Was kann ein Kind aus deiner Predigt mitnehmen?

Artikel von John Joseph
10. Juli 2024 — 9 Min Lesedauer

Meine Familie geht sehr gern auswärts essen. Burgerläden, Thai-Food, Sushi, Pizza – was auch immer. Feines Essen oder Fast Food, wir haben wahrscheinlich schon alles probiert. Bei unseren zahlreichen gastronomischen Besuchen haben wir festgestellt, dass es in jedem Restaurant eine Speisekarte für Kinder gibt.

Selbst Fast-Food-Restaurants, deren gesamte Speisekarte im Grunde ein einziges riesiges Kindermenü ist, haben spezielle Gerichte nur für Kinder – zum Beispiel McDonald’s Happy Meals. Die Restaurants haben erkannt, dass sie Familien nicht ansprechen, wenn sie kein Essen für Kinder anbieten. Damit sich diese Familien kein anderes Restaurant aussuchen, gibt es etwas Spezielles für Kinder.

Ich erwähne das, weil die meisten Eltern, die neu in eine Gemeinde kommen, dem Prediger die gleiche Frage stellen wie der Wirtin eines Restaurants: Was steht auf der „Speisekarte“ für die Kinder? Sie wollen wissen, ob die Gemeinde geistliche Nahrung für ihre Kinder hat. Zum Glück bietet die Mehrzahl der Gemeinden ein Kinderprogramm an. Das beinhaltet Dinge wie Kindergottesdienst, Ferienbibelschule, Jugendgruppen oder Jüngerschaftsgruppen. Ein Menüpunkt fehlt jedoch oft: die Predigt.

Natürlich ist mir klar, dass es in allen Gemeinden eine Predigt gibt. Es geht mir nur darum, dass viele (die meisten?) Predigten nichts für Kinder enthalten. In diesem Sinne ist die Predigt nicht nur ein Menüpunkt, sondern ein Restaurant für sich. Lass mich also den Predigern die gleiche Frage zu ihren Predigten stellen: Prediger, was steht für Kinder auf deiner Speisekarte?

Sprichst du die Kinder in deinen Predigten regelmäßig an? Nimmst du dir Zeit, bestimmte Dinge so zu erklären, dass Kinder sie verstehen können? Wenn du den Erwachsenen in deiner Gemeinde hilfst, über die Anwendung der Predigt in ihrem Leben nachzudenken, hilfst du dann auch den Kindern?

Wenn du dich in deinem Arbeitszimmer bemühst, für deine Gemeinde ein Festmahl für den Sonntag zusammenzustellen, dann denk auch daran, kindgerechte Menüpunkte einzuplanen. Um dir dabei zu helfen, möchte ich drei Punkte vorstellen, die ich regelmäßig in meine Predigten einbaue und die – durch Gottes Gnade – dazu geführt haben, dass die Kinder sich mehr auf die Predigten eingelassen haben und in der Liebe zu Gottes Wort gewachsen sind. Das Tolle an diesen Punkten ist, dass du sie bereits in deiner Predigtvorratskammer hast. Du musst sie für Kinder nur ein wenig anders  vorbereiten.

1. Fragen

Der erste Menüpunkt, zu dem ich dich ermutigen möchte, lautet: Bau Fragen in deine Predigt ein. Mach es dir zur Gewohnheit, den Kindern Fragen über den Text zu stellen. Sprich sie als Gruppe an. Sag zum Beispiel: „Kinder, ich habe eine Frage an euch. Kann mir jemand von euch sagen …?“ Überleg, wie alt die Kinder in deiner Gemeinde sind und welche Art von Fragen sie beantworten können. Da sich ihre kognitiven Fähigkeiten schnell entwickeln, könntest du sogar bestimmte Gruppen von Kindern ansprechen. „Ich habe eine Frage für die 5–7-Jährigen … für die 7–10-Jährigen … für die 10–13-Jährigen … für die Teenager …“ Sei so spezifisch, wie du willst, aber variiere die Fragen.

