Eine Jugendarbeit mit dem Evangelium im Zentrum
Die Jugendarbeit ist für viele Christen ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde. Obwohl das Neue Testament uns nicht zur Bildung von Jugendgruppen in der Gemeinde aufruft, können diese trotzdem als Teil der Gesamtgemeinde sinnvoll und hilfreich sein. Doch gerade weil uns die Bibel kein eindeutiges Schema für die Gestaltung von Jugendgruppen liefert, ist es umso wichtiger, die Jugendarbeit unserer Gemeinden nach den biblischen Prinzipien des Gemeindeaufbaus zu gestalten. Einer der wichtigsten Bausteine für eine gute Jugendarbeit ist das Evangelium Jesu Christi.
Mit diesem Artikel möchte ich Jugendmitarbeiter ermutigen, besonders bei Andachten das altbewährte Evangelium ins Zentrum der Jugendarbeit zu stellen. Dafür liegen mir die folgenden fünf Gründe auf dem Herzen:
1. Die Jugendlichen brauchen das Evangelium für ihre Rettung
Viele Teenager, die in ihren Gemeinden die „geistliche Laufbahn“ durchgemacht haben, also von der Babybetreuung bis zur Jugend dabei gewesen sind, wirken auf uns Jugendmitarbeiter oft schon ziemlich „christlich“: Viele kommen zu den Gottesdiensten, verhalten sich in der Gemeinde brav und haben viel verstanden, sodass sie oft die richtigen Antworten auf unsere Fragen parat haben. Aber nur weil die Jugendlichen in unserer Obhut „christlich“ erscheinen, sind sie noch lange keine echten Christen! Auch Gemeindekinder müssen den Glauben ihrer Eltern zu ihrem eigenen, persönlichen Glauben machen. „Gott hat keine Enkelkinder“, sagte Corrie ten Boom bekanntlich. Gerade dieser Schritt der persönlichen Entscheidung für Jesus ist besonders im Teenageralter wichtig, denn die Jugendlichen erleben viele Veränderungen – und das gilt auch in Bezug auf den Glauben.
Genau hier müssen wir ihnen helfen. Und das tun wir, indem wir ihnen erstens kein falsches Bild über sich selbst vermitteln. Das kann schnell passieren, etwa durch unüberlegte pauschale Formulierungen an alle, wie: „Wir als Christen …“, oder „Wir glauben ja alle, dass …“ Was kommunizierst du damit deinen Jugendlichen? Welchen geistlichen Zustand sprichst du ihnen damit zu? Diejenigen, die wirklich Christen sind, dürfen wir in ihrem Glauben bestätigen. Lasst uns jedoch nicht pauschal allen unserer Jugendlichen – ungeachtet ihres geistlichen Zustandes – vermitteln, sie seien Christen.
„Lasst es unser Ziel sein, dass die Jugendlichen, die ohne Jesus zur Jugendstunde kommen, letztendlich mit ihm nach Hause gehen und für ihr restliches Leben an ihn geheftet sind.“
Zweitens müssen wir ihnen helfen, indem wir ihnen das Evangelium predigen. Allein der Glaube an das Evangelium Jesu Christi kann sie retten (vgl. Joh 3,16; Eph 2,8–10). Unsere Hauptsorge kann hingegen schnell eine andere sein: Wir können insgeheim priorisieren, dass die Jugendlichen sich wohlfühlen, Spaß bei den Spielen haben oder möglichst viele von ihnen kommen. Cameron Cole sagt, wie Jugendarbeit leider oft praktiziert wird: „Jugendarbeit ist Völkerball, Abstinenz und Feiern mit deinen Kumpels im Namen Gottes.“[1] Aber das Evangelium muss unsere Hauptsorge sein: Kein regulärer Jugendabend sollte ohne das Evangelium stattfinden. Das Evangelium ist der Schatz, den wir den Jugendlichen für den Rest ihres Lebens mitgeben können. Lasst es unser Ziel sein, dass die Jugendlichen, die ohne Jesus zur Jugendstunde kommen, letztendlich mit ihm nach Hause gehen und für ihr restliches Leben an ihn geheftet sind.
2. Die Jugendlichen brauchen das Evangelium für wahre, anhaltende Veränderung in ihrem Leben
Mir tun die Jugendlichen meiner Gemeinde oft leid, weil sie in einer kaputten Welt groß werden und leben. Negative Einflüsse und Gefahren lauern an allen Ecken und Enden ihres Lebens. Ich denke an die Gefahren der sozialen Medien oder daran, wie sie mit ihren christlichen Vorstellungen in der Sexualethik allein auf weiter Flur sind. Auch ihr persönliches Leben kann durch pubertäre Hormonkarusselle, mangelndes Selbstwertgefühl, Akne oder Mobbing erschwert sein. So können wir uns wünschen, dass sie fest in Christus verwurzelt sind und nicht „nach dem Lauf dieser Welt“ (Eph 2,2) leben, indem Gott sie verändert. Dieser Wunsch ist gut, doch wir sollten uns erinnern, dass anhaltende Veränderung im Leben der Jugendlichen nur durch das Evangelium geschehen kann. Ihr äußerliches Verhalten können wir vielleicht zeitweilig durch die Predigt und das Vorleben biblischer Moral verändern. Wahre Veränderung muss hingegen aus einem Herzen kommen, das Gott durch sein Evangelium verändert hat.
