Konkurrenzkämpfe unter Müttern

Ein Gleichnis

Artikel von Gloria Furman
14. August 2024 — 5 Min Lesedauer

Dieses Gleichnis[1] wurde einigen Müttern erzählt, die in Konkurrenzkämpfen untereinander verstrickt waren und ihr ganzes Vertrauen auf sich selbst setzten. Sie glaubten, alles verstanden und im Griff zu haben und behandelten andere Mütter mit Verachtung:

Zwei Mütter schlugen eines morgens ihre Bibeln auf, um Stille Zeit zu machen und zu beten. Die eine war eine „perfekte“ Mutter, die andere eine „nicht ganz so perfekte“. Die „perfekte“ Mutter betete: „Gott, ich danke dir, dass ich eine gute Mutter bin! Ich bin nicht wie einige andere, die keine Ahnung haben, was sie tun – und erst recht nicht wie jene, deren Kinder ungehorsam sind und im Gegensatz zu meinen nichts hinbekommen.“ Die „nicht ganz so perfekte“ Mutter betete hingegen: „Gott, hilf mir! Ich bin von deiner Gnade abhängig. Ich bin eine Mutter mit einem kleinen Glauben, aber einem großen Gott!“

Sowohl gläubige als auch ungläubige Mütter beklagen die zerstörerische Kritik, der sie ausgesetzt sind und die oft von anderen Müttern ausgeht. Konkurrenzkämpfe zwischen Müttern sind ein oft thematisiertes Problem.

Viele Frauen behaupten zynisch, dass dieses Problem vorwiegend innerhalb der Gemeinde auftritt, und zwar deshalb, weil den Fragen rund um das Muttersein dort ein moralischer Wert beigemessen wird. Keine Mutter kann diese hohen Ansprüche erfüllen.

Konkurrenzkämpfe unter Müttern verstehen

Für mich sind diese Konkurrenzkämpfe zwischen Müttern fremd. Ich musste sogar Freunde in den USA bitten, mir zu erklären, welche praktischen Auswirkungen dieses Phänomen auf ihr Leben hat. Wir verließen die USA, bevor unser ältestes Kind 16 Monate alt war, bevor kleine Onlineshops zur Einnahmequelle für Sprüche31-Frauen wurden, bevor Ergebnisse unserer gottgegebenen Kreativität mit professionellen Kameras festgehalten und auf den sozialen Medien zur Schau gestellt wurden und bevor Bio-Lebensmittel in gängigen Geschäften erhältlich waren.

Unsere anderen Kinder wurden im Nahen Osten geboren. Wenn mich hier jemand nach meiner Erfahrung als Mutter fragt, geschieht es eher in der Annahme: „Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Die Menschen hier wollen durch ihre Fragen erfahren, „aus welchem Dorf“ man kommt. Es geht weniger um einen Wettbewerb, sondern vielmehr um aufrichtiges Interesse und Anteilnahme.

Ich fragte meine Freunde: „Neigen Mütter in der Gemeinde stärker zu diesem Konkurrenzkampf, der auch durch unsere Kultur gefördert wird? Führen unsere moralischen Werte dazu, dass wir eher bereit sind, andere Mütter zu verurteilen und niederzumachen, anstatt sie mit dem Evangelium aufzubauen?“

Moralische und nicht-moralische Fragen

Die Bibel räumt bestimmten Erziehungsfragen tatsächlich einen moralischen Stellenwert ein. Ich denke dabei zum Beispiel an Epheser 6,4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ Der moralische Wert dieser Erziehungspraxis ist offensichtlich – und unsere Fähigkeit, diesem gerecht zu werden, ebenfalls. Wir sind Sünder, die der Gnade Gottes bedürfen!

Die größte Empörung gegen die Kritik von Mutter zu Mutter entsteht jedoch dann, wenn Praktiken oder Vorgehensweisen von Müttern, die keinen moralischen Stellenwert haben, willkürliche moralische Werte zugeschrieben werden. Nehmen wir zum Beispiel das Stillen und das Füttern mit der Flasche. Ich habe schon beides gehört: „Du stillst dein Baby? Du solltest dich schämen!“ und „Du gibst das Fläschchen? Du solltest dich schämen!“

Wenn wir verstehen, dass Konkurrenz zwischen Müttern nichts anderes als ein Götze unseres Herzens ist, dann erkennen wir auch, wer diesen Kampf begonnen hat – wir alle.

Konkurrenzkämpfe unter Müttern in der Gemeinde

Gläubige Mütter dürfen sich nicht auf Konkurrenzkämpfe in der Gemeinde einlassen. Sie stehen im Widerspruch zu einer in Jesus Christus begründeten Gemeinschaft.

„Gottes Vergebung und das Bewusstsein, dass wir alle begnadete Sünder sind, befreit uns
von dem Bedürfnis, etwas beweisen zu müssen. Es befreit uns von Neid und von dem Wunsch, andere Mütter zu übertreffen.“
 

Gottes Vergebung und das Bewusstsein, dass wir alle begnadete Sünder sind, befreit unsere Beziehungen untereinander von den Dingen, die sie belasten. Es befreit Mütter von dem Bedürfnis, etwas beweisen zu müssen. Es befreit uns von Neid und von dem Wunsch, andere Mütter zu übertreffen. Es befreit uns von dem Verlangen nach Anerkennung und Lob, das wir uns von anderen wünschen. Es befähigt uns, einander in Christus wertzuschätzen und andere Mütter zu lieben, wie uns selbst.

Mit anderen Worten: Das Kreuz ermöglicht eine Gemeinschaft, die durch Konkurrenzkämpfe unter Müttern zu zerbrechen droht.

Konkurrenzdenken hat unter Schwestern in Christus keinen Platz. Gläubige Mütter sind schwach und aufeinander angewiesen. Wie die gläubige kanaanäische Mutter nähern wir uns dem Heiland auf den Knien und sagen: „Erbarme dich über mich, Herr!“ (Mt 15,21–28). Das ist die Haltung einer Mutter, die sich ihrer Abhängigkeit bewusst ist.

Wir achten das vergossene Blut Jesu Christi, das uns von unseren Sünden reinigt und leben in Frieden miteinander aufgrund seines Kreuzes. Wir rühmen uns viel lieber unserer Schwachheit, damit die Kraft Christi in uns wirksam wird!

Wir knien vor unserem Erlöser und werden befähigt, „alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle Verleumdungen“ abzulegen (1Petr 2,1) und „aufeinander acht[zu]geben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken“ (Hebr 10,24).

Anstatt eine Mutter zu verleumden, die etwas anders macht als wir, gibt uns Jesus die Gnade, die wir brauchen, um dem Evangelium gerecht zu werden. Jesus gibt uns die Gnade, uns würdevoll zu verhalten, zu lehren, was gut ist, junge Frauen anzuleiten, ihre Männer und Kinder zu lieben, selbstbeherrscht, rein, häuslich und freundlich zu sein und uns unseren eigenen Ehemännern unterzuordnen (vgl. Titus 2).


1 Es basiert auf dem Gleichnis Jesu vom Pharisäer und Zöllner aus Lukas 18,9–14.