„Mach es dir zur Gewohnheit, den Kindern Fragen über den Text zu stellen.“
 

Ich predige gerade über das 1. Buch Mose und habe den Kindern alle möglichen Fragen gestellt. Als ich darüber sprach, dass Gott ein Schild ist, habe ich die jüngeren Kinder gefragt, wofür Schilde verwendet werden. Als ich über den Bund sprach, den Gott mit Noah schloss, bat ich die Teenager, die wichtigsten Bündnisse des Alten Testaments zu nennen. Als ich erklärte, warum sich Lot und Abram trennten, fragte ich die Kinder, was passieren würde, wenn ich zehn von ihnen in einen Raum steckte, in dem nur genug Spielzeug für zwei von ihnen war. Die richtige Antwort schallte mir prompt entgegen: „Wir würden uns streiten!“

Der Nutzen dieser einfachen Übung ist enorm, denn Kinder lieben es, Fragen zu beantworten. Ihre Augen werden leuchten und die Hände werden in die Höhe schnellen. Wenn du jede Woche ein paar Fragen einstreust, werden sie sich begeistert darauf einlassen.

2. Illustrationen

Der zweite Menüpunkt, den ich dir ans Herz legen möchte, sind altersgerechte Illustrationen für Kinder. Illustrationen sind für jeden Gottesdienstbesucher wichtig, besonders aber für die Kinder. Sie fesseln nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern können auch herrliche biblische Wahrheiten anschaulich machen, die sonst vielleicht übersehen würden.

Es gilt jedoch zu beachten: Wenn du Illustrationen für Kinder vorbereitest, musst du kinderfreundliche Zutaten verwenden. Das ist dir wahrscheinlich nicht neu, aber Illustrationen aus deiner Ehe, deiner Arbeit oder aktuellen Ereignissen können für Kinder genauso schwer zu verarbeiten sein wie die biblischen Wahrheiten, die du illustrieren willst. Wenn du eine Illustration für Kinder vorbereitest, solltest du dir überlegen, welche Dinge ihre Phantasie anregen.

„Illustrationen sind für jeden Gottesdienstbesucher wichtig, besonders aber für die Kinder. Sie fesseln nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern können auch herrliche biblische Wahrheiten anschaulich machen, die sonst vielleicht übersehen würden.“
 

Wenn du über unsere Ohnmacht sprichst, die Sünde zu besiegen, dann mal den kleinen Jungen ein Bild, das zeigt, wie unmöglich es wäre, eine riesige Armee zu besiegen, wenn sie nur Wasserpistolen und Plastikschwerter hätten. Wenn du mit Teenager-Mädchen sprichst, sag ihnen, sie sollen sich vorstellen, wie toll es wäre, wenn sie mit einer weltweit bekannten Persönlichlichkeit befreundet wären und sie jederzeit anrufen könnten. Dann sag ihnen, wie viel toller es ist, dass sie mit Gott befreundet sind und mit ihm reden können, wann immer sie wollen. Wenn du möchtest, dass die Kinder wissen, wie viel Gnade Gott über uns alle ausschüttet, dann erzähl ihnen von dem riesigen Wassereimer im Indoor-Wasserpark, der beim Ausschütten immer Kinder umhaut (wenn du nicht weißt, wovon ich rede, schau es dir auf YouTube an!).

Vom kleinen Tiger Daniel bis Narnia, von den Youtubern „Dude Perfect“ bis zu Vergnügungsparks, von der Angst im Dunkeln bis zum Erwischtwerden bei etwas Schlechtem – die Liste der Möglichkeiten, biblische Wahrheiten auf kindgerechte Weise zu veranschaulichen, ist endlos. Versuch, dich in ihre Welt hineinzuversetzen, um ihnen dein Essen schmackhafter zu machen.

