistische Gruppe, zu der Jugendliche ihre Freunde einladen? Oder dient die Gruppe der Jüngerschaft für gläubige Jugendliche?

„Jugendliche werden nach dem Jahr im NCK nicht nur besser wissen, woran sie glauben, sondern ihren Herrn durch die gemeinsame Zeit im Wort auch besser lieben lernen und Frucht in ihrem Leben aufweisen.“
 

Die Ausrichtung der Jugendgruppe bestimmt schließlich die Themen, die besprochen werden – machst du eine evangelistische Andacht zu Johannes 3,16 oder ein Studium des Richterbuches? Oft lassen sich vorhandene Gruppen nicht so einfach einordnen und bestehen aus einer Mischung aus gläubigen und ungläubigen Jugendlichen.

Hier sehe ich eine weitere Stärke des NCK, denn die Themen sprechen meist beide Gruppen an, sowohl Außenstehende als auch junge Christen. Anhand der Fragen wird die Fülle des Evangeliums gelehrt, von Gesetz über Sünde zur Erlösung und dem Status als Kinder Gottes. Jedes Thema ist eine Gelegenheit dafür, dass Jugendliche von Sünde überführt und sich der Notwendigkeit von Gottes Gnade bewusst werden.[3] Sie sehen zudem, wie ihr Glaube in vielen verschiedenen Bereichen des Lebens zur Anwendung kommt, und werden ermutigt, das zu halten, was Christus seinen Jüngern befohlen hat (vgl. Mt 28,20). Ich bin daher überzeugt: Viele Jugendliche werden nach dem Jahr im NCK nicht nur besser wissen, woran sie glauben, sondern ihren Herrn durch die gemeinsame Zeit im Wort auch besser lieben lernen und Frucht in ihrem Leben aufweisen.

Allerdings muss ich an dieser Stelle betonen, dass der NCK allein nicht für die Jugendarbeit ausreicht. Schließlich ist der NCK für verschiedene Konfessionen geeignet und somit werden Themen aus der Gemeindepraxis nicht sehr ausführlich behandelt. Zum Beispiel erwähnt der NCK die Taufe mehrmals, allerdings wird nicht zwischen Credo- und Paedobaptisten unterschieden.

Ich würde den NCK daher zumindest alle drei Jahre auf den Lehrplan nehmen, damit ihn jede Jugendgeneration mindestens einmal durchnimmt. Dadurch ergibt sich in den restlichen Jahren genügend Raum für zusätzliche Themen und eine Prägung nach deiner Gemeindetradition, sobald das Fundament gelegt worden ist.

Fazit

Ich hoffe, dass ich dir die Verwendung des NCK in der Jugendarbeit zumindest „schmackhaft“ gemacht habe. Zugegeben, der NCK ist keine klassische Ressource für die Jugendarbeit. Bei meiner Recherche habe ich kaum jemanden gefunden, der den NCK so verwendet.[4] Ich bin aber überzeugt, dass du nach einer kurzen Eingewöhnung die Stärken des NCK in der Praxis entdecken kannst. Mit seiner Breite an Themen ist er eine Ressource, die für viele verschiedene Gruppen eine gute Basis bietet, auch über die Jugendarbeit hinaus zum Segen für die gesamte Gemeinde. Wie erwähnt würde ich dies vor allem empfehlen, wenn auch andere Gruppen oder Familien der Gemeinde regelmäßig den NCK verwenden oder dies ebenso probieren möchten. Falls du dich darauf einlässt, würde ich mich freuen, von dir zu hören.

Weitere Informationen zum New City Katechismus findest du hier


1Dieser Artikel hat uns in dem Plan bestärkt und ist eine hilfreiche Ergänzung zum Thema Auswendiglernen: https://www.evangelium21.net/media/4256/ein-lob-auf-das-auswendiglernen.

2https://www.evangelium21.net/media/1372/new-city-katechismus.

3Vgl. auch diesen Artikel zum Evangelium im Zentrum der Jugendarbeit: https://www.evangelium21.net/media/4418/eine-jugendarbeit-mit-dem-evangelium-im-zentrum.

4Hier ein kurzer englischsprachiger Artikel zum Thema Katechismen in der Jugendarbeit (https://rootedministry.com/catechisms-in-youth-ministry/) und ein Erfahrungsbericht zum NCK (https://www.youtube.com/watch?v=ATbnxh5ie5k).