3. Das Evangelium schützt uns vor der Gefahr der Gesetzlichkeit
Eine der größten Gefahren in der Jugendarbeit ist die der Gesetzlichkeit. Jugendabende können nicht ohne klare Regeln stattfinden: Handys sollen in der Hosentasche bleiben; bei der Andacht wird zugehört; andere sollen beim Singen nicht abgelenkt werden; Beleidigungen sind verboten. So kann bei den Jugendlichen der Eindruck entstehen, dass sie alles richtig machen, wenn sie auf die Vorgaben der Jugendmitarbeiter hören.
„Unsere Andachten können voll von Geboten und leer in Bezug auf Gottes Gnade sein.“
Auch bei unseren Andachten kann es schnell primär um den Lebenswandel gehen: Die Jugendlichen sollen den Eltern gehorchen, am Sonntag in die Gottesdienste kommen, und zwar ohne andere zu stören oder alle Süßigkeiten aufzuessen, sich fernhalten von Drogen und Alkohol und keine romantischen Beziehungen im jungen Alter eingehen – besonders nicht zu Nichtchristen. So können unsere Andachten voll von Geboten und leer in Bezug auf Gottes Gnade sein.
Es ist genial, wenn wir die Jugendlichen motivieren, ein eigenes Gebetsleben zu haben und eigenständig in Gottes Wort zu lesen. Auch hier lauert jedoch die Gefahr der Gesetzlichkeit, wenn diese und andere geistliche Disziplinen den Jugendlichen lediglich als Pflichten des äußerlichen Gehorsams auferlegt werden und nicht einem durch Gottes Geist veränderten Herzen entspringen.
So ist unser Wunsch nach Veränderung im Leben der Jugendlichen gut, aber wir müssen selbst glauben, dass nur Gott durch sein Evangelium diese Veränderung bewirken kann, und entsprechend unseren Dienst tun. Deswegen lasst uns das Evangelium Jesu predigen, der durch seinen aktiven Gehorsam das perfekte Leben für uns lebte, uns seine Gerechtigkeit durch Glauben schenkt und durch den Geist befähigt, darauf im Glaubensgehorsam zu antworten.
4. Durch eine evangelistische Jugendarbeit erreichen wir gemeindefremde Jugendliche
Es ist unser heiliger Auftrag als Jünger Jesu, die Botschaft des Herrn der Herren und Königs der Könige bis an die Enden der Erde zu verkünden (vgl. Mt 28,18–20). Das bedeutet, dass wir diese Botschaft auch der jungen Generation unseres Landes verkündigen sollen. Die Realität ist aber, dass nur wenige Jugendliche in unsere Gottesdienste kommen oder unsere Gemeinden besuchen. Hier können wir durch unsere Jugendgruppen einen Unterschied machen, indem wir die Jugendarbeit so gestalten, dass unsere Jugendlichen ihre Freunde gern mitbringen – sie bringen die Leute, und wir vermitteln ihnen (gemeinsam) die frohe Botschaft. Praktisch müssen wir dazu die biblischen Inhalte in Einfachheit weitergeben, damit auch gemeindefremde Teilnehmer verstehen, was wir sagen. Wenn wir in den Andachten „kanaanäisch“ reden – also viele biblische Begriffe und Formulierungen verwenden, ohne diese zu erklären –, ist es unwahrscheinlich, dass wir von den Gemeindekindern verstanden werden, geschweige denn von Außenstehenden. Wir müssen bei unseren Treffen erklären, was wir warum machen: Warum beten wir? Warum singen wir Lieder und was bedeuten sie eigentlich? Wir dürfen mithelfen, dass in unseren Jugendstunden eine Willkommenskultur entsteht, in der sich auch Neue wohlfühlen. Es kann auch hilfreich sein, regelmäßig besondere Jugendabende zu veranstalten, die bewusst evangelistisch ausgerichtet sind: Dabei ermutigen wir unsere Jugendlichen, ihre Schulfreunde mitzubringen, und halten dann eine Andacht, die besonders evangelistisch ist.
5. Die Jugendlichen werden durch eine evangelistische Jugendarbeit selbst zu Evangelisten ausgerüstet
Ein weiterer Weg, wie wir die junge Generation Deutschlands mit dem Evangelium erreichen, ist es, unsere Jugendlichen zu Evangelisten auszurüsten. Das kann am besten dann geschehen, wenn unsere Jugendarbeit evangelistisch ist. Denn so erleben die Jugendlichen Woche für Woche, wie man das Evangelium erklärt und persönlich anwendet. Im besten Fall müssen sie so nur noch unserem Beispiel folgen.
Zusammenfassung
Das waren nun fünf Gründe dafür, das Evangelium ins Zentrum unserer Jugendarbeit zu stellen. Sicherlich gibt es noch viele weitere Gründe. Aber ich hoffe, dass du neu ermutigt bist, die Verkündigung des Evangeliums als dein Hauptziel in der Jugendarbeit zu sehen. Das ist der Weg, wie Gott unsere Jugendlichen retten, sie bleibend verändern und sich dabei selbst verherrlichen möchte.
1 Cameron Cole, „The Gospel at the Heart of All Things: Youth Ministry Founded in the Gospel“ in: Cameron Cole, Jon Nielson (Hrgs.), Gospel Centered Youth Ministry: A Practical Guide, Wheaton: Crossway, 2016, S. 26.