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Nayana (Name wurde geändert) kam zum ersten Mal in unsere Gemeinde, nachdem sie von einer Freundin eingeladen worden war, an unserem Frauenbibelkreis teilzunehmen. Da sie den größten Teil ihres Lebens in einem vorwiegend muslimischen Land verbracht hatte, war sie neugierig, etwas über die Bibel zu erfahren. Neugierig, aber auch skeptisch.
Die Kleingruppenleiterinnen, die sie begrüßten, waren hochmotiviert, ihr die Wahrheiten der Bibel zu erklären. Sie luden sie zu sich nach Hause zum Essen ein und verbrachten auch Zeit außerhalb des Bibelkreises mit ihr, um Nayanas Fragen über Jesus zu beantworten. Nayana war bereits überzeugt, dass Jesus ein guter Mensch war. Sie glaubte, dass er einer der Propheten war, aber nicht der Sohn Gottes.
Woche für Woche nahm Nayana an dem Bibelkreis teil. Sie beteiligte sich an den Diskussionen in den Kleingruppen, indem sie leidenschaftlich ihren Glauben an den Islam verteidigte und ihn sogar aktiv verkündete. Oft blieb sie nach den Vorträgen zurück, um den Lehrern Fragen zu stellen. Aber sprachliche und kulturelle Hindernisse machten es uns schwer, ihre Intention zu verstehen.
Unsere Gruppenleiterinnen beteten für Nayanas Errettung, für ihre Kleingruppenleiterinnen und um die Leitung des Herrn für die anderen Frauen in den Bibelkreisen. Wir baten unsere Gemeindeleitung um Rat. Aber nichts schien sich zu ändern.
Doch Gottes Geist nutzte still und leise sein Wort, um Nayanas Herz zu erweichen und ihre Augen zu öffnen. Nach fast einem Jahr des Bibelstudiums kam Nayana zum Glauben an den Herrn Jesus Christus.
Es gab keinen Zweifel an der Echtheit ihrer Bekehrung. Die Härte, die einst so charakteristisch für ihre Kommentare war, verschwand. Nayanas Fragen wurden aufrichtig. Ihre Augen funkelten, wenn sie von Jesus als ihrem Herrn und Erlöser sprach. Sie beteiligte sich an den Aktivitäten der Gemeinde und besuchte regelmäßig unsere Sonntagsgottesdienste. Sie war hungrig nach dem Wort Gottes und nahm jede Gelegenheit wahr, um noch mehr davon zu hören. Schon bald war sie ins Gemeindeleben integriert.
Aber Nayanas wachsende Hingabe an den Herrn hatte ihren Preis. Ihr Ehemann war gegen die Änderung, die er in Nayanas Leben sah. So verlangte er, dass sie nicht mehr an den Bibelkreisen teilnahm. Er nahm ihr sogar das Handy weg, damit sie mit keinem Christen in Kontakt bleiben konnte. Schließlich verließ er sie und ließ sie mit den zwei Söhnen allein, ohne Einkommen und mit einem riesigen Schuldenberg. Ihre Verwandten bedrohten ihr Leben. Auch ihre Söhne hinterfragten den christlichen Glauben. Aber innerhalb des Leibes Christi entdeckte Nayana ein festeres Band, als sie es jemals gekannt hatte. Neue Brüder und Schwestern in Christus luden sie und ihre Söhne in ihre Häuser zu den Mahlzeiten ein. Diese Gläubigen verbrachten Stunden damit, Nayanas Fragen zu beantworten und ihr zu erklären, was es bedeutet, Christus nachzufolgen. Die Gemeinde half ihr in ihren finanziellen Nöten und bei der Instandhaltung ihres Hauses.
Nach wenigen Jahren begannen auch Nayanas Söhne unsere Sonntagsgottesdienste zu besuchen. Sie hatten Nayanas Veränderung miterlebt und wurden neugierig auf das Christentum. Als sie biblische Predigten hörten und Gottes Volk kennenlernten, begann der Heilige Geist auch an ihren Herzen zu wirken. So kamen schließlich auch Nayanas Söhne zum Glauben an Jesus Christus.
„Durch diese Verbindung erlebte Nayana die Stärke und die Schönheit des ganzen Leibes Christi.“
Jetzt, einige Jahre später, sind Nayanas Söhne zum Studieren weggezogen, aber sie ist ein lebendiges Mitglied unserer Gemeinde geblieben. Ihre Augen leuchten noch immer, wenn sie vom Herrn und seiner Fürsorge spricht. Sie hat kürzlich auch andere Frauen eingeladen, an unseren Bibelkreisen teilzunehmen – Frauen in ähnlichen Lebenslagen wie sie selbst damals, als sie zum ersten Mal zu uns kam.
Nayanas Geschichte ist wunderschön, weil sie vom neuen Leben und von der Errettung durch Jesus Christus erzählt. Sie ist auch deshalb so schön, weil sie so deutlich zeigt, wie der Leib Christi funktioniert. Wir haben unseren Teil der Aufgabe sicherlich nicht perfekt gemeistert. Auf fast jedem Schritt entlang dieses Weges hatten wir unsere Lektionen zu lernen – über kulturelle Barrieren, über Feingefühl, über die Kraft des Wortes Gottes und über das Vertrauen auf diese Kraft. Aber der Herr wirkte durch seine Gemeinde und zog Nayana näher zu sich, stärkte die Gemeinde und erreichte trotz unseres Versagens seine Ziele.
Damit Nayanas Geschichte Wirklichkeit wurde, nutzte der Herr die starke Verbindung zwischen unserem Frauen-Bibelkreis und unserer Ortsgemeinde. Durch diese Verbindung erlebte Nayana die Stärke und die Schönheit des ganzen Leibes Christi. Nayana fühlte sich schon bald sehr zu den Frauen und den Beziehungen hingezogen, die sie rund um das Studieren der Bibel knüpfen konnte. In einer gemischten Gruppe aus Männern und Frauen hätte sie sich anfänglich überhaupt nicht wohl gefühlt. Aber die gesamte Gemeinde bot ihr Wegweisung, Unterstützung und Ermutigung durch Gebet. Unsere Gemeindeleiter beteten um Gottes Führung für diese Frau und dienten ihr praktisch. Als Nayana den Herrn angenommen hatte, griff die Gemeinde ihr auch in konkreten praktischen Nöten unter die Arme. So wurden sie und ihre Söhne schließlich in den Leib Christi integriert. Und jetzt lädt sie wiederum ihre Freundinnen zu unserem Frauen-Bibelkreis ein.
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Dieser von Cindy Cochrum verfasste Auszug stammt aus dem Buch: Kathleen Nielson und Gloria Furman (Hrsg.), Worterfüllter Dienst für Frauen: Wie du in der Gemeinde mitarbeiten kannst, Augustdorf: Betanien Verlag, 2021, 285 Seiten, S. 101–103. Das Buch kann hier bestellt werden.