Wenn du Illustrationen für Kinder verwendest, scheu dich nicht, lebhafter und ausdrucksstärker zu sein als sonst. Das mag für manche Prediger ungewohnt sein, aber ich möchte dich trotzdem dazu ermutigen. Kinder lieben es, wenn Geschichten nachgespielt werden, und wenn du für ein paar Momente in eine Rolle schlüpfst, kannst du damit einen Text lebendig werden lassen. Dabei geht es nicht um Albernheit um der Albernheit willen, sondern darum, ihre Vorstellungskraft zu beflügeln und ihre Gedanken mit der Größe Gottes zu füllen.

3. Anwendungsbeispiele

Der dritte und letzte Menüpunkt, zu dem ich dich ermutigen möchte, sind kindgerechte Anwendungen. Ich gehe davon aus, dass ein wichtiger Teil deiner Predigt jede Woche darin besteht, dass du deiner Gemeinde hilfst, den Text auf ihr Leben anzuwenden. In dem Fall solltest du auch einige Anwendungspunkte für die Kinder einbauen.

Eine der wirksamsten Methoden, mit denen man Kindern beibringen kann, dass sie in der Gemeinde keine Zuschauer sind, ist, ihnen zu sagen, wie sie im Licht der Bibel leben sollen. Denk an die verschiedenen Gebote in der Heiligen Schrift wie „Fürchte dich nicht“, „Leg den Zorn ab“, „Wandle im Glauben“, „Hoffe auf Gott“, „Sprich die Wahrheit in Liebe“ und viele andere. Überleg dir, in welchen Lebenssituationen die Kinder diese Gebote befolgen können. Hier ist ein Beispiel:

„Kinder, was lernen wir aus diesem Abschnitt? Er sagt uns, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Glauben und einem Leben als Friedensstifter gibt. Diejenigen, die im Glauben wandeln, werden Friedensstifter sein wollen; sie werden um der Einheit willen ihre Rechte aufgeben wollen. Trifft das auf dich zu?

Würden deine Eltern sagen, dass du ein Friedensstifter bist? Versuchst du, Frieden mit deinen Geschwistern zu schließen, oder suchst du nach Wegen, um zu bekommen, was du willst? Würden deine Geschwister sagen, dass du ein Mensch bist, der ihnen zuliebe bereitwillig seine Rechte aufgibt, oder nimmst du dir immer den besten Platz, das beste Essen, den besten Gamecontroller und die beste Kleidung?“

Ein wenig Anwendung genügt, um viel zu bewirken.

Bei der Wahl der Anwendungsbeispiele solltest du wiederum das unterschiedliche Alter der Kinder in deiner Gemeinde berücksichtigen. Ein Anwendungsfall für Grundschüler wird anders sein als einer für Teenager. Du kannst mit Teenagern genauso reden wie mit Erwachsenen, aber ich würde dir trotzdem empfehlen, sie als Gruppe anzusprechen, damit sie merken, dass du diesen Teil der Mahlzeit nur für sie vorbereitet hast.

„Wir wollen, dass unsere Kinder wissen, dass die Gemeinde für sie da ist, dass Jesus für sie da ist und dass das ewige Leben für sie da ist – lasst uns also in unseren Predigten zu ihnen sprechen.“
 

Du kannst mit Teenagern über die weltlichen Götzen wie Selbstdarstellung, Beliebtheit und Macht sprechen. Du kannst ihnen helfen, über kulturelle Fragen im Zusammenhang mit Geschlecht oder Rasse nachzudenken. Du kannst ihnen helfen, schwierige Konzepte wie die Dreieinigkeit, Gottes Willen oder das ewige Gericht zu verstehen. Einige der fruchtbarsten und ermutigendsten Gespräche, die ich nach dem Gottesdienst geführt habe, waren solche mit Teenagern, die mehr darüber nachdenken wollten, wie sie die Predigt auf ihr Leben anwenden können.

Schlussfolgerung

Wir wollen, dass unsere Kinder wissen, dass die Gemeinde für sie da ist, dass Jesus für sie da ist und dass das ewige Leben für sie da ist – lasst uns also in unseren Predigten zu ihnen sprechen. Überleg dir, wie du diese Punkte in dein Kindermenü aufnehmen kannst, und du wirst allmählich einen wachsenden Appetit bei den Kindern feststellen.