Viele Geschichten über die eine Geschichte
Warum Kevin DeYoung (noch) eine Kinderbibel geschrieben hat
Die Bibel enthält viele Geschichten über die eine Geschichte: das Evangelium von Jesus Christus. Du weißt das vielleicht, aber wissen das auch deine Kinder?
Um es ihnen zu vermitteln, fasst Kevin DeYoung in Die größte Geschichte: Bibelgeschichten für Kinder 104 Bibelgeschichten zusammen. Dieses Buch demonstriert als Ergänzung zu Die Größte Geschichte: Wie der Schlangenzertreter uns in den Garten Eden zurückbringt, wie bekannte und unbekannte biblische Szenen in Gottes übergreifenden Plan der Gnade hineinpassen. Matt Smethurst hat mit Kevin DeYoung über seine neue Kinderbibel gesprochen.
Matt Smethurst (MS): Es gibt unzählige Kinderbibeln. Was ist anders an deiner?
Kevin DeYoung (KD): Es ist natürlich die beste und einzige Kinderbibel, die du je brauchen wirst! Aber mal im Ernst, es gibt viele gute christliche Bücher und Bibeln für Kinder. Was ich an dieser liebe, ist, dass sie lang genug ist, um viele Bibelgeschichten zu enthalten, während aber jede einzelne Geschichte kurz genug ist, um sie in einem Zug durchzulesen. Don Clarks Illustrationen sind überwältigend, das sticht heraus. Ich habe versucht, jede Geschichte mit dem großen Ganzen im Hinterkopf zu schreiben. Ich wollte beim Nacherzählen nicht von der Schrift abweichen, dabei aber eine frische und kraftvolle Sprache nutzen.
MS: Wie können Eltern ihren Kindern die Bibel erklären, ohne in die Falle des Moralismus zu tappen? Und wie kann man da auf der anderen Seite vom Pferd fallen??
KD: Am wichtigsten ist, dass Eltern sich nicht so sehr vor dem Falschem fürchten, dass sie gar nichts mehr probieren. Die Bibel soll uns moralische Beispiele geben – positive als auch negative. Aber natürlich sollten wir sie niemals auf eine Sammlung moralischer Geschichten reduzieren.
Achte bei jeder Geschichte auf die Bedeutung und die Stimmung. Das wird dir die richtige Richtung zeigen. In jeder Geschichte geht es auf eine Art um Jesus, aber nicht in jeder Geschichte in der gleichen Art.
MS: Einige plädieren dafür, das Gesetz von klein auf in die Kinder hineinzuprägen und erst dann das Evangelium einzubringen, wenn sie ihre Bedürftigkeit erkannt haben. Wie können Eltern sowohl das Gesetz als auch das Evangelium in der Erziehung der Kinder einsetzen?
KD: Das klingt nach einer schrecklichen Strategie. Ich kann die lange Sicht nachvollziehen – Kinder brauchen Regeln und Grenzen, besonders wenn sie jünger sind. Aber wenn sie diese Regeln und Grenzen übertreten, egal in welchem Alter, müssen sie auch Gottes Gnade kennenlernen. Andererseits befürchten einige Eltern so sehr, nicht evangeliumszentriert zu sein, dass sie davor zurückschrecken, ihren Kindern eindeutige Aufforderungen und Konsequenzen für das Missachten derselben zu geben.
MS: Viele Eltern fühlen sich erschöpft. Der Gedanke an weiteres Erziehungsmaterial mag sich überfordernd anfühlen. Wie kann dieses Buch also wirklich dabei helfen, erschöpfte Eltern bei der Erziehung zu unterstützen?
KD: Hoffentlich kaufen Eltern dieses Buch nicht aus einer Verpflichtung heraus, es ihren Kindern vorlesen zu müssen. Wenn es ein gutes Kinderbuch ist, werden die Kinder es selbst lesen wollen. Es ist wahr, dass ich es für eine gute Ressource für die gemeinsame Familienandacht am Essenstisch halte, aber in erster Linie hoffe ich, dass es ein Buch ist, das die Kinder kaum aus der Hand legen können.
MS: Man kann durchaus sagen, dass du einen ganzen Haufen Kinder hast. Wie haben sich die Routinen der Familienandachten in den verschiedenen Phasen verändert?
KD: Tja, wir waren stets in allen Phasen drin. Wir haben neue Mitglieder hinzugefügt, bevor die anderen aus einer Phase herausgekommen waren. Wir haben neun Kinder, im Alter von 1 bis 18. Unser Abendessen, wenn wir alle gemeinsam essen, ist immer laut und chaotisch. Manchmal lesen wir eine Passage aus der Bibel. Manchmal beten wir. Manchmal berichten wir aus unserem Tag. Manchmal bereiten wir etwas Längeres und Formales vor. Und manchmal machen wir ehrlicherweise nichts, außer den Kindern essen zu geben, sie ins Bett zu legen und den Tag zu überstehen.
MS: Don Clarks Illustrationen sind unglaublich. Hast du einen Favoriten?
KD: Don ist unglaublich talentiert. Seine Illustrationen sind so einzigartig, so farbenfroh und so interessant, dass sie fast zu einem eigenen Genre geworden sind. Ich liebe das Bild der schwangeren Jungfrau Maria. Wir haben das Bild eingerahmt zu Hause hängen. Ich liebe auch das Bild der winzigen Arche auf den Wellen, das in meinem Büro in der Kirche hängt.
Andere Favoriten sind Daniel in der Löwengrube (so viele Knochen und doch ist Daniel am Leben), Jona mit dem großen Fisch (so ein riesiger Fisch und so ein winziger Prophet), der krähende Hahn bei Petrus’ Verrat (wundervoll zum Anschauen und Sinnieren).
MS: Welche Abschnitte waren am schwierigsten und welche haben dir beim Schreiben Freude bereitet? Wie hast du entschieden, was du weglässt?
KD: Es gibt 104 Geschichten, je 52 im Neuen und Alten Testament. Ich habe mich bemüht, die geläufigen Geschichten einzubauen (Noah, Abraham, David, Weihnachten, Ostern), während ich auch unbekanntere Geschichten wie die von Gehasi oder der Töchter Zelophads gewählt habe. Jede Geschichte war schwerer zu schreiben als erwartet. In einem normalen Buch kommst du in den Schreibfluss und kannst 2.000 Wörter durchschreiben, wenn es gut läuft. Aber in diesem Buch brauchte jede Geschichte (mit etwa 500 Wörtern) ihre eigene Einleitung und Zusammenfassung, ihr eigenes Thema, ihren eigenen Spannungsbogen. Ich habe Kommentare gelesen und mich durch alte Predigten gearbeitet, bevor ich das Kapitel schrieb. Ich wollte die Geschichte nicht nur erzählen, sondern sie auch beibringen – und auf eine Art ist das mit Leichtigkeit verbunden, aber es umschließt auch theologische Themen und biblische Erzählstränge, die viele übersehen können. Ich hoffe, dass Erwachsene das Buch ebenso lehrreich finden wie Kinder.